ARTUR BERLET Im Raumshiff von Planet zu Planet Bericht einer Weltraumreise VENTLA-VERLAG Wiesbaden-Schierstein 1972 Titel der brasilianischen Ausgabe: DISCOS VOADORES - Da Utopia ä Rcalidade, Rio 1967 Übersetzung: Irene Buchbauer Korrektoren: K. H Wiemann und C. Muller Schutzumschlag: K. L. Veit Erste deutsche Originalausgabe 1972 © VENTLA-VERLAG, D-6200 Wiesbaden-Schierstein Alle Rechte in deutscher Sprache, Verwendung in Rundfunk, Fernsehen und Film vorbehalten. Auch Auszüge nur mit Genehmigung des Verlags. Herstellung: Ehrenklau-Druck, Lauterbach/Hessen Inhaltsverzeichnis J. E. M. Geisel: Über Person und Charakcr Artur Berlets . 7 Dr. Walter Bühler: Geleitwort zur portugiesischen Erstausgabe . 12 Vorwort des Autors 17 Frage und Antwort 19 1. Ein Vorfall, gefolgt von einem dramatischen Erwachen . . 29 2. Wie man Sprachschwierigkeiten überwindet 34 3. Eine Erklärung des Vorfalls 36 4. Eine freundliche Familie 48 5. Vergleich der beiden Planeten 54 6. Spaziergang zu einem Restaurant 62 7. Begebenheiten und Erinnerungen am Ende des Tages ... 67 8. Eine Stadt bei Nacht 78 9. Die Regierung informiert sich und entscheidet 87 10. Eine Mahlzeit mit dem Sohn der Sonne 102 11. Besuch im Ackerbau-Gelände 115 12. Eine Stadt in den Bergen 124 13. Die Sonnenstahlfabrik 129 14. Wie ein außerirdisches Weltraumschiff entsteht 137 15. Verteidigung von einem astronomischen Observatorium aus . 144 16. Die Flüsse und Fischzuchtanstalten 150 17. Die nächste Nacht und der nächste Morgen 151 18. Erholung am Meer 153 19. Der Planet ohne Geld 157 20. Eine sehr ernste Unterhaltung 161 21. Eine andere Rechtsprechung 169 22. Ein Zug auf Rädern 172 23. Meine Rückreise wird vorverlegt 176 24. Ein Sportplatz 180 25. Abschied 194 26. Rückreise 198 27. Blick in den Weltraum 215 28. Landung auf unserer Erde 218 29. Wieder auf dem Festland 222 30. Rückkehr zu meiner Familie 225 Ausschnitte aus dem Briefwechsel des Ventla-Verlages mit Artur Berlet und dem portugiesischen Herausgeber Dr. Walter Bühler 227 Nachwort des bekannten brasilianischen UFO-Forschers und Chirurgen Dr. W. Bühler zur deutschen Ausgabe 229 Chefredakteur Karl L. Veit: „Zur deutschen Herausgabe" . . . 236 Abbildungen 240-255 Buchanzeigen 256 Verzeichnis der Abbildungen Titelfoto: UFO über der brasilianischen Küste. Aufnahme vom 4. Mai 1952 von Eduard Keffel, Photo-Dir. von „O CRUZEIRO"/Rio 1. Unser Sonnensystem (aus der portugiesischen Ausgabe) . . 241 Zeichnungen der „Fliegenden Scheibe" Sonnenschifftyp des Planeten Acart 2. Originalskizze von Artur Berlet 242 3. Nachzeichnung von A. Bekenn 242 4. Frontalansicht von K. L. Veit 243 5. Einige Details am oberen Kontrollraum 244 6. Fassade eines Hauses mit Plattform auf Acart 245 7. Haus und Ackergelände am Gebirgshang 246 8. Kombinierter Gabel-Löffel 247 2. Spezial-Schuhsohle 247 10. Grundriß des Sportfeldes 247 11. Kartenausschnitt des brasilianischen Staates RIO GRANDE DO SUL 248/249 Persönliche Fotografien 12. Artur Berlet zur Zeit seines Erlebnisses 1958 250 13. Der Autor mit seiner Frau und vier Kindern 251 (zwei Töchter und zwei Söhne) 14. Sarandi/Rio Grande do Sul 252 1) Haus des Verfassers; 2) Rathaus von Sarandi 15. Seite aus Berlets Originalmanuskript 253 16. Seite aus Berlets Originalmanuskript 253 17. Zwei der Manuskripthefte 254 15. Artur Berlet zeigt die Geländestelle der Landung und des Abflugs (Mittwoch, 14. Mai 1958) 254 19. Prof. Hulvio Brant Aleixo (rechts) in Belo Horizonte während der Untersuchung eines UFO-Falles 255 20. Die Geländestelle der Rückkunft (Donnerstag, 22. Mai 19 ÜBER DIE PERSON DES AUTORS Vorwort zu A. Berlets Buch „Im Raumschiff von Planet zu Planet" von Jorge Ernesto Macedo Geisel dem damaligen lokalen UFO-Forscher; geschrieben für die erste Ausgabe von Berlets Buch, leicht gekürzt vom Übersetzer aus dem Portugiesischen, Dr. W. B. Grandios ist der blaue Nachthimmel von Rio Grande do Sul, wenn er im Winter der kalten Juli-Nächte übersät ist mit unzählbaren Leuchtkörperchen. Wer bei einer solchen Pracht der Natur entlang der Straße von Garazinhe nach Sarandi kam, hätte kaum gedacht, daß oben auf dem Hügel der Farm „Biotonico" mehr als dreißig Leute zu UFO-Gesprächen versammelt waren, die nur unterbrochen wurden, als ein orangefarbenes Luftfahrzeug von ungeheuerer Größe in Form einer Scheibe in Richtung des Flusses Varzea im Kreis von Palmeira das Missoes von der Gruppe gesichtet wurde, als dieses ca. fünfzig Grad über dem Horizont heraufkam. Solche und ähnliche Erscheinungen wurden von Beobachtern dieser Gruppe, die sich zunehmend vergrößerte, während vieler Nächte gesichtet, und einige Personen dachten sogar schon daran, deswegen an dieser Stelle einen kleinen Verkaufsstand mit Erfrischungen aufzuschlagen. Anders indessen war die Meinung der Geistlichkeit, besonders von Vikar Ginochinni, bezüglich der Nächte, in denen über die Möglichkeiten des Lebens auf anderen Welten gesprochen wurde. Der Priester Menepipo sagte über den örtlichen Rundfunk, daß ihm die nächtlichen Ausflüge der D. H.Männer von Sarandi „nach Sünde riechen". Es schien, daß Sarandi sich anschickte, von einem „Theben" sich rasch in ein „Athen" zu verwandeln, als man im unendlichen Tempel der Natur über das Leben anderswo im Universum zu sprechen begann. Fußnote: *) „Rio Grande do Sul" ist der südlichste Staat Brasiliens, gefolgt auf der südlidien Halbkugel von Uruguay, Argentinien und dem Südpol. Die Jahreszeiten auf der südlichen Halbkugel sind den unseren entgegengesetzt. Aber die Kräfte der Gegenbewegung siegten über „Athen", so daß „Theben" von neuem unterrichtet wurde. Es wurden nachts künstlich beleuchtete Ballone losgelassen, und Laternen wurden angezündet, nur um die Sache lächerlich zu machen und eine Verwechslung der UFOs mit Auto-scheinwerfern und ähnlichen natürlichen Lichtreflexen herbeizuführen. Obwohl der ursprüngliche Beobachtungsplatz schon fast verrufen war, fanden sich immer wieder Leute von Kultur und sozialem Stand zusammen, wie z. B. Pastor Wagener von Atti-Assü und Herr Marie Ferrari, Richter von Sarandi, die bei zahlreichen Beobachtungen der UFO-Phänomene von anderen erhöhten Beobachtungspunkten aus zugegen waren. Doch die Beobachtungen dieser Gruppe sind unbedeutend im Vergleich zum Erlebnis Artur Berlets, obwohl sie glaubhaft versichert, daß diese Gegend von außerirdischen Luftfahrzeugen besucht wird oder schon besucht worden war. Schon seit längerer Zeit hatte die UFO-Forschungsgruppe von Berlets Abenteuer gehört, aber man hatte diesen Mann als „Sonderling" abgetan, der von einer Aureole von Gerüchten umgeben lebt. Es war das Verdienst von Bankdirektor Carlos de Oliveira Gomes von Sarandi, (Banco do Brasil), das eigenartige Abenteuer des Traktorfahrers vom Kreisamt Sarandi, Artur Berlet, entdeckt zu haben. Carlos lud Berlet eines Tages zu sich ein, wobei außer mir noch Rudi Schmidt anwesend war. Wir bombardierten Berlet siebeneinhalb Stunden lang mit unseren bohrenden Fragen, die Berlet mit größter Gelassenheit und Natürlichkeit zur allgemeinen Zufriedenheit beantwortete. Artur Berlet erzählte uns, daß er zu einem anderen Planeten mitgenommen worden war und dort eine Zeit von acht Erdentagen, vom 14. bis 23. Mai 1958, zugebracht habe. Wir trafen mit Herrn Berlet verschiedene Male zusammen, aber niemals tauchte der leiseste Verdacht einer Unwahrheit auf. Nie versuchte Herr Berlet, Geld aus seiner Geschichte zu schlagen; und oft wurden ihm finanzielle Angebote gemacht mit dem Ziel einer Nichtveröffentlichung seines Erlebnisses oder dessen Veränderung, die von ihm aber immer wieder abgelehnt wurden. Bis zur persönlichen Bekanntschaft mit Herrn Berlet im Jahr 1965 waren sieben kostbare Jahre seit seinem Erlebnis verstrichen und verlorengegangen. (Wie oft mag er da in der Wüste des religiösen und politischen „Thebens" vergeblich gepredigt haben! Denn die Engstirnigkeit der Menschen um ihn herum war so groß, daß die beste Aussage, die über ihn gemacht wurde, noch die war, daß Berlet „mit einem Traktor zum Mond gefahren" sei.) Der Bürgermeister von Sarandi, im Bestreben, für seine Stadt und für sich ein wenig Propaganda zu machen, hatte für Berlet einen Besuch in der Landeshauptstadt, in Porto Alegre, arrangiert. Dort wurde ihm im Fernsehen aber übel mitgespielt durch verfängliche Fragen. Schließlich wurde er sogar als gefährlicher Mensch hingestellt durch eine als „offizieller UFO-Forscher" sich ausgebende Person, die vorher in stundenlangem Verhör versuchte, alles für sie Nützliche von seinem Abenteuer zu erfahren. Im August 1965, als wir bereits von Berlets Geschichte überzeugt waren, traf hier zu Besuch Herr Dr. Walter Bühler von der in Rio erscheinenden UFO-Zeitschrift „Sociedade Brasileira de Estudos sobre Discos Voadores" (SBESDV) = Brasilianische Studiengesellschaft über fliegende Scheiben), Caixa postal Nr. 16 017, Rio de Janeiro! Brasilien, ein, der uns zur Sammlung aller Daten und zur Veröffentlichung von Berlets Erlebnis ermutigte. Bei dem veröffentlichten Manuskript wollen wir als Kriterium die Ehrlichkeit hervorheben, die ihm zugrundeliegt. Es entspricht genau Berlets Aufzeichnungen, die er ursprünglich in vierzehn Schulheften (siehe Fotos Nr. 13—15) und gemäß seiner bescheidenen Schulbildung niedergeschrieben hatte. Hierin erkennt man aber seine Lauterkeit, und die klaren und genauen Beschreibungen von Einzelheiten werden offenkundig. Auch werden die natürlichen psychologischen Begründungen ganz offen und ohne Umschreibung angesprochen. Das veröffentlichte Material ist weit davon entfernt, literarischen Anspruch zu erheben; der Autor beschrieb das Erlebte in seiner eigenen einfachen Weise, wobei nur manchmal die Satzstellung grammatikalisch verbessert wurde, um dem Leser das Verständnis zu erleichtern, wobei auch ein paar ortsübliche Ausdrücke, seien es die vom Staat Grande oder der deutschen oder italienischen Kolonie, durch allgemein sprachlich verständliche Ausdrücke ersetzt oder erklärt wurden. Ohne Zweifel hat Herr Berlet während seiner Jugend vor der portugiesischen Sprache deutsch erlernt. Im Kreis Sarandi geboren, war er bis vor wenigen Jahren noch Angestellter als Traktorfahrer für das Oberbürgermeisteramt, bis er bei einer Sprengung in einem Steinbruch ein Bein verlor. Hierauf wurde er pensioniert. Trotzdem hat er bis heute sein gutes Aussehen erhalten, ist kräftig gebaut, hat braungebrannte Haut, kastanienfarbenes Haar und blaue Augen, als Nachkomme von Deutschen und Franzosen, die sich mit Portugiesen und Eingeborenen vermischt hatten. Keine Spur von geistiger Schwäche ist an ihm zu finden, wie ihn eine bösartige Presse, auf Veranlassung, zu verleumden versuchte. In ganz Sarandi ist er als ehrlicher und aufrichtiger Mann bekannt, und meiner Ansicht nach ist er durch die Erlebnisse, die ihm durch seine Reise zu einem anderen Planeten zuteil wurden, zu einer tief innerlichen Erkenntnis gekommen, zum Vorteil für sich und seine Anhänger. Obwohl Berlet minutiöse Daten über den von ihm besuchten Planeten dort mitgeteilt worden waren, so stimmen diese anscheinend doch nicht alle mit den Daten der uns bekannten Planeten überein (siehe beigegebene Tabelle), mit Ausnahme der Tatsache, daß Berlet zwei Monde sah, die künstlicher Natur waren, was bis jetzt in bezug auf den Planeten Mars behauptet wird. Im ganzen können wir von Berlets Manuskript aber sagen, daß es uns auf die Existenz von geistig und moralisch weit entwickelteren Welten hinweist, seien diese nun in unserem eigenen Sonnensystem oder in unserer Galaxie oder anderen Milchstraßen. Wenn Berlets Mission die ist, uns allen die Augen zu öffnen über unsere kleinlichen und jahrtausendealten Dünkel und über unsere Vorurteile auf unserer Erde, und wenn es der Sinn von Berlets Reisebeschreibung war — und vom Leser verstanden —, uns eine Botschaft der Humanität und einer höher entwickelten Moral zu bringen, so würden der Autor und wir, seine Helfer, in jeder Hinsicht zufrieden sein. Der Autor dieses Buchs, Artur Berlet, hätte somit einen großen Teil seines Versprechens gegenüber der Menschheit auf Acart, die er besuchte, erfüllt. Rio de Janeiro, November 1967. Jorge Ernesto Macedo Geisel Dr. Walter Bühler: Geleitwort zur portugiesischen Erstausausgabe 1967 „Und sie bewegt sich doch!" Dies waren die Worte jenes berühmten Astronomen des Mittelalters, Galileo Galilei. Wenn diese Worte auch nicht authentisch sind, so drücken sie doch den Kampf der Wissenschaft jener Epoche aus, sich an den ungeheuerlichen und revolutionären Gedanken gewöhnen zu müssen, daß die Erde aus ihrer damals allgemein angenommenen Position als Zentrum des ganzen Universums zu einem ein­fachen Satelliten der Sonne degradiert werden sollte. Ähnlich wie damals bei der großen philosophischen Umformung durch Galilei stehen wir auch heute am Vorabend eines anderen Umbruchs des bisherigen Weltbildes, da durch das offensichtliche Eindringen von Zivilisationen aus dem Weltraum, die in ihrer Entwicklung weiter fortgeschritten sind als der „homo sapiens" der Erde, immer größere Zweifel entstehen, und zwar nicht nur an unserer technischen, sondern auch an unserer philosophischen Überlegenheit, um so mehr als die Wesen aus dem Weltraum, die ungleich stärker sind als wir, keinerlei Versuche unternehmen, die Erde zu erobern. Daß wir von ihnen schon seit langen, langen Jahren beobachtet werden, geht bereits aus alten Überlieferungen hervor, die jetzt von diesem Bericht erneut bestätigt werden. Angesichts dessen, daß die Zivilisationen des Weltalls ihre Präsenz immer öfter demonstrieren, müssen wir Erdenbürger alle unsere wissenschaftlichen Erkenntnisse und moralischen Kräfte gemeinsam einsetzen, um dieses Problem frei und offen zu studieren. Dazu muß man die Öffentlichkeit regelmäßig und sofort über alle Ergebnisse in Kenntnis setzen. Anstatt aber das zu tun, gibt es seit den letzten 20 Jahren eine Verschwörung riesigen Ausmaßes, die diese Tatsachen abstreitet und entstellt. Zweifellos kann eine Klärung nicht erreicht werden, ohne daß wir aus unserem seitherigen Wissen gewisse einengende Elemente entfernen und dafür neue Erkenntnisse und Auffassungen einsetzen. Offensichtlich ist es die Enttäuschung über solches Versagen, die den Professor des Römischen Rechts an der Katholischen Universität von Santos (Sao Paulo), Doas de Freitas Guimaraes, der selbst ein Erlebnis mit Wesen eines anderen Planeten hatte, zu dem Ausspruch veranlaßt hat: „Wie jammerschade ist es, daß Leute, die ich für kultiviert hielt, sich unfähig erwiesen haben, Tatsachen zuzugeben! (nämlich die Tatsache der Existenz intelligenter Wesen auf anderen Planeten und daß sie auf die Erde kommen.) Sie haben nicht einmal den ernsthaften Forschern eingeräumt, eine Hypothese darüber aufzustellen. Ihre ganze großartige Überzeugung steht dadurch völlig im Widerspruch zur Realität der Angelegenheit, die von jenen mit einem dummen Lächeln abgetan wird." * In der Vergangenheit und auch noch heutzutage orientierten und orientieren sich die Völker unseres turbulenten Planeten hauptsächlich an Motiven der Ausbeutung und des Machtstrebens; sie lassen ihre Dominanz an den Schwächeren aus. Und alles erhält seine angebliche Rechtfertigung mit dem Hinweis „Instinkt des Überlebens". Um sich das gegenwärtige Vorgehen der Wesen aus dem Weltall vorstellen zu können, muß man davon ausgehen, daß sie Beobachter des maßlosen Einsatzes unserer ganzen Technik in Richtung Weltraum sind. Sie sehen uns nämlich in einem ganz anderen Licht, als wir es uns vorstellen! Sie sehen mit berechtigter Besorgnis, daß wir es in relativ kurzer Zeit fertiggebracht haben, A- und H-Bomben in die Atmosphäre zu schießen. Für unsere heutige Denkweise ist es unbegreiflich, daß es Wesen geben könnte, die ungleich stärker sind als wir, die uns wohl kaum nur aus Neugier betrachten, sondern aus einem Gefühl des Mitleids oder der brüderlichen Freundschaft des Stärkeren, des Intelligenteren und des weiter Entwickelten gegenüber dem Schwächeren hier auf der Erde, der sich in eine maßlose Gefahr der Selbstzerstörung gestürzt hat. Dies konnte nur geschehen, weil uns Selbstkritik und wahre Erkenntnis fehlen, welche die anderen Zivilisationen im Weltall sicherlich längst besitzen. Es scheint so, als ob wir gegenwärtig so fanatisch durchdrungen sind, von der Philosophie unserer politischen Thesen, daß wir uns am allerwenigsten in eine Diskussion über das Thema „Interplanetarische Raumschiffe" einlassen wollen. Dieses Thema wird abgetan als Blödsinn, Scharlatanerie, Utopie und auch als religiöser Kult. Irgendwie geht man sogar soweit, zu versuchen, unsere Gewissensregungen zu unterdrücken. Der große Atomphysiker U.R.Oppenheimer wurde z. B. von seinem behandelnden Arzt als wahnsinnig bezeichnet, als er seine Angst darüber äußerte, daß die von ihm und seinen Mitarbeitern verwendete Atomenergie der Politik dienen und eventuell dazu benützt werden könne, unsere eigene Apokalypse herbeizuführen. Wer Berlets Buch las und nun ernst darüber nachdenkt, wird sich bestimmt an die Erfahrungen mit Besatzungen außerirdischer Raumschiffe erinnern, die George Adamski, Prof. Freitas Guimaraes, Antonio Rossi u. a. gemacht haben. So wird sich unser Leser vielleicht bewußt über das wahre Problem, sowie über seinen Anteil an Verantwortung, dem Problem ernsthaft ins Auge zu sehen bezüglich des Gemeinwohls und gemäß seinen intellektuellen und moralischen Verpflichtungen. Wer weiß, ob nicht gewisse Forschergruppen, die sich mit diesem Problem befassen, schließlich doch beginnen, die „Fliegenden Objekte" zu identifizieren als Objekte, die aus dem Weltall kommen, und in öffentlichen, anstatt in geheimen Versammlungen ihre Mitglieder aufzuklären über die allgemein menschliche Bedeutung dieses Problems, nicht nur über seine technische Seite.* *) Diese Aufklärungsarbeit wurde seit 1956 durch die „Deutsche UFO/IFO-Studiengesellschaft e. V. Wiesbaden" in globalem Ausmaß getan: 1. Durch die Monatszeitschrift „UFO-Nachrichten", die in 76 Ländern aller Kontinente ihre Leser erreicht. 2. Durch Publikationen des Ventla-Verlags von ca. 45 IFO-Büchern und Broschüren. 3. Durch über 500 Lichtbildervorträge in vierzehn Ländern, einsdiließlich vieler Rundfunk-Interviews und TV-Sendungen, die der Vorsitzende der DUIST gehalten hat. Besondere Erwähnung verdienen hier seine Vorträge an in- und ausländischen Universitäten. 4. Durch internationale Kongresse. Der letzte „10. Interkontinentale Konvent der UFO-Forscher" fand in Wiesbaden vom 29. September bis 1. Oktober 1972 statt. Bei dieser denkwürdigen Gelegenheit haben sich zum ersten Mal Wissenschaftler und Kontaktpersonen aus drei Kontinenten zusammengefunden. Nur Sichtungen der UFO-Objekte genügen nicht mehr. Die Frage steht überall im Raum: Warum besuchen sie uns — was sollen wir tun? — Das versucht auch dieses Buch zu beantworten. D. H. Da letztere große politische Versuchungen in sich trägt, wird besonders dieser Teil mit Nachdruck vom Militär studiert. Das ist aber nur ein kleiner Bruchteil des Problems und er soll nicht als Rechtfertigung dazu dienen, die ganze Frage geheimzuhalten hinter einem Vorhang des Schweigens und des Geheimnisses, der nur für den sehr kleinen Teil der menschlichen Gesellschaft gelüftet wird, der das Vertrauen der Regierungen und ihrer Führer genießt. Filme, wie z. B. „Die Invasoren", die dem Publikum von einigen Fernseh-Stationen vorgesetzt werden, rücken das relevante Problem in ein ganz falsches Licht, da sie die Planetarier stets als ,Feinde des Menschen' zeigen; sie lenken die Gedanken immer nur auf den militärischen Bereich. Würde man der Öffentlichkeit die Wahrheit nicht vorenthalten, so käme es niemals zu Vorurteil, Angst und Panik! Überlassen wir nun das Buch dem Leser, damit er gemäß seinem eigenen Gewissen denkt und handelt! Vorwort des Autors Sie wissen sicher auch, daß es in Brasilien, wie auch in anderen Ländern der Erde, viele Tausende von Irrenhäusern gibt, in denen Geisteskranke einen Teil oder oft auch den Rest ihres Lebens verbringen. Darunter befinden sich Leute, die nur deshalb für Irre gehalten werden, weil ihre Ansichten von denen der übrigen Menschheit abweichen. Alle Leute mit solchen fortschrittlichen Ideen wagen es, ihre Mitmenschen auf dieser Erde einer gründlichen Prüfung zu unterziehen. Sie fühlen, daß das menschliche Leben auf falschen Bahnen läuft, und versuchen, durch mutige Bekenntnisse den Weg zum naturgewollten Lauf der Dinge aufzuzeigen. Fast alle diese Pioniere laufen aber meiner Ansicht nach Gefahr, diese Welt der frei herumlaufenden Narren verlassen zu müssen, um in der Klausur der Irrenhäuser zu verschwinden. Aber werden dort wirklich die Gefährlichsten eingeschlossen, die abgehalten werden sollen, ihre Gedankenwelt weiterzuverbreiten? Ist es nicht viel wahrscheinlicher, daß auf dieser Welt noch gefährlichere Menschen frei herumlaufen, die durch ihrer Hirne Arbeit, mit einem Wort oder einer Geste dazu beitragen könnten, die Menschheit von der Erde verschwinden zu lassen? Wer sind sie? Es sind Staatsmänner und Wissenschaftler unserer Epoche, die erstarrt sind in ihren Macht- und Rachegefühlen. Jeder denkende Mensch spürt, wie es der Katastrophe entgegengeht. Die meisten von uns sind zu träge, um sich dagegen aufzulehnen; sie lassen den Dingen ihren Lauf und betreiben Vogel-Strauß-Politik. In Wirklichkeit ist die Entwicklung des Menschengeschlechts im Rückschritt begriffen, trotz der vielen technischen Fortschritte. Wir werden in Bälde, fast ohne es zu bemerken, wieder auf dem Stand der Höhlenbewohner landen, die zu ihrer Zeit gegen alle Härten des Lebens kämpfen mußten, um ihr Leben zu erhalten. Ihnen war das Leben noch etwas wert, während heute recht viele Menschen ihre Fähigkeiten einsetzen, um ihr Leben und das ihrer Nachkommen zu zerstören. Viele von ihnen sind schon in vorgerücktem Alter und haben Stufen, die zu einem sorglosen Leben führen, schon fast ganz erklommen; sie haben Geld und alle Ehren dieser Welt eingeheimst und gehen trotzdem der Hölle entgegen, weil sie weiterhin Tausende von Menschenleben um eines persönlichen Vorteils willen opfern. Warum denkt der Mensch nicht an das Leben selbst und lebt die Jahre, die ihm gegeben sind, nicht in Ruhe und Frieden? Vielleicht denkt er nicht daran, daß er in jedem Augenblick aus dem Leben scheiden kann, was sind dann Ehre, Reichtum und Ruhm noch wert? Von diesen Gütern kann er nichts mitnehmen. Die das nicht bedenken, sind die eigentlichen Narren. Ich möchte noch bemerken, daß ich weder Wissenschaftler, noch Staatsmann oder Psychiater bin. Wenn ich diese kleine Betrachtung vorangestellt habe, so nur, um dem Leser einen Vergleich zu geben und ihn auf das Folgende vorzubereiten. Frage und Antwort Ich will mein Buch so beginnen, als ob der Leser Fragen stellt und ich sie beantworte. Thema: Ich war auf einem anderen Planeten Frage: Wann war das? Antwort: Im Mai 1958; mein Wohnsitz war damals die Gemeinde Sarandi, Rio Grande do Sul. Frage: Stammte das Fahrzeug, in dem Sie dorthin gelangten, von der Erde? Antwort: Von einem anderen Planeten. Frage: Wie heißt dieser Planet? Antwort: Von seinen Bewohnern wird er Acart genannt, für uns heißt er vielleicht Mars. Frage: Warum vielleicht Mars? Antwort: Weil ich nicht genau weiß, wo unsere Planetenbrüder in unserem Sonnensystem wohnen. Sie konnten oder wollten mir das nicht näher erklären. Frage: Gingen Sie aus freien Stücken mit oder wurden Sie dazu gezwungen? Antwort: Weder das eine noch das andere war der Fall. Es spielte sich folgendermaßen ab: Ich ging zu Fuß auf einer einsamen Straße in Richtung Sarandi, als ich in der Nähe eines Bauernhofs ein merkwürdiges, leuchtendes Objekt sah. Ich verließ die Straße und näherte mich diesem Objekt, um nachzusehen, um was es sich handelte. Außer mir war keine Menschenseele unterwegs, und als ich bis auf etwa 10 Meter herangekommen war, sah ich zwei Wesen, die einen starken Lichtstrahl auf mich richteten, der mir die Sinne schwinden ließ. Ich erwachte erst wieder etwa 30 Stunden später, als ich mich schon an einem anderen Ort befand. Erst später erfuhr ich, daß diese Wesen auf die Erde gekommen waren, um Getreide- und Gemüsepflanzen zu Versuchszwecken zu sammeln. Der Kommandant hielt mich für einen Bauern und beschloß, mich mitzunehmen, obwohl die übrige Besatzung dagegen war, da nach ihren Gesetzen jeder, der einem Erdmenschen etwas zuleide tut, schwer bestraft wird. Dies geschah auch in meinem Fall. Der Kommandant wurde gemäß Beschluß seines Amtes als Raumschiffpilot enthoben und zu einem einfachen Arbeiter in den Sonnenstahl-Minen degradiert. Mich brachten sie wieder zur Erde zurück. Frage: Wie sah dieses Raumschiff aus, und wie bewegte es sich? Antwort: Es war rund und hatte einen Durchmesser von etwa 20 bis 30 Meter. Es hatte die Form von zwei aufeinandergelegten Tellern und wurde durch Sonnenenergie angetrieben. Frage: Wie groß ist die Entfernung zu diesem Planeten? Antwort: Ungefähr 62 Millionen Kilometer. Frage: Wie groß war die Geschwindigkeit des Schiffs? Antwort: Im Weltraum ungefähr 400 bis 500 km/Sek., innerhalb der Erdatmosphäre vielleicht 40 bis 50 km/Sek. Frage: Warum dieser Unterschied? Antwort: Weil das Schiff im Weltraum mit Anziehungsmotoren, in der Atmosphäre aber mit Rotationsmotoren arbeitet. Frage: Wie sehen die Menschen dieses Planeten Acart aus? Antwort: Sie sehen aus wie wir, könnte man sagen, haben aber einen blasseren Teint. Alle, die ich gesehen habe, hatten strohblondes Haar mit Ausnahme von einigen wenigen, die dunklere Haare hatten. Durchschnittlich waren sie alle etwas größer als wir Erdenmenschen. Ich hatte den Eindruck, daß ihr Blut nicht rot, sondern eher violett ist. Frage: Wie haben Sie sich mit ihnen verständigt? In irgendeiner Sprache oder nur mit Zeichen und Gesten? Antwort: In deutscher Sprache. Frage: Wollen Sie damit sagen, daß sie mehrere Sprachen der Erde sprechen? Antwort: Ja, verschiedene, wenigstens die gebräuchlichsten. Frage: Wie kann das sein? Antwort: Sie erklärten mir, Sprachen zu lernen sei bei ihnen etwas, was viel Arbeit erfordere bei ihren Reisen zur Erde. Sie fotografieren Schriften, nehmen Ausstrahlungen auf, hören Stimmen ab usw., vergleichen die Ergebnisse miteinander. Auf diese Weise kommen sie schließlich so weit, um Bücher in den Sprachen, die sie interessieren, lesen zu können. Frage: Seit wann kommen sie schon auf unsere Erde? Antwort: Ungefähr zehn acartianische Jahre lang.(Diese Zeitverhältnisse werden später erklart. DH) Frage: Dann wissen sie wohl vieles über uns? Antwort: Ich glaube, daß 50 Prozent von ihnen mehr über unsere Erde wissen als 90 Prozent der Erdbewohner. Frage: Glauben sie an Gott oder ein höchstes Wesen. Antwort: Ja, sie glauben an Gott. Frage: Wer ist der Herr ihres Lebens? Antwort: Er ist der Höchste; aber von ihnen selbst könnte man sagen, daß sie der Vollendung schon sehr nahe sind. Frage: Dann gibt es bei ihnen wohl keine Probleme mehr, die sie zu lösen haben? Antwort: O doch! Im Gegenteil, sie haben ein sehr schwerwiegendes Problem, nämlich das der Überbevölkerung. Lesen Sie dazu auch, was die pleidianische Kontaktgruppe, in den 70er Jahren, dazu gesagt hat, siehe unten auf der Seite http://galactic.no/rune/akart.html (english) Frage: Haben sie schon Pläne gemacht, um dieses Problem zu lösen? Antwort: Natürlich haben sie das getan. Frage: Was für Pläne? Antwort: Pläne, die auf unsere Kosten gehen. Frage: Wie? Auf welche Weise? Wollen sie die Erde überfallen und uns bekämpfen? Antwort: Nein, das haben sie nicht vor. Wenn sie jedoch keine so hohe Auffassung von Humanität und Religion hätten, würden sie es vielleicht tun. Frage: Aber was wollen sie dann eigentlich? Antwort: Wie ich schon sagte, beobachten sie unsere Erde schon 10 Acart-Jahre lang. Sie kennen alle unsere Vorhaben, und unsere geringsten Bewegungen entgehen ihnen nicht. Frage: Kommen sie wiederholt auf die Erde? Antwort: Sie verlassen die Erde sozusagen nur in den Zeiträumen, in denen Erde und Acart die größte Annäherung haben; in der übrigen Zeit benützen sie unseren Mond trotz seiner Unfruchtbarkeit als Zwischenstation. Auf der Erde selbst halten sie sich an einsamen Plätzen auf. Manchmal bleiben diese Schiffe bis zu einem Jahr im Weltraum, ohne mit Sauerstoff und Nahrungsmitteln versorgt werden zu müssen. Frage: Wie steht es nun mit ihrem endgültigen Plan? Antwort: Es ist folgender: Wie ich schon sagte, haben sie das Problem der Überbevölkerung zu lösen. Durch die Erfahrungen, die sie bei uns gemacht haben, sind sie zu der Schlußfolgerung gelangt, daß sie nach einer gewissen Zeitspanne des Einlebens sehr gut auf unserer Erde leben könnten. Aber schon erhob sich bei ihnen der Gedanke, daß in einigen unserer Länder auch dasselbe Problem herrscht, und auch unter uns Menschen gibt es vielerlei Rassenvermischungen. Was sollten sie tun? Den Irdischen unterliegen oder sie „auslöschen"? Letzteres könnten sie in ein paar Minuten erledigen. — Da erhebt sich nun aber das Gewissen, das ihnen eine solche Tat verbietet. Ein massiver Einsatz der irdischen Atomwaffen würde für die Erdbewohner die fast völlige Vernichtung bedeuten; für die Acartianer aber wäre dies die Hoffnung auf ein Leben ohne Komplikationen auf der Erde. Das wissen sie ganz genau; ja sie wissen Bescheid über jede hergestellte Bombe und wo sie gelagert ist; sie kennen auch Wort für Wort die Pläne aller Regierungen der Erde! Sie wissen, daß die Vernichtung von mindestens 75 Prozent der Erdbevölkerung unmittelbar bevorsteht, ohne daß sie auch nur das mindeste dazu beitragen müßten. Wenn sie wollten, könnten sie die Katastrophe beschleunigen; eine Intervention ihrerseits bei einem Radarsystem oder bei Flugzeugen, die sich in der Luft befinden, wäre eine dieser Möglichkeiten, ihre Pläne zu verwirklichen. Sie sagten mir aber, daß sie so etwas nie praktiziert hätten und auch in Zukunft nicht praktizieren würden und dürften. Frage: Was würde ihnen aber eine atomverseuchte Erde nützen, auf der an ein weiteres Leben gar nicht gedacht werden kann? Antwort: Das ist für sie kein Problem; auch sie hatten einst ein Atomzeitalter, das sie dank ihrer vielseitigen Erkenntnisse überwunden haben. Sie haben eine andere Mentalität als wir, die wir Waffen herstellen, um uns selbst zu vernichten, und die wir aber nichts in der Hand haben, um uns vor der vollständigen Zerstörung zu bewahren. Die Acartianer besitzen Vorrichtungen, die es ihnen erlauben, in wenigen Stunden die vernichtenden Atomgifte in fruchtbare Düngemittel umzuwandeln; Geschöpfe und Vegetation würden wieder aufleben. So steht es also: Von einer totalen Vernichtung unserer Erdoberfläche könnten sie nur profitieren. Frage: Wenn wir schon von ihrer Macht und ihren Mitteln sprechen, können Sie uns einige ihrer Waffen nennen? Antwort: Ihre Waffen beschränken sich auf zwei Arten: auf den Sonnen-Desintegrator und auf den Sonnen-Neutralisator. Letzterer wird auch gegen Krankheiten und bei Arbeitsunfällen eingesetzt. Frage: Wie ernähren sie sich? Antwort: Wie wir, von Gemüsen und Fleisch, Fisch und anderen Produkten. Natürlich gibt es große Unterschiede zwischen ihren und unseren Nahrungsmitteln, was schon bei der Aussaat ihrer Pflanzen beginnt. Als ich auf Acart war, ernährte ich mich fast ausschließlich von Fisch und dunklem Brot. Letzteres wird dort aus Pflanzenkörnern, ähnlich den Kaffeebohnen, hergestellt; es ist eine Art Getreide, das auf Bäumen wächst. Frage: Und wie ist das Klima? Antwort: Es ist sehr kalt. Wenn man am Tage ausgehen will, muß man sich warm anziehen. Bei Nacht wird kaum gesprochen, und wenn dies doch einmal außerhalb der Häuser geschieht, dann nur in dichter Vermummung. Frage: Sind die Tage dort wie bei uns? Antwort: Nein, ein Acart-Tag hat 46 Stunden. Frage: Und wie ist das Jahr eingeteilt? Antwort: Ein Jahr hat 353 Tage; alle 6 Jahre gibt es ein Schaltjahr mit 352 Tagen. Frage: Wie bewegen sie sich fort? Antwort: Hauptsächlich in der Luft. Es gibt zwar auch Fahrzeuge auf Rädern, ähnlich wie unsere Züge. Diese fahren aber vollautomatisch unterirdisch und haben kein Zugpersonal. Auf Plattformen befinden sich ein paar kleine Hebel, die sich verschieben, wenn sich ein Passagier nähert. Der Zug hält dann mit schon geöffneter Tür. Wenn man eingestiegen ist, schließt sich die Tür. Der Eingestiegene legt einen Hebel um und der Zug setzt sich wieder in Bewegung. Um ihn zum Halten zu bringen, genügt es, die Tür zu öffnen. Jede Bankreihe hat auf jeder Seite eine Tür. Alle Türen müssen geschlossen sein, damit der Zug wieder weiterfahren kann. Es gibt auch Fahrzeuge von plumperer Bauart. Diese sind für den Transport bestimmt und fahren zu den jeweiligen Flughäfen der Raumschiffe. Das Hauptverkehrsmittel für Personen aber ist ein kleines Flugschiff für zwei bis zehn Personen. Diese Flugzeuge haben keine Flügel und nur einen Piloten; sie werden durch zwei Sonnenmotoren angetrieben. Einer dieser Motoren befindet sich am Flugschiff, der andere oben, ähnlich wie ein Helikopter-Rotor. Diese Schiffe können mitten im Flug stoppen; sie sind aus einem hoch-resistenten und sehr leichtem Material gefertigt. Frage: Hat der Planet Satelliten ähnlich unserem Mond? Antwort: Nein, er hat keine. Es gibt zwei riesige Plattformen für die Raumfahrt, die um den Planeten kreisen. Dort sind Tausende von Fahrzeugen stationiert, die für jede Eventualität bereitstehen. Anfänglich dachte ich, dies seien natürliche Satelliten, aber nach den mir gegebenen Informationen handelt es sich um künstliche Plattformen. Frage: Wie sind die Städte dort gebaut? Antwort: Ähnlich wie die unseren. Die Straßen sind ziemlich schmal und dienen nur dem Fußgängerverkehr. Die Häuser sind ähnlich wie unsere, nur befindet sich an jeder der vier Hauswände ein kleiner Vorbau, auf dem die kleinen Schiffe stehen. Die Häuser sind weder aus Holz oder Ziegeln, noch aus Zement gebaut; das Baumaterial ist ein sehr leichtes Stahlblech in verschiedenen Farben. Ich glaube, sie sind aus demselben Material hergestellt wie die Schiffe. Meiner Ansicht nach sind diese Häuser, Gebäude und Wolkenkratzer mit ihren mehr als hundert Stockwerken im Fertigbau hergestellt. Am Tag strahlt ihr vielfarbiger Reflex wie die Sonne. Bei Nacht sind die Straßen nicht erleuchtet, weil die Wände der Häuser leuchten. Im Innern sind alle Räume mit einem dicken, samtartigen Stoff ausgeschlagen. Frage: Wie ist das Regierungssystem? Antwort: Nun, ich weiß nicht, wie sie es nennen; ich kann keinen Ausdruck dafür finden. Ich glaube, es ist etwa folgendermaßen: Man nimmt ein bißchen von jedem unserer Systeme und gibt dem Ganzen einen gemeinsamen Namen. In meiner folgenden Erzählung erwähne ich verschiedene Einzelheiten über ihre Gesetze und Sitten. Frage: Wollten die Acartianer, daß Sie Ihr Erlebnis geheimhalten? Antwort: Nein, denn sie wissen sowieso, daß kaum ein Mensch auf der Erde an ein solches „Märchen" glaubt. Frage: Aber wenn jemand das doch täte? Antwort: Dadurch würde die Existenz der Erdenmenschen verlängert, denn dann würde der Mensch auch einsehen, daß er die Atomwaffen abschaffen muß. Frage: Wie lange dauerte Ihre Reise dorthin? Antwort: Acht Tage. Frage: Haben Sie keinen Beweis dafür mitgebracht? Antwort: Ich brachte viel weniger zurück, als ich dorthin mitnahm; ich kam nämlich mit einem vollen Magen dort an. Als wir zurückflogen, ließen sie mich 40 Stunden lang fasten, weil sie fürchteten, ich könnte die verdauten Lebensmittel einer Prüfung unterziehen lassen. Frage: Wie war die Rückreise? Antwort: Darüber könnte ich viel erzählen; ich würde aber dafür viele Worte brauchen; außerdem mindestens 20 bis 30 Bogen Papier. Daher wäre eine ausführliche Beschreibung im Augenblick zu schwierig. Wie ich schon anfänglich sagte, werden Sie alles in meiner folgenden Erzählung finden. Frage: Wurden Sie bei Ihrer Rückkehr wieder am gleichen Platz abgesetzt? Antwort: Nein, sie setzten mich ziemlich weit entfernt von meiner Stadt ab; ich mußte längere Zeit zu Fuß gehen, was mich sehr ermüdete; ich war nämlich ziemlich schwach. Frage: Bemerkten Ihre Angehörigen Ihre Abwesenheit nicht? Antwort: Nein! Zu jener Zeit arbeitete ich als ambulanter Fotograf und war oft 20 Tage unterwegs. Bei diesen Gelegenheiten machte ich viele Aufnahmen von Personen, die nicht extra in die Stadt gehen wollten, um sich fotografieren zu lassen. Frage: Was machten Sie, als sie von Ihrem Abenteuer wieder nach Hause zurückgekehrt waren? Antwort: Zuerst erholte ich mich; dann begann ich wieder mit meiner täglichen Arbeit. Die Nächte verbrachte ich mit Papier und Stift und brachte alle meine Erinnerungen zu Papier. Ich habe diese Erzählung erst vor etwa einem Jahr vollendet, nachdem ich 400 Seiten geschrieben hatte. Frage: Mit welchen Absichten haben Sie diesen Bericht geschrieben? Antwort: Hauptsächlich deshalb, weil ich nichts von diesem Erlebnis vergessen wollte. Hier möchte ich diese Zusammenfassung beenden. Wer Gelegenheit hat sie zu lesen, möge sie kritisieren, loben oder beurteilen, wie er will. Er soll sie auslegen, wie es ihm paßt. Aber in einem Punkt bin ich sicher mit den meisten Menschen einig: Es ist sehr wichtig für die Menschheit, von der Weiterentwicklung der Atomenergie abzulassen; sie nützt uns nur wenig und macht uns soviel Kopfzerbrechen. Wir müssen uns Mühe geben, die Wege zu entdecken, die es uns möglich machen, an die Sonnenenergie heranzukommen. Dies wäre für alle von Nutzen — für die Armen und für die Reichen. Ein solcher Erfolg ist der Atomenergie nicht beschieden. Ihr Einsatz für friedliche Zwecke ist sehr gering, und nur die Großen dieser Welt können davon profitieren; die weniger Begüterten können nur aus der Ferne zuschauen und höchstens krank werden von den schwer schädigenden Strahlen. Karte des Gebiets, in dem der Kontakt 1958 stattfand Zeitbilder aus dieser Gegend in Brasilien Einführung in diesen Kontakt als Video: https://www.youtube.com/watch?v=MK8GHxP0Pbo 1. Kapitel 1. Ein Vorfall, gefolgt von einem dramatischen Erwachen Im Mai 1958 war ich auf dem Wege ins Innere des Landes in der Nähe der Gemeinde Sarandi und der Nachbardörfer, wo ich Beträge für fotografische Aufnahmen, die ich einige Zeit zuvor gemacht hatte, kassieren wollte. Ich übte damals den Beruf eines ambulanten Fotografen aus, den ich erst kürzlich aufgab, um wieder im Dienst der Gemeinde zu arbeiten. Ich war dies schon früher gewesen. Dann ereignete sich dieser sehr bedeutsame Vorfall. Es war der 14. Mai. Ich war auf dem Rückweg vom Innern des Landes und befand mich schon auf der Straße von Sarandi, an einem Kreuzungspunkt namens Natalino, noch etwa 18 Kilometer von der Stadt entfernt. Ich wollte diese letzte Strecke zu Fuß zurücklegen (per Anhalter war ich bis Passo Fundo gelangt). Es war gegen 19 Uhr, als ich an dem Anwesen von Dr. Dionisio Peretti vorbeikam. Plötzlich sah ich ein merkwürdiges Licht am Rande eines Waldes, ungefähr 200 Meter von der Straße entfernt. Zuerst dachte ich, dieses Licht ginge von etwas Übernatürlichem aus; in unserer Gegend sprechen die Leute oft von einem vergrabenen Schatz. Ich überschritt die Eisenbahnlinie und näherte mich vorsichtig dieser Stelle. Als ich bis auf etwa 30 Meter herangekommen war, stellte ich mit Erstaunen fest, daß dort ein großer runder Gegenstand von ungefähr 30 Meter Durchmesser lag. Er sah aus wie zwei Teller, die aufeinandergelegt waren. Das Licht leuchtete verschwommen und erinnerte mich an Eisen, das zur Weißglut kommt; es war ein rötliches Grau. Leider bin ich leicht farbenblind, daher kann ich Farben nur schwer unterscheiden und schildern. Instinktiv wollte ich fliehen. Meine Neugier war aber größer als meine Furcht, und ich ging noch näher darauf zu. Plötzlich bemerkte ich mehrere Gestalten; ein starker Lichtstrahl traf mich, und ich verlor das Bewußtsein. Als ich wieder zu mir kam, lag ich auf einer Art Krankenhausbett. Ich wollte die Arme heben, merkte aber sogleich, daß sie gefesselt waren. Ich sah mich um und stellte fest, daß ich mich in einem rechteckigen Raum befand, dessen eine Seite abgerundet war. Mein erster Eindruck war: Ich bin an Bord eines Schiffes. Aber als ich logisch nachdachte, verwarf ich diesen Gedanken als unmöglich. Ich bemerkte nun Gestalten in meiner Nähe, die in ihrer ganzen Erscheinung der meinen ähnlich waren. Ich versuchte, sie in verschiedenen Sprachen anzusprechen, jedoch ohne Erfolg. Einige schienen gleichgültig zu sein, der Rest hörte mich wohl gar nicht. Minuten später kamen zwei Personen an mein Lager und banden mich los. Ich versuchte wieder, mich mit ihnen zu verständigen. Sie stellten mich auf die Beine; ich fühlte mich sehr schwach. Sie gestikulierten und brachten mich in einen angrenzenden Raum. Sie zogen aus einem Regal eine Art Anorak hervor — er ging mir bis zu den Füßen. Mit diesem Gewand angetan, kehrte ich mit meinen beiden Begleitern wieder in den ersten Raum zurück. Von dort aus gingen wir durch eine sich automatisch öffnende Tür und stiegen einige Stufen hinab. Wir gelangten in einen Raum, der wohl direkt unter dem ersten lag. Vor uns öffnete sich wieder eine Tür. Wir gingen hindurch und stiegen wieder ein paar Stufen hinab — ich befand mich wohl jetzt im untersten Stockwerk. Wir gingen durch zwei Zimmer, dann durch einen Gang zu einer Tür im Hintergrund. Sie öffnete sich, und ich war auf ein neues Zimmer gefaßt, aber zu meiner größten Überraschung führte diese Tür auf eine Plattform im Freien. Es war dunkel, aber ich konnte doch eine mir völlig fremde Stadt sehen. Ich fühlte mich gar nicht wohl und hatte das Gefühl, als hätte ich die Hälfte meines Körpergewichts verloren. Gleichzeitig aber hatte ich den Eindruck, als ob meine Glieder an Umfang zugenommen hätten. Meine beiden Begleiter stützten mich unter den Armen. Die hohen glänzenden Gebäude, die ich nun unterscheiden konnte, blendeten mich fast in ihrer vielfarbigen Pracht. Ich kannte diese Stadt nicht; es konnte keine Hauptstadt der Erde sein, von denen ich viele zum mindesten von Bildern, Büchern oder Filmen kenne. Wir bestiegen die Plattform, die sich sanft zu einer engen Straße senkte. Sie zog sich entlang an hohen Gebäuden, und ich konnte nur Fußgänger entdecken. Die Besatzung meines Flugschiffes trug eine dicke Bekleidung von ganz heller Farbe. In diesem Augenblick sah ich sie mir zwar nicht genauer an, doch werde ich später noch eine genaue Beschreibung davon geben. Ich selbst — daran erinnere ich mich noch genau — hatte das Cape nicht mehr an, das ich auf der Fahrt hatte anziehen müssen. Wir gingen etwa 300 m die enge Straße entlang, stiegen dann an einem Haus ein paar Stufen hinauf und betraten das Erdgeschoß eines hohen Gebäudes. Nachdem wir einen etwa 15 m langen Gang passiert hatten, betraten wir ein Zimmer an seiner rechten Seite. Meine Begleiter stützten mich nach wie vor, denn ich war immer noch nicht in der Lage, mich allein auf den Beinen zu halten. Das Gebäude schien aus Metall gefertigt zu sein, wie ich es schon beim Betreten bemerkt hatte; im Innern war es mit einem Gewebe ausgeschlagen. Sie ließen mich allein in dem Zimmer und gingen weg. Ich blieb dort einige Augenblicke an die Wand gelehnt stehen und schaute mich in meinem Gefängnis um. Es glich zwar mehr einem normalen Zimmer als einer Gefängniszelle. Auch die Wände dieses Raumes waren mit dickem Gewebe ausgeschlagen; es sah aus wie Pelzstoff. In einer Ecke war ein Waschbecken in die Wand eingebaut, aus dessen Hahn ständig Wasser floß. Ich war sehr durstig und trank davon, doch das außerordentlich leichte Wasser stillte meinen Durst kaum. Im Zimmer stand noch ein Bett und ein Tischchen an der einen Wand. Ich ging auf das Bett zu, befühlte es und merkte, daß es sehr weich war. Ich setzte mich darauf und sank fast bis zum Fußboden ein. Ich legte mich hin und entspannte meinen Rücken. Ich hatte großen Hunger und überlegte, wo ich wohl sein könnte. Was waren das für Leute, die mich mitgenommen hatten? Warum hatten sie mich mitgenommen? Ich hatte doch niemandem etwas Böses getan — ihnen bestimmt nicht, denn ich hatte sie ja nie zuvor gesehen! Ich dachte an meine Familie, ob ich sie wohl jemals wiedersehen würde, was mir in diesem Augenblick unwahrscheinlich erschien. Ich fühlte mich sehr schwach; es mußte wohl lange Zeit her sein, daß ich etwas gegessen hatte. Ich kam mir nur noch halb so schwer vor wie früher. Nun kamen drei Personen in das Zimmer, wahrscheinlich meine beiden Begleiter zusammen mit einer Frau. Diese trug eine Schüssel mit einem Deckel. Sie setzte diese auf den Tisch und hob den Deckel ab. Daraufhin gingen die drei wieder weg. Ich ging zum Tisch und sah, daß in der Schüssel eine Mahlzeit für mich war. Ich besah den Inhalt, konnte aber unter den verschiedenen Dingen nur das Fleisch erkennen. Die Schüssel hatte vier Abteilungen. Ich nahm das einzige Eßgerät, das sie mir dagelassen hatten — ein Mittelding zwischen Löffel und Gabel — und probierte das Fleisch, das schon in kleine Stücke geschnitten war. Es unterschied sich nicht viel von unserem Fleisch, hatte aber einen anderen Geschmack. Das zweite Fach enthielt eine gallertartige Masse, ähnlich wie Gelatine. Im dritten war etwas aus dunklem Mehl Gebackenes, das aussah wie eine aus Kartoffeln gebackene Muschel. Von den letztgenannten Dingen versuchte ich nur das Brot — die beiden anderen mochte ich nicht probieren. Vom Fleisch und Brot wurde ich nicht richtig satt. Ich trank noch etwas Wasser, setzte mich wieder aufs Bett und überlegte, ob ich wohl lange Zeit mit Fleisch und Brot durchhalten würde. 2. Wie man Sprachschwierigkeiten überwindet Ich dachte noch über alle meine Probleme nach, als die Tür sich öffnete und drei Personen hereinkamen — die zwei, die ich schon kannte, und ein dritter Mann, der seinem Aussehen nach eine höhergestellte Persönlichkeit sein mußte. Sie forderten mich auf, sie zu begleiten. Der Unbekannte ging voraus, und ich wurde wieder von den beiden anderen gestützt. Wir gingen durch einen Gang und kamen schließlich in ein hellerleuchtetes, ungefähr 60 Quadratmeter großes Zimmer. Rechts im Hintergrund standen eine Reihe von Sesseln und ein rechteckiger Tisch. In der gegenüberliegenden Ecke, standen verschiedene niedrige, halbrunde Sessel, davor einige Schreibtische. Ich sah in dem Zimmer noch mehrere Sessel derselben Form. An den Wänden hingen verschiedene Landschaftsbilder. Während ich mich noch umschaute, öffnete sich eine Tür zu meiner Linken, und mehrere Personen traten ein. Sie schauten mich alle an, die einen neugierig, die anderen gleichgültig. Als sie noch miteinander sprachen, ertönte ein Zeichen und alle setzten sich im Halbkreis auf die Sessel. Durch eine weitere Tür kamen noch drei Personen herein; auch diese schienen einen höheren Rang einzunehmen. Meine beiden Helfer und ich standen noch. Einer der zuletzt Angekommenen, der zu meiner Rechten Platz genommen hatte, erhob sich und eröffnete die Versammlung. Mehrere der Anwesenden hielten Reden; darauf wurde lebhaft diskutiert. An ihren Blicken und Gesten merkte ich, daß ich der Gegenstand der Diskussion war. Diese Menschen hätten Russen sein können — vielleicht dachten sie, ich hätte irgendwelche Waffen bei mir, was ich womöglich mit lebenslänglichem Gefängnis oder sogar mit dem Leben hätte bezahlen müssen. Auf ein Zeichen eines Anwesenden schwiegen alle. Er wandte sich mir zu und hieß uns inmitten der beiden halbrunden Reihen Platz zu nehmen. Ich wurde von jemand in vier oder fünf Sprachen angesprochen. Auf einer Seite bemerkte ich eine gewisse Unruhe, da zunächst keine Verständigung zustande kam. Ich wollte mich absolut verständlich machen und probierte es auf Portugiesisch, Spanisch und Italienisch. Niemand verstand mich, und ich wollte schon verzagen, als mir einfiel, daß ich ja auch deutsch sprechen konnte. Ich sagte einige Worte deutsch, worauf einer der Männer freudig aufsprang und fragte: „Deutsch?" Ich bejahte. Zu meinem großen Erstaunen wandte er mir den Rücken und sprach mit seinen Kollegen. Nach einer erneuten Diskussion wurde die Versammlung geschlossen, und die Anwesenden entfernten sich durch die Türen, durch die sie hereingekommen waren. Ich selbst wurde von meinen Begleitern in mein Zimmer zurückgeführt. Ich sah, daß sie keine Waffen trugen; an ihrem Gürtel hing nur eine Art Taschenlampe. 3. Eine Erklärung des Vorfalls Die beiden Männer, die mich gestützt hatten, ließen mich nun mit dem dritten allein. Ich dachte bei mir: Jetzt muß etwas geschehen, ob gut oder böse! Der Mann betrachtete mich mit einem offenen Lächeln und sagte auf deutsch: „Kommen Sie!" Ich folgte ihm durch einen kurzen Gang, der an einer großen Tür endete. Er öffnete sie, und wir kamen auf eine etwa 6 Meter breite Straße, die voller Fußgänger war. Ich muß wohl nicht besonders hervorheben, daß jede Einzelheit, die ich sah, mich derartig verblüffte, daß ich ab und zu einfach die Sprache verlor. Bei all dieser Überlegenheit kam ich mir vor wie ein Automat, der von einem fremden Willen angetrieben wird. Ich fühlte, daß ich allen Anforderungen zu gehorchen hatte. Ich hätte um alles in der Welt gern gewußt, wo ich war, und mit wem ich es zu tun hatte, aber wen hätte ich fragen sollen, wo mich doch keiner verstand und ich die anderen auch nicht! Unter vielem anderen waren es zwei Dinge, die mich im Augenblick am meisten interessierten: die langsame Bewegung der vielen Leute und der starke Glanz, der von den Wänden der Gebäude ausging, und von dem ich anfänglich fast geblendet wurde. Ich hatte mich aber bald daran gewöhnt und sah eine Vielfalt von Farben — hauptsächlich Silber und Weiß, was ich am besten unterscheiden konnte, und noch viele andere Farben. Wir gingen durch mehrere Viertel, ohne ein einziges Fahrzeug zu sehen. Nur Fußgänger, die mich jedoch nicht beachteten; offenbar kam ich ihnen nicht fremd vor. Ich trug einen Mantel mit einer Kapuze, der meine eigene Kleidung verdeckte. Diese, sowie meine Schuhe waren sehr verschieden von der ihrigen. Als wir uns gerade zwischen zwei nicht sehr hohen Gebäuden befanden, schaute ich nach oben. Ich muß gestehen, daß ich fast umkam vor Angst. Der Himmel war mit Flugzeugen übersät. Er sah aus, als ob ein Angriff gegen dieses wehrlose Volk, das sich langsam durch die Straßen bewegte, vorbereitet werde. Nach einigen Augenblicken merkte ich aber, daß dort oben keine feindliche Absicht herrschte — es war ein Hin und Her von und nach allen Seiten. Solche Flugzeuge hatte ich noch nie zuvor gesehen! Wiederholt flog eines von ihnen um den oberen Teil eines Hauses herum. Ich schloß die Augen und bedeckte die Ohren mit den Händen, um nicht sehen und hören zu müssen, wenn ein Flugzeug auf ein Gebäude prallte. Ich fühlte plötzlich eine Hand auf meinem Arm, öffnete meine Augen und sah ein Flugzeug auf der Plattform eines Hauses landen. Zwei Personen — wohl ein Ehepaar — stiegen ruhig aus. Mein Begleiter, der vor mir herging, hatte ein trauriges Lächeln um den Mund. Wahrscheinlich hätte er mir gern alles erklärt. Zweimal öffnete er den Mund, sagte aber dann doch nichts. Er konnte wohl außer den paar Worten, die er mir gesagt hatte, kein Deutsch. Er klopfte mir auf die Schulter, wie wenn er sagen wollte: „Beruhigen Sie sich!" und gab mir ein Zeichen, weiter­zugehen. Nur halb beruhigt folgte ich ihm. Wir bogen um eine Ecke, gingen noch etwa 15 m weit und betraten ein vier- oder fünfstöckiges Haus, dessen Tür offenstand. Wir gingen durch einen kleinen Gang, betraten ein gut möbliertes Zimmer, durchquerten es und kamen wieder zu einem Gang, der in den Hintergrund des Gebäudes in die Nähe einer Treppe führte. Dort angekommen, zeigte mein Begleiter auf ein Zimmer, das eine Gefängniszelle oder aber auch ein Schlafsaal sein könnte. Ich dachte in diesem Moment nicht daran, es näher zu besichtigen und trat ohne Zögern ein. Er schloß die Tür und ließ mich allein. Ich war wie gelähmt und bestürzt, weil ich beinahe wie ein Gefangener behandelt wurde, andererseits aber auch wie ein Gast mit allen Ehren. Das Zimmer glich dem, in dem ich zuvor gewesen war, vielleicht war es etwas größer. Es hatte nicht nur ein Waschbecken, sondern nebenan auch noch ein Badezimmer. Da nun schon ein Badezimmer vorhanden war, beschloß ich, ein Bad zu nehmen. Neue Enttäuschung packte mich, als ich bemerkte, daß auch dieses Wasser so leicht wie Gas zu sein schien. Ich hatte den Eindruck, daß ein Fußbecken, das auf dem Boden stand, nicht umstürzen würde, wenn man einen Eimer voll dieses Wassers dagegenschleudern würde. Nachdem ich mein Sitzbad genommen und mich wieder angezogen hatte, hörte ich ein Geräusch an der Tür. Sie öffnete sich, und ich sah meinen Freund, der mich hierher gebracht hatte. Er war in Begleitung eines Jungen, der einen Pack Kleider auf dem Arm hatte. Er legte sie auf den Tisch und ging wieder weg. Mein Bekannter kam auf mich zu und gab mir durch Zeichen zu verstehen, ich sollte mich anziehen. Ich nickte mit dem Kopf, und auch er ging weg. Ich besah mir die Kleider. Das erste, was mir in die Hände geriet, war eine Hose, normal bis zum Knie; nach unten wurde sie sehr eng und hatte deshalb auf der Seite einen Reißverschluß. Das zweite, was ich griff, war ein blaues Hemd mit einem weißen runden und ziemlich breiten Kragen; auch daran war vorn ein Reißverschluß anstatt der Knöpfe. Seine Ärmel schienen mir eigenartig; von der Schulter bis unterhalb des Ellbogens waren sie mit Spitzen und Fransen besetzt. Zum Handgelenk hin wurden sie so eng, daß ich sie kaum über die Hände ziehen konnte. Ich dachte bei mir, daß ich mir nie ein solches Hemd machen lassen würde. Ich mußte es aber jetzt anziehen und zog mein neues Kostüm zurecht. Zum Schluß kamen noch eine Art Strumpfhose und absatzlose Schuhe dran. Letztere schienen nicht aus Leder, sondern aus Stoff zu sein. Ich betrachtete mich nun in meiner kompletten Ausrüstung und dachte: Gleich geht der Vorhang auf der Bühne auf und ich erscheine als Clown! Bei diesem Gedanken lachte ich, denn ich stellte mir vor, wie man mich auslachen würde, wenn ich zu Hause so aufkreuzte. Es klopfte, und mein Freund trat ein. Er musterte mich von Kopf bis Fuß und lächelte befriedigt. Er klopfte mir auf die Schulter und nickte bestätigend, ohne etwas zu sagen. Ich fühlte aber, daß er nur zu gern mit mir gesprochen hätte. So standen wir uns also gegenüber, ohne zu sprechen. Ich dachte, wir könnten gute Freunde sein, wenn wir eine Möglichkeit zur Verständigung hätten. Er war von mittlerem Alter und normaler Größe und lächelte immer, was ihn jung erscheinen ließ. Er nahm mich nun am Arm und führte mich höflich aus dem Zimmer. Wir gingen durch den Gang zurück und betraten das zuvor erwähnte große Zimmer, das ich aber fast nicht wiedererkannte, da es nun voller Leute war. Ich konnte nicht unterscheiden, ob es Männer oder Frauen waren; ich war noch sehr beeindruckt von meinem vorhergehenden Spaziergang durch die Straßen. Was ich aber jetzt sah, war noch eindrucksvoller: Da stand ein Tisch mit Lehnstühlen, auf denen etwa 15 Personen saßen; fast ebenso viele standen im Zimmer und unterhielten sich angeregt. Das Ganze erschien mir wie ein gackernder Hühnerhof. Bei unserem Eintritt wurde es plötzlich still; alles wandte sich mir zu. Sicher war ich das Thema ihrer Unterhaltung gewesen. Mein Begleiter sprach ein paar Worte — wahrscheinlich wurde ich ihnen vorgestellt. Als er sprach, nickten die anderen. Ein etwas älterer Mann erhob sich nun;er war mindestens zwei Meter groß und muskulös, aber nicht beleibt. Er hatte ein sehr bleiches Gesicht, das in merkwürdigem Gegensatz zu seinem dunklen, schon etwas gelichtetem Haar stand. Mit meiner Größe von 1,86 m und meinen 80 kg bin ich mir immer stattlich vorgekommen, aber im Vergleich zu seiner Größe erschien ich mir nun klein. Ein freundliches Lächeln lag um seinen Mund; er trat auf mich zu und sagte zu meiner Verwunderung, indem er auf einen Stuhl zeigte: „Setzen Sie sich!" Er setzte sich neben mich. Gleich zum Anfang möchte ich bemerken, daß die Unterhaltung in deutscher Sprache geführt wurde; es bereitet mir einige Schwierigkeiten, alles ins Portugiesische zu übersetzen. Ich schaute mich genauer um. Unter den Anwesenden befanden sich drei Frauen, zwei davon schon gesetzteren Alters, die dritte mochte ungefähr 20 Jahre alt sein. Seit meiner Ankunft hatte ich noch keine Gelegenheit gehabt, eine Frau näher zu betrachten; daher schaute ich mir die drei genau an. Sie waren nicht häßlich, hatten aber so weiße Gesichter, als ob sie gerade aus einem Krankenhaus entlassen worden wären und einen großen Blutverlust erlitten hätten. Alle anderen waren Männer, ungefähr 20 an der Zahl, und alle waren sehr groß. Meine Musterung der Anwesenden wurde unterbrochen durch die Frage nach meinem Namen und nach weiteren Einzelheiten. Ich sagte: Ich heiße Artur Berlet. Er wiederholte: Actur Berlec und buchstabierte meinen Namen; ich korrigierte ihn. Er fragte weiter: „Sind Sie Deutscher, oder können Sie nur deutsch sprechen?" „Ich bin deutschen Ursprungs; aber schon mein Großvater wanderte nach Brasilien aus, wo er sich mit einer Portugiesin verheiratete." Er sprach ein gut verständliches Deutsch, nur verwendete er manchmal ein C oder K für einen anderen Buchstaben. Ich fragte nun nach seinem Namen: „Acorc Cat", antwortete er. Er sprach seinen Namen langsam und akzentuiert aus, so daß ich ihn sofort verstand. Da er freundlich lächelte, riskierte ich noch einige Fragen. „Sind Sie auch Deutscher?" Mit sanftem Lächeln sagte er: „Nein, nein, ich bin Acartianer." „Acartianer?" fragte ich, „ein solches Land kenne ich nicht. Wo liegt es denn?" Er sagte mit größter Natürlichkeit: „Es liegt nicht auf der Erde." Ich schluckte ein paarmal und fragte: „Es liegt nicht auf der Erde?" „Jawohl, das sagte ich." Die Bestätigung beunruhigte mich so sehr, daß ich fürchtete, eine Heulattacke oder etwas Schlimmeres würde mich befallen, um so mehr, als der Mann lächelnd vor mir stand, wie wenn er soeben einen guten Witz erzählt hätte. Ich schüttelte ungläubig den Kopf, dachte angestrengt nach und erwiderte: „Aber was soll das? Warum bin ich hier und was wollen Sie von mir?" Die Anwesenden schienen unserer Unterhaltung aufmerksam zu folgen, aber offenbar verstanden sie nichts davon. Es wurden Getränke angeboten. Alle versahen sich, aber ich wollte nichts nehmen, da ich nicht wußte, ob es mir schmecke; ich wollte keinesfalls etwas riskieren. Der Mann sagte mir mit ruhiger und teilnahmsvoller Stimme: „Vor allem möchte ich Ihnen sagen, daß Sie hier keinerlei Gefahren ausgesetzt sind. Sie befinden sich bei einem Volk, das Ihnen freundlich gesinnt ist, ohne Sie näher zu kennen. Ihr Hierherkommen war mehr oder weniger ein Zufall!" „Was verstehen Sie unter einem Zufall?" „Nun, wir hatten eigentlich nicht die Absicht, Sie von der Erde hierher mitzunehmen." Als er sagte „von der Erde hierher", dachte ich: Bin ich wirklich nicht mehr auf der Erde, oder macht sich der Kerl nur über meine Unwissenheit lustig? Mit liebenswürdigem Lächeln sagte er: „Es gibt jemand, der schon dafür bestraft worden ist, Sie mitgenommen zu haben. Seien Sie also unbesorgt, denn bevor die Erde sich zehnmal gedreht hat, werden Sie wieder dort sein, es sei denn ..." Er sprach diesen Satz nicht zu Ende. Ich hatte nun Angst, weitere Fragen zu stellen; ich fürchtete, es kämen noch weitere Neuigkeiten zutage wie die, die ich soeben gehört hatte, nämlich, daß ich weit weg von der Erde auf einem anderen Planeten war. Ich fühlte mich schwindlig und wie gelähmt; nur mein Gehirn funktionierte noch. Ich wollte unbedingt eine Erklärung haben für die vielen Dinge, die ich in den letzten Stunden gesehen hatte. „Gut, gut", sagte er, was mich etwas von diesem Zustand befreite, „wir wollen jetzt zu Abend essen. Ich weiß zwar nicht, ob Ihnen unsere Nahrung schmeckt. Bei uns gibt es einige Gerichte, die man auf der Erde nicht kennt. Doch gibt es auch manches Ähnliche, das Ihnen sicher schmecken wird. Ich werde Ihnen später Einzelheiten darüber sagen, wie man von der Erde hierher und wieder zurückkommt." Ich wollte ihm antworten, brachte aber trotz aller Anstrengungen keinen Ton hervor. Zwei junge Leute waren hereingekommen und hatten begonnen, Schüsseln aufzutischen, die mir zuerst aus Gold zu sein schienen. Wie ich aber bald merkte, waren sie weder aus Gold noch einem anderen Metall, sondern aus einem mir unbekannten Material. Auch die Teller waren aus diesem Material. Die Mahlzeit war nicht sehr üppig; mir schien es, als ob eine gewisse Kontrolle darüber herrsche, daß nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig vorhanden sei. Ich versuchte nun, mich wie die anderen zu benehmen, und als der Tisch gedeckt war, erhob ich mich wie alle Anwesenden. Sie sprachen ein Gebet zum Himmel, das ich zwar nicht verstand, aber ich betete auf meine Art. Nach dem Gebet setzte man sich wieder und man begann, sich zu bedienen. Ich schaute scharf zu und bemerkte, daß es nicht anders zuging als bei uns; jeder nahm sich etwas und ließ die Schüssel weitergehen. Es gab 8 bis 10 Gerichte, von denen ich aber nur drei aß: Fleisch, dann etwas, das wie Honigkuchen aussah, und eine Art Reis. An die anderen Speisen wagte ich mich nicht heran — diese Gelegenheit wollte ich später einmal wahrnehmen, wenn es ein „Später" überhaupt gab. Während und nach der Mahlzeit unterhielten sie sich. Sicher sprachen sie über mich, und an ihren Gesten merkte ich, daß eine gewisse Uneinigkeit herrschte. Da ich nichts verstehen konnte, saß ich zurückgelehnt in meinem Stuhl, zog die Bilanz meiner Situation und kam zu dem Schluß, es könne wohl noch üblere Lagen geben; ich dachte: Komme, was wolle, das ist mein Schicksal. Sie schienen sich nun einig geworden zu sein, standen auf und gingen hinaus. Zurück blieben nur mein erster Freund und jener Acorc. Letzterer erhob sich und sagte: „Mein Freund Tuec würde sich freuen, wenn Sie in seiner Gesellschaft blieben, aber da Sie sich ja nicht verständigen können, ist es sinnvoller, wenn Sie mit mir zusammenbleiben, solange Sie hier auf Acart sind." Ich spürte, daß mein Schicksal von diesen beiden Männern abhing. Acorc sagte: „Ich kann Ihnen so alles über unsere Sitten und Gebräuche erzählen, und wir können Vergleiche zwischen Erde und Acart anstellen." Wir verabschiedeten uns von Tuec — so hieß mein erster Freund. Was Begrüßung und Verabschiedung betrifft, muß ich noch sagen, daß sich die Acartianer dabei nicht die Hand geben, sondern sich diese gegenseitig auf die Schultern legen. Wir gingen durch denselben Gang zurück, durch den wir hergekommen waren. Zu meiner Überraschung gingen wir noch weiter nach unten und betraten eine Terrasse. Die starke Helligkeit und der Glanz der Häuser verwirrten mich sehr. Ich schaute mich um und suchte eine Treppe, fand jedoch keine. Ich dachte, wir werden wohl von hier wieder zurückgehen müssen, es gibt ja von hier keinen Ausgang, durch den wir gehen könnten, um wieder dahin zu gelangen, von wo wir gekommen waren. Noch verwirrter wurde ich, als Acorc zu einer Art Eisdiele ging. Er gab mir ein Zeichen, ihm zu folgen und ging durch eine Tür. Ich fürchtete, dies könnte eine Falle sein und schaute zuerst vorsichtig hinein. Dort sah ich einen jener wunderbaren Apparate, die ich zuvor hatte fliegen sehen. Ich trat näher. Wir stiegen in den Apparat ein, und Acorc schloß die Türen. Ich schaute mir nun alle Einzelheiten genau an. Der Apparat sah von außen aus wie ein runder Balkon oder wie die Karosserie eines Kombiwagens. Innerhalb sah ich keinerlei Lenkvorrichtungen; er enthielt nur zwei kleine Hebel und ein paar Zeiger. Acorc legte nun eine Hand auf jeden Hebel und drückte auf den linken. Der Apparat begann sich einen halben Meter zu heben und blieb dann in der Luft stehen. Acorc lenkte ihn sacht auf die Terrasse hinaus. Daraufhin drückte er wieder auf den linken Hebel und wir stiegen ungefähr 150 Meter senkrecht nach oben. Als er den rechten Hebel drückte, flog der Apparat mit großer Geschwindigkeit vorwärts. Ich sah noch, daß er mit dem rechten Fuß auf eine Art doppelten Beschleuniger trat. Ich war sehr erstaunt, daß ich kein Geräusch hörte; man hörte nur die Schaltung eines gut geschmierten Ganges. So flogen wir etwa eine Minute lang. Da ich vor Neugierde fast platzte, fragte ich: „Wie bewegt sich der Motor dieses Apparats?" Er wandte sich mir zu und sagte: „Durch Sonnenenergie." „Sonnenenergie? Was für eine Antriebskraft ist denn das?" „Ja, ist dies denn auf eurer Erde nicht bekannt?" „Nein, ich hörte nie davon sprechen, es ist möglich, daß dies irgendwo bekannt ist, denn unsere Wissenschaftler haben sehr viele Entdeckungen gemacht, die den meisten Erdbewohnern unbekannt bleiben." Er nickte lächelnd und sagte: „Sonnenenergie besteht aus von der Sonne ausgehenden Wellen, denselben, die die Planeten um die Sonne kreisen lassen. Wir wissen natürlich, daß man sie auf der Erde noch nicht kennt." Nachdenklich antwortete ich: „Ich weiß wohl einiges über Tonwellen, die für die Raketentechnik verwendet werden." „Jawohl, dafür werden diese Wellen auch eingesetzt. Die Quelle ist die gleiche. Es gibt viele Dinge, die wir entdeckt haben und seit mehr als 120 Erdenjahren benutzen." „Das ist ja phantastisch — Ihr seid uns also um mehr als 100 Jahre auf dem technischen Gebiet voraus, und ich nehme an, nicht nur auf diesem, sondern auch auf anderen Gebieten. Wenn man bedenkt, daß unsere Wissenschaftler eine schon ans Übermenschliche grenzende Intelligenz besitzen." „Sind wir nicht alle menschliche Wesen, die von Gott geschaffen worden sind?" „Das heißt also, daß auch ihr an Gott glaubt?" Er warf mir einen kurzen und harten Blick zu; ich merkte leider zu spät, daß ich ihn mit meiner Frage beleidigt hatte. Er wandte mir gegenüber zum erstenmal einen harten Ton an und sagte: „Wir glauben nicht nur an Ihn, sondern wir lieben und fürchten Ihn." „Entschuldigen Sie, ich wollte Sie nicht beleidigen und außerdem ..." „Was, und außerdem? Wissen Sie nicht, daß alles, was existiert, von Gott geschaffen wurde? Oder glauben Sie vielleicht, daß es zweierlei Götter gibt, die Erde und Acart geschaffen haben?" „Nein, das wollte ich damit nicht sagen, für mich ist hier alles so fremd — Sie müssen mich verstehen!" „Ja, ja!" brach er kurz das Thema ab. „Wir werden jetzt die Stadt aufsuchen, in der ich wohne. Sie werden die größte Stadt auf Acart sehen." „Die größte Stadt Ihres Planeten?" „Jawohl, sie hat ungefähr 90 Millionen Einwohner." In diesem Moment waren etwa 10 Minuten seit unserem Abflug von Con vergangen. (Später erfuhr ich, daß dies der Name der ersten Stadt war, die ich auf Acart sah.) Er drückte auf einen Knopf, und plötzlich waren wir innerhalb des Apparates von Sonne überflutet. Die Kabine hatte ein doppeltes Dach; das äußere war aus Blech, während der innere Teil aus einem durchsichtigen Material bestand, das uns zu schützen schien, nachdem der äußere Teil zurückgezogen worden war. Wir hatten eine prächtige Aussicht, man konnte nach vorn und nach oben sehen. Er neigte den Apparat auf meiner Seite und sagte: „Sehen Sie!" Ich sah nach unten; der Apparat flog über eine Stadt hinweg, was mehrere Minuten dauerte. Was ich da sah, übertraf alles, was ich je im Leben gesehen hatte! Ich hätte mir so etwas nie vorstellen können, und ich kann auch gar kein Urteil darüber abgeben, obwohl ich es mit eigenen Augen gesehen habe! Wenn man mir einen Menschen gezeigt hätte, der mit den Ohren essen kann, so hätte mich dies nicht mehr verwundert als der Anblick dieser Stadt. Ich konnte mich nicht satt sehen an all diesen Häusern und Gebäuden; fast alle erstrahlten in hellem Glanz. Als ich die Wunder von Con gesehen hatte, war ich schon von Bewunderung erfaßt, aber dies hier war einfach überwältigend. Die vielen runden Apparate in der Luft erregten meine besondere Aufmerksamkeit; alle sahen ähnlich aus wie der, in dem wir flogen. Ich gebrauche den Ausdruck „Tonnen-förmig", weil mir nichts Besseres einfällt. Sie kamen und gingen, flogen in großer Anzahl hoch und niedrig über die Stadt hinweg. Sie erschienen mir wie Haus-Ameisen im Freien. Großen Eindruck machte es auf mich, daß kein Apparat mit einem anderen zusammenstieß, trotzdem alle mit großer Geschwindigkeit flogen. Ich glaube, daß ich nicht ein einziges Mal mit den Augen zwinkerte und auch kein Wort sprach, solange wir über die Stadt flogen. Mehrer Male fragte mich Acorc: „Was denken Sie?" Ich konnte nur ganz leise antworten: „Das ist phantastisch, großartig!" Er lächelte und sagte: „Wir werden jetzt landen; Sie werden mein Heim und meine Familie kennenlernen." Er machte eine schnelle Wendung, flog in gerader Linie auf ein Haus mit ungefähr 30 Stockwerken zu. Er flog an dessen Vorderseite entlang, die nach einer engen Straße zeigte (eng wie alle Straßen, die ich bis jetzt auf Acart gesehen hatte) und stoppte plötzlich etwa 40 Meter über dem Dach. Das Dach glich mehr einem Spiel- oder Sportplatz als einem gewöhnlichen Dach. Auf dieser terrassenartigen Fläche standen mehrere Dutzend Apparate, ähnlich dem unseren. herhit 4. Eine freundliche Familie Wir flogen zuerst senkrecht nach unten, und ich dachte schon, wir würden auf jenem Dach landen, wo all die an­deren Apparate standen, doch wir kreuzten seitwärts und kamen wieder in die Höhe des Daches. Ich stellte fest, daß dies eine ebene, von Palmen eingefaßte Fläche war. Diese hatte wohl den Zweck, zu verhindern, daß bei Regen­wetter das Wasser an den Wänden herablief. Wir befanden uns nun auf der Höhe des 10. Stockwerks. Das Fahrzeug verhielt in etwa vier m Abstand vom Haus, und Acorc ging sanft auf einer zwei bis vier qm großen Terrasse nieder. Jede Wohnung dieses Hauses hatte eine solche Terrasse, eine beschattete immer die andere. Wir stiegen aus. Acorc ergriff eine Plastiktasche, und auf seine Anweisung hin nahm ich eine andere, etwas kleinere, die wohl meine Erdenkleidung enthielt. Eigentlich hatte ich gedacht, diese wäre in der Stadt Con zurückgeblieben. Acorc öffnete eine Tür und gab mir ein Zeichen, ihm zu folgen. Wir betraten ein sehr gut möbliertes Zimmer im selben Stil wie alle anderen, die ich gesehen hatte. Er nahm meine Tasche und legte sie zusammen mit der seinen auf einen Tisch. Ich blieb stehen, da ich mich zu sprechen und zu bewegen nicht traute. Acorc bot mir jedoch einen Platz an. Ich setzte mich und beobachtete aufmerksam seine Bewegungen. Auf einem zweiten Tisch stand eine Art Radio-Apparat, über dem ein etwa 30 qcm großer gelblicher Spiegel hing. Acorc drückte einen Knopf, man hörte ein Summen, und er trommelte, während er noch wartete, mit den Fingern auf dem Tisch. Bald erschien das Gesicht einer Frau im Spiegel. Aha! dachte ich, das ist ein Fernseher. Aber, o Wunder! Als sie sprach, antwortete Acorc ihr; beide lächelten. Ich dachte bei mir: Nun ist er verrückt geworden, wie kann er mit einer Frau auf dem Fernsehschirm sprechen! Sie sprachen miteinander, wie wenn sie sich beide im Zimmer befänden. Die Unterhaltung schien so herzlich zu sein, daß ich dachte, er werde sie gleich küssen. Doch plötzlich ver­schwand das Bild, und auch das Summen hörte auf. Er wandte sich mir lächelnd zu und sagte: „In ein paar Augenblicken wird sie hier sein, sie freut sich, Sie kennen­zulernen." Ich stand wie versteinert, zweimal versuchte ich zu sprechen, brachte aber kein Wort heraus. Als Acorc mich so stehen sah, kam er schnell auf mich zu und fragte: „Was haben Sie denn — ist Ihnen nicht wohl?" Ich schüttelte nur den Kopf. Als ich die Sprache wiedergefunden hatte, fragte ich, auf den Apparat zeigend: „Was ist denn das für ein Ding?" „Das ist eine Art Telefon — diese Erklärung können Sie wohl am besten verstehen." „Und die Glasscheibe, auf der die Frau erschien? Gehört die auch zum Telefon? Wer war denn die Frau?" „Das ist meine Frau. Ich erzählte ihr von meinem Zusam­mentreffen mit Ihnen. Gibt es denn auf der Erde keine solche Verbindungsmöglichkeit?" „Doch, aber bei unseren Telefonen benutzt man nur die Stimme und das Ganze geht über Drähte. Wir haben zwar auch Fernsehen, aber diese beiden Dinge sind nicht ge­koppelt. Die Fernseh-Stationen übermitteln Bild und Ton; man kann das Bild auf der Scheibe wohl berühren, aber sich nicht mit ihm unterhalten. So etwas habe ich noch nie gesehen!" 2) „Nun, und wenn man zwei Stationen koppeln würde?" „Das ist wohl unmöglich — schon ein Fernseh-Telefon kostet Tausende, was würden dann schon zwei kosten?" „Bei uns auf Acart funktioniert das Telefon auf diese Art. Jede Familie besitzt einen solchen Apparat. Sehen Sie, dies ist z. B. die Nummer von Tuec in Con." Die Nummer sagte mir gar nichts, da ich solche Ziffern noch nie gesehen hatte. Er drückte ein paar Knöpfe und der Apparat begann wieder zu summen. Auf dem Bildschirm erschien das Gesicht von Tuec, meinem Freund aus Con. Sie unterhielten sich kurze Zeit in ihrer Sprache; dann überließ mir Acorc seinen Platz. Tuec begrüßte mich freundlich; ich konnte nur mit dem Kopf nicken. Acorc nahm seinen Platz wieder ein; sie sprachen noch einige "Worte miteinander und verabschiedeten sich dann. Acorc schaltete den Apparat ab und zeigte mir, wie er funktio­nierte. „Sehen Sie her! Wenn der Apparat eingeschaltet ist, bleibt man davor stehen, das Gesicht dieser Linse zugewandt. Sie ist ähnlich der eines Fotoapparates. Dieser Apparat hier vermittelt das Bild, der andere Teil die Stimme. Mit wem man auch spricht, es geht immer auf dieselbe Art vor sich. Können Sie das begreifen?" „Ja" —, ich begann zu verstehen. „Gut, nun werden wir etwas unternehmen, was meine Frau betrifft!" Er bestellte etwas zu trinken. Am liebsten hätte ich Wasser gehabt, aber ich fragte, was man bei ihm als Aperitif nehme. Wir unterhielten uns noch darüber, als eine Frau mit einem Jungen ins Zimmer trat. Sie hatte ein Lächeln auf den Lippen, das mit Neugier gemischt war. Sie war ziemlich groß, das Gesicht war bleich und von ovaler Form mit einem nicht sehr großen Mund, klaren blauen Augen und einer Stupsnase mit feinen Flügeln. Ihr hellblondes Haar fiel in Wellen über die Ohren. Ihr Kleid reichte bis zu den Füßen; an den Ärmeln und an dem Rocksaum war es mit Volants besetzt. Da das Kleid ziemlich lang war, konnte ich nicht so ohne weiteres fest­stellen, ob sie von kräftiger oder schlanker Statur war. Der Junge war etwa 12 Jahre alt und sah ihr sehr ähnlich. Er mußte ihr Sohn sein. Er unterschied sich nicht von den Kindern der Erde. Acorc führte die beiden in die Mitte des Zimmers und sprach ein paar Worte mit seiner Frau — ich verstand natürlich wieder nichts. Der Junge sah mich schweigend und verwundert an. Wahrscheinlich hatte er einen Erd­bewohner eher in irgendeiner anderen Situation erwartet als auf einem Stuhl sitzend und mit seinem Vater plau­dernd! Acorc stellte mich seiner Familie vor. Ich neigte den Kopf und begrüßte sie stillschweigend. Beide kamen ohne ein Wort zu sagen auf mich zu. Wir setzten uns. Acorc sagte mir, daß er, als er nach Con beordert worden war, nicht daran gedacht hätte, ein Wesen von außerhalb Acart zu treffen. Als er dies erfahren hatte, teilte er es telefonisch seiner Frau mit, die mich dann ein­lud. Er hatte ihr gesagt, daß ich auch nicht viel anders aussehe als die Acartianer und mich ebenso ruhig und still benehme wie sie. Ruhig waren sie, das muß ich zugeben! Der Junge hatte, seit er mich gesehen hatte, noch kein Wort gesprochen; er schaute mich nur verwundert von Kopf bis Fuß an. Acorcs Frau begann nun mit Hilfe ihres Mannes Fragen an mich zu stellen, denn sie konnte nur ein paar Worte deutsch. Sie fragte nach meiner Familie auf der Erde und ob sie wüßte, daß ich auf Acart, einem anderen Planeten, sei. Sie fragte noch mancherlei, und Acorc übersetzte die Fragen und Antworten. Nun fing auch der Junge an zu fragen; er konnte kein Wort deutsch. Ich sagte ihm, ich möchte sein Freund wer­den, was er mit einem fröhlichen Lachen beantwortete. Acorc sagte jetzt etwas zu seiner Frau, und diese verließ den Raum. Er hatte schon ein paarmal ein Ding aus der Tasche gezogen, das vielleicht eine Uhr sein konnte; ich fragte ihn nun danach. „Das ist eine Uhr, aber sie ist ganz anders als Ihre Uhren auf Erden! Meine Frau wird einen Imbiß vorbereiten, und wir gehen auf die Terrasse, von wo aus Sie die Stadt besser betrachten können." Wir gingen zu dritt durch einen Gang, stiegen in einen Aufzug und fuhren bis zur obersten Terrasse. Von dort hatte man einen herrlichen Blick über die ganze Stadt, die bis in weite Fernen farbig erstrahlte. Acorc zeigte mir verschiedene Gebäude, in denen Schulen, Universitäten, Behörden und Fabriken untergebracht waren. Ich betrach­tete alles. Um diese Zeit stand die Sonne etwa so hoch wie auf der Erde nachmittags um vier Uhr. Ich konnte meine Neugier nicht verbergen und sagte: „Wir sprachen doch davon, daß wir in wenigen Augenblicken essen wollten!" „Ja, das ist bei uns etwa in einer Stunde." Er schaute mich fragend an, als ob er dachte, daß ich lieber etwas essen, als die Stadt betrachten wolle. Er mochte wohl denken — als er in der Frühe auf Acart ankam, hat er etwas zu essen bekommen, später nahm er an zwei wei­teren Mahlzeiten teil, und jetzt spricht er schon wieder vom Essen — da muß man ja seine Linie verlieren! Ich fragte weiter: „Wie viele Mahlzeiten gibt es auf Acart?" „Fünf!" antwortete er. „Wie, fünf Mahlzeiten am Tag?" „Ja, ja, wir werden jetzt gleich hinuntergehen. Ich werde Ihnen dann verschiedenes erklären, was ich schon vorher hätte tun sollen. Ich habe für den Rest des heutigen Tages freibekommen, und der Sohn der Sonne hat mir erlaubt, Sie heute zu begleiten. Wir haben so Gelegenheit genug zur Unterhaltung." „Wer ist dieser Sohn der Sonne?" „Er wurde von unserem Volk zum Höchsten der Regierung gewählt. Er wird Ihnen vieles über die Unterschiede zwischen Erde und Acart sagen, wenn Sie sich dafür inter­essieren." „Dies wird eine große Sache für mich werden!" „Ja, morgen muß ich Sie ihm vorstellen." Acorc merkte, daß ich durch diese Worte beunruhigt war; deshalb sagte er: „Sie brauchen keine Angst zu haben, es wird Ihnen nichts passieren; Sie dürfen sich nur gegen nie­mand und nichts auflehnen! Ich sehe, daß Sie sehr beun­ruhigt sind — es würde Ihnen gar nichts nützen, wenn Sie Ihre Ruhe verlieren." Wir kehrten wieder in seine Wohnung zurück. Seine Frau hatte schon den Tisch gedeckt und erwartete uns lächelnd. Wir setzten uns zu Tisch und wurden üppig bewirtet. Ich beschränkte mich jedoch darauf, nur die mir schon bekannten Nahrungsmittel zu essen. Man bot mir ein warmes Getränk an, das mir wirklich gut schmeckte; ich trank zwei Tassen davon. Während des Essens stellte mir Acorcs Frau verschiedene Fragen, der Junge sprach kaum. Nach dem Essen räumte sie den Tisch ab und ging anschlie­ßend mit dem Jungen hinaus. Wir tranken noch eine Tasse Tee und sprachen über das soeben eingenommene Essen. Ich fragte ihn: „Würden Sie mir nicht etwas näher erklären, wie man hier lebt?" 5. Vergleich der beiden Planeten Acorc meinte: „Das wird für Sie ziemlich schwierig zu ver­stehen sein; ich bemerkte dies schon, als ich Ihnen zuvor manches erklären wollte. Ich werde also versuchen, es besser zu machen. "Wir Acartianer machen schon seit vielen Jahren Erkun­dungsflüge zu anderen Planeten. Diese Flüge sind in letz­ter Zeit fast ausschließlich auf die Erde konzentriert." „Wieso dies?" „Das hat verschiedene Gründe!" „Können Sie mir diese nennen?" „Ja, zum Teil! Damit Sie es besser verstehen können, will ich zunächst den Unterschied zwischen Erde und Acart herausstellen. Es gibt da Dinge, die wir erst vor kurzem entdeckt haben — passen Sie bitte gut auf! Auch wir auf Acart teilen die Jahre in Monate, die Monate in Wochen, die Wochen in Tage, die Tage in Stunden usw. ein. Ein Acart-Jahr hat 352 Tage; alle sechs Jahre haben wir ein Schaltjahr mit 353 Tagen. Wir haben 11 Monate mit je 32 Tagen; alle sechs Jahre hat der erste Monat im Jahr 33 Tage, die Monate sind in fünf Wochen eingeteilt; jeder Tag hat sechs Stunden. Als er vom 6-Stunden-Tag sprach, platzte ich heraus: Da muß ich ja schon eine Ewigkeit auf Acart sein!" Er lachte über meine Verwirrung und erklärte: „Es ist klar, daß Ihnen dies merkwürdig vorkommt, aber die oben­genannte Zeiteinteilung gilt ja nur für Acart. Der Zeit­vergleich mit der Erde ist folgendermaßen: Ein Acart-Jahr entspricht 676 Erdentagen, ein Mars-Monat z. B. entspricht 61 Tagen und 48 Stunden der Erdenrechnung, eine Acart-Woche 9 Tagen und 14 Stunden auf Erden, eine Acart- Stunde 7 Stunden und 40 Minuten Erdenrechnung. Unsere Stunden werden anders eingeteilt; es ist aber absolut un­möglich, Ihnen dies zu erklären. Wir rechnen auch bei der Zeit nach dem Dezimalsystem." „Aber wie kommt es, daß auf Acart, obwohl er weniger Tage und Monate im Jahr hat als die Erde, diese Tage länger sind als auf der Erde?" „Das kommt daher, daß Acart sich langsamer um sich selbst als auch um die Sonne dreht." „Und warum gibt es auf Acart nur 11 anstatt 12 Monate, und warum hat die Woche nur 5 anstatt 7 Tage?" „Bei den Monaten handelt es sich um eine astronomische Frage, die schwer zu erklären ist. Auch bei den Wochen ist es ähnlich. Ich glaube aber, daß dies nicht so interessant für Sie ist — je mehr ich darüber erklären würde, um so verwirrter würden Sie werden. Verstehen Sie nun auch, warum wir hier so viele Mahlzeiten haben?" „Ja, jetzt beginne ich zu verstehen!" „Gut! Wir wollen nun auf Ihre Reise hierher zu sprechen kommen. Wie ich schon sagte, sind wir aus verschiedenen Gründen in Kontakt mit der Erde. Für unsere letzte Reise lag ein besonderer Grund vor: In bezug auf das Gelände sind wir im Vergleich mit den Erdbewohnern im Rück­stand." „Was verstehen Sie unter Gelände?" „Nun, Sie würden auf der Erde in diesem Fall von Ge­treideanbau sprechen." „Wieso denn?" „Das ist sehr einfach zu erklären. Das, was wir hier Getreide nennen, wächst auf eine andere Art als auf der Erde; unseres wächst auf Bäumen. Obwohl es hier im Uberfluß wächst, ist das Problem durchaus nicht gelöst. Wie Sie ja sicher selbst bemerkt haben werden, ist das Mehl, das daraus gemacht wird, schwärzlich und nicht sehr schmackhaft. Wir haben schon vielerlei Versuche gemacht, das Mehl reiner herzustellen, aber Ihr Getreide ist einfach besser. Wir sind das letzte Mal mit einem koklektischen Sonnenschiff auf die Erde geflogen, um zu beobachten, wie Sie es pflanzen. Wir wollten Samen von der Erde mitneh­men, um dann hier Versuche damit zu machen. Unsere Männer waren gerade dabei, diesen Samen zu suchen, als Sie auftauchten. Da wir alle den Befehl haben, niemanden zu töten oder auch nur zu verwunden, haben wir gegen Sie nur unsere Sonnenstrahlpistole benützt, die eine sehr niedrige Spannung hat. Wenn man in ihren Bereich kommt, fällt man aber um und verliert die Besinnung. Im ersten Moment wollten wir Sie zurücklassen und ab­fliegen. Das hätte ihnen gar nicht geschadet, denn nach ein paar Stunden kehrt das Bewußtsein wieder zurück. Nun hatte aber einer unserer Leute eine bessere Idee. Der Kommandant des Raumschiffes dachte, Sie seien ein Bauer und er wollte Sie mitnehmen, damit Sie uns beibringen, wie man gutes Getreide pflanzt. Seine Mannschaft war von diesem Gedanken nicht sehr erbaut, ließ ihn aber gewähren, da man ihm nicht widersprechen wollte. Man nahm Sie mit ins Schiff, gab Ihnen ein starkes Narkoti­kum, damit Sie auf der ganzen Reise schliefen und so nichts von den Gewichtsveränderungen in den neutralen Zonen des Raumes verspüren konnten." „Wie viele Stunden dauert die Reise von hier zur Erde?" „Etwa 36 bis 38 Stunden." „36 Stunden? Wie groß ist denn die Entfernung zwischen Acart und Erde?" „Zum jetzigen Zeitpunkt ungefähr 65 Millionen Kilo­meter." „Großer Gott! Und nun müssen Sie eine solche Reise machen, nur um mich zurückzubringen!" Der kalte Schweiß trat mir auf die Stirn. „Das macht nichts aus. Ich habe Ihnen ja schon gesagt, daß wir öfters dorthin fliegen. Derjenige, der Sie hierher gebracht hat, muß schon für den begangenen Ungehorsam büßen, und Sie werden zurückkehren." „Wann denken Sie, daß ich zurückgebracht werde?" „Wenn ich Sie dem Sohn der Sonne vorgestellt haben werde, wird er den Tag des Rückfluges bestimmen. Als das Schiff unsere Atmosphäre erreicht hatte, gab man Ihnen ein Gegenmittel, und Sie wachten auf. Von da an erinnern Sie sich wohl an alles?" „Ja, ich erinnere mich dunkel an meine Ankunft." „Als das Raumschiff in Con landete, befahl der Komman­dant, daß man Sie zu Tuec, einem der Räte dieser Stadt, bringen sollte. Dieser berief schnellstens eine Versamm­lung ein, die über Ihren Fall beraten sollte. Als man sah, daß Sie ein demütiges und unbewaffnets Wesen waren, das durch einen Zufall von seiner Welt deportiert worden war, wollte man zu einem Einvernehmen mit Ihnen kom­men. Man wandte sich in mehreren Sprachen an Sie, die Sie aber nicht verstanden, bis Sie plötzlich deutsch sprachen — und Tuec konnte zufällig ein paar Worte deutsch. Er ist ein guter Freund von mir, und da er wußte, daß ich diese Sprache beherrsche, setzte er mich über Ihren Fall in Kenntnis. Ich wurde zum Sohn der Sonne beordert, dem ich auf Bitten des Rates von Con die ganze Angelegenheit erzählte. Er war ärgerlich über das Vorgehen des Kommandanten. Dieser wurde seines Amtes enthoben und dazu verurteilt, ein Jahr lang als Arbeiter in den Sonnenstahl-Minen auf Acart zu arbeiten. Morgen wird Sie der Sohn der Sonne empfangen — alles andere wissen Sie schon." „Ich freute mich sehr, als ich Sie traf. Ich war ja schon stundenlang auf Acart, ohne mich verständigen zu können. "Wenn ich Sie nicht getroffen hätte, wäre ich wahrscheinlich vollends verrückt geworden! Sie haben mir — wenn ich mich recht entsinne — erzählt, daß jener Kommandant, der mich hierher gebracht hat, zu Zwangsarbeit verurteilt worden ist?" „Ja, das stimmt." „Ich kann nicht verstehen, daß ein Mann, der Raumschiff-Kommandant ist, wegen eines Fremden nunmehr als ge­wöhnlicher Arbeiter sich betätigen muß!" „Unsere Gesetze bezüglich der Erdbewohner sind folgende: Keiner darf verwundet, getötet oder hierher verschleppt werden, und letzteres ist Ihnen durch seine Veranlassung passiert; deshalb wird er für seinen Ungehorsam bestraft." „Ich dachte, ein Kommandant hätte seine eigenen Befug­nisse!" „Nein, hier gibt es weder hoch noch niedrig, alle sind gleich — mit Ausnahme des Sohnes der Sonne, der eine Sonderstellung einnimmt. Wenn aber seine Regierungszeit, für die er vom Volk gewählt worden war, zu Ende ist, wird er wieder seiner früheren Arbeit nachgehen, die er nur auf Grund seiner Wahl verlassen hat." „Sie sprachen von Sonnenstahl-Minen — was darf ich dar­unter verstehen?" „Sonnen-Stahl ist ein Spezial-Stahl, dessen Nützlichkeit Sie wohl auf Erden noch nicht entdeckt haben. Aus ihm werden unsere Raumschiffe und noch viele andere Dinge hergestellt." Ich war so neugierig, daß ich immer weiterfragte. „Warum sprechen Sie deutsch? Gibt es hier auf Acart zu­fällig ein Land, in dem man diese Sprache spricht?" „Nein, das gibt es nicht. Dazu muß ich Ihnen noch etwas Wesentliches sagen. Hier gibt es keine verschiedenen Län­der; Acart ist schon seit langer Zeit ein geeinter Planet. Vor ungefähr 100 Erdenjahren gab es auf Acart auch noch Hunderte von Ländern. Durch gegenseitiges Übereinkom­men wurden jedoch die Grenzen abgeschafft, die Kriege hörten auf, und der Wohlstand gedeiht, wie Sie sehen. Was meine Deutschkenntnisse betrifft, so kosten sie mich und manchen meiner Kollegen viel Zeit. Aber wir hören nicht auf weiterzulernen." „Wie lernen Sie eine fremde Sprache?" „Wie gesagt, man braucht dazu viel Zeit und Intelligenz. Wir machen wiederholt Reisen auf die Erde, und in den Ländern, die wir besuchen, fotografieren wir zuerst immer Buchstaben. Wir haben auch Apparate, mit denen man Großaufnahmen von Häusern aus 200 km Entfernung machen kann. Wir nehmen viele Radio- und Fernseh­sendungen auf, schreiben alles radiophonisch nieder und sammeln so tonnenweise Material, das dann studiert und verglichen wird. Auf diese Weise bin ich in weniger als 10 Jahren auf den heutigen Stand meiner Kenntnisse ge­langt." „Lernten Sie auf diese Weise nur die deutsche Sprache?" „Nein, aber dies ist die Sprache, mit der ich mich am mei­sten befaßt habe. Viele von uns lernten andere Sprachen, und auch sie bilden sich darin immer weiter." „Welche Sprachen sprechen die anderen?" „Russisch, Englisch und Spanisch." „Aber warum hat man von all diesem auf Erden nie etwas bemerkt, meines Wissens?" „Wir haben einen Apparat, den man Sicht-Neutralisator nennt." „Um was handelt es sich dabei?" „Das ist ein Gerät, das unter gewissen Umständen um uns bzw. um unser ganzes Schiff herum in Tätigkeit gesetzt wird. Auf diese Weise kann man das Schiff und seine Be­wegungen unsichtbar machen. In schwach besiedelten Ge­ genden hinterlassen wir so nirgends Spuren. Die uns interessierenden Fälle fotografieren wir immer bei Nacht. Anfänglich gab es für uns natürlich das Problem des Ent­decktwerdens, aber nachdem wir diese Neutralisatoren er­funden hatten, und sowieso die Möglichkeit haben, uns mit großer Schnelligkeit von Ort zu Ort zu bewegen, konnten wir uns ohne größere Probleme durchschlagen." „Aber warum haben Sie ein so großes Interesse an den Sitten und Sprachen der Erdbevölkerung? Ich nehme an, daß die Acartianer eine spätere Invasion auf der Erde vorbereiten; ist's nicht so?" „Nein, so möchte ich es nicht ausdrücken." Man hörte ein Geräusch an dem Apparat, den er als Tele­fon bezeichnet hatte. Acorc unterbrach unser Gespräch und ging zu dem Apparat. Auf der Bildscheibe erschien ein Herr, der Acorc sehr ähnlich sah. Sie wechselten ein paar "Worte miteinander und bald verschwand das Bild des an­deren wieder. Acorc schaltete den Apparat ab. Ich bemerk­te, daß er sehr ernst und beunruhigt aussah. Ich nahm die Unterhaltung an dem Punkt, wo wir stehengeblieben waren, wieder auf und fragte: „Sie sagten, ,so möchte ich es nicht ausdrücken' — was wollten Sie damit sagen?" Durch meine erneute Frage war er etwas verwirrt und sagte schließlich ziemlich verlegen: „Ich würde Ihnen gern auf alle Ihre Fragen antworten, aber es ist etwas eingetre­ten, das mich nicht weitersprechen läßt, um Ihnen nicht zu schaden." Ich dachte nach, was meinen Freund wohl so deprimiert haben mochte und wie ich für ein so fortgeschrittenes Volk eine Gefahr darstellen könnte. Wie denn, was könnte es Übles zur Folge haben, wenn ich bezüglich der Erde von ihren Plänen Kenntnis hätte? Ob sie wohl dachten, ich könnte mich ihnen in den Weg stellen? Dabei konnten sie ganz sicher sein, daß kein Mensch auf Erden meinem Bericht Glauben schenken würde, was ich hier gesehen und gehört habe. Das einzige, was mir blühen könnte, wäre entweder das Gefängnis oder das Irrenhaus; auch haben ja nur die Mächtigen das Recht, eine Meinung zu haben, ob diese nun der Wahrheit entspricht oder nicht. Sie werden ja angehört und mit Beifall überschüttet, obwohl sie sich manchmal wie Narren gebärden. „Die Armen, wie z. B. ich als armer Mechaniker, werden auf der Erde ganz anders behandelt, Herr Acorc, wenn sie ihre Erlebnisse erzählen. Sie werden nicht angehört und ihre Rechte werden nicht respektiert. Es gibt Fälle, in denen unsereiner einen Prozeß verlieren kann, selbst wenn die Wahrheit offen zutage liegt. Die Gegenpartei sind in solchen Fällen mächtige Menschen, die sich aufgrund ihrer Macht durchsetzen." „Das mag schon wahr sein", erwiderte er seufzend. „Ich kann Ihnen versichern, daß es so ist. Die Großen der Erde sind besessen von Machtgier; sie würden keinem und besonders mir nicht, Gehör schenken, wenn ich mein Erleb­nis auf Acart erzählen würde." „Beten Sie zu unserem Schöpfer, daß der Sohn der Sonne und seine Ratsherren Ihre These akzeptieren. Wenn dies gelingt, könnte ich Ihnen alles zeigen, was wir hier auf Acart haben, denn alles, was ich Ihnen bis jetzt gezeigt und gesagt habe, ist nur ein oberflächlicher Teil dessen, was wir in Wirklichkeit besitzen und wissen." „Wenn ich Sie so sprechen höre, muß ich wohl oder übel im Augenblick darauf verzichten, mehr von Ihnen zu hören. Das, was ich bis jetzt gesehen und gehört habe, übersteigt ja schon mein Aufnahmevermögen." „Gut", sagte er zögernd, „wir lassen die Sache vorläufig auf sich beruhen bis zu einer anderen Gelegenheit, d. h. bis morgen, wo wir ja den Sohn der Sonne sehen werden." 6. Spaziergang zu einem Restaurant Er zog seine Uhr aus der Tasche, warf einen Blick darauf und sagte: „Es ist jetzt ungefähr 2 Uhr und 6/io, wir kön­nen vor der letzten Mahlzeit noch einen kleinen Gang durch die Stadt machen." „Gern, wenn Sie es wünschen." „Wir können also gehen — oder wollen Sie sich lieber etwas ausruhen?" „Nein! Was mich munter und aufrecht erhält, sind die vielen neuen Dinge, die ich hier sehe." Wir machten uns fertig und gingen auf die Terrasse, wo der Apparat stand, der uns von Con hierhergebracht hatte. Wir stiegen ein und starteten auf dieselbe Weise wie zuvor. Als wir über die Dächer flogen, schaute ich nach der Sonne. Sie stand schon sehr tief, und ich fragte Acorc, wann sie untergehe. „Es fehlen noch 4/io, das entspricht drei Erdenstunden." Ich dachte bei mir: Und schon spricht man wieder vom Essen, diese Leute scheinen nur zu leben, um zu essen! „Wann werden wir unsere letzte Mahlzeit für heute ein­nehmen?" Er schaute auf die Uhr und sagte: „Bis dahin sind es noch Vio und 2/ioo; das entspricht einer Erdenzeit von drei Stunden und 50 Minuten." Diese knappen vier Stunden vergingen derartig schnell, daß mir der Flug mit Acorc nicht länger als eine Stunde vorkam. Als wir etwa 200 m über den Dächern waren, flogen wir einige Minuten geradewegs nach Norden. Plötzlich stoppte er, und wir setzten in einer engen Straße mit viel Fuß­gängerverkehr zur Landung an. Wir landeten an einer Stelle, wo schon viele solcher Apparate geparkt waren. Wir stiegen aus und mischten uns unter die Leute. Ich fand es großartig, daß keiner es eilig zu haben schien. Man be­merkte nirgend diese Eile, die bei uns in den Städten üblich ist. Ich sah, daß alle Leute gut angezogen waren; sie trugen eine Kleidung, die sowohl im Stoff als auch im Schnitt ähnlich der war, die ich jetzt trug — es gab kaum einige Abweichungen. Die Kleider der Frauen waren ähnlich denen auf der Erde. Es beeindruckte mich auch, daß mir niemand besondere Aufmerksamkeit schenkte. Es wäre doch natürlich gewesen, daß sich jedermanns Aufmerksamkeit auf den Bewohner eines anderen Planeten gerichtet hätte. Aber ich war für sie wohl einer der ihren. Was geschähe, wenn ein Acar­tianer auf der Erde wäre? Man würde ihn irgendwo aus­stellen, wo ihn jeder gegen Eintrittsgeld betrachten könnte, und man würde dadurch viel Geld verdienen. Dies brachte mich nun auf den Gedanken, daß die Erdbewohner ja gar nichts von meiner Anwesenheit auf Acart wußten, und die­jenigen, die von meiner Abwesenheit wußten, glaubten wahrscheinlich, ich sei in einem Gefängnis und nicht auf einem anderen Planeten unterwegs mit einer so hochgestell­ten Persönlichkeit, wie Acorc es war. Ich folgte ihm immer; wir spazierten durch einige Viertel. Ab und zu richtete er das Wort an mich; ich hatte jedoch so viel zu schauen, daß ich nicht viel sprechen konnte. Schließlich zeigte er auf ein Gebäude und sagte: „Hier wer­den wir einkehren." Wir betraten einen Raum, der aussah wie ein Cafe oder eine Bar. Drinnen waren Tische, die aber keine Beine hatten, sondern an einem Kabel von der Decke herunter­hingen. Um jeden Tisch standen drehbare Stühle, die die Form von Motorrad-Sitzen hatten. Fast alle waren unbe­ setzt. Als wir uns gesetzt hatten, kam ein Kellner an unseren Tisch. Acorc bestellte etwas, und bald standen zwei große Gläser mit einer kristallklaren Flüssigkeit vor uns. Wir nahmen jeder ein Glas, und ich fragte: „Was ist das?" Er beantwortete meine Frage, aber ich konnte es leider nicht verstehen. Den großen Schlucken nach, die er nahm, konnte es sich nicht um Alkohol handeln. Ich versuchte es auch, und es schmeckte mir gut — ein süßes, angenehm temperiertes Getränk. Die Sonne war nun fast untergegangen, und es war jetzt empfindlich kalt. Wahrscheinlich hatte Acorc aus diesem Grund kein eisgekühltes Getränk bestellt. Ich sah, daß ihm die Kälte gar nichts ausmachte und fragte: „Frieren Sie denn nicht?" „Nein, wir sind daran gewöhnt." „Es ist wohl jetzt Winter hier?" „Winter? Wir haben hier keinen Winter!" „Aber Sie können bei dieser Kälte doch nicht sagen, daß es jetzt Sommer ist!" „Nein, weder das eine, noch das andere. Wir haben hier immer gleichbleibende Temperaturen. Tagsüber ist es wär­mer, in der Nacht kälter. Vor Regengüssen wird es etwas wärmer. Ab und zu gibt es auch etwas Frost; dann ist es natürlich kälter als normalerweise." „Wir sind wohl jetzt gerade in einer Frostperiode?" „Nein, keineswegs; die Temperatur ist jetzt ganz normal. Haben Sie nicht bemerkt, daß es heute klar und sonnig war? Die Frostperioden sind von regnerischem und trübem Wetter begleitet." Ich mußte innerlich lachen, als er von einem sonnigen Tag sprach, der für mich keineswegs ein solcher war, verglichen mit einem Sonnentag auf der Erde. Ich hatte zuvor einige Male zum Himmel emporgesehen, dort aber recht wenig Blau entdeckt. Mir erschien die Farbe des Himmels bei­nahe bleifarben. Der Sonne fehlte der Glanz, den sie bei uns ausstrahlt. Ich fragte: „Wie kommt es denn, daß es bei Ihnen weder Winter noch Sommer gibt?" „Ja, das wundert Sie, weil Sie in einer Gegend zu Hause sind, wo es diese Jahreszeiten gibt. Aber ich weiß ganz be­stimmt, daß es auch auf der Erde Zonen gibt, wo es ent­weder immer kalt oder immer warm ist." „Ja, das weiß ich auch." „Nun, Acart entspricht einer solchen Zone. Diese Stadt Tarnuc liegt ziemlich nördlich; daher ist es nachts etwas kälter und tagsüber etwas wärmer." „Ja, den heutigen Tag kann ich mit einem Wintertag auf der Erde vergleichen, und zwar in der Gegend, in der ich wohne. Aber die Nacht hier kommt mir kälter vor als eine Polarnacht auf der Erde — so empfinde ich es jedenfalls!" „Hier ist es nicht nur heute so kalt; mit wenigen Ausnah­men ist es immer so und — wie schon gesagt — wir empfin­den es nicht." Ich wollte noch einiges fragen, aber er erhob sich und sagte: „Da Sie jetzt schon frieren und es noch kälter wird, ist es besser, wenn wir in meine Wohnung zurückgehen — dort werden Sie sicher nicht frieren. Morgen kann ich Ihnen vielleicht eine Karte von Acart zeigen, die Ihnen dieses Phänomen besser verständlich machen wird!" Ich stand auf; er faßte mich vorsorglich am Arm, und wir waren im Begriff zur Tür zu gehen, als mir das größte Fiasko meines Lebens passierte. Ich hatte mich im Verlaufe dieses Tages sicherlich schon mehere Male lächerlich benom­men, aber in diesem Moment wurde es ganz schlimm. Zu­fällig hatte weder Acorc noch sonst jemand meine Haltung bemerkt. Ich zögerte, legte die Hand auf meine Tasche, schaute die Gläser auf dem Tisch an, dann auf den Kellner, der mir gar keine Beachtung schenkte. Ich wollte schon auf ihn zugehen, als mich Acorc fragte: „Haben Sie etwas verloren — suchen Sie etwas?" Erst jetzt kam mir zum Bewußtsein, was ich vorhatte, und ich antwortete: „Nein, nein, mein Herr!" Ich wollte nämlich das tun, was ich zu Hause schon oft getan hatte! Wenn ich mit einem Freund irgendwo etwas getrunken hatte, zahlte ich, wenn jener keine Anstalten dazu machte. Ich hatte bemerkt, daß Acorc nicht bezahlt hatte. Man stelle sich vor, ich bezahle eine Runde auf einem anderen Planeten! Und man stelle sich dazu noch unseren entwerteten Cruzeiro vor! Als ich daran dachte, mußte ich lachen. Ich dachte in diesem Augenblick auch an die Kosten, die meine Entführung von der Erde noch ver­ursachen würden, und was passieren würde, wenn ich ihnen Geld anbieten würde — dazu noch brasilianisches Geld! Mir fiel nun auch ein, daß es auf Acart Geld ja nicht gibt. Wir gingen hinaus das kleine Stück bis zum Parkplatz. Wir flogen ab und erreichten im Nu die Plattform von Acorcs Wohnung. Wir stiegen aus und betraten das Wohn­zimmer. Er zeigte auf einen Stuhl; ich schloß zuerst die Tür und setzte mich. Er sagte: „Ich will nach meinem Sohn sehen, der sicher von der Schule zurück ist, und gleichzei­tig meiner Frau sagen, daß wir hier sind, damit sie die fünfte Mahlzeit vorbereiten kann." Ich hatte nun ungefähr eine Vorstellung über die fünf Mahlzeiten auf Acart: Die erste gibt es bei einem Zehntel der ersten Stunde, die zweite bei 8/io der ersten Stunde, die dritte bei IV2 Stunden, die vierte in der zweiten Stunde plus V10 und die fünfte und letzte zwischen der Zeit von der zweiten Stunde plus 8/io und der dritten Stunde. Ich habe diese Mahlzeiten numeriert; Acorc hatte mir wohl ihre Namen genannt, die ich aber leider nicht behal­ten konnte. 7. Begebenheiten und Erinnerungen am Ende des Tages Als Acorc mich verlassen hatte, wurde ich auf meinem Stuhl vom Schlaf fast übermannt. Ich begann über meine Lage nachzudenken. Von Acart zur Erde waren es 60 Millionen Kilometer; sollte ich geträumt haben? In meinem Kopf ging alles rund; ich riß die Augen weit auf, bewegte den Kopf hin und her, blinzelte ein paarmal und sah mir die Wände und Möbel an. Dann ließ ich den Kopf hängen, schlug die Hände vors Gesicht und hätte am liebsten geheult, geschrien oder wer weiß was sonst getan. Je mehr ich meinen Gedanken nachging, um so weniger verstand ich, was in den letzten Stunden um mich herum vorgegangen war. Ich stand auf und ging im Zimmer herum. Ich griff mit der Hand an den Kopf — der kalte Schweiß stand mir auf der Stirn; ich zitterte am ganzen Körper und fühlte mich unsagbar schwach. Ich wollte Acorc nachlaufen, denn diese wenigen Minuten, die ich allein war, brachten mich fast um den Verstand. Schließlich gelang es mir, die verworrenen Gedanken aus meinem Kopf zu bannen. Ich sagte mir: Wie unbedeutend ist doch der Mensch angesichts der Dinge, die Gott schuf — Sonne, Acart, Erde und noch vieles mehr. Warum sollte ich mich über mein Schicksal aufregen? Gott regiert alles nach seinem Sinn. Was würde er über mein Schicksal sagen? Wenn er wollte, könnte er mich auf die Sonne schicken, ohne daß mir dort etwas zustieße. So gut, wie ich hierher­kam, werde ich auch wieder zurückkehren. Durch diese Gedanken wieder etwas ermutigt, legte ich alles in Gottes Hände, da ja doch alles nach seinem unendlichen Willen geschieht. Ich ging schon viel ruhiger hin und her, als Acorc mit sei­nem Sohn ins Zimmer kam. Er bemerkte, daß ich nieder­geschlagen war, und kam auf mich zu; er schaute mir in die Augen, legte mir die Hand auf die Schulter und fragte: „Sie scheinen sich nicht sehr wohl zu fühlen?" „Ich habe nachgedacht", sagte ich mit gesenktem Kopf. „Worüber dachten Sie nach?" fragte er lächelnd. „Nun, über vielerlei — über meine Rückkehr zur Erde, über meine Familie und noch über manches andere." Er gab mir ein paar freundliche Klapse und antwortete: „Seien Sie unbesorgt, schon morgen wird wieder alles in Ordnung kommen." Der Junge hatte sich schon gesetzt, und als Acorc mich auf­forderte, setzte ich mich ebenfalls. Seit die beiden bei mir waren, fühlte ich mich etwas froher gestimmt. Acorc stellte einen Apparat an, der sehr unserem Fernseher ähnlich war. Es erschien ein Ballett, getanzt von Frauen. Er fragte mich: „Möchten Sie ein alkoholisches Getränk?" Da ich auf Acart noch nichts Derartiges getrunken hatte, erwiderte ich: „Aber nur ganz wenig, ich ziehe Frucht­säfte vor." „Es ist aber ein Getränk, das ich selbst hergestellt habe; es würde Ihnen sicher schmecken." Er brachte zwei Gläser, und ich überlegte: Ob dies wohl sein Beruf ist? Ist er vielleicht Hersteller von alkoholischen Getränken? Es muß merkwürdig sein, die Regierung um Erlaubnis zu bitten, wenn man sich einen schönen Tag machen will! Er könnte ja beides zur gleichen Zeit sein: Regierungsangestellter und Fabrikbesitzer! Er bot mir ein Glas an und sagte: „Versuchen Sie!" Ich probierte es; es war etwas süßlich, sehr durststillend, hatte aber gleichzeitig einen beachtlichen Alkoholgehalt. „Stammt dies aus Ihrer Fabrikation?" „Ja", antwortete er und lächelte zufrieden. „Sie sind also Hersteller von alkoholischen Getränken?" „Nein, dies gerade nicht. Auf Acart ist es verboten, in der Öffentlichkeit alkoholische Getränke auszuschenken; es ist jedoch gestattet, sie zu Hause herzustellen und in Muße­stunden zu trinken." „Woraus bestehen diese Getränke?" „Hauptsächlich aus Früchten." „Warum ist der Ausschank in der Öffentlichkeit verboten? Gilt dieses Gesetz auch für Bars?" „Ja, für alle Lokale." „Die Hersteller verkaufen sie also an Privatleute?" „Ich habe schon zuvor gesagt, daß es keine Alkoholfabriken gibt." „Warum nicht?" „Der Grund ist folgender: Jeder Mensch kann ohne Alko­hol leben, aber jeder Mensch muß zu essen haben. Daher ließ die Regierung alle Alkohol-Fabriken schließen und stellte sie auf Nahrungsmittel- oder Gebrauchsartikel-Her­stellung um." „Ich stelle fest, daß die Regierung von Acart sich sehr für die Probleme des Volkes interessiert!" „Ja, denn das Volk selbst stellt die Regierung dar; von Zeit zu Zeit wählt das Volk seine Regierung." „Ihre Regierung ist wohl ähnlich einer Demokratie auf Erden? Wissen Sie Bescheid über unsere Demokratien?" „Ja, ich weiß einiges darüber; unsere Regierung ist in ge­wisser Hinsicht ähnlich." Ich war nun schon 22 Stunden auf Acart, ohne geschlafen zu haben und war körperlich und geistig ziemlich er­schöpft; wenn ich aber mit Acorc zusammen war und mit ihm sprach, konnte ich nicht umhin, ihm immer neue Fragen zu stellen. In Acorcs Wohnung war es wesentlich wärmer als auf der Straße, und so war das Thema Kälte nicht mehr aktuell. Dafür fragte ich nun: „In welcher Hinsicht unterscheidet sich Ihre Regierung von unseren Demokratien? Könnten Sie mir dies erklären?" Er faßte sich mit der Rechten ans Kinn und senkte die Augen. Nach ein paar Augenblicken des Überlegens schaute er mir in die Augen und antwortete: „Ich könnte schon, Ü. h. ich möchte es, aber . . ." „Warum ,aber'?" „Ich weiß nicht, wie die Reaktion meiner Landsleute wäre, wenn sie wüßten, daß ich Ihnen soviel von Acart erzähle; es könnte Ihre Rückkehr zur Erde komplizieren." „Wie könnten sie es denn erfahren? Wir sind doch hier allein. Außerdem glaube ich nicht, daß Ihr Sohn uns ver­steht; er könnte doch nie als Zeuge benutzt werden oder als Denunziant auftreten!" „Nein, dazu brauchte es weder eines Zeugen noch eines Denunzianten. Der Sohn der Sonne und die Ratsherren würden es trotzdem wissen." „Dann sind sie also allwissend?" „Absolut. Wenn ich Sie morgen vorstelle und es würde einer von ihnen mich fragen, was ich mit Ihnen gesprochen habe, so müßte ich ihm dies erzählen. Wir lügen nie, nicht einmal, um das eigene Leben zu retten. Wer lügt, beleidigt den Schöpfer." „Was für eine Bedeutung hätte es, wenn ich manches über Acart erfahre, zumal da ich schon hier bin und vieles sehe und höre?" „Nun, dies ist sehr kompliziert. Bitte, fragen Sie mich wegen Ihres eigenen Wohles bis morgen nichts mehr. War­ten Sie, bis Sie den Sohn der Sonne und die Ratsherren mit eigenen Augen sehen. Ich finde, daß ich mich in gewis­sen Bereichen schon zu sehr engagiert habe." Acorc hatte recht, mir dies alles zu sagen, denn am nächsten Tag erfuhr ich, daß die Mitglieder des Rates nicht alle einer Meinung über mich waren. Die einen meinten, es bestünde keinerlei Gefahr für sie, wenn ein einfacher Arbeiter von der Erde etwas über Acart und seine Bewohner erfahren würde. Sie wollten mich zurückbringen, ohne mir irgend etwas zu überlassen, was meinen Aufenthalt auf Acart beweisen könnte; somit würde mir niemand auf der Erde Glauben schenken, wo ja nur Fotos oder Augenzeugen anerkannt werden, nicht aber ein individuelles Wort, mag es auch noch so sehr der Wahrheit entsprechen. Die anderen maßen aber meinem Problem größere Bedeut­samkeit zu, da sie vielleicht annahmen, ich sei ein getarnter Wissenschaftler, durch den die Erdbewohner mehr erfah­ren könnten, als den Acartianern lieb wäre. Sie hatten mich nahe genug an ihren Flug-Apparat heran­kommen lassen, weil ich neugierig war. Und da ich mich nun auf Acart befand — dank der Unbedachtheit eines der ihren —, konnte so durch meine Rückfahrt zur Erde ein von ihnen seit langer Zeit gefaßter Plan bezüglich der Erde umgestoßen und vereitelt werden. Ich wollte nun Acorc vom Gegenteil überzeugen und sagte: „Es wird für Acart bestimmt keine üblen Folgen haben, wenn man mir verschiedenes zeigt oder erzählt; ich bin ja durch Sie überzeugt worden, daß das Volk auf Acart sehr friedfertig und großzügig ist. Auch meine Behandlung hier ist so gut, daß ich das nie vergessen werde. Selbst wenn ich die Möglichkeit hätte, würde ich nie Verrat an den Acartianern üben und ihren Frieden stören wollen. Ich glaube auch, daß die Menschen auf Acart uns Erdbewoh­ner auch nicht schlechter einschätzen und uns auch nichts Böses antun wollen, sonst hätten sie ja sicher schon längst Mittel und Wege gefunden, uns zu vernichten!" „Nein, wir werden natürlich Ihren Frieden nicht stören, aber . . ." Beim letzten Wort erhob sich Acorc wieder — es schien mir, als ob er einen elektrischen Schlag erhalten hätte — und sagte: „Wir wollen unsere Unterhaltung jetzt abbrechen und zum Essen gehen." Ich empfand ein großes Schlafbedürfnis; ich glaube nicht, daß ich auf Erden je einmal 20 Stunden ohne Schlaf ver­bracht hätte, eventuell einmal in einem Ausnahmefall. Nor­malerweise schlafe ich von 24 Stunden immer 8 bis 9 Stunden. Acorc schaute auf die Uhr und sagte: „Es fehlt noch Vio (46 Erdenminuten), dann haben Sie 22 Erdenstunden ohne Schlaf verbracht!" „Bei den vielen Neuigkeiten und Überraschungen des heu­tigen Tages möchte ich nun nicht mehr an Schlaf denken, ich kann ihn ja später nachholen." Er schaute etwas besorgt drein, sagte dann aber lachend: „So ist's!" In diesem Augenblick kam seine Frau lächelnd, wie immer, ins Zimmer, liebkoste ihren Sohn im Vorbei­gehen und ging auf Acorc zu. Der Junge mußte ja noch müder sein als ich; die ganze Zeit über hatte er nämlich auf seinem Stuhl gesessen und uns beobachtet, ohne ein Wort zu sprechen, denn er konnte uns ja nicht verstehen. Acorc sprach ein paar Worte mit seiner Frau; daraufhin ging sie wieder hinaus. Ich hatte ihr Gespräch nicht ver­standen und war sitzengeblieben. Acorc brachte nochmals einen Drink, um — wie er sagte — die Zeit bis zum Essen zu überbrücken. Kurz darauf erschien seine Frau mit dem Essen. Sie deckte den Tisch, und als ich sie näher betrachtete, bemerkte ich, daß sie anders frisiert war als zuvor. Die Haare, die sie vorher offen getragen hatte, waren nun in vier Zöpfe ge­flochten und hochgesteckt. Wir beendeten unseren Drink und sprachen miteinander, allerdings nur über belanglose Dinge. Ich sah nun, daß das Wohnzimmer auch als Eßzimmer diente; alle Möbel konnte man in den Wänden verstauen. Ich schloß daraus, daß auf Acart Mangel an Wohnraum herrschen mußte. Acorcs Frau bat uns nun zum Abendessen — ich gebrauche dieses Wort, denn es war inzwischen dunkel geworden. Ich hatte mich schon gesetzt, stand aber wieder auf zu dem Gebet, das sie vor dem Essen sprechen. Wir vier standen nun und verrichteten schweigend unser Gebet, und ich dankte Gott, daß ich diese Mahlzeit einnehmen durfte. Wir setzten uns, und ich schaute die Gerichte an. Es war so ungefähr dasselbe wie bei der letzten Mahlzeit, nur waren dieses Mal zum Glück zwei Schüsseln mit Fleisch dabei. Ich bemerkte, daß in der zweiten Fisch war. Bis jetzt hatte immer ich die Fragen gestellt, nun wurde ich selbst gefragt. Acorc diente als Dolmetscher und über­setzte mir einige Fragen seiner Frau, und auch sein Sohn begann zu frangen, nachdem er die ganze Zeit zuvor stumm gewesen war. Ich hatte mich inzwischen mit Fleisch und dem schwärz­lichen Roggenbrot versehen und auch etwas auf meinen Teller getan, das wie Reis aussah. Ich betrachtete die andere Schüssel und fragte: „Ist das Fisch?" „Ja", antwor­tete Acorc, „mögen Sie den?" „Ja, auf der Erde esse ich ihn sehr gern, aber hier habe ich noch keinen gegessen. Er ist wohl ganz anders als der Fisch auf der Erde?" „Nein, Fische sind Wassertiere wie bei Ihnen und Sie werden sicher bemerkt haben, daß unser Wasser das gleiche ist wie auf der Erde." „Ja, es schmeckt gleich gut und ist auch so klar wie unseres; aber auf der Erde kann ich mit einem Schluck Wasser mei­nen Durst löschen, während ich hier dazu einen Liter trinken muß." „Ja, das mag stimmen. Aber das macht sich bei dem Fisch, der darin lebt, nicht bemerkbar." Er schob mir die Schüssel zu und sagte: „Versuchen Sie!" Ich nahm zwei Stücke, und es schmeckte tatsächlich wie unser Fisch, nur mit dem Unterschied, daß das Fleisch sich weich anfühlte wie Eierschnee. Trotz dieser opulenten Mahlzeit hatte ich aber das Gefühl, als ob ich kaum noch 50 kg wöge. „Übrigens, was ist in Ihrer Heimat die Hauptnahrung?" „Nun, Sie wissen ja, daß meine Heimat Brasilien ist." „Ja, ich kenne fast alle Kontinente und ihre Länder auf der Erde — entweder persönlich oder von Landkarten her." „Ich stamme aus dem südlichen Brasilien; dort ist das Klima mild, aber es gibt auch dort kalte und warme Jah­reszeiten, und nach diesen richtet sich auch das Getreide. Das Wintergetreide wird im Winter ausgesät und im Som­mer geerntet. Bezüglich unserer Ernährung gibt es keine einheitliche Linie, da viele Bewohner anderer Erdteile in Brasilien eingewandert sind und sich dort niedergelassen haben. Die einen essen auf diese Art, die anderen wieder auf jene. Der Europäer, z. B. der Deutsche, bevorzugt Süßigkeiten, der Latein-Amerikaner liebt dagegen mehr Saures. Es gibt bei uns die Eingeborenen, die von den In­dianern abstammen, dann die portugiesischen Eroberer, die von Europa kamen, heute aber auch schon geborene Brasilianer sind, da sie 400 Jahre lang unsere Zivilisation beeinflußt haben. Sie bevorzugen Fleisch und andere Nahrungsmittel von hohem Nährwert. Aber man kann nicht sagen, daß wir eine einheitliche Ernährungsweise haben; sie differiert oft von Stadt zu Stadt. Ich schließe aus dem, was Sie mir über Acart erzählt haben, daß die meisten unserer Getreide­arten hier auf Acart nicht gedeihen würden." „Warum nicht?" „Nun, das Getreide, das im Winter gesät und im Sommer geerntet wird, wächst in Form von Körnern. Bei großer Kälte würde es gar nicht keimen. Bei uns wachsen auch viele andere Produkte im Sommer; wenn es aber außer der Zeit kalt ist, leiden sie großen Schaden darunter. Es gibt natürlich auch Produkte, die in kalten Zonen, und solche die in immerwährender Wärme wachsen, jedoch sind diese gering an der Zahl. Deshalb denke ich, daß die Produkte, die in Brasilien wachsen, auf Acart nicht wachsen können, weil es hier weder kalte, noch warme Jahreszeiten gibt." Acorc seufzte tief und sagte: „Mag sein! Ihrem Wissen nach müssen Sie Bauer sein!" „Nein, ich bin nur in einer ländlichen Gegend aufgewach­sen. Meine Eltern sind jedoch Bauern. Gegenwärtig bin ich auf der Erde ohne Anstellung; von Beruf bin ich Chauf­feur. Ich suche nach Arbeit in einer Gemeinde." „Sind Sie verheiratet?" „Ja, und ich habe zwei Kinder." Er wandte sich seiner Frau zu, und nach ihrem Gesichts­ausdruck zu urteilen, mußte er dies erzählt haben. „Meine Frau fragt, ob Sie Söhne oder Töchter haben." „Ich habe einen Sohn und eine Tochter." „Wie alt sind sie?" „Meine Tochter ist zwei Jahre und mein Sohn beinahe ein Jahr alt." Er übersetzte dies seiner Frau und ließ sie weiterfragen. „Weiß Ihre Familie, wo Sie hingegangen sind?" „Ja, sie wissen nur soviel, daß ich meine Eltern besuchen und gleichzeitig noch irgendwo Geld kassieren wollte. Als ich auf dem Nachhauseweg war, passierte dieses Ereig­nis, und nun bin ich hier. Wenn jemand meiner Frau erzählt, daß ich vom Haus meiner Eltern weggegangen sei, um heimzugehen, wird sie sich sehr um mich sorgen, denn ich bin sicher, daß mich manche Leute schon in der Nähe meines Heimes gesehen haben. Ich hoffe aber sehr, daß meine Frau nichts erfahren hat und denkt, ich sei noch bei meinen Eltern. Wäre es anders, so weiß nur Gott, was alles passieren könnte. Sie würde sicher denken, ich sei einem Verkehrsunfall zum Opfer gefallen — daran möchte ich gar nicht denken!" Wir waren nun mit dem Essen fertig. Ich hatte nicht sehr viel gegessen — erstens mochte ich das Essen nicht beson­ders, und zweitens hatte mir unser Gespräch den Appetit genommen. Während Acorc seiner Frau das Gespräch übersetzte, senkte ich den Kopf. Ich hatte einen Kloß im Hals, wie wenn ich einen Knochen verschluckt hätte. Je mehr ich mich unter Kontrolle zu bringen versuchte, um so schlim­mer wurde es; ich konnte nicht verhindern, daß mir eine Träne über die Wange rollte. Acorc sagte: „Meiner Frau tut es sehr leid, daß sie nicht deutsch spricht, sie hätte sich gern direkt mit Ihnen unter­halten." Eine Frage des Jungen, die mir sein Vater übersetzte, er­heiterte mich ein wenig. „Gefällt es Ihnen hier?" „Nun, ich werde hier sehr gut behandelt; aber du bist noch zu klein, um zu verstehen, was ein Vater fühlt, der so weit von seiner Familie entfernt ist wie ich." „Und wenn mein Vater Ihre Familie hierher holen würde, würden Sie dann nicht vielleicht gern hier leben?" „Doch, das würde mir schon gefallen; meine Kinder könn­ten dann hier wie Acartianer erzogen werden. Aber das wird niemals im Bereich des Möglichen liegen." Er schwieg und schaute mich traurig an. Acorcs Frau brachte uns etwas zu trinken und räumte den Tisch ab. Ihre immer freundliche Miene hatte sich in Besorgnis und Mitleid verwandelt, als ich einen Teil mei­nes Lebens erzählt hatte. Bei Acorc bemerkte ich etwas Befremdliches; ich vermutete, er denke wohl intensiv über meine Lage nach — vielleicht hatte er auch eine schlechte Nachricht für mich. Diese Vorahnung sollte sich am näch­sten Tag voll bestätigen. Obwohl ich meinen Gastgebern gegenüber großen Respekt empfand, konnte ich nun ein Gähnen nicht mehr unter­drücken. „Wir wollen nun schlafen gehen", sagte Acorc. „Ja gern", antwortete ich. Aber gleichzeitig dachte ich an die kommende Nacht mit ihren 23 Erdenstunden — so viele Stunden hatte ich auf der Erde noch nie durch­geschlafen. 8. Eine Stadt bei Nacht Acorc schaute auf die Uhr und sagte: „Nun, so lange braucht man ja nicht zu schlafen; seit es dunkel geworden ist, sind schon 3/io vergangen. Es sind also nur noch 20 Stunden, und wenn wir 3/io vor Sonnenaufgang aufstehen, sind es sogar nur noch 18 Stunden." „Auch das ist noch viel — es ist das Doppelte meines läng­sten Schlafs auf der Erde." Er stand auf, klopfte mir auf die Schulter und erwiderte: „Sie werden es bei Ihrem großen Schlafbedürfnis kaum bemerken." „Nun, sei es wie es wolle! "Wie lange schläft man eigent­lich hier auf Acart?" „Das hängt von den Umständen ab; wenn wir abends ausgehen oder Besuch haben, gehen wir natürlich später zu Bett, normalerweise aber bei 4/io der ersten Nacht­stunde." „Entschuldigen Sie bitte, wenn ich immer noch weitere Fragen stelle — es ist also noch Vio bis zu Ihrer normalen Schlafenszeit?" „Ja, so ungefähr. Nach solchen Themen können Sie mich ruhig noch fragen, aber es wäre mir lieb, wenn Sie wesent­liche Fragen auf morgen verschieben könnten, ich kann sonst vielleicht keine Antwort darauf geben." Ich hatte mich schon erhoben und stand vor ihm. „Wenn Sie die Nacht noch etwas abkürzen wollen, könn­ten wir noch ein bißchen ausgehen, wenn Sie aber lieber schlafen gehen wollen, werde ich Sie um 4 Uhr wecken." „Ich würde mir gern Ihre schöne Stadt noch etwas an­sehen!" Er gab mir einen Umhang aus grobem Gewebe und sagte: „Legen Sie das um!" „Aber warum? Ich friere doch nicht!" Er lachte und meinte: „Ich bestehe nicht darauf, aber ich kann Ihnen sagen, daß es draußen jetzt sehr kalt ist, viel kälter als hier drinnen. Es ist klar, daß Sie hier nicht frie­ren, aber draußen ist es ganz anders." Ich legte den Umhang um, und wir gingen zu der Platt­form, wo der Apparat geparkt war. Er schloß hinter uns schnell die Tür, damit der kalte Wind nicht ins Zimmer dringen konnte. Mutter und Sohn befanden sich noch im Zimmer; der Junge las etwas, das wie Hieroglyphen aus­sah, seine Mutter war anderweitig beschäftigt. Acorc ging auf eine Säule zu, die an einer Ecke der Platt­form stand. Ich dachte zuerst, er wolle sich dort anlehnen, aber er drückte dort auf einen Knopf. Eine Art Geländer tauchte vor uns auf, auf das man sich stützen konnte. Ich wollte das schon tun, damit ich die Stadt besser sehen konnte, es herrschte aber eine derartige Kälte, daß ich die Hände schnell zurückzog, um sie wieder zu wärmen und auch das Gesicht so gut wie möglich zu schützen. Was ich jetzt erzähle, schrieb ich erst am darauffolgenden Tag auf. Als ich die Stadt betrachtete, war ich stumm vor Entzücken. Es war das wunderbarste und atemberaubend­ste Schauspiel, das ich je gesehen hatte! Ich hatte ja hier schon oft Mund und Augen aufgesperrt, aber was ich jetzt sah, übertraf alles Vorhergehende. Die majestätische und schöne Stadt, über die ich am Tag hinweggeflogen war, schien nun in Flammen zu stehen, denn der Feuerschein, der sie zu verzehren schien, leuchtete in vielerlei Farben auf. Mit einiger Mühe fand ich die Sprache wieder und fragte: „Aber was ist denn das? Was ist denn hier passiert?" „Was meinen Sie denn?" „Nun, das mit den Häusern!" „Nichts ist passiert!" sagte er, ohne mich zu verstehen. „Ja aber der Feuerschein überall!" „Das Leuchten kommt von den Mauern!" „Ja schon, aber warum verbrennt denn das Ganze nicht?" „Nein, nein, alles bleibt stehen. Es ist derselbe Glanz wie am Tag." „Ja sicher! Am Tage, wenn die Sonne darauf scheint, leuchtet natürlich Alles; aber jetzt scheint doch keine Sonne!" „Ich kann Ihnen garantieren, daß dies absolut normal ist. Das Material, aus dem die Häuser gebaut sind, strahlt diesen Glanz aus, ob bei Tag oder bei Nacht; nur sieht es natürlich nachts anders aus." „Das ist ja ein Wunder! Es ist unglaublich!" Er machte noch eine Bemerkung; ich kann mich jedoch nicht mehr erinnern, ob ich ihm darauf antwortete, denn was ich sah, faszinierte mich zu sehr. Alle Häuser, ob groß oder klein, schienen aus weißglühen­dem Stahl gefertigt zu sein und leuchteten wie riesige Lam­pen. Ihr Licht strahlte jedoch nicht weiter als zwei bis drei Meter. Aber bis zu dieser Entfernung konnte man alles genau erkennen, alle Fenster, alle Inschriften waren klar zu sehen. Da die Straßen eng waren, reichte das Licht von einer Straßenseite fast bis zur anderen. Über der Mitte der Straße, wo der Schein nicht mehr ganz hinreichte, gab es noch Lampen wie bei uns, die man gut von der Hellig­keit der Hauswände unterscheiden konnte. Das Licht der Lampen war überall gleich, während die Wände in ver­schiedenen Farben erstrahlten. Ich war so entzückt von diesem Anblick, daß ich gut und gern die ganze Nacht hätte weiterschauen können, aber Acorc faßte mich am Arm und zog mich ins Haus. Ich bat ihn um Entschuldigung, daß ich nicht zugehört hatte. Er meinte: „Schon gut, ich verstehe, aber jetzt wollen wir doch schlafen gehen, Sie müssen sehr müde sein." Er führte mich ins Zimmer, wo ich mich von seiner Frau und seinem Sohn verabschiedete. Am Ende des Zimmers drückte Acorc auf einen Knopf an der Wand, wo sich eine Tür öffnete, die ich vorher nicht bemerkt hatte — ich hatte diese Stelle für ein Ornament an der Wand gehalten. Staunend schaute ich in den dahinterliegenden Raum, in dem sich gar nichts befand; es war nur ein enges, leeres Zimmerchen. Ich schaute den Boden an und bemerkte, daß es derselbe war wie im Wohnzimmer. Ich dachte schon, ich müßte die ganze lange Nacht auf dem Boden schlafend verbringen; aber Gott sei Dank war das nicht der Fall. Acorc drückte wieder auf einen Knopf an der Wand, aus der sich ein Bett herabsenkte. Ein anderer Druckknopf brachte einen Schrank und ein dritter ein Waschbecken mit Wasserhahn zum Vorschein. „Hier sind Ihr Bett und Ihre Waschgelegenheit; im Schrank hängen Ihre Sachen, und dort ist das Licht." Es war ein Wandlämpchen wie auf der Erde. „Vielen Dank, mein Herr!" „Wenn Sie heute nacht irgend etwas brauchen, drücken Sie bitte auf den Knopf dort neben der Tür. Und nun gute Nacht!" Ich machte die Tür hinter ihm zu und stützte mich mit den Händen dagegen, um alles genau zu betrachten. Das Zimmer war klein, aber mit allem Nötigen für eine Person ausgestattet. Im Schrank hingen meine Erdenkleider. Ich strich mit der Hand darüber und setzte mich aufs Bett. Eine große Traurigkeit und Sehnsucht überfielen mich; ich war nahe am Weinen. Es wäre besser gewesen, wenn die Kleider irgendwo anders aufbewahrt gewesen wären, dann hätte ich sie gerade jetzt nicht sehen müssen. Seit vielen Stunden hatte ich nichts gesehen, was mich an die Erde er­innerte. Wenn Acorc gewußt hätte, daß sie mich so traurig stimmten, hätte er sie sicher irgendwo anders untergebracht. Ich nahm meine Kleider und drückte sie an meine Brust, wie wenn sie das Liebste wären, was ich auf Erden besaß. Mutter, Vater, Frau, Kinder und Geschwister — alles vereinigte sich in diesem Augenblick in diesen Kleidern. Es ist doch kaum möglich, daß meine Kleider und ich das einzige sind, was so weit von der Erde, wo ich geboren bin, entfernt ist! „Wie traurig bin ich!" murmelte ich. Ich glaube kaum, daß irgend jemand je einmal so an seinen Kleidern gehangen hat, wie ich es im Moment tat — sie stellten alles dar — mein ganzes Leben, meine Traurigkeit und mein Heim­weh zu gleicher Zeit. Es tröstete mich, daß ich etwas be­rühren konnte, was von der Erde stammte. Ich blieb auf dem Bett sitzen, immer noch mit den Kleidern auf den Knien und mit gesenktem Kopf, und dachte über Erde und Acart nach, und ob ich die Meinen je wieder­sehen würde; ich dachte: Wenn ich jetzt nicht verrückt werde, dann würde ich es wohl nie mehr in meinem Leben! Schließlich stand ich auf, hängte die Kleider wieder in den Schrank und schloß ihn ab, nicht ohne sie zuvor nochmals lange Zeit betrachtet zu haben. Seufzend ging ich wieder zu meinem Bett zurück und setzte mich darauf, verzweifelt wie nie zuvor. So stellte ich mir einen Gefangenen vor, der zum erstenmal in ein Gefängnis kommt. Wer könnte sich vorstellen, daß es wirklich der Wahrheit entsprach, wenn Acorc mir versicherte, daß ich auf die Erde zurückgebracht würde, und daß die Acartianer soviel Freundlichkeit für einen armen Erdenmenschen wie mich aufbringen würden, daß sie wirklich eine Reise von 60 Mil­lionen Kilometern unternehmen würden, nur um mich wieder auf der Erde abzusetzen? All dies ging mir in die­sem Augenblick durch den Kopf, in dieser Einsamkeit und Stille — es gab ja weder Straßenbahnen oder Züge, noch Autos — nichts, was zu dieser Nachtstunde Lärm machen könnte. Die Stadt kam mir vor, als ob sie kurz vor einem Krieg stünde. Ich war so niedergeschlagen, daß ich an Selbstmord dachte; meine Nerven waren zum Zerreißen angespannt, und ich hatte meine liebe Not, mich wieder etwas unter Kontrolle zu bekommen, um nicht vollends durchzudrehen. Dieser schreckliche Zustand hielt noch eine Weile an, bevor ich aufstand, um Gesicht und Arme mit kaltem Wasser zu waschen. Ich fing an, mich zu entkleiden, denn nun überfiel mich große Müdigkeit. Als ich mich auszog, betrachtete ich mir mein Schuhwerk genauer. Als ich die Schuhe angezogen hatte, hatte ich sie nicht so genau angeschaut, aber jetzt wäre ich trotz meines Zustandes fast in lautes Gelächter ausgebrochen. Ich hatte noch nie etwas Derartiges gesehen! Obwohl ich sie den ganzen Tag über angehabt hatte, fiel es mir erst jetzt auf, daß sie so weich waren. Hoffentlich verstehen Sie meine Beschreibung; ich müßte eigentlich einen Abguß davon haben, oder es persönlich erklären. Sie sahen etwa so aus: Vorn, wo uns der Schuh oft drückt, wenn er neu ist, war er breit, so daß jede Zehe bequem Platz hatte. In der Länge kamen sie mir zwei Nummern zu groß vor, aber bei einem solchen Schuh war das wahrscheinlich nicht so wichtig. Der Schuh war in der Mitte der Sohle gefedert, darüber war eine Art Luftkissen, und dann erst kam eine Art Schweißsohle. Alles war so angebracht, daß man weder die Federn, noch die Lufteinlage fühlte! Die Ferse war aus einer Art Leder mit V-förmigen Federn dran, die sehr widerstandsfähig, aber trotzdem sehr fein waren und dem Fuß einen guten Halt gaben. Nach dieser genauen Betrachtung stellte ich die Schuhe auf den Boden und streckte mich auf dem Bett aus. Schon wollten die sorgenvollen Gedanken wieder über mich kommen, aber ich war nun doch so müde, daß ich bald einschlief. Ich schlief sehr fest; man hätte mich sicher im Schlaf weg­tragen können, das hätte ich gar nicht bemerkt. Ich muß sehr lange geschlafen haben; und das Blut in meinem Kopf klopfte, als ob ich einen Schlag bekommen hätte. Als ich Arme und Beine bewegte, tat mir alles weh, obwohl das Bett sehr bequem war. Dies kam sicher von den Anstren­gungen des gestrigen Tages. Ich sah, daß das Licht noch brannte. Offenbar hatte ich vergessen, es auszuschalten. Ich schämte mich, daß ich unnötigerweise soviel Strom verbraucht hatte. Ich war eben zu müde gewesen, daß ich nichts mehr sah, als ich das Bett unter mir gefühlt hatte. Vielleicht würde Acorc nicht bemerken, daß ich bei Licht geschlafen hatte! Ich richtete mich im Bett auf, um irgendwie zu entdecken, wie spät es war. Man hörte auch von draußen keinerlei Geräusch, alles war totenstill. Ich stand auf, streckte mich und suchte nach einem Fenster, fand aber keines. Ich mußte mich wohl im Innern der Wohnung befinden, wo es keine Fenster gab, sondern nur eine Klima-Anlage. Acorc hatte mir erzählt, daß die meisten Wohnungen auf diese Art gebaut seien. Da ich nun schon wach war, wusch ich mich mit dem kristallklaren Wasser und nahm einen Schluck davon. Dann überlegte ich, ob ich wohl die Erden- oder die Acart-Kleider anziehen sollte, entschloß mich schließlich für die letzteren. Ich hatte sicher noch viel Zeit, deshalb betrach­tete ich die Kleider etwas genauer. Als ich das Hemd in die Hand nahm, dachte ich: sehr elegant! Es waren so viele Volants und Fransen dran, daß man gut und gern 25 Kinderlätzchen damit hätte verzieren können. Aber so war eben hier sicher die Mode. Ich erinnerte mich an das Sprich­wort: Was modisch ist, ist nie verkehrt! und zog das Hemd über den Kopf. Ich schlüpfte in die Hosen; der Reißverschluß an beiden Seiten war wohl beinahe IV2 Meter lang. Fertig war der unfreiwillige Graf! Fast hätte ich vergessen, die Schuhe anzuziehen. Ich bückte mich und griff nach einem Schuh und fing an zu lachen. Beim Anziehen war er nach wie vor bequem, aber andererseits sah er aus wie der Schuh eines Clowns mit der langen, schnabelförmigen Spitze. Ich überlegte nun, was ich tun sollte. Sollte ich nochmals schlafen? Acorc schlief sicher auch noch. Ich wartete noch ein Weilchen, dann ging ich zur Tür und öffnete sie einen Spalt. Ich war sehr froh, als ich sah, daß es Tag war. Das andere Zimmer war sonnenüberflutet; durch die Fenster der Vorderfront sah man die Sonne auf die gegenüberlie­genden Häuser scheinen. Sehr zufrieden, daß ich die schreckliche Nacht hinter mir hatte, löschte ich das Licht in meinem Zimmerchen, ging hinaus und machte die Tür hinter mir zu. Ich ging durch das Wohnzimmer zu der Tür, die ins Treppenhaus führte, von wo aus ich am Abend zuvor die flammende Stadt betrachtet hatte. Ich schaute hinaus, die Stadt lag schön und majestätisch vor mir. Ich wollte schon auf die Ter­rasse hinausgehen, als mir der Gedanke kam, daß es drau­ßen noch kalt sein könnte. So ging ich wieder zurück ins Wohnzimmer, wo sich noch nichts rührte. Ich wußte nicht, wo sich Acorc mit seiner Familie befand, aber schlafen würden sie sicher nicht mehr. Dann holte ich den Umhang und öffnete den Rolladen, den Acorc wohl abends herun­tergelassen hatte. Nun konnte ich mir die Stadt wieder ansehen. Von dieser Seite aus war die Aussicht sehr schön, ein Haus war schöner als das andere. Die Sonne stand noch ziemlich tief am Horizont; der Tag versprach aber so schön zu werden wie der gestrige, denn man sah keine "Wolke am Himmel. Die Sonne spiegelte sich in den Wänden der Häuser in vielfarbigem Glanz. Ich murmelte vor mich hin: So muß es im Himmel aussehen! Vielleicht war ich wirklich im Himmel und die Leute hier waren ehemalige Erdbewohner, die vor vielen Jahrhunderten in diese Höhen aufgestiegen waren. Man sah nun schon Flugapparate in der Luft und Leute auf der Straße. Ich betrachtete sie von oben; keiner schien es eilig zu haben. Wohin gingen diese Leute wohl? Sie mußten alles besitzen, was man sich auf der Erde wünschen konnte. Ich verglich sie mit uns Erdenmenschen. Wir müssen ja auch herumlaufen, aber wir sollten keine Risiken eingehen, nicht lügen, keine Intrigen anzetteln und Uneinigkeit stif­ten. Wenn wir untereinander einig wären, könnten wir alle die schönen Dinge, die Gott für uns bereit hält, genie­ßen. Wieviel Gutes und Schönes gibt es auf der Welt, das Gott für uns geschaffen hat. Aber wir dürfen nicht glau­ben, daß Gott alle die irrenden, kleinen und großen Sünder an der Hand nimmt, sie führt und zu ihnen sagt: „Seht her, das alles ist für euch, geht hin und wandelt!" Nein, das wird niemals geschehen, denn er hat den Menschen Ver­stand gegeben; wenn wir ihn richtig anwenden, brauchen wir nur zuzugreifen bei allem, was nur ihm selbst gehört. Deshalb müssen wir zu gegenseitigem Verständnis und Frieden kommen; ohne diese gibt es keinen Fortschritt. Wir alle sind Gottes Geschöpfe. So stand ich noch da, freute mich über den Anblick der Stadt und dachte nach, als ich ein leichtes Geräusch hinter mir hörte. Ich drehte mich um und sah Acorc hinter mir stehen. 9. Die Regierung informiert sich und entscheidet „Guten Morgen", sagte er, „haben Sie gut geschlafen?" „Ja, danke! Nur habe ich lange nicht einschlafen können." „Warum? War das Bett vielleicht nicht gut?" „Doch, im Gegenteil, es war wunderbar." „Ja, was war dann daran schuld?" (Er mußte doch wissen, was ich alles hinter mir hatte!) „Nun versetzen Sie sich doch in meine Lage! Wenn Sie auf der Erde wären, fern von Ihrer Heimat, Ihrer Familie, fern von Ihrer ganzen Welt! Meine Familie hat vielleicht schon von meinem Verschwinden gehört und sorgt sich um mich." „Ja, ich verstehe. So Gott will, werden wir heute über Ihre Lage beschließen und Sie sobald wie möglich zur Erde zu­rückbringen." Ich holte tief Atem und sagte: „Gott gebe es!" „Wir wollen hineingehen; es ist fast Zeit zur ersten Mahl­zeit. Anschließend gehen wir beide zum . . . (Acorc nannte den Namen des Regierungsgebäudes, den ich nicht ver­stand). Später erklärte er mir, wie das Gebäude heißt, in dem der Sohn der Sonne und seine Ratsherren tagen. Wir gingen hinein und setzten uns; die Mahlzeit war nodi nicht bereitet. Ich fragte: „Wie spät ist es?" Er schaute auf die Uhr und sagte: „Vio der ersten Tages­stunde." Ich war jedesmal dankbar, wenn er mir die Zeit sagte, und überlegte: „Wenn es hier Mittag ist, kommen noch IV2 Stunden dazu; in 3 Stunden bricht die Nacht an. Zu dieser Berechnung nahm ich die Stellung der Sonne als Grundlage. In diesem Augenblick betrat Acorcs Frau mit dem Früh­stück das Zimmer und stellte es auf dem Tisch ab. Sie kam auf uns zu und begrüßte mich, wie immer, lächelnd. Ich nickte ihr freundlich zu; wir konnten ja nicht miteinander sprechen. Ich sah, wie sie die Lippen bewegte, um etwas zu sagen, aber sie konnte ja nicht deutsch wie Acorc. Sie deckte den Tisch und ging wieder hinaus mit ihrem Sohn, der ihr gefolgt war und mich auch höflich begrüßt hatte. Acorc und ich nahmen am Tisch Platz. Ich spreche nun nicht mehr von den Gebeten; es gab keine Mahlzeit ohne vorheriges Tischgebet. Das Frühstück unter­schied sich wenig von den anderen Mahlzeiten; es gab einen dunklen Tee, das Brot war etwas gesüßt und schmeckte besser als am Tag zuvor. Nach dem Frühstück machten wir uns auf den Weg zum Sohn der Sonne. Zu diesem Besuch mußte ich zuvor noch meine Erdenkleider anziehen. Acorc sagte, man müsse mich bei dieser Versammlung gleich als Erdenbürger erkennen. Und so stand ich nun da, gekleidet wie ein einfacher Arbeiter. Ich war froh, daß ich meine eigenen Kleider wieder an­hatte, darin fühlte ich mich wohler. Ich hatte wieder meine schwarzbraunen Schuhe, blaue Baumwollsocken, meine Hose, das karierte Wollhemd und meine braune Jacke an. Einen Hut hatte ich jedoch nicht auf, weil ich nie einen trage. Als ich fertig angezogen war, gingen wir zum Flugapparat auf der Terrasse. Acorc öffnete mit einem Druckknopf die Umzäunung der Terrasse und öffnete die Türen des Apparates. Acorc stieg auf der einen Seite, ich auf der anderen Seite ein. Er schloß die gläserne Haube, die andere ließ er offen, startete den Motor, und schon flogen wir über der Stadt. „Ist es weit bis zum Sitz der Regierung, und fliegen wir direkt dorthin?" „Ja, wir fliegen direkt hin; in wenigen Augenblicken wer­den wir dort sein." „Wie weit ist es bis dorthin?" „Ungefähr 60 km." Ich konnte nicht weiterfragen, denn in diesem Augenblick machte er mich auf ein großes, rundes Gebäude aufmerk­sam und sagte: „Sehen Sie, dort ist es." Wir flogen lang­sam. Ich hatte immer gedacht, Acorc wohne im Zentrum der Stadt, doch darin hatte ich mich getäuscht. Von seinem Wohnsitz bis hierher schien alles eine einzige Stadt zu sein mit lauter ähnlichen Straßen und Häusern. Ich bemerkte aber wohl, daß wir uns jetzt im eigentlichen Zentrum be­fanden, denn hier gab es sehr viele große Gebäude. Acorc flog einen Halbkreis, und wir setzten auf dem Dach des Gebäudes auf, das er als Regierungsgebäude bezeichnet hatte. Wir stiegen aus; um uns herum standen viele solcher Flugapparate. Ein Teil des Daches war eben, ungefähr so groß wie ein Fußballplatz. Außer den Terrassen an der Vorderfront hatten hier fast alle Gebäude solche flachen Dächer. Sie dienten ausschließlich zur Landung solcher Apparate, und es gab deren so viele wie ein Bienen­schwarm. Ich war etwas besorgt, weil ich keine Gelegenheit zum Hinuntergehen sah und fragte: „Wo können wir hinuntergehen?" „Hier", sagte er, „folgen Sie mir." Er zeigte auf eine kleine Plattform, die mir entgangen war. Wir gingen darauf zu. Acorc drückte auf einen Knopf, und es öffnete sich eine etwa zwei Meter große Platte. Ich bestieg einen Lift; Acorc ging hinter mir her, und der Aufzug führte uns hinab zu einem langen, schma­len Raum, in dem viel Verkehr war. Acorc sagte: „Hier wollen wir uns setzen und warten, bis die Stunde gekom­men ist, wo ich Sie dem Sohn der Sonne und seinem Rat vorstellen kann. Wir setzten uns auf Sessel, von denen es viele in diesem Raum gab. Seit meiner Ankunft auf Acart hatte ich noch nirgends Aufmerksamkeit erregt, aber nun war ich doch erstaunt über die Art und Weise, wie man mich hier betrachtete. Einige kamen auf uns zu und sprachen mit Acorc. Es schien mir, als ob dies Acorc mißfiele; er sagte ihnen, sie sollten uns allein lassen. An der Art, wie er mit ihnen sprach, sah ich, wie sehr er von ihnen respektiert wurde. „Wie viele Mitglieder hat dieser Rat, von dem Sie sprachen?" „Sehr viele — es sind mehr als 500." Ich war natürlich sehr aufgeregt, und auch Acorc schien es zu sein — ich wußte nicht weshalb. Er gab mir zwar immer Antwort, wenn ich ihn etwas fragte, schien aber zu einem Gespräch nicht sehr geneigt zu sein. Seitdem wir hier waren war er schweigsam. Wir blieben einige Minuten in diesem Raum sitzen, immer neugierig betrachtet von den Ein- und Ausgehenden. Wieder kam jemand auf uns zu. Diesmal ein junger Mann, der durch die vor uns liegende Tür eingetreten war. Acorc begrüßte ihn erfreut und wechselte ein paar freundliche Worte mit ihm. Darauf wandte er sich mir zu und sagte: „Wir können hineingehen, kommen Sie mit!" Wir gingen durch die Tür, durch die der junge Mann ein­getreten war. Als ich in den vor mir liegenden Saal schaute, bemerkte ich, daß das Gebäude, in dem wir uns befanden, rund war. Wir betraten einen sehr großen Saal, dessen eine Seite gerade, die anderen drei aber rund waren. An den runden Wänden standen überall Stühle; vor jedem Stuhl war ein Schreibtisch. Entsprechend den runden Wän­den war alles im Halbkreis aufgestellt und zwar in ver­schiedenen Reihen und abgestuften Höhen; die hintersten Reihen lagen etwa zwei Meter über der vordersten. Mehr als 500 Personen konnten hier Platz nehmen. Vor der geraden Wand stand ein etwa sechs Meter langer Tisch; darum herum standen neun oder zehn Stühle mit hohen Lehnen, außerdem befanden sich noch an den zwei Seiten zwei kurze Reihen von Stühlen auf gleicher Höhe wie die der ersten Reihe des Halbkreises. Dies alles lag etwa einen halben Meter tiefer als der viereckige Tisch. Der junge Mann führte uns zu den Stuhlreihen an der linken Schmalseite des Tisches, wo wir uns setzten. Links von uns begannen die im Halbkreis aufgestellten Stuhl­reihen. Die Ratsmitglieder traten nun hintereinander ein und setz­ten sich zu unserer Linken; die Stühle waren nun fast alle besetzt. „Ist diese Versammlung nur einberufen worden, um mei­nen Fall zu besprechen?" fragte ich Acorc. „Ja, zum Teil." „Warum nur zum Teil?" „Weil an allen Werktagen eine Sitzung ist; heute aber hat die Besprechung Ihres Falles den Vorrang." Voller Angst fragte ich: „Was wollen sie von mir?" „Nun, sie werden Ihnen einige Fragen stellen." „Einige Fragen? Es wird wohl von meinen Antworten abhängen, ob sie mich für immer hier behalten werden!" „Ich glaube nicht, daß dies der Fall sein wird, denn es sind sicher nur ganz wenige, denen die Unannehmlichkeiten Ihres Rücktransports zu groß sind." „Mein Gott! So gibt es also doch einige, die meine Rück­reise verhindern wollen!" „Ja, es gibt welche. Deshalb ist es gut, wenn Sie auf die Fragen antworten, dann werden sie sich überzeugen, daß für uns keine Gefahr entsteht, wenn man Sie auf die Erde zurückbringt." Ich war wieder voller Angst, wurde bleich und dachte: Was macht es diesen großen Herren schon aus, ob sie mich hierbehalten oder zur Erde zurückkehren lassen! Wenn sie sich aber nun zur ersten Lösung entschließen? Dann wäre ich verloren! Ich kann nur hoffen, daß sie alle ein so gutes Herz haben wie Acorc. Nun öffnete sich eine Tür zu unserer Rechten und herein kam ein Zug von neun Personen. Alles erhob sich — ich mich natürlich auch. Sie gingen zu dem großen Tisch und nahmen Platz auf den hochlehnigen Stühlen. Der fünfte Mann im Zug, das war wohl der Sohn der Sonne, dachte ich bei mir. Als die neun Platz genommen hatten, gab der in der Mitte Sitzende ein Zeichen mit der Hand, und alle Anwesenden setzten sich wieder. Ich kam fast um vor Neugier und fragte: „Der Herr in der Mitte — ist das der Sohn der Sonne?" „Ja, das ist er." „Er sieht aus, als ob er ein gutes Herz hätte. Ich glaube nicht, daß er seine hohe Stellung dazu benutzt, um andere zu unterdrücken." „So ist es! Und ich kann dem nur hinzufügen, daß alle, die bei uns eine hohe Stellung bekleiden, Verständnis für jeden und für alles haben. Er wurde von Millionen auserwählt, weil er der Verständnisvollste ist. Er benutzt die Stellung, die er innehat, um Gerechtigkeit zu üben, wie es ihm unser Gesetz vorschreibt." „Wissen Sie nicht, ob er für oder gegen meine Rückreise zur Erde ist?" „Wenn es allein von ihm abhinge, so wären Sie schon wie­der in Ihrem Heim auf der Erde." Bei diesen Worten faßte ich wieder etwas mehr Mut. Nun erhob sich der Sohn der Sonne und wandte sich mit sanfter Stimme an die Anwesenden — er stellte mich wohl den Ratsherren vor, die über meinen Fall beraten sollten. Verstehen konnte ich ihn natürlich nicht, schloß es aber aus seinen Gesten. Es erhob sich nun eine Debatte unter ihnen, die sich ohne Lärm in Fragen und Antworten abspielte. Acorc saß schweigend an meiner Seite. Ich wagte nicht, ihn zu fragen, was vor sich ging. Nach etwa 20 Minuten gab der Sohn der Sonne ein Zeichen und es wurde still im Saal. Nach kurzer Zeit begannen sie, Acorc und mir Fragen zu stellen. Der Sohn der Sonne wandte sich an Acorc; dieser stand auf und hörte ihm mehrere Minuten schweigend zu und machte nur ab und zu eine bejahende oder verneinende Bewegung mit dem Kopf. Acorc wandte sich an mich und hieß mich aufstehen. Er sagte: „Der Sohn der Sonne und einige Rats­herren wollen Ihnen verschiedene Fragen stellen." Ich dachte mir: Acorc werde als Dolmetscher fungieren, fragte ihn aber unnötigerweise noch: „Wie kann ich denn antworten, wenn ich die Fragen nicht verstehe?" Acorc sagte lachend: „Natürlich mit meiner Hilfe, Mann!" Ich war nun beruhigt und versicherte ihm, daß ich auf alle Fragen antworten würde. Er gab meine Antwort an die Versammlung weiter und blieb neben mir stehen. Unter den Ratsherren erhob sich nun einer, der aussah, als ob er schon vor einem Jahr gestorben und die ganze Zeit über in einem Eisblock aufbewahrt worden wäre. Er schien aber kein aufgetauter Toter zu sein; er hatte ein triumphierendes Lächeln aufgesetzt. Mit donnernder Stimme fragt er mich: „Versprechen Sie, auf alles, was man Sie fragt, wahrheitsgetreu zu ant­worten?" Acorc übersetzte die Frage und ich antwortete: „Ja, ich gebe Ihnen mein Ehrenwort!" Die nächste Frage lautete: „Wie hoch ist der Grad Ihrer Ausbildung?" Ich war völlig überrascht durch diese Frage, denn ich hatte andere Fragen erwartet, wie z. B. Sind Sie verheiratet, wie alt sind Sie? oder Ähnliches. Ich zögerte ein wenig mit der Antwort. Acorc schaute mich an, rieb die Hände gegen­einander und wartete auf meine Antwort. Schließlich ant­wortete ich: „Ich bin als Junge zwei Jahre in die Schule gegangen, habe aber nicht viel gelernt; als ich die Schule verließ, war ich noch am ersten Lesebuch!" „Ist es sicher, daß Sie später nicht in einer anderen Schule Maschinenbau oder Astronomie studiert haben?" „Ich besuchte niemals eine solche Schule und hatte auch nie die Ehre, je mit einem Lehrer zu sprechen, der in diesen Wissenschaften unterrichtete." „Welchen Beruf üben Sie auf der Erde aus?" Ich zeigte auf Acorc und antwortete: „Wenn Sie einver­standen sind, kann Ihnen Acorc diese Frage beantworten, er kennt alle Einzelheiten." Sie gaben offenbar eine zustimmende Antwort, denn Acorc sprach nun längere Zeit — sicher erzählte er alles über mich, was er wußte: mein Alter, meine Nationalität, Zivil­stand, Beruf usw. Alle schienen sich einig zu sein, auch der Sohn der Sonne, der bis jetzt geschwiegen hatte, nickte mit dem Kopf. Der, der die ersten Fragen gestellt hatte, setzte sich, und es erhob sich ein anderer. Er war mager, hatte ein feines Gesicht wie aus Wachs und fragte mit leiser, spitzer Stimme: „Was taten Sie in der Nähe unseres Raumschiffes, als Sie von unseren Wächtern überrascht wurden?" Ich sagte, daß ich an diesem Tage viel und an verschiedenen Stellen umhergegangen sei — wie ich dies Acorc ja auch schon erzählt hatte. „Was wißt IhrErdenmenschen über unsere Sonnenschiffe?" „Offensichtlich wenig, oder eigentlich fast gar nichts!" „Was drückt das Wort offensichtlich aus?" „Ich sagte .offensichtlich' ,weil mein Stand als bescheidener Arbeiter mich nicht in Kontakt kommen läßt mit gelehrten Leuten oder gar Wissenschaftlern, die vielleicht schon etwas mehr über Ihre Raumschiffe wissen! Was ich ab und zu hörte, war nur, daß bei uns Fliegende Scheiben gesehen werden (so werden Ihre Apparate auf der Erde genannt). Das Wort .offensichtlich' drückt aus, daß ich wenig oder fast gar nichts darüber weiß, weder woher sie kommen, noch woraus sie bestehen. Ich kann dafür garantieren, daß Ihre Schiffe auf der Erde zur Welt der Geheimnisse ge­hören. Seit ich eines aus der Nähe gesehen habe, finde ich, daß der Name „Fliegender Kochtopf" treffender wäre." Alle lachten über diesen Ausspruch. Ich freute mich dar­über und dachte: Die Sache läßt sich gut an. Der zweite gab nun das Wort an einen dritten. „Was wer­den Sie unternehmen nach Ihrer Rückkehr auf die Erde?" Zufrieden mit dem Wort „Rückkehr" antwortete ich: „Nun, ich werde mein normales Leben wieder aufnehmen." „Nein, nein, ich möchte wissen, ob Sie anderen Menschen erzählen werden, daß Sie auf Acart waren und was Sie gesehen und gehört haben?" „Nun, offengestanden, ich weiß nicht, was ich darauf ant­worten soll." „Warum nicht?" „Wenn ich wieder auf der Erde bin, d. h. wenn Sie mich dorthin zurückbringen, muß ich es mir erst überlegen, ob ich es jemand erzählen soll oder nicht. Es besteht natürlich die Möglichkeit, daß ich es erzähle, denn wir auf der Erde sind geschwätzige Leute." „Was verstehen Sie unter geschwätzig?" „Wir können ein Geheimnis nicht lange für uns behalten. Andererseits — wenn ich mein Abenteuer erzähle, würde ich mich lächerlich machen, denn niemand würde mir glau­ben, wenn ich so etwas erzählte. Es ist also möglich, daß ich darüber berichten werde, aber kein Mensch wird mir glauben — nicht einmal meine eigene Familie!" „Das Wort eines Menschen gilt also nichts auf der Erde?" „Unter Umständen schon. Aber eine solche Geschichte müßte man mit Beweisen belegen können, doch wo sollte ich solche hernehmen?" „Darüber hätte ich gern Gewißheit!" „Ich habe diese Gewißheit, und ich selbst möchte Sie nun etwas fragen, selbst wenn Sie mir die Frage übelnehmen: Wenn ich durch Zufall jemandem erzähle, was ich hier gesehen und gehört habe, und irgend jemand würde mir alles glauben, was könnte daraus Übles entstehen?" „Nun, vielleicht könnte . .." Er sprach nicht weiter. Der erste Frager rief mit donnernder Stimme dazwischen: „Entschuldigen Sie, aber hier stellen wir die Fragen und nicht Sie!" Voller Furcht sagte ich: „Entschuldigen Sie bitte!" Der Sohn der Sonne, der während der ganzen Zeit schwei­gend dagesessen hatte, machte nun ein Zeichen, und es wurde still. Alle setzten sich wieder einschließlich Acorc und mir. Der Sohn der Sonne sprach mit ruhiger Stimme zu den Anwesenden. Da ich nichts verstand, fragte ich Acorc: „Was sagt er denn?" „Er macht einen Vorschlag hinsichtlich Ihres Falles." „Was für einen Vorschlag?" „Dem Sinne nach so: Man solle Sie einer vollständigen Prüfung unterziehen, bevor man Sie auf die Erde zurück­bringt und Ihnen auch keinerlei Beweisstück überlassen, das Ihre Anwesenheit auf Acart bezeugen könnte. Er glaube, wie Sie selbst, daß Ihnen niemand auf der Erde glauben werde." „Man wird es auch nicht glauben, weil man lieber im dunk­len tappt." „Was wollen Sie damit sagen?" „Nun, selbst wenn man gute Gründe hätte, meiner Erzäh­lung Glauben zu schenken, so will man sie doch nicht wahrhaben. Auf der Erde unternimmt man nun die ersten Schritte auf einem Gebiet, auf dem die Acartianer schon viele Jahre zu Hause sind. Jeder bei uns will der Erste sein, eine Brücke von unserer Erde zu einem anderen Pla­neten zu schlagen. Nicht, daß wir es nötig hätten, auf einen anderen Planeten zu gehen, um dort wohnhaft zu werden — auf der Erde ist noch genug Platz; auch wenn sich unsere Bevölkerung verdoppeln würde, würde auf der Erde noch nicht das Problem der Überbevölkerung auf­tauchen. Der Grund der Erdenmenschen für dieses Vor­haben sind allein Ehrgeiz, Ehre und Ruhm!" Da die Debatte ohne unsere Beteiligung weiterging, fuhr ich fort: „Bei uns geht es manchmal zu wie in einem Mär­chen, das ich kenne: Ein Jäger vermutete einmal an einem gewissen Platz eine große Jagdbeute, und da ihn auf sei­nem eigenen Jagdgrund niemand bewunderte oder lobte, beschloß er, eine große Jagd zu veranstalten, damit er Be­wunderung und Aufsehen errege. Er machte große Vor­bereitungen, für die er viel Geld ausgab, vergaß aber dabei, daß er dadurch seine Kinder und Geschwister in Elend, Hunger und Tod treiben würde. Diese waren schon vor­her durch seine großen Jagdgelüste benachteiligt gewesen. Er dachte nun (irrtümlicherweise), er sei für die große Jagd gerüstet und brach auf. Schon bei den ersten Schritten traf er auf einen zerlumpten Jungen, der um das Vorhaben wußte und ihn ansprach: ,Herr, gehe nicht in jene Jagd­gründe, da ich, als ich einmal dort war, den dort ansässigen Banden nur durch ein Wunder entkam. Dort, wo du hin­gehen willst, sind schon sehr mächtige Jäger. Entweder wirst du deine Waffen und Transportmittel schon unter­wegs verlieren oder aber werden sie dir dort abgenommen, wenn du sie durchbringst!' Der Jäger hörte ihm ungnädig zu und antwortete: ,Unver-schämter Junge! Wie kannst du einem so großen Jäger wie mir Ratschläge erteilen.' Er dachte an den Ruhm, der ihm bei seiner Rückkehr zuteil werden würde, und setzte seinen Weg fort. Der Junge schaute ihm mit traurigen Blicken nach. Als er ungefähr ein Zehntel des Weges zurückgelegt hatte, merkte er, daß er mit den ihm zur Verfügung stehenden Transportmitteln nicht weiterkam. Er schickte sich an, neue zu kaufen, um entweder weiterzugehen oder aber zurückzukehren. In diesem Augenblick wurde er von ande­ren Jägern, die besser ausgerüstet waren, angegriffen und getötet." Acorc lächelte und bemerkte: „Sie sind wohl sehr reali­stisch?" „Ja, ich bevorzuge diese Denkart, während die meisten meiner Mitmenschen mehr oder weniger Abenteurer sind." „Sie scheinen Ihre Mitmenschen nicht sehr zu lieben?" „Doch, im Gegenteil, ich liebe alle, ob Weiß, Schwarz oder Gelb. Was ich verabscheue, ist die Handlungsweise vieler Menschen; die meisten sind eben Materialisten." Acorc ist ein außergewöhnlicher Mann; ich bewunderte ihn wegen seiner Intelligenz immer mehr. Ich dachte, er höre ausschließlich mir zu, aber nein, er hörte auch gleich­zeitig der Debatte der Ratsversammlung zu. Ich bemerkte dies, als er plötzlich aufstand, da er vom Sohn der Sonne angesprochen wurde. Unsere Unterhaltung war zu Ende. Sie tauschten ein paar Minuten ihre Meinung aus, dann hieß mich Acorc aufstehen. Er teilte mir mit, daß der Vor­schlag des Sonnensohnes teilweise angenommen sei, ich müßte aber noch einige Fragen beantworten. Als erster fragte mich der Sohn der Sonne: „Was haben Sie hier auf Acart schon gesehen und gehört?" Ich merkte, daß diese Frage gestellt war, um meine Loyali­tät zu prüfen, denn Acorc hatte ihnen dies sicher schon erzählt. Wenn ich mich in Widersprüche verwickeln oder etwas verheimlichen würde, so würden sie mir sicher meine Aussagen über die Erde nicht glauben. Ich überlegte einen Augenblick und antwortete: „Mein Freund Acorc kann an meiner Stelle antworten, denn alles, was ich sah, habe ich in seinem Beisein gesehen und alles, was ich weiß, hat er mir selbst erzählt." „Wenn Sie ihn als Ihren Freund betrachten, fürchten Sie dann nicht, ihn mit dieser Erklärung zu beunruhigen?" „Nein, ich habe keine Angst, denn wenn man die Wahr­heit sagt, braucht man sich nicht zu fürchten." Diese Antwort schien allen zu gefallen. „Es ist gut, es war nur eine rhetorische Frage", fuhr er fort. „Wenn wir je einmal jemand auf der Erde brauchten, können wir mit einer Zusammenarbeit rechnen, vor allem mit der Ihren?" „Ich möchte Ihnen sagen, daß ich Ihnen ewig dankbar sein werde, wenn Sie mich auf die Erde zurückbringen, und wenn sich einmal irgendeine Gelegenheit ergeben sollte, wenn einer von Ihnen Hilfe braucht, so würde ich Ihnen selbst unter Einsatz meines Lebens helfen!" „Ich glaube, daß dies eines Tages für uns von großem Wert sein könnte, und wenn es einmal soweit käme, so würden Sie nicht nur uns, sondern sich selbst und allen Ihren Lieben einen großen Dienst erweisen." „Aber wie könnte ich einem so großen Volk wie den Acar­tianern behilflich sein?" „Verglichen mit dem Körper sind die Augen sehr klein, aber ohne sie könnte man nicht sehen!" „So ist's", sagte ich, obwohl ich nicht ganz begriffen hatte, was er damit sagen wollte. Ich setzte mich und unterhielt mich wieder mit Acorc. Es gab nochmals eine Diskussion zwischen den Ratsherren und dem Sohn der Sonne; er sprach mit großer Ruhe, und jeder einzelne sagte seine Meinung. Ich fragte Acorc: „Was wird im Augenblick gesprochen?" „Er bittet um die Ansicht der Ratsherren." Nach der Diskussion faltete der Sohn der Sonne die Hände auf dem Tisch und schwieg eine ganze Weile. Die Rats­herren unterhielten sich leise, dann stand einer von ihnen auf und sprach mit dem Sohn der Sonne. Ich platzte fast vor Neugierde und fragte Acorc: „Was sagt er denn?" Acorc lächelte zufrieden und erwiderte: „Was er gerade sagt, bedeutet für Sie eine gute Nachricht." „Können Sie mir nicht genau übersetzen, was er sagt?" „Doch! Im Namen der Versammlung wird dem Sohn der Sonne Vollmacht erteilt, Ihren Fall so zu behandeln, wie es ihm am besten erscheint." „Und was wird er mit mir tun?" „Ich habe Ihnen ja schon gesagt, wie er über Sie denkt." Als der Ratsherr seine Rede beendet hatte, nähme der Sohn der Sonne das Wort und sagte (Acorc übersetzte mir dies alles später): „Was ich jetzt als meinen Entschluß ver­künde, das tue ich auch im Namen der Ratsversammlung und somit im Namen des ganzen Volkes von Acart. Da dieser Mann nicht aus eigenem Willen von der Erde hier­hergekommen, sondern von einem der Unseren verschleppt worden ist — man kann sogar sagen mit Gewalt — und unser Geist des guten Willens und unsere hohe religiöse Einstellung es uns vorschreiben, gegen niemand ein Vor­urteil zu haben, so bleibt uns keine andere Alternative, als ihn auf die Erde zurückzubringen, selbst wenn wir dabei das Risiko eingehen, daß wir den von uns schon vor langer Zeit gefaßten Plan bezüglich der Erde aufgeben müssen. Ich erkläre daher: Er hat hier auf Acart schon viel gesehen und gehört, er wird noch weitere zwei Tage hierbleiben. Herr Acorc ist bereit, ihn weiter zu beherber­gen bis zu unserem Stichtag. Wenn dieser Tag gekommen ist, wird ihn eines unserer Schiffe auf die Erde zurückbrin­gen. Sollte er aber sofort aufbrechen wollen, so wollen wir gleich starten. Falls er aber einverstanden ist, bis zu dem von mir genannten Stichtag zu warten, so fordere ich Herrn Acorc auf, ihn in diesen beiden Tagen zu begleiten und ihm alles zu zeigen, was wir besitzen. Auch soll er ihm alles über unseren Plan bezüglich der Erde erzählen. Dann wird er begreifen, daß es das beste für ihn ist, uns als Freunde zu behalten." Ich bemerkte, daß sogar Acorc höchst erstaunt war über diese Rede, namentlich als er die letzten Worte hörte. Acorc übersetzte mir nun alles einschließlich der Bitte des Sonnensohnes, und bat mich, zu antworten, ob ich sofort zur Erde zurückkehren oder bis zum Stichtag warten wolle. Ich antwortete schnell; nun da ich die Gewißheit hatte, auf die Erde zurückgebracht zu werden, kam es mir auf ein paar Tage mehr oder weniger nicht an. Ich ant­wortete: „Sie können sagen, daß ich bis zum Stichtag hierbleiben werde!" Acorc zeigte sich zufrieden mit meiner Antwort und über­setzte sie dem Sohn der Sonne. Als dieser sie gehört hatte, ließ er Acorc wissen, er solle mich in seine Wohnung be­gleiten, damit wir beide dort mit ihm die nächste Mahlzeit einnehmen könnten. Daraufhin zog er sich mit den acht Personen, die mit ihm zusammen am Tisch gesessen hatten, zurück. Auch alle anderen gingen weg. 10. Eine Mahlzeit mit dem Sohn der Sonne Auch Acorc und ich verließen den Raum. Im Gang setzten wir uns auf Sessel. Er fragte mich: „Sind Sie zufrieden?" „Und ob ich zufrieden bin!" „Der Sohn der Sonne hat uns in seiner Residenz zum Essen eingeladen." „Ich soll am gleichen Tisch mit Eurem König oder Präsi­denten essen? "Wie komme ich zu dieser großen Ehre?" „Ich habe Ihnen ja schon öfters gesagt, daß es bei uns keine Klassenunterschiede gibt. Wir sind alle gleich. Sie können also sowohl beim Sohn der Sonne als auch bei mir oder jemand anderem eine Mahlzeit einnehmen." „Dann seid Ihr also alle wie Brüder?" „Ich muß gestehen, daß es nicht leicht war, bis wir alle dies begriffen hatten. Aber seit wir diese Idee in die Wirk­lichkeit umsetzen, haben wir unseren Planeten umgeformt; zuerst war er eine Hölle voller Raub, Lügen, Narreteien, Spekulationen und Schandtaten, und jetzt ist er ein Para­dies der Liebe, Brüderlichkeit, des Verstehens und des Fortschritts." „Ach, wenn es doch bei uns auf der Erde auch so wäre! Es ist aber leider nicht so. Bei uns regiert der, der sich für den Größten hält, und manchmal entreißen sie sich gegenseitig alles. Nun wird es wohl zu spät sein für uns, ein Reich der Schönheit und der Liebe wie auf Acart zu gründen!" „Wir wollen jetzt gehen — die Stunde der zweiten Mahl­zeit ist fast gekommen!" „Wohin gehen wir? Wohnt der Sohn der Sonne nicht hier in diesem Gebäude?" „Doch, er hat eine Wohnung hier." „Wohnt er denn nicht in einem Palast?" „Nein, warum sollte er in einem Palast mit 80 bis 100 Zimmern wohnen, wenn ihm 8 oder 10 genügen? Er wohnt in einer solchen Wohnung mit seiner Frau, seinen zwei Kindern und zwei Bediensteten." „Ich verstehe nicht, wie die Acartianer zu einem solchen Standpunkt gelangen konnten!" „Indem man den Sohn der Sonne respektiert, das ist logisch. Und indem man allen die gleichen Rechte und Pflichten gegeben hat, und indem wir denen gehorchen, die dazu bestimmt sind, unser Schicksal zu leiten. Wenn man auf sie hört, wird ihr Wille Gesetz und ihr Wort Befehl. Aber es wird dabei nicht erlaubt, daß sie infolge ihrer Machtstellung für sich selbst einen Nutzen ziehen; das Volk wird ihnen nicht anvertraut, damit sie von ihrer Stellung profitieren, denn die Gesetze sind für das All­gemeinwohl geschaffen. Wenn sie dies nicht berücksich­tigen würden, so würde man ihnen das Vertrauen ent­ziehen, das das Volk bei der Abstimmung in sie gesetzt hat. Es ist natürlich der Fall, daß der Sohn der Sonne und seine Ratsherren das Recht und die Macht haben, Befehle zu erteilen und solche evtl. auch zu widerrufen, und es gebührt ihnen aller Respekt und jede Ehre als Auserwählte unseres Volkes. In ihrem Privatleben haben sie jedoch nicht mehr Rechte als alle anderen, ob es sich nun um ihren Lebensstil oder um ihre Wohnung handelt . . ." „Das ist einfach phantastisch!" rief ich aus. Während dieser Unterhaltung waren wir bis zum Ende des Ganges gelangt, wo wir in einen Aufzug stiegen. Wir fuhren bis zum 30. Stockwerk hinauf und gingen durch einen engen Gang bis zu einer Tür, an der ein metallenes Schloß in Form einer Untertasse angebracht war. Acorc drehte es mit zwei Fingern in horizontaler Richtung bis es ganz in der Tür verschwunden war. Ich hörte innerhalb der Tür ein Klingeln. Wir standen noch vor der Tür, als ich fragte: „Was wollen wir eigentlich hier?" Er schaute mich überrascht an — diese Frage schien er nicht erwartet zu haben — und erwiderte: „Haben Sie denn vergessen, daß wir beim Sohn der Sonne zum Essen eingeladen sind?" „Doch, natürlich! Wohnt er denn hier?" „Ja. Haben Sie gedacht, er wohne im Erdgeschoß?" In diesem Augenblick öffnete sich die Tür und auf der Schwelle erschien ein junger Mann mit freundlichem Ge­sicht. Er sagte mit sanfter Stimme: „Bitte, treten Sie ein!" Aus seinen Gesten konnte ich diese Worte schließen. Wir traten ein und setzten uns auf Sessel, nachdem er uns dazu aufgefordert hatte. Er wechselte mit Acorc ein paar Worte und verschwand. „Was hat er gesagt?" „Er wolle den Sohn der Sonne von unserer Ankunft be­nachrichtigen." Acorc lehnte sich in seinem Sessel zurück; er schien müde zu sein. Ich schaute mich um. Das Zimmer war beinahe eine Kopie von Acorcs Wohnzimmer, nur etwas größer — gleiche Möbel, gleiche Wände, überhaupt alles war gleich. Ich erinnerte mich an das Gespräch, das ich mit Acorc über den Sohn der Sonne geführt hatte. Ich hatte gedacht, er wohne inmitten eines herrlichen Gartens in einem Palast mit einem Portal, vor dem Wachen in weißer Uniform stehen, und mit einer Menge von Bediensteten. Ich überlegte, daß er von Millionen von Acartianern als Führer gewählt worden war; alles kam mir phantastisch vor. Ich mußte meine ganze Vorstellung umstellen; ich hatte mir hier alles viel großartiger und schöner vorgestellt, mit all den Reichtümern, die es in solchen Gebäuden auf der Erde gab. In der Nähe hatte ich mir einen Flughafen mit vielen geparkten Raumschiffen vorgestellt, und vielen, die ankamen und abflogen. Ich hatte mir ein Vorzimmer vorgestellt mit vielen Audienzsuchern und dem ganzen Gewimmel und Trubel. Statt dessen war ich nun hier in dieser bescheidenen Wohnung mit nicht mehr als zwei Be­diensteten! Uberall herrschte absolute Ruhe. Ich dachte zuerst, es gäbe wenigstens im Hintergrund noch einige größere Säle, konnte aber später nichts davon entdecken. Als Beratungs- und Audienzzimmer diente der Raum, in dem wir uns befanden. Ich wurde nun auch gewahr, warum ich soviel Aufmerksamkeit erregte. Ich war so verwirrt, daß ich nicht mehr daran dachte, daß ich meine Erdenklei­der trug. Dem Schnitt nach waren sie ja ähnlich, aber das Material war eben doch ganz anders. Ich verglich Acorcs Kleidung mit der meinen; es war ein Unterschied wie Tag und Nacht. Aus der Nähe betrachtet, sah ich aus, als ob ich im Regen spazieren gegangen und durchnäßt worden sei, während Acorc einen Anzug trug, mit dem er zu jeder Einladung gehen konnte. Ich schämte mich; wenn ich wenigstens einen richtigen Anzug angehabt hätte mit einer Krawatte! Ich hatte zwar hier noch niemand mit einer Krawatte gesehen; diese trug man hier offenbar nicht, was eigentlich schade war, da dies Abwechslung in jeden Anzug bringt. Hier hatte man dagegen überall Aufschläge und Fransen, nur um den Hals trug man nichts, da alle Jacken kragenlos waren. Vor meinem Abflug von der Erde hätte ich mich nicht ge­traut, in diesem Anzug, den ich trug, auch nur in ein Cafe zu gehen. Hier war das anders; es war etwas Neues! Als ich dieses bedachte, war ich wieder etwas optimistischer. Wir saßen einige Minuten hier, ohne uns zu unterhalten. Ich hatte im Augenblick auch nichts zu fragen und war in Gedanken versunken. Als ich mich gerade anschickte, ein Gespräch zu beginnen, erschien der junge Mann wieder und sprach ein paar Worte mit Acorc. Wahrscheinlich war nun der Sohn der Sonne gekommen. Ich saß verkrampft auf meinem Stuhl. Acorc stand auf und hieß mich dasselbe zu tun. Der Sohn der Sonne trat mit langsamen, festen Schritten ein. Er lächelte, rieb sich die Hände, kam auf uns zu, legte uns einen Arm um die Schulter und begrüßte uns mit einem Kopfnicken. Ich erwiderte sehr verlegen diesen Gruß. Wir setzten uns alle. Die beiden unterhielten sich einige Minuten. Ich nahm an, daß er Einzelheiten über mich wissen wollte, da er öfters auf mich zeigte. Ich konnte nun schon manches, was sie sagten, aus ihren Gesten schließen. Ich verstand auch gut, als er zu dem jungen Mann sagte, er solle uns etwas anbieten. Der junge Mann ging hinaus und kam mit drei Gläsern auf einem Tablett zurück. Zuerst bediente er den Sohn der Sonne, dann Acorc und zum Schluß mich. Ich zögerte, das Glas zu nehmen, da ich Angst hatte, es könne etwas sehr Starkes enthalten. Acorc jedoch ermunterte mich, als er sagte: „Nehmen Sie nur, es ist dasselbe wie bei mir zu Hause!" Ich nahm das Glas und trank einen Schluck. Ich überlegte gerade, ob außer uns wohl jemand in der Wohnung wäre. Es wäre mir ganz recht gewesen, wenn ich niemanden mehr getroffen hätte. Nun kam aber ein anderer junger Mann herein. Er begrüßte uns und wandte sich an den Sohn der Sonne. Daraufhin sagte Acorc zu mir: „Sie wer­den jetzt die Familie des Sonnensohnes kennenlernen." „Ja," erwiderte ich stotternd. Dann aber sagte ich mir: Sei kein Frosch! Hoffentlich sind seine Kinder noch klein, dann sind es schon zwei Frager weniger. Kaum hatte ich dies gedacht, trat eine Frau mit einem Knaben und einem Mädchen ins Zimmer. Wir erhoben uns und stellten uns vor. Acorc stellte mich der Frau, dem Jungen und dem jungen Mädchen vor. Ich hörte nur Laute wie „tscha, tscha tscha, rock and roll" oder so etwas Ähnliches. Acorc hatte mir natürlich die Namen nicht ins Deutsche übersetzt. Er übersetzte nur: „Der größte Wunsch der drei ist es, einen Erdenmenschen kennenzulernen, vor Ihrer Rückkehr dort­hin." Sie schienen tatsächlich sehr neugierig zu sein und betrach­teten mich von Kopf bis Fuß, wenigstens die beiden Kin­der; die Frau schien sich mehr unter Kontrolle zu haben. Ich hatte mir nie vorgestellt, daß ich so merkwürdige Wesen sehen würde, wie es die Kinder darstellten. Ich fühlte mich nicht wohl unter ihren Blicken. Alle, die ich bis jetzt auf Acart gesehen hatte, waren sehr bleich; die beiden vor mir aber sahen aus wie wandelnde Leichname. Keinem von beiden möchte ich je im Traum begegnen. Die Unterhaltung war angeregt; ich glaube der Sonnensohn erzählte Näheres über seine Familie. Ich sagte nur ja oder nein, hörte nichts und stand da wie ein Automat; ich war wie versteinert unter den Blicken der Kinder. Zu meiner großen Erleichterung gingen sie bald wieder weg. Wir setzten uns wieder; der Sohn der Sonne und Acorc unterhielten sich, und da ich nichts verstehen konnte, ging ich meinen Gedanken nach und stellte mir die drei noch­mals vor. Die Frau war etwas mehr als mittelgroß und ein bißchen füllig. Man konnte nicht sehen, ob sie eine schmale Taille hatte, da sie ein weites Kleid aus grobem Stoff trug. Die Haut ihres Gesichts und ihrer Hände war totenblaß, weiß wie Asche. Sie hatte einen großen Mund mit etwas dicken, aufgeworfenen Lippen, und eine feine Nase, die fast unterging in dem fleischigen Gesicht. Die Augen waren groß und klar und etwas hervorstehend; sie schienen alles genau zu prüfen, jedoch ohne neugierig zu wirken. Die Frau schien eine große Selbstbeherrschung zu haben; sie sah aus, als ob sie vor nichts Angst hätte, aber auch nichts bewundern könnte. Ihre Haare waren strohgelb — eine Farbe, die auf Acart vorherrschte. Ihr Sohn mochte etwa 10 Jahre alt sein und sah ihr sehr ähnlich, er hatte nur eine kürzere und rundere Nase. Ich hätte gern eine Kamera zur Hand gehabt, um die Tochter fotografieren zu können. Sie war etwa 16 bis 17 Jahre alt und sah ihrer Mutter und ihrem Bruder gar nicht ähnlich. Sie war groß und gertenschlank, ohne jede Kurve. Man sah kaum, daß sie einen Busen hatte. Sie hatte einen schönen langen Hals, der zu ihrem Körper paßte. Ihr Gesicht war weniger schön — es war sogar furchterregend. Sie hatte ein spitzes Kinn und einen gespaltenen Mund, der immer halboffen stand und lange Zähne sehen ließ. Die Nase war lang und schlank; wenn man ihr vom Kinn zur Stirn ein Lineal aufgelegt hätte, so würde dieses völlig glatt aufliegen. Sie hatte große, ovale Augen wie Kleo-patra; anstatt zu den Ohren hinzuzeigen, standen sie in Richtung Stirn. Ihre langen losen Haare hatten die Farbe grünen Maises nach dem Trocknen, also fast überhaupt keine Farbe; sie schienen ganz ausgetrocknet und leblos zu sein. Als ich diese Familie so vor mir hatte mit ihren fragenden Blicken, war mir wie jemandem zumute, dem man erklären muß, was er sieht, da er dies nicht verstehen und nur anstarren kann. In meiner Kindheit hatte man mir immer Geschichten erzählt von schönen und starken Jünglingen, die alles taten, um die Hand der Königstochter zu erringen. Sie be­standen dafür erbitterte Abenteuer und Kämpfe. Aber wenn sie dieses junge Mädchen gesehen hätten, hätten sie wahrscheinlich noch mehr unternommen, um nicht gezwun­gen zu werden, den Rest ihres Lebens an der Seite dieses Mädchens verbringen zu müssen! Ich wurde von Acorc in meinen Gedankengängen unter­brochen — er übersetzte mir eine Frage des Sonnensohnes. Dieser hatte sicher bemerkt, daß ich nachdenklich war und fragte nun, was ich dachte. „Nun, ich denke an viele Dinge", antwortete ich und suchte nach einer besseren Antwort, denn ich konnte ihm ja un­möglich sagen, was ich über seine Tochter gerade gedacht hatte. „Haben Sie sich nun endgültig entschlossen, bis zu unserem Stichtag hierzubleiben?" „Ja, ich weiß ja nun, daß man mich zur Erde zurück­bringen wird, deshalb kommt es mir auf zwei oder drei Tage nicht mehr an." Er lächelte zufrieden und fragte: „Könnten Sie wohl eine Geschichte schreiben, in der Sie die Einzelheiten Ihrer Reise hierher erzählen?" Ich sollte eine Geschichte schreiben? Ich war erschrocken, weil ich dachte, er zweifle an meiner Loyalität! Warum er mich das wohl fragte? Ob er wohl dachte, daß ich mein Versprechen nicht halten oder etwas Unwahres über meine Behandlung auf Acart berichten würde? Er sollte dies nicht von mir denken, denn ich könnte diese Geschichte ja höchstens einigen Verwandten und Freunden erzählen. „Es ist nicht so, daß wir nicht wollen, daß Sie es erzählen — im Gegenteil, ich bitte Sie, die Geschichte zu schreiben!" Ich verstand immer weniger. Vor kurzem noch hatten sie mich gebeten, so wenig wie möglich über mein Abenteuer zu berichten, und jetzt verlangte er von mir, ich solle eine Geschichte darüber schreiben! Ich antwortete: „Dazu bin ich nicht geeignet. Ich bin nicht sehr gebildet. Was sollte ich denn schreiben?" „Man sollte dafür sorgen, daß diese Geschichte möglichst auf der ganzen Erde gelesen wird!" Bei diesem Vorschlag platzte ich fast vor Lachen, faßte mich aber gleich wieder und antwortete: „Offengestanden, ich verstehe Sie nicht, mein Herr! Meine Erdenbürger würden kein "Wort davon glauben!" „Das denken Sie jetzt, in diesem Augenblick, weil Sie keine Beweise erbringen können; aber nach 20 Erden­jahren oder auch noch früher wird man es glauben, und daran ist uns gelegen!" „Das wäre schön, ist aber sehr schwierig, denn ich ver­füge über keinerlei Mittel." „Machen Sie sich darüber keine Sorgen; diese Mittel wer­den schon kommen. Wenn Sie die Geschichte schreiben können, so tun Sie dies; es wird Ihnen, uns und einem Teil Ihrer Mitmenschen nützen." „Warum nur einem Teil von Ihnen?" „Nun, wenn Sie jetzt noch weitere drei Tage hierbleiben, kann Ihnen Acorc alles, was Sie sehen und wissen wollen, zeigen und erklären. Was Ihre letzte Frage betrifft, so kann Ihnen Acorc dies besser erklären als ich; er kennt alles genau so gut wie ich selbst, und für ihn ist eine Erklärung viel leichter, weil er direkt mit Ihnen sprechen kann." Acorc machte mich nun darauf aufmerksam, daß wir in ein anderes Zimmer gehen würden, um dort zu essen. Ich hatte zuerst gedacht, dieses Zimmer diene — wie in Acorcs Wohnung — auch als Speisezimmer, aber zu diesem Zweck gab es einen anderen Raum, der etwas kleiner, aber im gleichen Stil möbliert war. Auf einem viereckigen Tisch stand das Essen bereit. Bevor wir uns setzten, sprach Acorc mit dem Sohn der Sonne, ging dann zu einem Apparat, der dem in seiner Wohnung aufs Haar glich. Er stellte die Verbindung her, und auf dem Bildschirm erschien seine Frau. Sie sprachen einige Augenblicke fröhlich miteinander. Wahrscheinlich erklärte er ihr, daß wir zum Essen nicht nach Hause kommen würden! Der Sohn der Sonne bat uns nun zu Tisch. Alle Mitglieder des Haushaltes waren anwesend. Wir setzten uns, und nach einem kurzen Gebet wurden mir die Speisen ange­boten. Ich schaute mich um, um zu sehen, ob sich ihre Neugier gelegt hatte. Niemand beachtete mich, mit Aus­nahme des jungen Mädchens, das nicht zufrieden zu sein schien. Sie betrachtete mich mit zusammengezogenen Augenbrauen. Ihr Blick war so intensiv, daß es während des Essens Momente gab, in denen ich mein Gesicht hinter meiner Serviette versteckte. Ich war sicher noch viel mehr in Verlegenheit als sie. Wenn Acorc mich nicht gemahnt hätte: „Bedienen Sie sich", wäre ich wahrscheinlich gar nicht zum Essen gekommen unter dem Blick dieses kleinen Ungeheuers! Ich nahm nun von den Sachen, die ich schon kannte. Es gab verschiedene Platten; fast alle ähnelten denen, die ich schon auf anderen Tischen gesehen hatte. Interessant war, daß niemand während des Essens sprach. Nach dem Essen gab es ein süßliches Getränk, und an­schließend trug die Frau des Sonnensohnes, die beim Essen bedient hatte, die Teller und Schüsseln hinaus. Auch die beiden jungen Männer und der Knabe entfernten sich, und zu meiner großen Erleichterung schließlich auch das junge Mädchen, nachdem sie mir noch einen letzten stechenden Blick zugeworfen hatte. Ich lehnte mich nun in meinem Stuhl zurück und seufzte tief auf vor Erleichterung. Acorc und der Sohn der Sonne mußten dies wohl bemerkt haben, denn sie unterbrachen ihr lebhaftes Gespräch und schauten sich nachdenklich an. „Hat es Ihnen geschmeckt?" fragte mich der Sohn der Sonne. „Ja, danke, mein Herr!" „Sicher sind Sie nicht an unsere Nahrungsmittel gewöhnt?" „Nein, aber ich esse sie sehr gern. Übrigens bin ich in puncto Essen nicht sehr verwöhnt; ich gewöhne mich auch sehr schnell an jede andere Ernährung." Er ließ dieses Thema fallen, erhob sich und sagte: „Ich würde mich sehr gern noch länger mit Ihnen unterhalten, aber da es bei der Verständigung so viele Schwierigkeiten gibt und meine Zeit sehr bemessen ist, weil ich noch eine Sitzung vor mir habe, in der Wichtiges besprochen werden soll, überlasse ich Sie nun Herrn Acorc, der Ihnen alles weitere erklären wird. Stellen Sie ihm nur viele Fragen, er wird Sie begleiten, solange Sie noch hier sind." Wir gingen in das erste Zimmer zurück und Acorc und ich verließen die Wohnung auf demselben Weg zu dem unte­ren Gang. Von da fuhren wir mit einem anderen Aufzug zur Terrasse. Als wir dort ausstiegen, sagte ich: „Ich würde gern noch etwas von der Stadt sehen!" „Ja, das können wir tun, wir haben ja Zeit." Wir gingen um die ganze Terrasse herum. Gerade setzten einige Flugapparate auf, aus denen, wie ich annahm, meh­rere Ratsherren stiegen, um sich zum Aufzug zu begeben. Den Rest des Tages verbrachte ich mit der Besichtigung der Stadt, die wirklich bewunderungswert war. Acorc zeigte mir noch mehrere Gebäude und erklärte mir ihren Zweck. Die Sonne stand schon ziemlich hoch; sie beschien die Häuser und ließ diese in vielfarbigem Glanz erstrahlen. Hinsichtlich des Lärms unterschied sich diese Stadt auf Acart sehr von einer Großstadt auf der Erde. Obwohl überall alles in Bewegung war, hörte man fast kein Geräusch. Es gab keine Straßenbahnen, Lastwagen oder Autos; nur die kleinen Sonnenschiffe flogen hin und her und gaben nur ein leichtes Summen von sich. Ich fragte: „Gibt es hier keine Fahrzeuge auf Rädern?" „Doch, die gibt es auch." „Aber man sieht doch gar keine!" (Ich sah sie später in landwirtschaftlichen Betrieben.) „Für diese Art der Fortbewegung gibt es Tunnels, oder besser gesagt, Untergeschosse." „Man kann gar nicht sehen, wie lange die Straßen sind, dienen diese alle dem Fußgänger-Verkehr, und warum sind sie so eng?" „Weil wir nicht viel Platz haben; wir müssen hier von jedem Sonnenstrahl profitieren." „Aber warum müssen Sie sich hier so zusammendrücken? Warum dehnt man die Stadt nicht mehr aus?" „Ich habe Ihnen doch schon erzählt, daß es nicht nur in dieser Stadt, sondern auf unserem ganzen Planten sehr wenig Platz gibt." „Ist Ihr Planet denn so klein?" „Nein, aber er ist übervölkert. Wir haben hier auf Acart ungefähr 20 Milliarden Einwohner, während nach unserer Berechnung auf der Erde nur etwa 4 Milliarden Menschen wohnen, und die beiden Planeten sind ungefähr gleich groß. Wir werden jetzt zu meiner Wohnung fliegen. Ich werde Ihnen dann — außer dem, was Sie schon gesehen haben — zeigen, was unser Volk alles unternehmen muß, um mit diesem Problem fertig zu werden." Wir stiegen in seinen Flugapparat und flogen zu seiner Wohnung. Er flog ziemlich hoch und in einem starken Winkel, damit ich die Stadt besser sehen konnte. Ich be­wunderte diese Stadt mit ihren 100 Millionen Einwohnern sehr. Ich dachte gerade, wir hätten jetzt wohl den halben Weg zu Acorcs Wohnung hinter uns, als wir auch schon heruntergingen und bald auf Acorcs Terrasse landeten. Wir gingen hinein. Seine Frau kam uns lächelnd entgegen; sein Sohn saß mit einem Buch in der Hand da, und als er uns erblickte, stand er schnell auf und hing sich an den Arm seines Vaters. Ich setzte mich und sagte: „Da bin ich wieder!" Ich kann nicht erklären, wie mir zumute war, als ich diese "Wohnung wieder betrat. Es war ungefähr so, als ob ich heimgekommen wäre. In der Wohnung des Sonnensohnes hatte ich Komplexe gehabt, denn auf der Erde war die Per­son mit der höchsten Stellung, mit der ich je gesprochen hatte, nur ein Präfekt gewesen. Und es war logisch, daß ich angesichts eines Königs oder eines Präsidenten eines 20-Milliarden-Volkes verängstigt war, zumal mich Miß Schlitzauge auch noch immer angestarrt hatte. Acorc zog sich nun mit Frau und Kind zurück, und ich setzte mich bequem in einen Sessel, um noch einmal alles zu überdenken, was ich an diesem Tag erlebt hatte. Ich stellte eine Bilanz auf und war zufrieden; alles war doch sehr gut gegangen. 11. Besuch im Ackerbau-Gelände Acorc kam zurück und sprach ziemlich laut mit seiner Frau; es klang jedoch nicht nach einem Streit. Schließlich wandte er sich an mich: „Kommen Sie mit, ich habe einiges zu erledigen, und anschließend werden wir einen größeren Teil von Acart besichtigen. Dabei werde ich Ihnen die ,wahren Wunder' zeigen, die es hier gibt." Ich begleitete ihn ins Zimmer; er zeigte auf die Schuhe und Kleider und ging weg. Als ich die Sachen anzog, über­legte ich, was er wohl mit den „wahren Wundern" gemeint hatte. Sollte es hier noch wunderbarere Dinge geben, als die, die ich schon gesehen hatte? Das war doch nicht mög­lich! Das müßten schon göttliche Dinge sein. Ich wollte dies auch gar nicht in Zweifel ziehen, denn sie wurden ja hier direkt von Gott regiert. Beim Anziehen der Kleider merkte ich, daß sie aus einem anderen Stoff gefertigt waren als die früheren. Ich ging hinaus; Acorc erwartete mich im anderen Zimmer zusam­men mit Frau und Sohn. Ich ging federnden Schrittes in den flexiblen Stiefeln. „Sind Sie bereit?" fragte Acorc. „Jawohl, mein Herr!" „Ich habe meiner Frau gesagt, daß wir kurz vor der fünf­ten Mahlzeit wieder zurück sein werden." Er nahm eine Aktentasche, legte seiner Frau und dann dem Jungen eine Hand auf die Schulter und sagte: „Gehen wir!" Beide schauten uns lächelnd nach. Wir stiegen in den Flugapparat. Acorc manövrierte wie zuvor, und wir flogen ab. Als wir uns etwa 400 Meter über den Dächern befanden, flogen wir in gerader Richtung nach Osten, und zwar so schnell wie nie zuvor. Ich wollte auf die Stadt heruntersehen, konnte aber nichts unterschei­den. So flogen wir einige Minuten; dann drosselte Acorc die Geschwindigkeit, flog einen Halbkreis und blieb mitten in der Luft stehen. Ich fragte verblüfft: „Was ist los?" „Nichts besonderes. Ich wollte Ihnen nur unseren Ackerbau zeigen." „Sind wir denn nicht mehr über der Stadt?" „Nein, wir haben sie schon längst hinter uns!" „Aber, das ist doch nicht möglich!" „Doch, doch", antwortete er. Ich schaute hinab — ein Teil des Flugapparats war ja transparent, wie ich schon früher sagte. Ich verstand nichts von dem, was ich da unten sah. „Was war denn das?" Acorc unterrichtete mich: „Dies ist unser Ackerbau-Gelände." „Es sieht ja aus wie Kanäle oder riesige Treppen!" „Ja, aber das sind Mauern, die kurvenförmig auf der Bodenfläche angelegt sind!" Er zog nun den Apparat bis auf etwa 40 Meter über dem Boden herunter und flog anschließend eine Kurve um den Berg herum. Nun konnte ich genau erkennen, was mir vorher wie Kanäle und Treppenanlagen erschienen war. „Dieses Ackerbau-Gelände sieht ja fabelhaft aus! Da muß man ja jahrhundertelang daran gearbeitet haben!" „Nein, es sind erst einige Jahre her, seitdem wir zu diesem System übergegangen sind." „Warum?" „Nun, ich sagte Ihnen ja schon, daß wir vor dem Problem der Überbevölkerung stehen; allgemeiner Raummangel geht ja damit Hand in Hand. Deshalb mußten wir das System einer dem Gelände folgenden Anpflanzung auf­geben, weil diese Art des Anbaus nicht genügend Erträge ergab. Das Gelände hier ist sehr der Erosion ausgesetzt und um dem vorzubeugen und größere Erträge zu be­kommen, haben wir zu diesem System gegriffen. Schauen Sie da vorn die Berge! Sehen Sie von hier aus nicht aus wie Treppen?" „Ja, sicher!" „Nun, in dieser Gegend ist alles auf diese Art angelegt." Ich konnte es nun aus der Nähe betrachten. „Was wird denn hier gepflanzt?" „Im Augenblick gar nichts. Vor kurzem erst wurde hier geerntet. Nun wird das Gelände für die neue Saat vor­bereitet." „Was hat man denn hier geerntet, und was soll neu ge­pflanzt werden?" „Es ist ein Wurzelgemüse, ähnlich der Kartoffel auf der Erde." „Ja, kennen Sie denn unsere Kartoffel?" „Wir kennen fast alles, was auf der Erde wächst. Wollen Sie aussteigen, um die Felder ganz aus der Nähe zu be­trachten?" „Ja, sehr gern!" Er manipulierte an einigen Hebeln und wir flogen senk­recht nach unten. Der Schrecken fuhr mir in die Glieder; ich dachte: gleich schlagen wir auf dem Boden auf! Doch wir setzten ganz sanft auf. Er schaltete den Apparat ab, wir stiegen aus. Der Boden unter meinen Füßen federte. Ich befand mich am unteren Ende der Ebene, die den Berg umgab. Wir stiegen ein Stück den Berg hinauf; von dort hatte man eine gute Ubersicht und ich konnte nur sagen: „Das ist ja phantastisch!" Ich möchte es, so gut ich kann, erzählen, damit der Leser einigermaßen eine Vorstellung davon bekommt. Die Pflanzungen lagen alle schön ausgerichtet da. Wo eine Bodenerhöhung war, hatte man eine Mauer errichtet, deren Höhe mit der Neigung des Geländes variierte. So stand eine über der anderen bis zum Gipfel des Berges. Der Abstand der einzelnen Terrassenanlagen lag zwischen 20 und 100 Metern, manchmal auch mehr. Der obere Teil der ersten Mauer stand auf gleicher Höhe wie der untere Teil der nächsten, und so ging es rund um den ganzen Hügel herum; das Ganze ergab eine stufenförmige Anlage von 20 bis 100 Meter Breite. Ab und zu sah man auch Behausungen. Es waren hübsche Häuser, wie Häuser in der Stadt, aber fast alle hatten nur drei Wände; die vierte Wand war immer natürlich gewachsener Fels. Ich dachte: Was sind das doch für Leute — sie wählen die schlechteste Gegend zum Wohnen aus! Ich wurde aber durch Acorc eines Besseren belehrt, als ich ihn nach dieser seltsamen Bauweise fragte. Er erklärte mir: „Nun, früher war das anders. Aber der Mangel an Ge­lände für den Ackerbau hat uns gezwungen, die Häuser in fruchtbarem Gelände abzureißen und sie in felsige Gegen­den zu verlegen." „Seit wie vielen Jahren praktizieren Sie dieses System?" „In den meistbevölkerten Gegenden Acarts ist man schon vor etwa 100 Acartjahren dazu übergegangen; nach und nach wurde es überall angewandt." „Wie sind die Kontinente auf Acart eingeteilt?" Bei dieser Frage lächelte Acorc wie ein Vater bei der Frage seines Sohnes: Papa, warum kräht der Hahn, warum spricht er nicht? „Natürlich durch Meere!" „Gibt es denn hier auch Meere?" „Gewiß! Morgen werden Sie eines sehen." „Warum sieht man hier eigentlich weit und breit niemand auf den Äckern bei der Arbeit?" „Wie Sie sehen, sind diese Felder schon bestellt, um die neue Saat aufzunehmen. Wenn Sie dies sehen wollen, so gehen wir mehr nach vorn, dort sehen Sie Hunderte von Leuten und Maschinen bei der Arbeit." Und tatsächlich, als wir etwa 20 km weitergeflogen waren, sah ich zahlreiche Menschen und Dutzende von Maschinen, die den Boden bearbeiteten. Acorc landete den Apparat in der Nähe eines Hauses, das Li den Berg hineingebaut war. Ein Mann beobachtete uns beim Aussteigen. Acorc zeigte ein Papier vor, dann spra­chen die beiden eine Weile miteinander. Der Mann nickte lebhaft mit dem Kopf; wahrscheinlich hatte Acorc ihn um Erlaubnis gebeten, mir die Anlagen zeigen zu dürfen. „Kommen Sie mit!" sagte Acorc zu mir. Ich folgte ihm und beim Vorbeigehen schaute mich der Mann an, als ob er mich zurückhalten wollte; sicher hatte ihm Acorc er­zählt, wer ich war. Wir stiegen entlang einiger Kurven, die das Dorf umgaben, nach oben. Nach ungefähr 500 Metern hielten wir an. In der ersten und zweiten Kurve unter uns waren Leute an der Arbeit. Als ich die Maschinen aus der Nähe sah, fiel ich fast um vor Staunen! Die Maschi­nen hatten eine unglaubliche Ähnlichkeit mit den Trak­toren auf der Erde, nur das Geräusch fehlte; man hörte bestenfalls ein leichtes Summen wie bei einem Elektro­motor. Die Schaufeln, die die Erde aufwarfen, saßen nicht vorn, sondern an jeder Seite. Sie waren an einem Gegen­stand befestigt, der wie ein Propeller aussah. Die Räder schienen aus Eisen zu sein und waren mit Haken besetzt. Ich hätte das Ganze gern aufgezeichnet, aber ich muß gestehen, daß ich kein großes Talent zum Zeichnen habe. „Wie werden diese Maschinen in Bewegung gesetzt, und warum hört man kein Geräusch?" „Man hört nichts, weil sie mit Sonnenenergie betrieben werden, derselben Kraft, die wir auch für unsere Raum­schiffe verwenden." Da ich meine Erzählung kurz halten will, möchte ich nicht auf Einzelheiten unseres Gesprächs eingehen, auch nicht darauf, was ich von der Anwendung dieser Sonnenenergie halte, wenn man diese auf der Erde zur Verfügung hätte. Lange Zeit betrachtete ich die Supertechnik dieses super­intelligenten Volkes. Acorc sagte: „Gehen wir! Wir haben noch 2000 km zu­rückzulegen bis zur nächsten Mahlzeit." Ich schaute ihn an und dachte: Ist er verrückt geworden? 2000 km in einer Stunde, und das in diesem Stahlkügel-chen! „Wie kommen wir von hier weg?" „Auf dieselbe Weise wie wir hergekommen sind!" Ich fragte ein bißchen zweifelnd: „Wie lange ist's noch bis zur dritten Mahlzeit? „Eineinhalb Zehntel." (69 Erdenminuten.) „Das kann man doch nicht schaffen!" „Sie werden schon sehen, ob es möglich ist oder nicht!" Wir gingen wieder zum Haus zurück; der Mann stand noch immer dort und schaute mich verwundert an. Acorc verabschiedete sich, und wir stiegen ein. Wir starteten senkrecht nach oben und flogen dann vorwärts, ungefähr in der gleichen Richtung wie zuvor. Nach etwa 20 km hielt er wieder in der Luft an, und da wir ja nur das transparente Dach über dem Kopf hatten, konnte ich alles um mich herum gut sehen, und was ich da sah, verblüffte mich so sehr, daß ich glaubte, ich hätte nun einen Alptraum hinter mir und befände mich wieder auf der Erde. Er zeigte mir eine Herde von Tieren, die friedlich auf einer Wiese weideten. „Was für Tiere sind das?" „Ganz ähnlich wie das Vieh auf der Erde mit nur geringen Unterschieden." Er zog den Apparat herunter, bis er etwa 10 Meter über dem Boden schwebte. Ich dachte, die Tiere würden weg­rennen, aber sie weideten friedlich weiter. Sie hatten Ähn­lichkeit mit unseren Ochsen, trugen aber keine Hörner. Sie hatten ein sehr dickes Fell und waren doppelt so groß wie der größte Ochse, den ich je gesehen hatte. Nach einiger Zeit flogen wir weiter. „Wozu dienen diese Tiere?" „Sie dienen verschiedenen Zwecken; ihr Fleisch z. B. ist ausgezeichnet, und aus ihrer Wolle machen wir den größten Teil unseres Gewebes für Kleidung und auch für die Wandbekleidungen unserer Wohnungen." „Geben die weiblichen Tiere auch Milch wie unsere Kühe?" Ja, sie kann aber nicht als Nahrungsmittel verwendet werden." „Gibt es hier eine große Anzahl solcher Tiere?" „Ja, aber die, die Sie da unten sehen, sind ausgewachsene Tiere, die hierhergebracht worden sind, nachdem sie ge­mästet wurden." „Wo werden sie denn großgezogen?" In den kälteren Zonen, wo es große Weideflächen gibt; sie fressen das Gras dort sehr gern. Nachdem hier abgeern­tet worden ist, werden sie hierher gebracht und dann ge­schlachtet." Wir beendeten die Unterhaltung. Acorc ließ die zweite Haube wieder über die durchsichtige herab, so daß man jetzt nur noch Sicht nach vorn hatte. Ich rückte etwas näher an ihn heran, um ein gläsernes Quadrat, das er vor sich hatte, besser betrachten zu können. Es war in drei Teile eingeteilt; durch einen Abschnitt konnte man sehen, was hinten vor sich ging, die beiden anderen gaben den Blick nach rechts und links frei. Ich schaute hindurch und sagte lachend: „Jetzt begreife ich, warum es an beengten Stellen nie eine Kollision gibt!" „Ja, hier sieht man in alle Richtungen." Er zeigte auf ein anderes Quadrat, das mir zuvor nicht aufgefallen war, und drückte auf einen Knopf: „Hier kann man nach unten sehen, wenn man landen will." Wegen der hohen Geschwindigkeit sah man im Augen­blick gar nichts. Solange wir uns unterhalten hatten, war mir dies nicht unangenehm aufgefallen, aber plötzlich fühlte ich mich nicht mehr wohl. Auch kam irgendwo ein Zugwind herein, den ich seitlich am Körper spürte. Ich atmete nun sehr schnell. Acorc sah mich an und fragte: „Fühlen Sie sich nicht wohl?" In dieser Höhe blieb mir die Stimme weg; ich nickte nur mit dem Kopf. Ich brauchte wohl auch nichts zu sagen, denn er konnte mir meinen Zustand ansehen. Er ging mit der Geschwindigkeit etwas herunter und fragte: „Sie sind auf der Erde wohl noch nie mit einem Flugzeug geflogen?" „Ich bin nicht nur noch nie geflogen, sondern habe auch nur ganz wenige Flugzeuge aus der Nähe gesehen." Ich erinnerte mich in diesem Augenblick an meinen Flug von der Erde nach Acart, bei dem wir — wie er mir gesagt hatte — 500 km in der Sekunde zurückgelegt hatten. Wie hatte ich nur diese Reise überstehen können?" „Wie ist denn die Höchstgeschwindigkeit dieses Appa­rates?" „Er macht ungefähr 10000 km in der Stunde." „Warum war es mir denn auf meinem Flug von der Erde zum Acart nicht schlecht? Die Geschwindigkeit war doch viel größer als die jetzige?" „Nun, da gibt es einen wesentlichen Unterschied. Hier müssen wir den Luftwiderstand überwinden und gleich­zeitig unsere Lungen mit dieser Luft versorgen. Beim Raumflug existiert dieses Problem nicht. Erstens ist das Raumschiff viel größer, zweitens gibt es keinen Luftwider­stand, denn das Raumschiff produziert seine Sauerstoff -haltige Luft selbst in genügender Menge für die Besatzung; man ist völlig unabhängig von der äußeren Umgebung. Hier drinnen fühlt man zwar nicht direkt den Luftwider­stand, aber jemand, der diese Art Flug nicht gewöhnt ist, fühlt sich trotz der wesentlich geringeren Geschwindigkeit nicht wohl." 12. Eine Stadt in den Bergen Es ging mir nun viel besser; ich hatte meinen Atem wieder unter Kontrolle. Acorc hatte wohl die Geschwindigkeit um die Hälfte verringert, denn ich konnte nun sehen, wie die Berge sich näherten und beim Vorbeifliegen zurück­blieben. Vorher hatte ich weder Berge noch Täler bemerkt. Es erschien nun eine schier endlose Bergkette. Ich hatte zwar die Anden in Chile noch nie gesehen, nicht einmal abgebildet, aber so etwa stellte ich mir sie vor. Beim Näherkommen schienen sie zunächst verhüllt zu sein, aber plötzlich bemerkte ich anstatt der Berge eine wunderschöne Stadt. „Ja, gibt es denn hier eine Stadt?" „Natürlich, hier ist das größte Industrie-Zentrum von Acart." Als wir die Stadt überflogen, konnte ich erkennen, daß sie ganz in die Berge hineingebaut war. „"Warum haben Sie eine solche Gegend für den Bau einer Stadt gewählt?" „Einen der Gründe können Sie sich wohl denken. Hier ist es ganz unmöglich, Pflanzungen anzulegen, aber eine Stadt konnte man da gut bauen, wie Sie sehen." „Ja, Sie haben recht!" „Der zweite Grund ist der, daß sich in dieser Gegend die größten Sonnenstahl-Minen von Acart befinden. Nichts war näherliegender, als hier die größten Werke für Son­nenschiffe, Motoren usw. zu bauen." „Wurde hier das Schiff gebaut, das mich von der Erde nach Acart mitnahm?" „Das kann ich nicht mit Sicherheit sagen, denn es gibt mehrere solcher Zentren auf Acart." „Könnte ich die wohl aus der Nähe ansehen?" „Ja natürlich, deshalb sind wir ja hierher geflogen. Aber zuerst werden wir landen, um eine Mahlzeit einzunehmen." „Kennen Sie diese Stadt gut?" „Ich denke schon", sagte er lächelnd. Er flog eine Runde über der Stadt; ich dachte, er wolle nach einem bekannten Hotel Ausschau halten. Beim Über­fliegen konnte ich das Wunder einer dichtbevölkerten Stadt betrachten. Man konnte sie nur beim Überfliegen gut er­kennen; aus der Ferne entzog sie sich dem Blick, da sie völlig in die Felsen hineingebaut war. Es gab Berge, wie der Zuckerhut von Rio, den ich schon aus der Ferne ge­sehen hatte, dieser hier sah aber mehr aus wie ein riesen­haftes Gebäude, das anstatt vieler kleiner an dieser Stelle errichtet worden war; das Ganze schmiegte sich ineinander vom Fuß bis zum Gipfel. Ich dachte bei mir: So etwas ist nur denkbar bei einem Volk, das nicht beabsichtigt, einen Krieg zu führen, der die Hälfte seiner Mitmenschen ver­nichtet, sondern ein friedliches Leben führen will. Auch bei uns auf Erden gibt es solche Menschen; aber die werden ja als Narren angesehen! Dieses Volk hier hält sich genau an das fünfte Gebot Gottes; es gibt kein Töten, das dem anderen Nutzen bringt. Gott hat der ganzen Kreatur, die er geschaffen hat, Raum und Mittel gegeben, um zu leben — man muß sie nur anzuwenden wissen. Wir flogen noch einige Runden über der Stadt; dann hielt Acorc den Apparat wieder mitten in der Luft an und ging sacht auf das Dach eines großen Gebäudes nieder. Es lag am Abhang eines Berges, und ich sah dort noch mehrere Schiffe stehen. Wir stiegen aus, begaben uns zu einem Aufzug und fuhren hinab zum Erdgeschoß. Unter­wegs bemerkte ich, daß wir 15 Stockwerke passierten. Wir stiegen aus, gingen einen kurzen, engen Gang entlang und betraten einen großen Saal; wahrscheinlich war dies der Speisesaal eines Hotels, denn ich sah verschiedene ge­deckte Tische darin. Es waren ziemlich viele Leute da; die einen arbeiteten, die anderen saßen da und schienen auf ihr Essen zu warten. Manche schauten auf, als wir hereinkamen. Sie schienen Acorc zu kennen, denn er wurde freundlich begrüßt; mich jedodi begrüßte keiner. Acorc sprach lebhaft mit ihnen; da ich nichts verstehen konnte, beschränkte ich mich darauf, seine Gesten zu beobachten. Er wandte sich mir öfters zu — wahrscheinlich erklärte er, wer ich sei. Nun kamen viele auf mich zu und standen mit erstaunten Gesichtern um mich herum. Einer sonderte sich von der Gruppe ab und begrüßte mich, indem er mir die Hand auf die Schulter legte. Ich verbeugte mich, und nach und nach zerstreute sich die Gruppe; jeder nahm seinen Platz wieder ein. Ich setzte mich mit Acorc an einen Tisch, zu dem wir von dem Mann, der mich begrüßt hatte, geleitet wurden; ich nahm an, daß er der Besitzer des Hotels war. Acorc zog ein Papier aus der Tasche und gab es unserem Begleiter. Dieser warf einen Blidt darauf und ich sah, daß es dasselbe Dokument war, das er dem Aufseher an den landwirtschaftlichen Arbeitsstätten gezeigt hatte. Der Mann gab es wieder zurück, und Acorc steckte es ein. Alle Anwesenden schauten uns neugierig an. Acorc sagte: „Sie haben jetzt sicher Hunger!" „Ich! Ich weiß ja gar nicht, ob es Zeit zum Essen ist — vor lauter Schauen habe ich jeglichen Zeitsinn verloren!" Acorc zuckte lachend seine breiten Schultern und erklärte: „Es ist Zeit für die dritte Mahlzeit; auf der Erde ist es jetzt gerade Mittag." „Ja, ich weiß — Sie haben mir dies schon einmal erklärt. Aber es will mir einfach nicht in den Kopf, daß man hier so viele Mahlzeiten einnimmt — es kommt mir vor wie ein Scherz." „Ich glaube, daß Ihnen dies komisch vorkommt; dasselbe passiert uns auch, wenn wir auf der Erde sind." Nun kam das Essen. Ich wartete darauf, daß Acorc, wie immer, ein Gebet sprechen würde, als er sich aber sofort bediente, fragte ich: „Warum betet hier niemand?" „Das tut man nur zu Hause." „Warum denn?" „Wenn so viele Leute beieinander sind, kann man nicht zum Schöpfer beten, nur wenn man allein oder mit den Seinen ist." „Ja, das ist eigentlich wahr!" Wir aßen und sprachen nicht mehr bis zum Ende der Mahl­zeit. Dann sagte er: „Gehen wir, Sie werden für heute genügend unterwegs gewesen sein." „Werden wir von hier aus nicht weiterfliegen?" „Nein, ich bin heute mit Ihnen hierhergeflogen, um Ihnen soviel wie möglich von Acart zu zeigen; wenn Sie nun genug gesehen und gehört haben, so können wir zurück­fliegen, und ich kann dem Sohn der Sonne Ihren Ent­schluß mitteilen." „Wird er es mir übelnehmen, wenn ich nichts mehr sehen und hören will?" „Darauf kann ich Ihnen nicht antworten, aber er würde sich sicher freuen, wenn er hören würde, daß Sie gern noch mehr von Acart sehen wollen." „Aber ich habe doch nicht gesagt, ich wolle nichts mehr sehen — im Gegenteil, ich dachte, wir würden von hier aus noch weiterfliegen." „Gut, dann wollen wir das tun. Ich habe Sie offenbar falsch verstanden." „So wird's wohl sein", antwortete ich. Wir fuhren mit dem Aufzug hinauf zur Terrasse, stiegen ein und waren im Nu 40 bis 50 km weg vom Hotel, jedoch immer noch über der Stadt. Auch hier war die ganze Stadt in Felsen eingebettet. Er zeigte auf eine Anhöhe und sagte: „Dorthin gehen wir jetzt." 13. Die Sonnenstahl-Fabrik Wir stiegen etwas höher und gelangten schließlich zu dem von ihm bezeichneten Platz. Aus dieser Höhe sah ich etwas sehr Uberraschendes. Ich fragte: „Was ist denn das, ein Flugplatz?" „Nein, das ist eine der Fabriken, von denen ich sprach." „Eine Fabrik, hier unter uns?" „Sehen Sie denn nicht, daß dies ein Teil des Daches der erwähnten Fabrik ist?" »Ja!" In diesem Augenblick flog er eine Kurve, und ich fand seine Antwort bestätigt. Die Fabrik war ungefähr 10 km lang und mindestens 500 m breit. Das, was er als Dach bezeichnet hatte, bestand aus glattem Blech — es sah aus wie ein Flugplatz. Ich begann laut zu lachen; Acorc hörte es und fragte mich nach dem Grund. „Ach, nur so", sagte ich und lachte weiter. Mir war näm­lich der Gedanke gekommen, daß in Brasilien die ganze Nation zwei Jahre lang zahlen müßte, wenn dort ein sol­ches Blech hergestellt werden sollte. Wir landeten auf einem solchen Blechdach (Terrasse). Dort lagen Tausende solcher Schiffe wie das, mit dem wir ge­kommen waren. Es landeten immer neue, aber keines flog ab. Ich fragte: „Warum landen sie denn nur, und kein einziges startet?" „Weil um diese Zeit die Arbeit beginnt." „Kommen denn die Arbeiter in solchen Apparaten zur Arbeit?" „Ja, alle kommen mit diesen Schiffen, falls sie nicht ganz in der Nähe wohnen." „Sind denn die Arbeiter hier so reich! Ein solcher Apparat muß doch viel Geld kosten!" „Nein, er kostet gar nichts. Jeder Einwohner von Acart, der arbeitet, hat ein Recht auf ein solches Schiff." „Das verstehe ich nicht!" „Sie werden es noch verstehen lernen, bevor Sie zur Erde zurückkehren." „Gehen wir", sagte er, ohne mir weitere Erklärungen zu geben. Ich folgte ihm wie immer; wir gingen zu einem Fahrstuhl und fuhren ins Erdgeschoß. Dieses Riesengebäude war übrigens nur einstöckig. Es ist nicht exakt ausgedrückt, wenn ich sage, daß ich mich beim Verlassen des Lifts wunderte, denn alles — sogar ein Tafelbesteck — war für mich eine Neuheit. Die erste Überraschung begann damit, daß ich nur sehr wenig Säulen sah, die dieses riesige Dach trugen. Ich hatte Tausende erwartet, denn ich konnte mir nicht vorstellen, daß ohne solche ein derart großes Dach nicht einstürzen würde, zu­mal darauf ja auch Tausende von Raumschiffen standen! Wie ich schon sagte, war das Gebäude etwa 10 km lang und 500 m breit bei einer Höhe von ungefähr 30 Metern. Ich sah also nur drei Reihen Säulen, an jeder Seite eine und die dritte in der Mitte. Sie standen in ziemlich großen Abständen voneinander. Wir gingen auf einen Raum am äußersten Ende zu — dort schienen Büros zu sein, etwa 30 m links vom Aufzug. Wenn man in diesem Gebäude zu Fuß von einem Ende zum anderen gehen wollte, würde man bestimmt IV2 Stun­den brauchen. Während ich so meinen Gedanken nachhing, ging ich automatisch mit Acorc durch eine offene Tür. Es gab dort mehrere Abteilungen an der linken Seite; auf der rechten Seite schien nichts besonders Interessantes zu sein. Acorc ging auf einen langen, hölzernen Bürotisch zu, wo verschiedene Personen damit beschäftigt waren, Akten­bündel durchzusehen. Ein dicker Herr mit dem Gebaren eines Chefs kam auf uns zu. Acorc zeigte auch ihm das bekannte Dokument. Der Mann las es und gab es lächelnd zurück. Es gab wiederum eine lebhafte Diskussion; der Dicke schaute mich dabei prüfend von Kopf bis Fuß an. Wahrscheinlich war wieder von mir die Rede. Er gab Acorc zwei handgroße quadratische Zettel, an die etwas angeheftet war. Sie sprachen noch eine Weile miteinander, worauf Acorc zu mir sagte: „Kommen Sie mit!" Wir entfernten uns. Der Dicke sprach nun mit den anderen Anwesenden, die weiter gearbeitet hatten, mir aber jetzt mit gerunzelter Stirn nachsahen. Bevor wir den Aufzug betraten, gab mir Acorc eines der Schriftstücke und sagte: „Bewahren Sie es gut auf." „Warum?" fragte ich. „Dies ist ein Erlaubnisschein zur Besichtigung der ganzen Fabrik. Ohne diesen Ausweis müßten wir allen möglichen Leuten Rede und Antwort stehen!" Ich steckte den Ausweis in meine Brusttasche und kam mir ganz groß damit vor. Ich hatte ihn mir zuvor angeschaut, konnte aber natürlich nichts lesen; ich fand nicht einmal ein Komma in der Schrift, sondern nur lauter wurmför-mige Zeichen. Zweieinhalb Stunden wanderten wir durch die Fabrik. Um alles, was ich gesehen habe, wiedergeben zu können, hätte ich Ingenieur, Chemiker, technischer Zeichner oder sonst was sein müssen! Die Ausbildung, die ich genossen habe, erlaubt mir leider nicht, Einzelheiten zu erzählen; ich kann nur ungefähr berichten, was ich dort sah. Wenn ich wirklich imstande wäre, eine ausführliche Beschreibung all dessen, was ich sah, zu geben, so hätte ich ein Buch von mindestens 500 Seiten mit 150 Illustrationen schrei­ben müssen. "Wir begannen nun mit der Besichtigung. Bei den ersten 200 m gingen wir durch ein Eisen- und Stahllager mit Blechen und Stangen. Kurz darauf sahen wir verschiedene Maschinen bei der Arbeit. "Was hier wohl gemacht wurde? Acorc klärte mich auf: „Hier werden hauptsächlich Haus­haltsgeräte hergestellt, Fernseher, elektrische Öfen und noch vieles andere." Beim Vorbeigehen konnte ich feststellen, daß es sich um sehr verschiedenartige Maschinen handelte. Nachdem wir etwa 1200 m weitergegangen waren, betraten wir einen Raum, in dem alle Erzeugnisse dieser Maschinen gelagert waren. Sie waren bis unters Dach gestapelt; ein Teil stand noch auf dem Boden, bereit zur Endfertigung. Alle Maschi­nen arbeiteten in vollendeter Harmonie. Die ersten bear­beiteten das Rohmaterial; was hier entstanden war, ging weiter zu den nächsten usw. Was die letzten Maschinen verließ, war fertig zum Gebrauch. Tausende von Gegen­ständen wurden hier pro Stunde hergestellt. Wir durchquerten diesen Teil der Halle mit den Fertig­produkten und kamen wieder in eine Maschinenhalle. „Was wird denn hier hergestellt?" fragte ich. „Das ist die Abteilung für Elektrogeräte; hier wird alles gefertigt, was mit Elektrizität zu tun hat, Lampen, Motoren, Waffen usw. Ich schaute ihn ungläubig an, denn das mußte wohl ein Scherz sein — elektrische Waffen! Ich konnte mir dies nicht erklären. Ich hoffte, daß er mir seinen Irrtum ein­gestehen würde, aber ich war derjenige, der sich geirrt hatte! Ich fragte mich, warum gerade Waffen im elektri­schen Sektor hergestellt werden sollten — oder gab es vielleicht überhaupt nur elektrische Waffen auf Acart? „Welche Funktion haben denn diese elektrischen Waffen?" „Sie werden es schon noch sehen!" Wir gingen weiter durch die Fabrik. Die Maschinen der nächsten Abteilung schienen kleiner zu sein als die der ersten, zahlenmäßig waren es jedoch ebenso viele. Es er­staunte mich sehr, daß ich diesen Maschinenpark im vollen Arbeitseinsatz sah; ich bemerkte, daß die ganze Arbeit elektrisch vor sich ging, konnte aber trotzdem nirgends einen Draht sehen, mit dem sie hätten irgendwo angeschlos­sen sein können. Beim näheren Hinsehen stellte ich fest, daß die Drähte aus dem Boden herauskamen. Nun war mir die Sache klar, und ich erkundigte mich nicht weiter danach. Nach dieser Maschinenhalle kam wieder ein Lagerraum, ähnlich dem ersten. Daß in diesem Sektor die Motoren­fertigung war, sah ich an den Tausenden von Motoren, die hier lagerten. Viele waren so groß, daß sie über die ganze Breite der Fabrik reichten; die Länge war oft bei­nahe 1000 m. Zwischen den einzelnen Motoren waren nur kleine Durchgänge. Ich sah aber auch Motoren, die nicht größer waren als eine Lampe, und Generatoren, die mehrere Tonnen wiegen mußten. Acorc führte mich zu einem Schrank, zu dem mehrere Stufen hinaufführten. Er war etwa 200 m lang und voller Gegenstände, die Handbohrmaschinen glichen — sie sahen wenigstens so aus, als ob man sie mit der Hand bedienen könnte. In einer Ecke des Schrankes lagen die kleineren, in der Mitte etwas größere und am Ende waren sie so groß wie ein 10-PS-Motor. „Sehen Sie", sagte Acorc und zeigte auf einen, der so groß war wie eine Lampe mit zwei Elementen. „Was für ein Motörchen ist denn das?" fragte ich. Er lächelte und schüttelte den Kopf, wie wenn er sagen wollte: Arme Erdenmenschen, wie weit seid ihr doch noch zurück! „Dies ist eine Waffe zur persönlichen Verteidigung." Darauf wußte ich nichts zu antworten, denn ich konnte nichts entdecken, wo man diese Waffe hätte mit einer Kugel laden können. Nach einiger Überlegung fragte ich: „Wo wird sie geladen, und wo tritt die Kugel aus?" Er antwortete lachend: „Das Zeitalter der Kugeln ist bei uns schon längst vorbei!" „Ja, aber . . .!" Er unterbrach mich mitten in meiner Frage, schaute suchend um sich, zog den Passierschein aus der Tasche, riß eine Ecke davon ab und warf diese in etwa drei Meter Ent­fernung vor uns auf den Boden und zielte mit einem sol­chen Apparat darauf. Aus dem kleinen Apparat kam ein starker Strahl hervor, ähnlich wie bei einer Lötlampe. Ich erwartete eine Detonation oder den Aufprall einer Kugel auf dem Boden; es war aber nichts weiter zu sehen, als dieser geräuschlose Lichtstrahl. Aber da, wo vorher das Stückchen Papier gelegen hatte, war nur noch ein Häufchen Asche zu sehen, aus dem ein leichter Rauch auf­stieg. Ich war ganz verblüfft und fragte: „Hat dies der Licht­strahl vollbracht?" „Natürlich, haben Sie es nicht verfolgt?" „Das ist ja fabelhaft! Wie funktioniert denn das? Mit Batterien?" „Nein, mit Sonnenenergie. Dieser Apparat produziert Strahlen von etwa 200 Volt; diese können zwar einen Menschen nicht einäschern, sie töten ihn aber sofort." Ich deutete auf die größeren Apparate im Schrank: „Diese sind wohl stärker?" „Ja, sehr viel stärker!" Acorc legte den kleinen Apparat wieder an seinen Platz; wir standen nun vor dem Schrank. Er zeigte die einzelnen Modelle und gab ihre Stärke an. Die er mir zuletzt zeigte, waren ziemlich groß, aber die Handhabung war überall dieselbe. „Wozu dienen die größeren Apparate?" „Sie werden in den Sonnenschiffen installiert; ein Schiff wie das, in dem Sie hierhergekommen sind, ist mit 8 bis 10 solchen Apparaten bestückt." „Wie stark ist denn ein solcher Apparat?" „Er ist sehr stark; man kann mit ihm z. B. ein Haus in 2 bis 3 km Entfernung zerstören." „Das ist ja furchtbar!" „Mag sein, aber die Atombomben, die man auf der Erde hat, sind viel gefährlicher, dagegen sind unsere Waffen ein Kinderspielzeug." „Diese Waffe ist wohl nicht sehr wirkungsvoll, wenn man einen Feind damit angreifen will? Man kann sie sicher nur als Abwehrwaffe gegen einen sich ganz in der Nähe befindlichen Feind einsetzen?" „Für einen solchen Fall haben wir andere, viel wirkungs­vollere Waffen, die jedoch nicht für einen Angriff auf die Erdbevölkerung gedacht sind, nehme ich an." „Was für eine Waffe ist das?" „Das ist der Neutralisator." „Auf welche Weise wirkt diese Waffe?" „Sie kann die Sonnenstrahlen bis auf eine Entfernung von 5000 m neutralisieren. Der ganze Bereich, der unter der Einwirkung eines solchen Neutralisators steht, ist dann ohne Leben und kann vom Feind nicht mehr beherrscht werden. Wenn sich in diesem Bereich Lebewesen befinden, so sterben sie in ein paar Sekunden durch Erstickung." „Heißt dies, daß ein Raumschiff, das in eine solche neu­tralisierte Zone gerät, selbst nicht zerstört wird, wohl aber seine ganze Besatzung umkommt?" „Das Raumschiff wäre auch verloren; wenn es nämlich nicht mehr unter Kontrolle ist, rast es mit ungeheurer Geschwindigkeit in den leeren Raum. Falls es in einem solchen Fall mit der Abschirmung eines Planeten kollidiert, geht es in tausend Stücke." „Mit einer solchen Waffe kann man wohl in ein paar Minuten einen Krieg beenden, ohne ein einziges Haus zu zerstören?" „So ist's!" sagte Acorc und seufzte tief auf. „Werden diese Neutralisatoren auch hier hergestellt?" „Nein, auf Acart gibt es nur eine einzige Neutralisatoren-fabrik, und diese ist nicht hier. Vielleicht kann ich Sie aber noch dorthin führen, damit Sie es verstehen können." „Ich würde mich sehr freuen, diese Wunderwaffe der Acar-tianer zu sehen. Ich nehme an, daß wir nun ungefähr in der Mitte dieser Fabrik sind!" „So weit sind wir noch nicht!" Wir kamen nun zu einer Art Eisengießerei; überall standen Gußformen herum. Ich konnte feststellen, daß hier das Gerippe der kleinen Flugapparate hergestellt wurde; ihre Motoren hatte ich ja in der Abteilung für elektrische Teile liegen sehen. Dieser Sektor zwischen Gießerei, Maschinen und Schiffsrümpfen umfaßte eine Fläche von 500x2000 m. Acorc erklärte mir deutlich, welches Stück diese oder jene Maschine herstellte. Ich konnte seinen Erklärungen gut folgen, da ich ja schon öfters in einem solchen Apparat geflogen war. Phantastisch zu sehen, wie all dies der Reihe nach vor sich ging: wenn das Rohmaterial bearbeitet war, ging es in die Gießerei, dann auf die Maschinen, und zum Schluß war das kleine Raumschiff fertig. Nachdem ich dies alles besichtigt hatte, und nachdem Acorc sich viel Mühe gemacht hatte, mir alles gut zu erklären, gingen wir weiter. Es waren wirklich wahre Wunder, die ein technisch und wissenschaftlich fortgeschrittenes Volk hier schuf. 14. Wie ein außerirdisches Raumschiff entsteht In der nächsten Abteilung führte mich Acorc zu Rundbau­ten, die wie Schwimmbecken aussahen, jedoch kein Wasser enthielten. Sie waren tellerrund, unten am Boden maß ihr Durchmesser etwa 30 bis 35 m, etwas oberhalb der Mitte war ein Vorsprung zu sehen. „Was ist denn das?" fragte ich verwundert. „Das sind Gußformen für die oberen Teile der Sonnen­schiffe." „Was ist oben auf der Spitze?" (Es sah aus wie das Schiff, das mich von der Erde her gebracht hatte.) „Das ist der Deckel der Gußform; sehen Sie diese Löcher oben, hier wird der flüssige Stahl in die Form hinein­gegossen." Wir gingen weiter. Es gab verschiedene Modelle; der Un­terschied war aber nicht sehr groß. Bei manchen war der untere Teil hutförmig. Ich sah wohl noch allerlei andere Gußformen, über die ich jedoch nichts erzählen will, da ich ja, wie schon zuvor gesagt — all dies nicht gut erklären kann. In der nächsten Abteilung traf ich auf Maschinen, Dreh-und Hobelbänke und Pressen, auf denen die aus der Gie­ßerei kommenden Stücke bearbeitet wurden. Hier konnte ich nun gut sehen, was aus diesen beckenförmigen Teilen entstand: Eine Art Hutform (man kann es ruhig so nen­nen) wurde auf einer Drehbank abgedreht. Am unteren Teil hatte dieser Hut eine Öffnung von etwa zehn Metern. Ein fester Arm in der Mitte, eine Art Kran, hielt die Form, und von hier aus wurde diese Hutform geputzt oder vielmehr poliert; überall sprangen Bruchstücke ab. Ich sah zweierlei Formen; sicher waren die einen Ober­ teile, die anderen Unterteile. Verschiedene Leute arbeiteten an diesen riesigen Maschinen und vervollkommneten die schon vorbearbeiteten Hutteile. Sie mußten mehrere Ton­nen wiegen, denn die Wandungen waren etwa 15 cm dick bei einem Durchmesser von 30 Metern. Einige waren schon aneinandergeschweißt. In die vorher genannte Öffnung wurde ein tankartiger Gegenstand, etwa 3 bis 3V2 m hoch und 10 m im Durchmesser eingeführt. Wir sahen auch gebrauchsfertige Apparate. Acorc und ich betraten einen solchen; soviel ich mich erinnerte, sah er ganz so aus, wie das Schiff, das mich von der Erde mitgenommen hatte. Ruhig wie ein Grundschul-Lehrer zeigte mir Acorc alles und erklärte seine Funktion. Nach der Fertigstellung war es ein einziges Stück, zusammengefügt aus Oberteil, Unter­teil und dem eingeführten Tank. Oberhalb der mittleren Höhe, wo der Vorsprung um das Schiff herumging, saßen auf jeder Seite zehn mächtige Sonnenmotoren, innerhalb gab es viele Abteilungen mit allerlei Geräten. Als ich die Motoren mit ihren Turbinen-Propellern sah, fragte ich: „Bewegen diese Motoren das Schiff?" „Ja, das tun sie." Ich, der ich wenig oder fast gar nichts von Atmosphäre, Jonosphäre oder Stratosphäre wußte, begriff nun doch schon, daß ein Propellerflugzeug außerhalb der Atmo­sphäre keinerlei Rückstoß erzeugte. „Wird es auch im Raum mit diesen Motoren angetrieben?" „Nein, diese Motoren werden nur innerhalb der Atmo­sphäre benutzt. Wenn man zu einem anderen Planeten fliegen will, werden sie nur eingesetzt, um die Barrieren der Anziehungskraft zu überwinden; ist man dann im Raum, braucht man sie nicht mehr." „Sind sie dann außer Funktion?" „Nein, sie laufen noch, erzeugen aber keinerlei Kraft mehr." „Ja, auf welche Weise wird denn dann das Schiff fort­bewegt?" „Im Raum bewegen sich diese Schiffe auf magnetischen Wellen, die die Planeten oder auch wir selbst aussenden." Uber diese Art der Fortbewegung müßte ich eigentlich noch viele Erklärungen abgeben, aber es ist mir vollständig unmöglich — nicht weil Acorc mir dies nicht erklärt hätte, sondern weil ich glaube, daß jeder, der dies hören würde, diese Art der Fortbewegung im Raum in die Welt der Phantasie verweisen würde. Acorc zeigte mir alles und erklärte die Funktion der ein­zelnen Teile. Als wir wieder hinausgingen, zeigte er auf einen turmförmigen, quadratischen Kasten, etwa einen Meter lang und 80 cm hoch, der an der Kuppel des Schif­fes angebracht war. „Sehen Sie dort: Unterhalb des Hutes ist noch etwas, das Sie mit bloßem Auge nicht anschauen können." „Warum nicht?" „Weil es in starkem Glanz erstrahlt; aus der Nähe betrach­tet, würde dieser Glanz einen Menschen sofort erblinden lassen." „Welche Funktion hat dieses Ding unter dem Hut?" „An sich hat es keinerlei Funktion. Wenn aber die inner­halb des Schiffes liegenden Motoren in Gang gesetzt wer­den, so entsteht eine Art Vibration, und die Vibration erzeugt die magnetischen Wellen, ähnlich denen, die von den Planeten ausgehen; folglich wird also die kleinere Masse von der größeren angezogen, in diesem Falle das Raumschiff vom Planeten." „Und trotzdem es von der Kuppel bedeckt ist, kann es so funktionieren?" „Nein, dieser Kuppeldeckel wird nach jeder Seite halb zurückgezogen, so kann das Schiff beschleunigt werden; würde man diesen Deckel ganz zurückziehen, wäre die Geschwindigkeit so groß, daß das ganze Schiff dadurch zerstört würde." „Warum kann das Schiff mit diesem System nicht auch in der Atmosphäre angetrieben werden?" „Weil die magnetischen Strahlen innerhalb der Atmo­sphäre alle nach einer Richtung gehen, und zwar in Rich­tung zum Boden. Ein gelandetes Schiff könnte sich deshalb niemals vom Boden abheben, es hätte immer die Tendenz zum Boden hin. Verstehen Sie nun, warum wir zweierlei Systeme brauchen, eines für innerhalb und eines für außer­halb der Atmosphäre?" „Ja, so ungefähr." Von unserem jetzigen Standpunkt bis zum Ende der Fabrik war alles voller Raumschiffe und deren Zubehör. Wir gingen kreuz und quer hindurch. Ich konnte nicht genau feststellen, wie viele fertige Schiffe hier waren; aber es war eine ganze Menge. Ich fragte noch: „Sind diese Schiffe alle für interplane­tarische Reisen bestimmt?" „Einige davon sind für interplanetarische Reisen ausgerü­stet, wie z. B. das, das Sie soeben besichtigt haben. Die meisten von ihnen aber sind für Reisen von einem Ort Acarts zum anderen bestimmt." Schließlich erreichten wir das andere Ende dieses Riesen­gebäudes und gingen durch eine Tür ins Freie. Ich war erleichtert, daß ich das Klick-Klack des Stahles während seiner Bearbeitung nicht mehr hören mußte. Was man aber überhaupt nicht gehört hatte, waren laute Rufe oder eine Unterhaltung der Arbeiter — es waren immerhin einige tausend Männer und auch ein paar Frauen, die hier beschäftigt waren; es herrschte vollkommene Stille. Wir konnten einen großen Teil der Stadt von hier aus überblicken, denn die Fabrik lag in einer Gebirgskette. In aller Ruhe betrachtete ich aufmerksam dieses Wunder, das in die Felsen hineingebaut war. Wir gingen auf einer gepflasterten Straße, die um die Fabrik herumführte; nun konnte ich eine Frage stellen, die ich schon seit Stunden auf dem Herzen hatte. Überall, wo ich zuvor gewesen war, wurde der ganze Betrieb elektrisch durchgeführt, aber nirgendwo hatte ich ein elektrisches Anschlußnetz erblik-ken können. Ich vermutete, daß dieses unter dem Boden lag. Um jeden Zweifel loszuwerden, erkundigte ich mich nun danach. „Woher kommt denn der elektrische Strom, der die Maschinen betreibt und die Lampen leuchten läßt — ich kann weder Drähte noch ein E-Werk sehen." Er lachte und sagte: „Auf Acart gibt es keine Elektrizitäts­werke." „Woher kommt dann die ganze Energie?" „Von da oben!" Er zeigte auf die Sonne. „Also werden nicht nur die Raumschiffe mit Sonnen­energie angetrieben?" „Vor vielen Jahren haben wir entdeckt, daß man sich die Sonnenenergie zunutze machen kann; seit dieser Zeit haben wir alle anderen Kraftquellen beiseite gestellt. Alles, was Sie hier sehen: Motoren, Schiffe, Lampen usw. werden mit Sonnenenergie durch einen eigenen Generator ange­trieben." „Gibt es diese Sonnenenergie nur auf Acart oder auch auf anderen Planeten?" „Es gibt sie in unserem ganzen Sonnensystem. Die Motoren, die wir hier haben, funktionieren auf jedem Planeten unseres Sonnensystems, mit dem kleinen Unter­schied, daß die näher um die Sonne kreisenden Planeten mehr Energie bekommen als die weiter entfernten." Während dieses Gesprächs erreichten wir die andere Seite der Fabrik und bestiegen einen Luftbus, der entlang der 15. Verteidigung von einem astronomischen Observatorium aus Er entschied sich schließlich und wir flogen auf die Um­gebung der Bergstadt zu. Nach kurzer Zeit zog er den Apparat etwas tiefer. Vor mir erblickte ich wieder einen Fabrikschornstein. „Was ist denn das?" „Haben Sie auf der Erde schon einmal ein Teleskop ge­sehen?" „Ja, auf Fotografien." „Das ist ein solches, und dorthin wollen wir jetzt gehen." Als wir näher darauf zuflogen, sah ich, daß es auf einem Berg stand, der doppelt so hoch war, wie die Berge, die ich bisher gesehen hatte. Acorc zog den Apparat wieder höher und wir landeten auf einem Plateau, wo etwas Trichterförmiges aus dem Berg herausragte. Dieser Trich­ter war etwa 200 m hoch; oben hatte er eine Öffnung, die fast so groß war wie ein Fußballplatz. Nachdem wir ausgestiegen waren, ging Acorc auf ein paar Männer in der Nähe zu, zeigte seinen Passierschein und unterhielt sich freundlich mit ihnen. Als sie mich betrachteten, verfinsterten sich ihre Mienen, aber daran war ich ja schon gewöhnt. Ich schien allen Leuten Schrecken einzuflößen — ich überlegte, was ich wohl an mir haben könnte. Ungefähr ein halbes Dutzend Leute standen hier oben, alle dick vermummt (in dieser Höhe war es sehr kalt). Wahrscheinlich waren es Wächter. Ein flaches Haus, unge­fähr 10 x 20 m groß, stand neben dem Trichter; rechts und links vom Trichter ragte je ein Rohr heraus, etwa 80 cm dick und 10 bis 12 m lang. Acorc bestätigte mir etwas später, daß die Leute Wächter waren, denn in dieser Höhe würde niemand seinen Wohnsitz wählen. Wie ich feststellen konnte, wurde der Trichter mit den beiden Rohren von riesigen Kranen bewegt, an denen große Reflektoren angebracht waren. Acorc fragte mich: „Wollen Sie die Erde betrachten?" „Natürlich gern, aber wie?" Wir gingen in das Haus hinein; Acorc wies auf einen Stuhl und sagte: „Setzen Sie sich!" Er stand am Fuß des Trichters und schaute in das Okular. Der riesige Turm begann sich um etwa 25 Prozent von der Waagerechten zu neigen. Die Wächter hatten dieses Manöver vollzogen. Acorc gab ein Zeichen, und der Turm stand wieder still. Acorc fragte mich: „Können Sie auf einer Karte Ihren Heimatkontinent finden?" „Ja, ich glaube schon. Sie meinen sicher Südamerika?" „Ja, genau!" „Warum?" „Schauen Sie hierher (er zeigte mir eine Stelle, die Aus­sicht nach zwei Seiten bot) und sagen Sie mir, auf welchem Planeten der Erdteil liegt, den Sie hier sehen." Ich sah hinein und stieß fast einen Schrei aus — die Erde, Südamerika! Ich sah genau die Meere und den Kontinent! Ich schaute längere Zeit verblüfft hinein und fragte dann: „Warum ist Amerika so klar zu sehen, der übrige Teil des Globus aber in Dunkel gehüllt?" Er lachte laut, was mich etwas aus dem Konzept brachte und antwortete: „Wollen Sie denn, daß alles hell ist? Wis­sen Sie nicht, daß es auf der einen Erdhälfte Tag und auf der anderen Nacht ist?" „Doch, aber ich dachte, man könne dies von hier aus nicht feststellen." „Warum denn nicht? Gerade von hier aus kann man diesen Unterschied genau feststellen." Ich schaute von neuem hindurch und widmete dieser Tat­sache meine Aufmerksamkeit. Ich betrachtete nur den süd­amerikanischen Kontinent und versuchte, dort die einzel­nen Städte auszumachen, was aber nicht möglich war. Ich konnte mit ziemlicher Klarheit die Meere von den Kon­tinenten unterscheiden. Ich schaute sehr intensiv hinein, um später in allen Einzelheiten schildern zu können, wie ich die Erde von hier oben gesehen hatte. Außer Süd­amerika konnte ich noch einen Zipfel eines anderen Kon­tinentes auf der hellen Seite erkennen; welcher Erdteil dies war, konnte ich aber nicht sagen, da Geographie nicht gerade meine Stärke ist. Als ich schließlich genug gesehen hatte, fragte mich Acorc: „Nun, hat es Ihnen gefallen?" Etwas traurig antwortete ich: „Ja, aber es gefiele mir noch besser, wenn ich dies aus der Nähe und nicht aus dieser großen Entfernung betrachten könnte." Er sagte: „Das kann ich mir denken. Wollen Sie nun auch noch den Erdtrabanten, den Mond, sehen?" „Kann man den von hier aus auch sehen?" „Natürlich! Wenn wir mehr Zeit hätten, würde ich Ihnen auch noch andere Planeten zeigen." Er drehte das Rohr in Richtung Mond; ich dachte: Wenn ich noch ein paar Planeten wie Acart sehen könnte, wäre ich zufrieden. Aber auch mit dem Blick auf den Mond wäre ich zufrieden, denn von der Erde aus konnte man ihn sicher nicht so gut sehen wie von hier aus. Ein Sprich­wort kam mir in den Sinn: Wem es zu Hause gefällt, der schaut nicht zum Mond hinauf! Trotzdem freute ich mich darauf, ihn zu sehen. Acorc sagte: „Ich glaube, ich habe jetzt eine gute Ein­stellung." Ich stellte mich an seinen Platz. Die Überraschung, die ich nun empfand, war ganz anders als die beim Anblick der Erde. Man sah fast nichts, und ich mußte scharf hin­blicken, um eine dunkle Kugel und einen Streifen Hellig­keit zu sehen — so wie er ein paar Tage vor Neumond von der Erde aus zu sehen ist. Sehr erstaunt war ich darüber, daß an diesem hellen Teil eine Art Dampf oder Rauch zu sehen war. „Was steigt denn dort auf? Sehen Sie mal!" Ich machte meinen Platz für ihn frei, er schaute hinein und lachte: „Das ist nichts, so sieht er eben aus, wenn er der Sonne am nächsten ist." „Wann ist er ihr am nächsten?" „Immer wenn bei euch auf der Erde Neumond ist." „Aber das ist doch nicht die Neumondphase, ein Teil von ihm ist doch noch hell!" „Ja!" Er besann sich einen Augenblick und antwortete: „Gerade heute ist auf der Erde Neumond!" „Warum sieht man denn trotzdem noch eine helle Sichel?" „Von hier aus sieht alles etwas anders aus als von der Erde. Außerdem kann ich Ihnen noch sagen, wenn man den Mond von hier aus nach seiner Helligkeit beurteilen wollte, so würde man von hier aus niemals die Vollmond­phase sehen." Ich dachte: Diese Leute hier wissen mehr über die Erde als wir selbst. Um meinen letzten Zweifel zu zerstören, fragte ich: „Was ist jetzt auf der Erde für ein Tag und eine Stunde?" Er schaute mich erstaunt an und lachte, diesmal zu Recht, denn ich hatte die Frage falsch gestellt. „Ich meine natürlich in meinem Vaterland, von wo man mich mitgenommen hat!" Er überlegte einen Moment und antwortete: „In Ihrer Heimat ist heute der 10. Mai, und es ist etwa 3 Uhr nachmittags." Die wissen wirklich auch alles, dachte ich etwas beschämt. „Wir wollen jetzt gehen, es ist fast Zeit zur nächsten Mahlzeit." Als wir uns anschickten, hinunterzusteigen, fielen mir die beiden Rohre ein, über die ich noch nichts gehört hatte. „Wozu dienen denn die Rohre?" „Um eventuelle Angriffe abzuweisen." „Wer sollte hier angreifen? Die Erdbewohner?" „Nein, im Augenblick fürchten wir diese nicht, aber es gibt andere Planeten, die in ihrer Entwicklung genausoweit fortgeschritten sind wie wir." „Ist das möglich?" „Ja, das stimmt! Deshalb haben wir auf ganz Acart im Abstand von 1500 km solche Observatorien gebaut, und jedes von ihnen ist mit zwei Neutralisatoren ausgerüstet." „Handelt es sich um die Neutralisatoren, von denen Sie schon gesprochen haben?" „Ja; wir beobachten laufend den Raum. Sollte sich etwas Verdächtiges nähern, werden auf ganz Acart diese Neu­tralisatoren in Tätigkeit gesetzt." Sterben denn die Acartianer nicht, wenn sie den ganzen Sauerstoff der Luft neutralisieren?" „Nein, sie neutralisieren nur die Gegend, in die sie gerich­tet sind. Wir richten sie niemals gegen die Sonne, sondern in den Raum." „Das verstehe ich so ungefähr." Wir verabschiedeten uns nun von den Wächtern und gingen zum Lokal, wo wir die letzte Mahlzeit eingenom­men hatten. Bei unserer Ankunft mußten wir wieder die Passierscheine vorzeigen. Ich wollte schon fragen, warum man das immer tun mußte, unterließ es aber, da ich sehr verwirrt und müde war. Vielleicht hätte er mir dafür eine Menge Erklärungen gegeben; aber ich war zu einer Unterhaltung nicht mehr fähig. Wir aßen schweigend — er hatte sicher bemerkt, daß ich übermüdet war. Wie immer aß ich wenig. Es gab nur zwei oder drei Speisen, die ich essen konnte und mußte, um nicht zu verhungern.. Nach dem Essen brachen wir auf und ich erkundigte mich, wohin es jetzt ginge. Mir wäre es am liebsten gewesen, wenn er gesagt hätte: zu mir nach Hause, denn dort hätte ich schlafen können, wenn er nichts Neues mehr in petto gehabt hätte. Als ich an die lange Nacht dachte, nahm ich mir vor, meine Erlebnisse in dieser Nacht Punkt für Punkt zu verarbeiten. „Wir gehen jetzt nach Tarnuc." „Wo ist das?" fragte ich gähnend. „Erinnern Sie sich nicht mehr, von wo wir heute morgen aufgebrochen sind?" „Doch; heißt die Stadt, in der Sie wohnen, Tarnuc? Das wußte ich nicht, denn Sie sprachen immer von Ihrer Hei­matstadt oder von der Hauptstadt." „Ja, das kann schon sein", räumte er ein. 16. Die Flüsse und die Fischzuchtanstalten 17. Die nächste Nacht und der nächste Morgen Nachdem wir etwa 15 Minuten geflogen waren, sah ich einen Fluß unter uns, der in unserer Flugrichtung floß. Ich konnte nicht begreifen, daß dieser Fluß einmal sehr schmal und dann wieder viel breiter war, und ich fragte ihn danach. Acorc nahm etwas Geschwindigkeit weg, ging tiefer her­unter und antwortete: „Das sind gestaute Stellen, eine nach der anderen." „Warum das? Wohl zur Bewässerung, denn hier gibt es ja keine Fabriken." „Ja, teilweise dienen sie der Bewässerung, aber ihr fast ausschließlicher Zweck ist die Fischzucht. Alle Flüsse auf Acart sind auf diese Weise korrigiert, auch um Uber-schwemmungen zu vermeiden." „Wem gehören denn diese Staubecken — der Regierung oder Privatfirmen?" „Sie gehören der Regierung und gleichzeitig dem Volk." „Warum wird die Fischzucht hier derartig gefördert?" „Weil mehr als 10 Prozent unserer Nahrung aus Fisch be­steht." „Ißt man denn hier so gern Fisch?" „Ja, aber es ist gleichzeitig ein Nahrungsmittel, das fast nichts kostet." Ich dachte: billig, bei den Ausgaben für die vielen Stau­becken? „Der Vorteil besteht darin, daß die Fischzuchten dort an­gelegt sind, wo wir nichts anderes anpflanzen können." Ich war so erschöpft, daß dies mich kaum noch interes­sierte. Ich fragte nichts mehr, denn ich wollte ausruhen. Ich lehnte mich in meinem Sitz zurück und schlief sofort ein. Er verstand wohl meinen Zustand, denn er weckte mich nicht auf. Ich erwachte, als der Apparat vor seiner Wohnung lan­dete. Er berührte mich an der Schulter und weckte mich. Nach dem kurzen Schläfchen fühlte ich mich etwas wohler. Bevor wir eintraten, schaute ich nach der Sonne; sie stand schon ganz tief. Ich hoffte sehr, daß er mich im Zimmer zum Sitzen auffordern würde. Seine Frau und sein Sohn erwarteten uns; sie gingen in den Hintergrund des Zim­mers, und ich dachte: Gott sei Dank, nur noch ein paar Augenblicke, und ich kann schlafen. In diesem Moment drehte er sich mir zu, und ich bat ihn: „Wenn es Ihnen nichts ausmacht, würde ich jetzt gern schlafen gehen." „Aber vorher wollen wir noch etwas essen!" „Danke vielmals, aber ich habe keinen Appetit." „Aber ich darf Ihnen doch noch etwas zu trinken geben?" Was das war, sollte ich gleich sehen. Er reichte mir ein Glas mit einer dunklen Flüssigkeit; ich nahm ganz mecha­nisch einen Schluck und fühlte mich sehr erfrischt. Er begleitete mich in mein Zimmer, wünschte mir gute Nacht und zog sich zurück. Ich legte mich ins Bett und schlief sofort ein. Mitten in der Nacht wachte ich auf und hatte großen Durst. Ich trank etwas Wasser und schlief sofort wieder ein. Als ich später wieder aufwachte, war ich etwas traurig. Ich dachte, es müßte wohl bald Tag sein. So zog ich mich an, ging in das andere Zimmer und schaute zum Vorder­ fenster hinaus. Es war aber noch ganz dunkel draußen. Da es keinen Sinn hatte, länger im Zimmer umherzuwan­dern und ich doch nicht mehr schlafen konnte, zog ich den Kapuzenmantel an und ging auf die Terrasse hinaus. Trotz des Mantels kam es mir sehr kalt vor. Aber die Schönheit der Stadt ließ mich die Kälte vergessen. Schon sah man am Horizont die ersten Sonnenstrahlen. Ich glaubte kaum, daß es etwas Schöneres gab als diese Stadt bei Tagesanbruch. Ich dachte: Wenn man mir erlauben würde, ein Foto von dieser vielfarbigen Stadt zu machen und ich das auf der Erde vorzeigen könnte, so könnte ich vielleicht damit einen Atomkrieg verhindern. Ich war so in den Anblick versunken, daß ich kaum merkte, als Acorc hinter mich trat und mich begrüßte: „Guten Morgen! Haben Sie gut geschlafen?" „Ja, danke, die ganze Nacht!" „Erschien sie Ihnen diesmal nicht so lang?" „Doch, aber meine Müdigkeit war sehr groß." „Sind Sie schon lange auf?" „Ich stand auf, als es noch dunkel war, und betrachtete mir dann die Stadt." „Das sind ja beinahe schon zwei Zehntel!" (IV2 Stunden.) „Mag sein, ich merkte nicht, wie die Zeit verging, so faszi­niert war ich wieder von Ihrer Stadt!" 18. Erholung am Meer „Wollen Sie heute noch etwas umherfliegen?" Mein Herz schlug höher — sollten sie mich wohl heute schon zur Erde zurückbringen? Ich fragte: „Wohin?" „In einen Erholungsort an der Meeresküste." Diese Antwort wirkte wie ein Eimer kalten Wassers auf meine Vorfreude zum Rückflug. „Ja, gern", antwortete ich mit gesenktem Kopf. „Da der Sohn der Sonne mich beauftragt hat, Sie zu be­gleiten, können wir auch irgendwohin gehen, anstatt zu Hause zu bleiben!" „Was für eine Stadt ist das, und warum nennen Sie sie einen Erholungsort?" „Nun, wir fliegen dorthin, dann werden Sie es selbst sehen. Es ist ein Ort, wo man sich ausruht. Wir werden nachher hinfliegen; ich muß Ihnen noch vieles erklären, und wir können Gedanken austauschen über die Erde und Acart." Wir gingen ins Zimmer, um dort die erste Mahlzeit ein­zunehmen. Acorc packte einen Koffer mittlerer Größe, und wir nahmen Abschied von seiner Familie. Wir flogen gegen die aufgehende Sonne. Unterwegs über­flogen wir mehrere Städte. Bei jeder dachte ich: Nun sind wir wohl am Ziel. Aber ich täuschte mich jedesmal, es war noch kein Meer zu sehen. Nun bemerkte Acorc: „Sehen Sie!" Ich schaute nach vorn; in weiter Ferne sah man das Meer. Als wir etwas näher herangekommen waren, fragte ich: „Was für eine Mauer ist denn das, die entlang der Küste und der Häuser führt?" „Das ist keine Mauer, das ist ein Gebäude!" Ich betrachtete es nun genauer und sah jetzt auch, daß es sich um ein Gebäude handelte. "Wir flogen nun schon über dieser Stadt und landeten auf diesem langen Gebäude. Es war nicht sehr breit, vielleicht 100 Meter, und hatte 5 bis 6 Stockwerke. Seine Länge schätzte ich jedoch auf 20 km. Es war den Kurven des Strandes entlang gebaut und etwa 500 m vom Meer entfernt. Die Stadt lag nach der anderen Seite. Sie hatte eng zusammengebaute kleine Häuser — ich weiß zwar nicht, ob das zutraf, vielleicht erschienen sie mir auch nur so klein im Vergleich mit dem Riesengebäude. Es war mehr eine Stadt um ein Riesenhaus herum gebaut als ein großes Gebäude in einer Stadt. Auf dem Dach standen schon mehrere Schiffe und es kamen immer noch mehr an. Ich sah nirgends in der Stadt eine andere Landeterrasse. Auf diesem Dach konnte man von einem Ende zum anderen gelangen, sogar im Auto, und doch war es nur ein Blechdach. Acorc nahm den Koffer und sagte: „Es ist noch sehr früh, wir können hier oben ein bißchen umhergehen, um die Stadt und den Strand zu betrachten." Zuerst schauten wir uns die Stadt von der einen Seite und den Strand von der anderen Seite aus an. Trotz der frühen Tageszeit und der Höhe war es nicht kalt. Es wehte eine angenehme Brise — es war der wärmste Ort, den ich bis jetzt auf Acart angetroffen hatte. Langsam gingen wir etwa 2 km weit, dann trafen wir auf eine Öffnung, die abwärts führte. Ich fragte: „Können Sie denn Ihr Schiff unter so vielen anderen wiederfinden?" „Das ist sehr einfach; Sie sehen hier diese Quadrate auf dem Boden, jedes ist numeriert." „Ach so! Aber besteht nicht die Gefahr, daß Ihr Schiff gestohlen wird?" „Hier stiehlt keiner etwas!" „Warum, sind denn die Leute hier so reich?" „Das bezieht sich nicht nur auf diese Gegend hier, sondern auf ganz Acart. Wir haben andere Gesetze als die auf der Erde; ich werde es Ihnen später näher erklären." Wir fuhren in einem Aufzug hinab. Unten betraten wir ein Büro, wo Acorc einem Mann den Passierschein zeigte. Dieser las ihn und gab ihn lächelnd wieder zurück. Er gab Acorc zwei kleine Kärtchen. Sie sprachen kurz miteinan­der; der Mann schaute mich prüfend an, und ich hielt den Atem an. Er wandte sich wieder an Acorc; nach ein paar kurzen Worten verließen Acorc und ich den Raum; der Mann begleitete uns bis zur Tür und schaute uns nach. Wir gingen durch einen Speisesaal mit ungefähr tausend Tischen und verließen ihn auf der anderen Seite. Es führte ein etwa 100 m langer Gang durch diesen Speisesaal. An­schließend an diesen Saal gelangten wir in einen anderen, der in einem Gang endete. Entlang dieses Ganges lagen Zimmer, Badezimmer und WCs usw. Acorc öffnete eine Tür, und nun konnte ich sehen, daß dies Umkleidekabinen waren. Jeder Raum konnte etwa 100 Personen fassen; entlang der Wände waren Spinde für die Kleider. Zu jedem dieser Räume gehörte ein WC. Acorc stellte den Koffer ab; bevor wir weggingen, zog er eine Art Flasche heraus. Als wir auf den Gang traten, sah ich zwei Frauen aus einem Raum auf der anderen Seite des Ganges herauskommen. Ich nahm an, daß die andere Seite für Frauen reserviert war. Als wir weiter auf diesem gepflasterten Gang gingen, gab mir Acorc eines der Kärt­chen und sagte: „Bewahren Sie es gut auf, jeder von uns braucht ein solches." Ich fragte nicht weiter danach, denn ich wußte so ungefähr, wozu es diente. So gingen wir Seite an Seite ungefähr 80 m weit, immer dem Gebäude entlang. Ich betrachtete unterwegs alles. 10 m vom Gebäude entfernt standen im Abstand von etwa 10 m zwei Baumreihen. Die Bäume selbst standen auch etwa 10 m von einander entfernt und waren ziemlich dick. Diese Baumreihen führten entlang des ganzen Gebäudes. Uberall unter den Bäumen standen Bänke aller Art; es gab auch Hängematten, die zwischen den Bäumen aufgespannt und mit Kissen belegt waren. Von den Bäumen bis zum Meer war ein Sandstrand. Dieser Ort glich einem Paradies. Das erste Stockwerk des Gebäudes enthielt nur Speisesäle, Cafes und Umkleideräume. Ich nahm an, daß in den anderen Stockwerken die Zimmer und Schlafsäle waren. Wir gingen in eines dieser Cafes und setzten uns. Acorc bestellte bei einem der Kellner etwas zu trinken. Dieser ging auf einen Balkon hinaus, der von einer Seite zur anderen reichte und kam bald mit zwei Gläsern zurück, die anscheinend Wasser enthielten. Acorc öffnete die Flasche, die er mitgebracht hatte, und goß in jedes Glas etwas hinein. Er reichte mir eines der Gläser. „Was haben Sie denn hier hineingegossen?" fragte ich. „Es ist Wasser mit . . ." Ich verstand das Wort nicht. „Das hat meine Frau zu Hause bereitet." Ich nahm einen Schluck; es schmeckte sehr gut, leicht süß­lich. Wir tranken davon noch zwei Gläser und gingen. Dann wanderten wir noch etwas umher, bis es Zeit zur zweiten Mahlzeit war, die wir in einem der Speisesäle mit vielen anderen Leuten zusammen einnahmen. 19. Der Planet ohne Geld Nach dem Essen gingen wir wieder ins Freie und setzten uns bequem auf eine der Bänke, die Lehnen wie Schaukel­stühle hatten. Ich verschränkte die Hände hinter dem Kopf und ruhte so einige Minuten aus. Beim Nachdenken gingen mir viele Dinge durch den Sinn, die mir Acorc noch nicht erklärt hatte. Ich richtete mich auf, um ein paar Fragen an Acorc zu stellen. Das erste, was mir in den Sinn kam, war die Tatsache, daß ich auf Acart noch nie jemand hatte zahlen sehen. Tausende von Gästen hatten im Speisesaal gegessen, aber keiner von ihnen hatte bezahlt. Für uns beide hatte ich ja eine Erklärung — für uns galt der Zettel, den Acorc von der Regierung bekommen hatte. Aber die anderen? Um jeden Zweifel auszuschließen, fragte ich: „Was für Geld gibt es hier?" Er richtete sich ebenfalls auf und antwortete: „Geld? Geld gibt es auf Acart nicht!" Ich fiel fast von der Bank! „Ja, wie kauft man denn hier ein, und wie werden die Angestellten bezahlt?" Er seufzte leise und sagte: „Das ist eine ziemlich lange Geschichte, aber ich werde versuchen, sie Ihnen zu erklären. Ich glaube, ich habe Ihnen schon erzählt, daß Acart früher aus verschiedenen Ländern bestand, die alle eine eigene Regierung und eine eigene Münze hatten. Als jedoch das Problem der Uberbevölkerung auftrat, begannen die Be­güterten mit jedem Meter Boden Geschäfte zu machen, und so konnten sie mehr Gelände aufkaufen, als sie für sich selbst zum Leben brauchten, und die Ärmeren saßen dann mehr oder weniger auf der Straße. Daraufhin folgten mehrere Kriege, es gab Diebstähle, Spekulationen usw. Und warum? Immer wegen des Geldes! Der ganze Planet glich einer Hölle. Einige wurden immer reicher, und die große Mehrheit starb vor Hunger, Elend und Entbehrung. Als schon alles verloren zu sein schien, kam der Weiseste aller Zeiten auf Acart. Und was tat er? Er entdeckte die Technik, die Sonnenenergie auszunutzen." „Und was hatte das mit Geld zu tun?" „Sehr viel! Als die Sonnenenergie entdeckt war, erfanden er und zwei seiner Nachfolger die Waffen, die wir heute besitzen." „War er arm oder reich?" „Sehr reich, aber er steckte sein ganzes Vermögen in die Forschungen zum Nutzen des Volkes." „Wie machte er das?" „Folgendermaßen: Als er den Neutralisator erfunden hatte, verheimlichte er diese Erfindung nicht, sondern da­mit erbrachte er den vollständigen Beweis, was alles er mit dieser Waffe machen konnte. Er drohte allen Völ­kern, diese Waffe einzusetzen, wenn sie keinen gemein­samen Nenner für ihre Einigkeit finden würden. Zur Ret­tung des Planeten legte er einen Globalplan vor. Darauf­hin gehorchten ihm fast alle. Sein erster Schritt war, die Grenzen abzuschaffen und alle Völker Acarts zu ver­einigen. Dann schuf er für alle Bürger gleiche Rechte und Pflichten. Und dieser Plan endete beim Geld — automa­tisch hörten Betrügereien, Spekulationen, Raubüberfälle und dergleichen auf, denn dies alles war ja nur wegen des Geldes begangen worden." „Er war also ein Diktator?" „Nein, er war nicht Oberhaupt der Regierung. Aber fast alle Ideen gingen von ihm aus und wurden dann von den anderen praktiziert." „Aber sicher hatte er den Schutz und die Unterstützung eines starken acartianischen Landes?" „Nein, denn — wie ich schon sagte — 90 Prozent der Bevölkerung lebten im Elend; diese begriffen seine Gedan­kengänge und unterstützten ihn; die restlichen 10 Prozent konnten nichts dagegen tun und gaben schließlich nach. Als das Volk ihm half, dieses Regime zu errichten, erhielt er auch das Recht, seine Regierung selbst zu wählen. Man schlug ihn als Führer vor; er nahm dieses Amt jedoch nicht an, sondern schlug einen seiner Söhne dafür vor. Dieser wurde gewählt und wurde so der erste Führer von ganz Acart. Da sein Vater wegen seiner Erfindung der ,Mann der Sonne' genannt worden war, nannte man den Führer nun den ,Sohn der Sonne'. Daher rührt der Name unserer Führer." „Aha, jetzt verstehe ich diesen Namen — ich dachte zuerst, das sei ein geheiligter Name!" „Nein, das ist er nicht, wie Sie sehen." „Für welche Zeitspanne wird der Führer gewählt?" „Für drei Jahre der acartianischen Zeitrechnung." „Wie geht nun der Einkauf und Verkauf ohne Zahlungs­mittel vor sich?" „Hier braucht niemand zu kaufen oder zu verkaufen; es genügt, wenn man arbeitet. Jeder tut das, wozu er sich eignet; er kann alles bekommen, was er braucht und wünscht, mit Ausnahme von unmoralischen Dingen. Sich von der Arbeit zu drücken, gilt hier als Verbrechen. Wir sind zu dem Schluß gekommen, daß Geld das Werk des Bösen ist. Wenn es keines gibt, können viele Übeltaten vermieden werden." „Muß man hier bis ins hohe Alter arbeiten?" „Nein, am Tage arbeitet man soundso viele Stunden, die Nacht dient der Ruhe, und jeder kann da tun, was er will. Man kann in Gaststätten gehen, dort essen und trinken, jedoch ohne Extravaganzen. In jedem Jahr gibt es eine Urlaubszeit; in dieser Zeit kann man auf ganz Acart herumreisen und sich ansehen, was man will; man kann auch jedes beliebige Fahrzeug benutzen. Dazu genügt eine Bescheinigung der Regierung. Was der eine hat, bekommt auch der andere. Hier unterliegt alles einem einheitlichen Plan: Häuser, Verkehrsmittel, Kleider, Nahrung, usw." „Bis zu welchem Alter muß man arbeiten?" „Das ist so: 11 Acartjahre dienen der Ausbildung; danach geht man der Arbeit nach, für die man geschult wurde. Man arbeitet 36 Acartjahre, dann setzt man sich zur Ruhe. Die letzten Jahre, die einem noch geschenkt sind, kann man so verbringen, wie man will. Man kann einen festen Wohnsitz haben oder von einem Hotel zum anderen reisen. Jede Belohnung und Unterstützung, die man sich für seinen Lebensabend verdient hat, ist einem sicher." „Gilt dieses Gesetz auch für die Frauen?" „Ja, die Frauen lernen auch 11 Jahre lang; wenn sie dann heiraten, besorgen sie ihren Haushalt, wenn sie ledig blei­ben, müssen sie ihren erlernten Beruf ausüben." 20. Eine sehr ernste Unterhaltung Den ganzen Tag verbrachten wir damit, uns über alles mögliche zu unterhalten. Wir nahmen die jeweiligen Mahl­zeiten ein, und Acorc ging zwischendurch auch eine Stunde ins Meer zum Baden. Ich möchte nicht alles erzählen, worüber wir uns unterhielten, denn allein das, was er mir an diesem Tag erklärte, würde ein ganzes Buch ergeben. Er setzte mir vieles auseinander: die individuellen Ver­pflichtungen, die Rechtsprechung, die Wahl der Regierung und der Ratsherren. Als ich dieses Regime und die Lebens­art auf Acart lobte, seufzte er tief und fuhr fort: „Ja, aber wir haben dennoch ein sehr großes Problem, das täglich größer wird!" „Welches denn?" „Das der Uberbevölkerung. Bis jetzt konnte es noch nicht gelöst werden, obwohl wir drastische Maßnahmen jeder Art anwenden, die uns unsere religiöse Einstellung eigent­lich gar nicht erlaubt." „Gibt es denn da gar keine Lösung?" „Vielleicht in ferner Zukunft." „Welche Lösung ist das?" „Man müßte einen Teil der Bevölkerung auf einen weni­ger bevölkerten Planeten bringen." Wie um unseren eigenen Planeten schützen zu wollen, schlug ich unwillkürlich vor: „Wie wäre es mit unserem Mond?" Auf der Erde ist man sicher, daß er nicht bewohnt ist." „Das wissen wir natürlich auch; aber auf diesem Erdtra­banten gedeiht kein Leben, und der Htägige Wechsel von Wärme und Kälte ist unerträglich." „An welchen Planeten denken Sie denn?" Er machte ein bedenkliches Gesicht, kniff die Lippen zu­sammen und antwortete schließlich: „Es ist mir sehr un­angenehm, Ihnen dies sagen zu müssen, aber auf Wunsch des Sohnes der Sonne muß ich es tun." Bevor er fortfahren konnte, fiel ich ihm ins Wort und fragte: „Denken die Acartianer vielleicht an eine Invasion auf der Erde?" „Das ist nicht der richtige Ausdruck, aber wir haben tat­sächlich daran gedacht, daß die Erde uns zu einer Lösung des Problems verhelfen könnte." Mir wurde ganz kalt, und ich blieb einen Augenblick stumm. Ich dachte: Wenn dieses Volk das vorhat, dann wird es ihm mit diesen Raumschiffen und Waffen ein leichtes sein, uns in ein paar Stunden zu vernichten. „Was aber sollten dann wir Erdbewohner tun?" fragte ich stotternd. „Bevor wir darüber weiterreden, möchte ich Ihnen sagen, daß wir nichts Böses vorhaben; für das Böse, das auf der Erde geschieht, ist der Mensch der Erde allein verantwort­lich." „Warum?" „Nun kommt das Bedrückendste, was ich über dieses Pro­blem sagen muß!" sagte Acorc mit trauriger Stimme. Dann fuhr er mit einigen Unterbrechungen fort: „Ich habe Ihnen ja schon berichtet, daß wir seit langer Zeit auf die Erde fliegen. Wir haben alles erforscht, was es dort gibt: Städte, Wüsten, Länder, Meere, alle Zonen usw. Wir wissen auch, daß es bei euch viele unbewohnte Gegenden gibt, so viele, daß wir schon den Plan gefaßt hatten, mit Gewalt auf der Erde zu landen, aber wir wissen auch, daß dies einen unnötigen Massenmord zur Folge hätte. Unser religiöses Empfinden und unsere große Humanität würden uns so etwas auch nicht erlauben. Aber auf unseren Forschungs­reisen auf der Erde haben wir etwas entdeckt, was uns für die Zukunft von großem Nutzen sein könnte." „Was ist das?" „Wir sind über alles, was auf der Erde vorgeht, auf dem laufenden. Sie können sich verlassen auf das, was ich Ihnen jetzt sage! Wir wissen, welche Völker miteinander ver­feindet sind; wir haben entdeckt, daß der Mensch eine Waffe entwickelt hat, die auf Acart auch eine Zeitlang in Gebrauch war und mit der wir uns damals gegenseitig umgebracht haben. Durch Zufall haben wir beizeiten ent­deckt, daß das, was einst eine Gefahr bedeutete, uns heut­zutage beim Ackerbau und bei vielen anderen Dingen dien­lich ist." „Sie sprechen von der Nuklearenergie und den Atombom­ben? Wie kann Ihnen so etwas zum Nutzen gereichen? Was könnte aus dieser Energie Gutes entstehen?" „Man weiß hier sehr wohl, daß es auf Erden zwei oder mehrere Mächte gibt, die sich gegenseitig bekämpfen. Alle diese Mächte besitzen diese Atomwaffen mit einer hohen Zerstörungskraft; wir wissen auch, daß sie in immer grö­ßerer Anzahl hergestellt werden. Wenn man die Atom­energie auf der Erde zu konstruktiven und nicht zu de­struktiven Zwecken benutzen würde, dann wären unsere Hoffnungen gleich Null." „Welche Hoffnungen?" „Auf der Erde zu siedeln." „Wollen Sie damit sagen, daß Sie eine Invasion auf der Erde vorhaben?" „Ich habe Ihnen ja schon zuvor gesagt, daß dies nicht der richtige Ausdruck ist. Ich will Ihnen erklären, was wir vorhaben. Sie müssen ja begriffen haben, daß ein Atomkrieg auf der Erde unvorstellbare Folgen haben würde, und wenn wir einen solchen abkürzen wollten, so könnten wir dies ohne weiteres tun. Wir würden in einem solchen Fall nur ein zum Kampf eingesetztes Flugzeug oder Raumschiff abfangen, das irgendeiner dieser Atom-mächte gehört. Keiner wüßte dann, was überhaupt ge­schehen wäre. Und dennoch werden wir uns in keiner "Weise in die Angelegenheiten der Erde einmischen, denn wir glauben, daß es die menschliche Neugier nicht mehr lange aushält, nicht zu wissen, was diese Waffen ausrich­ten können. Wenn das passieren sollte, so werden Sie selbst dem Tod nicht entkommen, denn man kann ja mit ein paar Atombomben die ganze Erde verseuchen. Wenn es soweit käme, würden wir uns in aller Ruhe der Erde be­mächtigen können, denn die wenigen Uberlebenden könn­ten keinen Widerstand mehr leisten — im Gegenteil, sie würden froh sein, wenn wir kämen." „Aber was würde Ihnen eine verseuchte und durch Radio­aktivität zerstörte Erde noch nützen?" „Eine solche Verseuchung wäre für uns gar kein Problem." „Warum nicht?" „Wir besitzen einen Apparat, der die üblen Einflüsse der Radioaktivität neutralisiert und damit gleichzeitig den Boden fruchtbar und für die Lebewesen bekömmlich macht." „Wenn es wirklich bei uns zu einem Atomkrieg käme, wann würden Sie dann eingreifen?" „Sobald der Krieg beendet wäre, würden wir in Aktion treten, denn wenn wir zu lange zögern würden, würde die Vegetation in den betroffenen Zonen absterben." „Wenn es aber nach einem solchen Krieg einen Sieger gäbe, der weder an Menschen noch an Material Einbuße erlitten hätte?" „Nach einem solchen Krieg gibt es keinen Sieger. Wir sind sicher, daß sie sich gegenseitig angreifen werden. Wir wis­sen alles über die Menschen auf der Erde, während sie über uns praktisch gar nichts wissen." „Wenn ich aber nach meiner Heimkehr zur Erde erzähle, was ich hier alles gesehen und gehört habe?" „Das führt zu nichts; ich gebe Ihnen recht, wenn Sie sagen, daß Ihnen keiner glauben wird." „Was war denn der Grund dafür, daß der Sohn der Sonne und die Ratsherren zuerst der Meinung waren, es sei ge­fährlich für sie, wenn ich zur Erde zurückkehre, dann aber sagten, ich solle alles erzählen, was ich gesehen, gehört und gefühlt habe und solle dafür sorgen, daß die Sache in Umlauf kommt? War dies alles nur ein Mittel, um meine Loyalität zu prüfen?" „Nein, das war nicht der Grund. Wir haben ein Inter­esse daran, daß ein großer Teil der Erdbewohner Ihre Erzählung hört und liest, wenn sie auch niemand im Augenblick glauben wird." „Warum ,im Augenblick'?" „Weil sie es nur glauben werden, wenn sich einige dieser Tatsachen bestätigen werden." „Wie und wann können Sie dann einen Nutzen daraus ziehen?" „In dem Moment, da dieser Krieg stattfindet und wir auf der Erde landen. Die wenigen Überlebenden werden dann durch Ihre Vermittlung unsere Regierungsart und Lebensweise kennenlernen und uns keinen Widerstand entgegensetzen, was zu versuchen übrigens sinnlos wäre." Ich brachte eine etwas aggressive Frage vor: „Sie wollen also damit sagen, daß Sie als Herren der Erde kommen würden und nicht als Freunde? So ist es doch?" „Ich habe Ihnen schon wiederholt gesagt, daß wir nicht kommen, um Ihnen Böses zuzufügen. Wenn Sie aber mit Ihren eigenen Händen das Unglück angerichtet haben, so ist es doch logisch, daß wir daraus Nutzen ziehen werden. Wir Acartianer sind mit gutem Grund Realisten. Diese Frage kann verglichen werden mit einer Fabel, die mir mein Vater oft erzählte, als ich noch klein war — ich will sie Ihnen erzählen: ,Ein Mann, der viele Vogelkäfige be­saß, wollte am liebsten in alle Singvögel setzen. Er hatte zwei Pärchen gefangen und setzte sie in zwei nebeneinan­derliegende Käfige. In einem dieser Käfige vermehrten sich die Vögel so sehr, daß sie fast keinen Platz mehr hatten. Aber sie lebten ganz gut und gaben sich zufrieden mit dem Platz, den sie zum Sitzen hatten. Sie dachten: Wenn Gott einen geboren werden läßt, wird er auch für das Leben sorgen. Im zweiten Käfig gab es jedoch noch genug Platz. Die Stärkeren lebten bequem, die Schwachen zogen sich in die Ecken zurück und begnügten sich mit den Brosamen. Bei den Starken hörte jedoch die Unvernunft und der Ehrgeiz nicht auf; jeder wollte der Größte sein und herrschen. Schließlich entbrannte ein schrecklicher Kampf; sie brachten sich gegenseitig um, und die Schwachen konnten nur zusehen und nicht helfen. Als der Herr dies sah, bekamen die Vögel im anderen Käfig Flügel, damit ein Teil von ihnen in den anderen, halbleeren Käfig um­ziehen konnte. Als sie dort waren, bauten sie die zerstörten Nester wieder auf, nahmen sich derer an, die mit dem Leben davongekommen waren, und von da an lebten sie viele Jahre in Ruhe und Frieden, ohne sich um das Raum­problem zu kümmern, weder in dem einen, noch in dem anderen Käfig.'" „Ich verstehe die Moral dieser Geschichte, die für die Erdenbürger unglücklich auslaufen würde, sollte sich so etwas ereignen. Es ist der Vergleich zwischen Acart und Erde", sagte ich mit gesenktem Kopf. Nach kurzem Schwei­gen fragte ich: „Haben Sie keinen Fehler gemacht, als Sie mir Ihre Raumschiffe und Waffen gezeigt haben? Wenn ich wieder auf der Erde bin, könnte ich ja versuchen, auch solche anzufertigen — Sie haben mir ja vieles erklärt! Wenn ich eine Regierung fände, die mir die entsprechen­den Mittel zur Verfügung stellen würde, könnte ich ja zu diesem Entschluß kommen!" Er schluckte trocken und hatte Mühe, mir zu antworten. Nach kurzer Überlegung sagte er: „Erstens glaube ich nicht, daß Sie so etwas tun würden, und zweitens haben die Menschen auf der Erde noch gar nicht das Material dazu. Bitte, sagen Sie aber so etwas nie mehr zu mir, denn wenn Ihnen jemand hier mißtraut, könnten Sie bis ans Ende Ihrer Tage auf Acart bleiben. Ich werde es jedoch niemand sagen, weil ich Sie einer solchen Handlungsweise gar nicht für fähig halte." „Jetzt weiß ich genau, wohin mich meine dummen Gedan­ken bringen können; ich weiß auch genau, daß ich dazu niemals fähig wäre, es war nur ein albernes Gerede!" „Ich glaube Ihnen, aber lassen Sie so etwas niemals den Sohn der Sonne oder die Ratsherren hören!" Er hatte sich wieder beruhigt und saß mit gefalteten Hän­den gedankenvoll da. Ich wollte ihn gerade noch etwas fragen, hielt die Frage aber im letzten Augenblick noch zurück, da ich sie für unnötig hielt. Ich hatte eigentlich fragen wollen, was passieren würde, wenn die Menschen auf der Erde Desintegratoren, Neutralisatoren, Sonnen­schiffe und die ganze Energie dafür besäßen! Die Antwort darauf war logisch! Wenn wir sie besäßen, würden die Acartianer niemals eine Katastrophe auf der Erde abwar­ten, um sich ihrer zu bemächtigen. Sie würden angreifen, ohne Zeit zu verlieren, und ihr Problem der Überbevöl­kerung wäre auf einen Schlag gelöst. Die Sonne stand schon ziemlich tief — wie etwa auf der Südhalbkugel der Erde an einem Maitag um 17 Uhr. Es wurde nun auch kälter. Acorc brach das Schweigen und sagte: „Wir wollen nun gehen; bevor wir die fünfte Mahl­zeit einnehmen, können wir noch etwas trinken." Wir gingen in eines der Speiserestaurants des 20 km langen Hotels. Zuvor holten wir noch unsere Sachen aus der Kabine und setzten uns dann an einen Tisch in einer Bar. Ich fragte: „Verbringen wir die Nacht hier?" „Nein, nach dem Essen fliegen wir nach Tarnuc zurück." Ich dachte: Hätte ich nur jene dumme Frage unterlassen. Ich dachte auch an die Stunden, die hier noch vor mir lagen. Wenn mir nochmals etwas so Dummes entschlüpfen würde, könnte ich den Rest meines Lebens vollends hier verbrin­gen. So beschloß ich, Acorc auszuforschen, ob es wohl eine Möglichkeit gäbe, meinen Aufenthalt hier noch etwas zu verkürzen. „Um welche Zeit werden wir morgen starten?" „Wenn es dunkel wird; so wurde es beschlossen!" „Wäre der Sohn der Sonne wohl damit einverstanden, wenn Sie ihm sagten, daß ich lieber etwas früher starten möchte?" „Vielleicht ist es möglich", sagte er seufzend. „Könnte man ihn wohl heute noch sprechen?" „Ja, ich kann ihm Ihre Bitte übermitteln, wenn Sie wollen." „Ja, ich möchte es gern. Vielleicht freuen Sie sich sogar über meinen Gedanken, Sie könnten ja meiner Gesellschaft schon etwas überdrüssig sein oder fürchten, daß ich nochmals eine solche Dummheit mache. — Das müßten Sie ihm ja schon aus Verantwortungsgefühl berichten!" 21. Eine andere Rechtsprechung Wir hatten unseren Drink schon zu uns genommen und schauten uns im Restaurant etwas um. Plötzlich bemerkte ich einen Mann in der Nähe der Tür. Noch nie hatte ich auf Acart eine so schlecht gekleidete Person gesehen. Dieser Mann war nicht nur ärmlich angezogen, auch sein Gesichts­ausdruck zeigte, daß er leidend war. Er trug verblichene, schmutzige Lumpen, ganz alte Schuhe und hatte keinen Hut auf. Als er bemerkte, daß ich ihn anschaute, sprach er mich an. Verstehen konnte ich ihn natürlich nicht, konnte aber seinen Gesten entnehmen, daß er um etwas zu essen bat. Ich wandte mich an Acorc: „Sie sagten doch, hier gäbe es weder Arme noch Reiche, hier seien alle gleich!" „Ja, so ist es!" „Und was für einer ist der dort an der Tür?" „Sehen Sie, was er um den Hals trägt?" „Das ist wohl eine Art Medaille, was bedeutet sie? Ist er vielleicht ein Bettelmönch?" „Nein, im Gegenteil, er ist ein Verbrecher!" „Was hat er denn begangen?" „Ich weiß nicht, ich kenne ihn nicht." „Wie können Sie dann wissen, daß er ein Verbrecher ist?" „Das will ich Ihnen erklären: Hier auf Acart gibt es keine Gefängnisse. (Ich wurde immer verwirrter!) Ein Mensch, der ein Verbrechen begangen hat, wird je nach der Größe seiner Schuld verurteilt. Er kann gezüchtigt, zu leichter oder schwerer Zwangsarbeit oder sogar zum Tode verurteilt werden. Der Mann, den Sie hier sehen, hat wohl ein Verbrechen mittleren Grades begangen; er bekam also nicht die schwerste Strafe. Er wurde für einige Zeit mit dem Ausschluß aus der Gesellschaft bestraft." „Wie äußert sich diese Bestrafung?" „Er muß arbeiten, ohne das Recht auf die Staatsbürger­schaft von Acart zu haben. Er kann sich auch nicht an eine öffentliche Behörde wenden, um dort eine Bitte vorzu­tragen." „Wissen denn alle Leute, daß er ein Verbrechen begangen hat?" „Das ist ganz einfach: Bei seiner Verurteilung wird ihm diese Kette mit der Medaille um den Hals gehängt, die er erst wieder abnehmen darf, wenn er seine Strafe verbüßt hat, und außerdem muß er immer die gleichen Kleider tragen. Daran erkennt ihn jedermann." „Wenn er aber z. B. in eine andere Stadt geht?" „Das kann er nicht; er darf keinerlei Fahrzeug benutzen • selbst wenn er zu Fuß dorthin ginge, würde ihm das nichts nützen, denn die Gesetze sind hier überall gleich." „Wie kann er sich dann überhaupt am Leben erhalten?" „Wenn er verheiratet ist, unterhalten ihn seine Frau oder seine Kinder, seine Eltern oder sonstige Verwandte. Sehen Sie ihn jetzt an!" Ich schaute wieder zu ihm hin; einer der Kellner reichte ihm eine Schüssel; er setzte sich auf die Treppe und begann gierig zu essen. „Er darf also offenbar nur außerhalb der Gaststätte essen • innen gibt man ihm wohl nichts?" „So ist es! Sie werden sich vorstellen können, daß es für ihn eine Demütigung ist, außerhalb essen zu müssen." „Wäre es nicht besser, ihn in ein Gefängnis zu stecken und ihn dort arbeiten zu lassen? Wenn er hier herumlungert, müssen ja die anderen für seinen Unterhalt aufkommen." „Das stimmt. Ich glaube, daß ein solches Gesetz auf der Erde nicht existiert, denn auf der Erde gibt es ja viele unbewohnte Gegenden. Ein Verurteilter könnte sich dort­hin zurückziehen, und wenn er einmal dort wäre, müßte er nicht ein Zehntel einer solchen Demütigung erleiden, die ihm hier überall widerfährt." „Ja, das ist wahr, daß es bei uns kein solches Gesetz gibt. Wenn aber die Erde einmal so dicht bevölkert wäre wie Acart, dann könnte man sich so was eher denken." (Wir sprachen noch einige Zeit über dieses Thema, da ich aber hier nicht näher auf Gesetze und Rechtsprechung eingehen will, schreibe ich nichts mehr darüber.) Die Mahlzeit wurde serviert: Acorc versah sich reichlich mit allem, ich aber beschränkte mich auf die Dinge, die ich schon kannte. Es war mir nicht möglich, von allem zu essen, mein Magen hätte sicher gestreikt. Ich sage des­halb „nicht möglich", denn es gab verschiedene Speisen, die ich niemals gewagt hätte zu essen, da ich überzeugt war, sie nicht verdauen zu können. Ich hatte ja schon einmal Gelegenheit gehabt, sie zu versuchen; damals wußte ich ja aber noch nicht, wo ich mich befand, und hatte mir deshalb nichts dabei gedacht. Nach dem Essen holten wir unsere Sachen. Acorc zog aus seinem Koffer einen Mantel hervor und gab ihn mir. Trotz der dicken acartianischen Kleider fror ich nun beträchtlich. Ich bereitete mich schon innerlich auf einen langen Marsch bis zu unserem Schiff vor, es sei denn, Acorc hätte es schon von jemand in die Nähe bringen lassen. Ich wollte zum Aufzug gehen, Acorc dirigierte mich jedoch zu einer Treppe. 22. Ein Zug auf Rädern Soviel ich sah, führte diese Treppe zu einem Tunnel, denn wir waren ja schon im Erdgeschoß. Ich fragte: „Wohin gehen wir denn?" „Dorthin, wo das Schiff steht." „Aber, ist es denn nicht auf dem Dach? Und wir steigen hinunter anstatt hinauf?" Er lachte, klopfte mir auf den Rücken und antwortete: „Regen Sie sich nicht auf, ich kenne den Weg!" Ich wußte nichts zu sagen und ging mit. Wir stiegen 10 Stufen hinab, dann machte die Treppe einen Bogen nach links. Nachdem wir weitere 5 oder 6 Stufen hinuntergestiegen waren, hörte man die Stimmen vieler Leute. Unten angekommen schaute er mich an und lächelte vielsagend. Auch ich mußte lachen und sagte: „Jetzt verstehe ich, warum es auf diese Weise viel leichter und schneller geht, an den Parkplatz zu kommen." Was ich vor mir sah, war etwas, das sich ein intelligentes Volk ausdenkt, um Raum zu sparen, wenn dieser knapp ist. Es wäre mir nie der Gedanke gekommen, daß es unter­halb dieses Gebäudes viele kleine Züge gäbe, die nach beiden Richtungen fuhren. Sie waren voller Passagiere (es waren übrigens die ersten Fahrzeuge auf Rädern für Pas­sagiere, die ich auf Acart sah). Wir standen auf einem Bahnsteig. Acorc drückte auf einen der Hebel, die es hier überall gab. Ein Zug hielt und gleichzeitig öffnete sich eine Tür. Er hieß mich einsteigen. Die Tür schloß sich und der Zug setzte sich in Bewegung mit einer Geschwindigkeit von etwa 30 km/Std. Ich möchte schon sagen, daß es ein Zug war, obwohl er in mancherlei Hinsicht anders war als die Züge auf der Erde. Er fuhr auch auf Gleisen; die Größe der Räder konnte ich allerdings nicht sehen. Es gab keine einzelnen Wagen, sondern Abteile für je zwei Personen, wie kleine Wägel­chen aneinandergereiht. Da es sich um eine Untergrund­bahn handelte, hatte der Zug natürlich ein Dach. Der Motor mußte irgendwo in der Mitte des Zuges sitzen; man hörte keinerlei Geräusch. Als sich der Zug in Bewegung setzte, schaute ich mich um, sah aber keinen Zugführer. Ich fragte Acorc danach, und er antwortete: „Wir selbst sind die Zugführer; jeder, der einsteigt, kann ihn leiten." „Aber wie denn?" „Alles ist automatisch. Wie Sie sehen, haben alle diese Haltestellen (es gab etwa alle 100 m eine solche von etwa 20 m Länge und 4 bis 5 m Breite) solche Hebel wie diesen hier — er zeigte auf einen, der an einer Säule auf der Platt­form der Haltestelle angebracht war. Der Passagier steigt auf diese Plattform, wenn er einen Zug kommen sieht, den er benützen will, drückt auf einen Knopf auf der Säule. Durch den Knopfdruck senkt sich ein Hebel, der den Zug berührt, und dieser hält. Die Tür öffnet sich und schließt sich wieder, sobald der Zug sich in Bewegung setzt." „Sie selbst haben aber nicht auf einen Knopf gedrückt, sondern den Hebel herabgedrückt." „So ist's! Wir Männer können den Hebel direkt mit der Hand auslösen, Frauen und Kinder jedoch machen es mit dem Knopfdruck. Wenn man nämlich keinen starken Arm­druck ausüben kann, gibt es nur einen Stoß, der den Motor des Zuges nicht zum Stillstand bringt." „Aha! Wohin fahren denn diese Züge?" „Nur von einem Ende des Gebäudes zum anderen." Wir sprachen noch des näheren darüber, denn es gab vier parallele Gleise, zwei auf jeder Seite; in der Mitte lagen diese Plattformen, die für zwei Linien bestimmt waren. Die beiden anderen Plattformen lagen auf jeder Seite des Gebäudes und dienten für die anderen beiden Linien. Er hatte mir ja schon früher gesagt, daß es in den Städten Untergrundbahnen für Distanzen bis zu 500 km gibt, die mit großer Geschwindigkeit fahren. Ich fragte ihn: „Sind alle Untergrundbahnen auf Acart angelegt wie diese hier?" „Ja, fast alle." „Warum fahren diese Züge hier nicht schneller?" „Hier ist ein Erholungsort; es gibt also keinen Grund zur Eile." „Ja, natürlich! Ich hätte jetzt noch gern gewußt, wie die Züge am Endpunkt drehen!" „Auf jedem Gleis fährt ein Zug; wenn er am Endpunkt angelangt ist, berührt er dort einen gewissen Kontakt, der ihn in die andere Richtung laufen läßt." „Der Motor arbeitet also nach beiden Seiten?" „Ja, er hat ein Wendegetriebe." „Werden diese Motoren auch mit Sonnenenergie ange­trieben?" „Natürlich!" „Was geschieht, wenn am Endpunkt niemand in die an­dere Richtung fahren will?" „Das spielt keine Rolle; wenn der Kontakt berührt wird, fährt der Zug automatisch in die andere Richtung." „Das ist ja wunderbar — er braucht weder Brennstoff noch Personal!" Ich war so hingerissen von dem Bericht, daß ich gern bis zum Endpunkt gefahren wäre. Abgesehen davon, daß ich diesen Wunsch hatte, kam noch hinzu, daß ich gar nicht wußte, wohin ich fahren müßte, um zu unserem Schiff zu gelangen. Acorc aber hatte offenbar diesen Wunsch nicht. An einer der nächsten Plattformen betätigte er den Hebel, der Zug hielt, und wir stiegen aus. Wir gingen zu einer Treppe und stiegen hinauf. Acorc wußte ja, wo wir hin wollten. Wir bestiegen einen Lift und waren in kurzer Zeit auf dem Dach des Gebäudes. Ein scharfer Wind blies mir ins Gesicht und in die Augen. Ich bemerkte Hunderte von Schiffen da oben. Ich dachte: Ob er das Schiff wohl gleich findet? Er orientierte sich an gut leserlichen Buchstaben oder Ziffern auf dem Boden, die für mich natürlich unverständlich waren. Nach 10 bis 15 m fanden wir das Schiff und stiegen ein. 23. Meine Rückreise wird vorverlegt Acorc manövrierte das Schiff wie gewöhnlich; in wenigen Minuten hatten wir das 20 km lange Gebäude längst hin­ter uns gelassen. Ich fragte: „"Wohin fliegen wir jetzt?" „Nach Tarnuc." „Ja, das weiß ich, aber ich meine: Fliegen wir direkt zu Ihrer Wohnung?" „Nein, wir fliegen zum Sohn der Sonne, da Sie ja Ihren Rückflug vorverlegen wollen; wir werden sehen, was er dazu sagt." „Glauben Sie, daß er es genehmigt?" „Wenn Sie ihn selbst fragen, wird er wohl einwilligen." „Wenn er es genehmigt, müssen wir natürlich direkt zu ihm fliegen, damit er die Besatzung des Schiffes benach­richtigen kann, daß sie für den Abflug zur morgigen Nacht bereit ist." „Ja, so ist es." Er hatte inzwischen die zwei Schutzhauben des Schiffes wieder herabgelassen, und wir sprachen nicht mehr länger über dieses Thema, damit ich hinausschauen und die Städte betrachten konnte, über die wir hinweg­flogen. Ich kann nicht genau beschreiben, wie Acart und seine Städte, aus einer Höhe von 2000 bis 4000 m betrachtet, aussehen. Ich kann nur sagen, daß mich diese Aussicht an meine Kindheit erinnerte, als meine Eltern noch im Innern Brasiliens lebten. Es gab damals dort endlos bewaldete Ebenen. Um dort Siedlungen zu bauen, wurden diese Wälder gerodet. An den sonnigen August- und Septembertagen wurden diese umgeschlage­nen Bäume mit Stumpf und Stiel verbrannt. Die Feuer leuchteten tagelang durch die Gegend. Da wir in einem höher gelegenen Ort wohnten, verbrachte ich in dunklen Nächten oft viele Stunden damit, dieses großartige Schau­spiel zu betrachten. Es tat mir zwar leid, daß all diese Bäume verbrannt werden mußten, denn ich war schon als Kind ein großer Naturfreund gewesen, und trotzdem war es faszinierend, dieses Flammenmeer bei Nacht anzusehen. Der Anblick der Städte auf Acart war noch viel faszinie­render, denn ihre funkelnde Helligkeit erstrahlte in tau­send Farben. Es waren keine Lichter, die da unten leuch­teten — es waren die Mauern der Häuser, die in tausend­fältigem Farbenglanz erstrahlten. In meinem ganzen Leben habe ich noch nie so etwas Prächtiges gesehen! Ganz versunken in diesen Anblick hatte ich gar nicht be­merkt, daß wir schon über Tarnuc flogen; in dieser Gegend Acarts schien eine Stadt in die andere überzu­gehen. Wir flogen direkt zum Regierungsgebäude. Als wir sein Dach erreichten, war die Zeit etwa so wie auf der Erde abends 1h 8 Uhr. Wir begaben uns zur Wohnung des Sonnensohnes auf dem gleichen Weg wie das erste Mal. Ich hatte mir nämlich beim ersten Besuch verschiedene Einzelheiten gemerkt, die ich nun wiedererkannte. Acorc läutete an der Tür, und wir wurden vom selben jungen Mann an der Tür empfangen! Acorc sprach kurz mit ihm. Der junge Mann verbeugte sich respektvoll, ging in die Wohnung und kam nach ein paar Minuten zurück, um uns hereinzubitten. Da wir eintreten durften, nahm ich an, daß der Sohn der Sonne zu Hause sei; um mich aber zu vergewissern, fragte ich Acorc: „Ist der Sohn der Sonne zu Hause, wird er uns empfangen?" „Ja, natürlich!" Acorc warf mir bei diesen Worten einen Blick zu, der mich deutlich erkennen ließ, daß er am lieb­sten gesagt hätte: Kannst du denn gar nicht warten? In diesem Augenblick trat der Sohn der Sonne herein und entschuldigte sich für die kleine Verzögerung. Er begrüßte Acorc, indem er ihm die Hand auf die Schulter legte; mich begrüßte er mit einem Kopfnicken, das ich respektvoll er­widerte. Wir setzten uns alle drei. Er unterhielt sich mit Acorc ein paar Minuten angeregt. Des öfteren schauten mich beide an und schließlich übersetzte Acorc seine Frage: „Sie möchten also gern, daß wir früher als verabredet zur Erde fliegen?" „Ja, gern, wenn es möglich wäre!" „Sicher haben Sie jetzt genug von uns und unseren Sitten und Gebräuchen erlebt!" „Ja! Ich würde ja gern den Rest meines Lebens hierblei­ben, denn ich bewundere vieles auf Acart. Aber ich habe eine Familie und habe Heimweh nach ihr. Wenn ich an meine Angehörigen denke, nimmt mir dies viel von der Freude, hier so viel Schönes und Gutes zu sehen. Ich möchte Ihnen aber sagen, daß ich auf der Erde noch nie­mals so gut behandelt worden bin wie hier, denn ich ge­höre ja zu der großen Legion der ewig Vergessenen." „Was wollen Sie damit sagen?" „Ich bin ein armer Erdenbürger, und auf der Erde gedenkt man nur der Reichen." Als ihm Acorc meine Antwort übersetzte, lächelte er zu­frieden, verschränkte die Finger ineinander, klappte ein paarmal die Handflächen auf und zu und antwortete: „Es soll nach Ihrem Willen geschehen! Sie können morgen früh vor Tagesanbruch von Tarnuc aufbrechen. Für uns ist es auch besser, wenn wir etwas früher aufbrechen, denn jeder Augenblick, der die Reise verzögert, verlängert sie." „Ja, mein Herr", antwortete ich, dachte aber: Wie soll da die Reise verlängert werden? Da ich nur mit dem Omnibus oder zu Fuß meine Reisen machte, dachte ich in diesem Augenblick nicht daran, daß die Planeten sich mit verschiedenen Geschwindigkeiten durch den Raum bewegen. Ich wollte Acorc im geeigneten Augenblick darüber noch befragen. Während ich mir noch über meine einfachen Probleme den Kopf zerbrach, unterhielten sich Acorc und der Sohn der Sonne. Letzterer nahm ein Blatt Papier, schrieb ein paar Worte darauf und gab es dem jungen Mann, der sich eilig damit entfernte. Der Sohn der Sonne wandte sich an mich: „Es ist nun alles bedacht; ich habe soeben eine Nachricht nach Con geschickt, damit die Vorbereitungen für Ihren Abflug vor Tagesanbruch getroffen werden. Sie werden mit dem glei­chen Schiff fliegen, das Sie hierhergebracht hat." Nachdem Acorc dies übersetzt hatte, sprach der Sohn der Sonne von neuem: „Unser Stichtag neigt sich seinem Ende zu. Wenn Sie noch etwas länger geblieben wären, hätten Sie noch manches unternehmen können; da Sie nun aber früher abfliegen, möchte ich Sie heute abend noch ein­laden. Ich hoffe, daß Sie diese Einladung annehmen, obwohl Sie sicher nach einem so langen Tag sehr müde sein müssen — bei uns sind die Tage ja viel länger als bei Ihnen! Zum Ausgleich gibt es ja aber eine lange Nacht zum Ausruhen." Als Acorc dies übersetzte, lächelte ich — ich wußte eigent­lich nicht, ob ich lachen oder weinen sollte! Ich dachte: Wie auch immer diese Einladung sein wird, ich muß sie anneh­men; dies kann nichts Übles bedeuten, die Acartianer haben sicher nichts Böses vor! Ich antwortete also: „Ich nehme Ihre Einladung gern an, sogar ohne daß Sie mir vorher sagen, um was es sich handelt." Er lächelte zufrieden und erwiderte: „Gut, ich werde meine Vorbereitungen treffen. Herr Acorc wird Ihnen sagen, um was es sich handelt." Gleich darauf ging er hin­aus. 24. Ein Sportplatz Ich fragte Acorc sofort: „Wozu sind wir denn einge­laden?" Acorc amüsierte sich über meine Neugier und antwortete: „Regen Sie sich nicht auf, der Sohn der Sonne hat Sie nicht eingeladen, um Sie ins Verderben zu stürzen!" „Um was handelt es sich denn?" „In den Nächten vor einer großen Reise machen die Stu­denten unserer Universitäten Wettkämpfe in verschiede­nen Disziplinen in Anwesenheit des Sonnensohnes und vieler anderer Zuschauer." „Wettkämpfe mit Waffen?" „Nein, sportliche Kämpfe. Ich glaube, Sie haben, seit Sie hier sind, noch nichts Derartiges gesehen; bei uns gibt es mancherlei Sportarten." „Nein, das kenne ich noch nicht, es würde mich aber sehr interessieren; was gibt es da zu sehen?" „Sie werden es bald selbst sehen!" In diesem Augenblick trat der Sohn der Sonne wieder ein; er trug warme Kleidung und begann sich mit Acorc zu unterhalten. Kurz darauf kam der junge Mann durch die Eingangstür herein und übergab dem Sohn der Sonne einen weißen Briefumschlag. Dieser zog ein Dokument heraus. Ich konnte nichts Schriftliches darauf entdecken; es mußte aber trotzdem eine Botschaft enthalten, denn er las sie mit leiser Stimme. Als ich näher hinsah, bemerkte ich, daß der Bogen auf einer Seite beschrieben war. Er hielt nur inne, schaute Acorc an und sagte: „Es ist alles in Ordnung, man wird zur festgesetzten Stunde starten können." Als Acorc es mir übersetzte, wollte ich eine Frage stellen, aber die Stimme versagte mir, und als ich sie wiederfand, war der Sohn der Sonne weggegangen. Acorc und ich gingen zum Aufzug, und unterwegs fragte ich: „Wohin gehen wir jetzt?" „Zum Sportplatz." „Geht der Sohn der Sonne nicht mit uns?" „Nein, er fliegt mit seiner Familie in seinem Schiff dort­hin." Bald befanden wir uns über der Stadt. Ich hatte eigent­lich noch eine Menge Fragen zu stellen, beschloß aber still zu sein. Nur der Inhalt der Botschaft interessierte mich brennend; als ich gerade im Begriff war, danach zu fragen, sagte Acorc: „Wir sind angelangt." „Jenes Haus dort?" — ich zeigte auf ein quadratisches, etwa lOstöckiges Gebäude. „Ja, das ist es." Als wir näher kamen, dachte ich, wir würden das Dach ansteuern. Acorc manövrierte aber ein bißchen, und wir landeten auf einer Terrasse an einer Seite des Gebäudes. Beim Aussteigen fragte ich: „Wird der Sohn der Sonne auch hier landen?" (Auf dieser Terrasse war Platz für 2 bis 3 Schiffe.) „Natürlich. Von hier aus gelangt man zu den Plätzen, die für ihn und seine Gäste reserviert sind." Voller Besorgnis dachte ich an die anderen Gäste, vor allem an das kleine Ungeheuer, als das mir seine Tochter in Erinnerung war. Ich fragte daher Acorc: „Können wir uns nicht irgendwo anders hinsetzen als gerade hier?" „Warum?" „Hier sitzen sicher nur hochgestellte Persönlichkeiten, da werde ich mich wahrscheinlich nicht sehr wohl fühlen." „Daran ist gar nicht zu denken, das wäre eine große Beleidigung für den Sohn der Sonne! Sie wissen doch, daß es bei uns keine hohen und weniger hohen Persönlichkei­ten gibt; ich kann noch hinzufügen, daß jeder Acartianer stolz ist, in Ihrer Nähe zu sein, genau wie der Sohn der ' Sonne auch. Sie sind das erste menschliche Wesen, das auf ...unseren Planeten gekommen ist, und zwar unter Umstän­den, die es ihm erlaubt haben, so viel zu sehen und zu er­fahren." „Ich verstehe, daß mein Fernbleiben den Sohn der Sonne beleidigen würde, aber Sie müssen doch auch verstehen, daß ein Mensch wie ich Ihnen gegenüber Minderwertig­keitskomplexe hat; so schnell kann ich mich davon nicht befreien. Man braucht eine gewisse Zeit, um sich anzu­passen!" „Denken Sie nicht länger darüber nach, denken Sie ein­fach, Sie seien zu Hause!" Lächelnd legte er mir den Arm um die Schulter und führte mich durch eine Tür zu einem kurzen Gang. Wir gelang­ten in einen Saal. Ich wunderte mich — wie die meiste Zeit, seit ich auf Acart war! —, daß der Sportplatz inner­halb eines Gebäudes lag. Der Raum war nicht größer als ein Basketballfeld. Außerdem gab es noch einen riesigen Raum, von dem nur ein Teil für den Sport reserviert war. Auf diesem Teil war, so unglaublich es erscheinen mag, ein Rasenplatz von etwa 80 x 100 m angelegt, der von Tribünen umgeben war, die nach oben hin allmählich in Galerien übergingen. Wir traten nun hier ein. Ich kann nicht sagen, wie viele Personen in diesem Raum waren — auf einem Sportplatz der Erde hatte ich jedoch noch nie­mals so viele Menschen beeinander gesehen. Ich war so sehr mit Schauen beschäftigt, daß ich erst nach einiger Zeit bemerkte, daß ich neben Acorc in einem Sessel saß auf einem Platz, um den mich ein König hätte beneiden kön­nen. Ich sah, daß die Leute auf den Galerien und Tribü­nen überall gleich bequem saßen. Acorc brach das Schwei­gen und fragte mich: „Wie finden Sie es?" „Es ist wunderbar!" Ich sah von allen Seiten Leute herein­strömen und bemerkte, daß neben uns noch acht Plätze frei waren, die wohl für den Sohn der Sonne reserviert waren. Ich fragte: „Kommt er wohl bald?" „Ja, er wird jeden Moment hier sein!" Ich schaute mir nun den Rasen näher an; zwei Dinge erregten meine Neugier: erstens der Rasen selbst und zweitens die Sportart, die hier vorgeführt werden sollte. Unser Fußballsport konnte es nicht sein, denn ich sah weder Tore noch Spielfeldlinien. Wie kam eigentlich ein solcher Rasen in ein Gebäude hinein? Ich fragte Acorc: „Welche Art Sport werden wir hier sehen?" „Sie werden es bald erfahren." Da er mir auf diese Frage keine Antwort gab, fragte ich: „Was für ein Gras ist dies, das innerhalb eines Gebäudes wachsen kann? Hier kommt doch keine Sonne herein; alles was wächst, braucht doch Sonnenschein." „Natürlich ist die Sonne für jedes Wachstum unerläßlich. Was Sie hier sehen, ist aber weder ein Rasen noch Gras; es ist künstliches Gras." „Wie das?" „Es ist wie ein Teppich hier aufgelegt und kann jederzeit entfernt werden." „Das erscheint mir unmöglich! Wo können denn hier die Sonnenstrahlen eindringen?" „Schauen Sie hier oben das Dach an; es ist beweglich und wird nur geschlossen, wenn es regnet." Dies verwunderte mich aber sehr; ich sah nämlich keine Säulen, die es in der Mitte gestützt hätten. An der Seite sah ich wohl Säulen, aber in der Mitte war ein freier Raum von etwa 120 x 130 m. Ich machte mir Gedanken darüber, wie ein solch enormes Dach bewegt werden könnte, es müßte doch über das ganze Stadion reichen. Ich wollte es genau wissen und fragte: „Wie wird es denn bewegt? Es muß doch ein ungeheures Gewicht haben!" Er lachte und antwortete: „Ihnen kommt dies schwierig vor, und doch ist es ganz einfach! Erstens ist das Gewicht des Daches sehr leicht, und zweitens geht die Bewegung folgender­maßen vor sich: Sie sehen, daß es in der Mitte höher ist als an den Seiten; dort ist es durch Bogen gestützt, die nach beiden Richtungen von einer Seite zur anderen gehen." „Ja, das hatte ich zuvor nicht bemerkt." „Es wird von vier Seiten aus gezogen. Durch diese Bogen führen Kabel, die man von hier aus nicht sehen kann. Sie sind an 4 Sonnenmotoren angeschlossen; auf jeder Seite befindet sich ein solcher Motor. Mit einem Handgriff wird auf jeder Seite das Dach vorgezogen, wenn es nötig ist." „Braucht man lange dazu?" „Nein, es kann im Nu auf- und zugezogen werden, ähn­lich einem Blatt Papier, das man auf- und zufaltet." „Jetzt verstehe ich es." Das Stadion hatte sich nun ganz gefüllt. Es ertönte ein Gong, den man überall hörte. Alle erhoben sich von ihrem Platz, auch Acorc und ich. Der Sohn der Sonne war ein­getreten, begleitet von seiner Familie, seinen beiden Ange­stellten und zwei weiteren Herren. Einen der letzteren erkannte ich: es war Tuec, den ich in Con kennengelernt hatte. Alles klatschte in die Hände; man hörte laute Bei­fallsrufe. Dann wurde es ganz still, bis die Neuankömm­linge sich gesetzt hatten. Alle anderen Leute nahmen ebenfalls ihre Plätze wieder ein. Acorc begrüßte die Neuangekommenen und unterhielt sich angeregt mit ihnen. Tuec begrüßte mich und erkundigte sich durch Acorc nach meinem Befinden. Ich antwortete ihm, es gehe mir sehr gut. Im 10. Stockwerk, wo wir saßen, gab es nur 10 Stühle, auf denen der Sohn der Sonne mit seiner Familie, seinen Angestellten und Begleitern, sowie Acorc und ich saßen. Die Kinder und einer der jungen Angestellten saßen in der zweiten Reihe hinter uns. Ich war froh, daß das kleine Monstrum hinter mir saß; so mußte ich wenigstens nicht immer ihren neugierigen Blicken begegnen. Acorc übersetzte mir eine Frage des Sonnensohnes: „Sie haben sicher Freude am Sport? Ich habe gehört, daß es auf der Erde vielerlei Sportarten gibt." „Ja, ich bin ein großer Freund des Sports und schaue mir auf der Erde viele Sportwettkämpfe an." „Ich hoffe, daß Ihnen unsere Wettkämpfe auch gefallen; verschiedene von ihnen werden sehr ähnlich sein wie jene auf der Erde." „Ja, mein Herr, ich werde sicher großen Spaß daran haben!" Nun erschienen zwei Gestalten auf dem Rasen (wenn ich ihn so nennen darf). Jeder der beiden hatte ein eimer­ähnliches Gefäß in der Hand. Alle Leute schauten die beiden gespannt an. Was diese wohl zeigen würden? Man konnte sehen, daß sie einen Strich von etwa 25 m Länge über die Mitte des Rasens zogen, dann noch einen zweiten parallel dazu in einer Entfernung von etwa 10 m; dann machten sie in entgegengesetzter Richtung weitere 20 Striche, die die beiden ersten verbanden. Sie verließen nun den Platz, der aussah wie ein Zebra. Herein kamen jetzt 20 junge Männer; sie machten eine olympische Kehrtwendung und standen sich in der Mitte des Platzes in zwei Parteien gegenüber. Die eine Partei trug weiße Stiefel bis zum Knie, die andere schwarze. Sie waren ähnlich verschnürt wie Fußballschuhe. Sie trugen Hemden ohne Kragen, die durch Träger über der Schul­ter gehalten wurden und auf dem Rücken durch ein Quer­band verbunden waren. Ich lachte innerlich, als ich an das Schauspiel dachte, das die 20 jungen Leute vorführen sollten. Fußball wie bei uns oder etwas Ähnliches konnte es nicht sein, denn die Linien auf dem Rasen waren ganz anders gezogen. Es war mir allmählich recht peinlich, Acorc immer fragen zu müssen, daher beschloß ich abzuwarten, was geschehen würde. Vorerst geschah aber gar nichts, und Acorc er­klärte mir ungefragt, daß es sich um eine Art Faustkampf handle (ich benutze diesen Ausdruck, weil mir kein bes­serer einfällt). Je 10 junge Leute standen sich nun gegenüber; auch zwei ältere Männer waren noch aufs Spielfeld gekommen, die ihnen Zeichen, oder besser gesagt, Anweisungen gaben. Je­weils zwei näherten sich einander über die Mitte der bei­den inneren Linien. Die beiden größeren Mittellinien schie­nen die Grenze der beiden Gruppen zu sein. Sie stemmten sich gegeneinander und versuchten, die gegnerische Linie zu überschreiten. "Wenn einer der beiden es fertiggebracht hatte, seinem Gegner über die Linie zu drängen, schien für diesen der Kampf beendet zu sein, denn er durfte einem bedrängten Kameraden nicht zu Hilfe kommen. Die Gruppe, die am Schluß die meisten Gegner über die Linie gedrängt hatte, wurde Sieger. Bei diesem Wettkampf gab es wohl eine ganze Reihe von Spielregeln; da Acorc mir diese aber nicht erklärt hatte, verstand ich nicht viel da­von. Ich konnte jedoch gut erkennen, daß die weiße Gruppe gesiegt hatte. Denn diese hatte sechs Gegner über die Linie gebracht, die andere jedoch nur vier. Der Kampf war zu Ende; die siegreiche Partei stellte sich in einem Halbkreis mitten auf dem Sportfeld auf, wäh­rend die Besiegten zurückblieben. Das Publikum jubelte den Siegern zu; diese lachten, die anderen sahen jedoch aus wie eine Fußballmannschaft, die soeben den Weltpokal verloren hatte. Ich dachte über den großen Applaus nach und auch über die Bedeutsamkeit, die sie einem solchen Wettkampf — nach den Ovationen zu urteilen — zumaßen, als der Sohn der Sonne sich erhob und mit einem Mal alles schwieg. Uber eine Rolltreppe in meiner Nähe, die meiner Auf­merksamkeit entgangen war, begab er sich hinunter auf den Rasen. Als er unten war, brach ein tobender Jubel aus, und auch ich applaudierte, ohne es eigentlich zu wol­len. Er bedankte sich dafür bei allen mit eleganten Bewe­gungen; nun wurde es wieder still. Er ging auf die sieg­reiche Partei zu; ein zweiter Herr, der aus der entgegen­gesetzten Richtung kam, gesellte sich dazu. Dieser hatte eine Schachtel in der Hand, die er vor dem Sohn der Sonne öffnete. Er zog eine Medaille heraus; einer aus der Siegergruppe trat hervor und bekam die Medaille unter dem frenetischen Beifall der Menge. Danach erhielten die anderen Sieger alle eine etwas kleinere Medaille. Darauf ging er, gefolgt von der Sieger- und Verlierer-Partei, wie­der hinaus. Der Sohn der Sonne kam über die Rolltreppe wieder nach oben und unterhielt sich mit Acorc. Ich ver­stand natürlich nichts und dachte bei mir: Die machen ja allerlei Zeremonien um einen solchen Wettkampf. Kennen sie denn keinen besseren Sport als diesen? Ein Stierkampf auf der Erde könnte allenfalls damit verglichen werden. Etwas wunderte mich noch. Einer der Wettkämpfer hatte die große Medaille erhalten und bei der Verteilung der kleineren noch einmal eine; warum hatte man ihm wohl zwei gegeben? Vielleicht war er der Spielführer der Sie­ger? Ich fragte Acorc, aber er antwortete: „Nein, das war er nicht; die große Medaille erhielt er für einen Einzel­kampf, die zweite für den Mannschaftskampf." „Was versteht man unter einem Einzelkampf?" „Einzelsieger ist der, der seinen Gegner als erster über die Linie bringt." „Wie wäre es gewesen, wenn einer der verlierenden Partei den Einzelkampf gewonnen hätte?" „Es gibt schwarze Medaillen für den Einzel- und weiße für den Gruppenkampf." „Und wenn dieser 5 : 5 ausgegangen wäre?" „Dann hätte die Gruppe gesiegt, zu welcher der Einzel­sieger gehörte." „Aber wenn zum Beispiel ein Riesenkerl auf einen ganz Kleinen stößt, dann würde doch mit 99 Prozent der Große gewinnen!" „Das kommt nicht vor; es gibt in jeder Partei verschie­dene Größen, aber diejenigen, die miteinander kämpfen, haben so ziemlich die gleiche Größe und das gleiche Ge­wicht." Da ich noch niemand habe weggehen sehen, fragte ich: „Gibt es noch andere Wettkämpfe?" „Ja, aber völlig verschieden von dem, was Sie gerade sahen; der nächste ist dem Fußballspiel auf der Erde ähn­lich." „Wollen Sie damit sagen, daß man hier das Fußballspiel kennt und praktiziert wie bei uns auf der Erde?" „Nein, bei uns wird es anders gespielt, aber viele von uns haben sich schon Fußballspiele auf der Erde angesehen." „Acartianer waren schon bei Fußballspielen auf der Erde?" „Ich habe nicht gesagt, daß sie selbst schon in den Stadien gewesen sind; sie haben es nur mit Hilfe des Fernsehens und ähnlicher Apparate, die wir besitzen, verfolgt."*) „All dies ist ja unglaublich!" Inzwischen waren verschiedene Männer auf den Rasen­platz gekommen, die einige U-förmige Gegenstände tru- 188 gen; es hätten Tore sein können, aber es gab 5 davon, und beim Fußball braucht man ja nur zwei. Zwei davon waren so groß wie Fußballtore, die drei anderen waren kleiner. Ich dachte: An den Toren kann es nicht liegen, wenn sie kein Tor schießen! Ich sah, wo man sie aufstellte: Die beiden größeren wurden in etwa 100 m Abstand vonein­ander aufgestellt, die drei kleineren standen in der Mitte dieser Distanz. Was nun folgte, kann ich kaum beschreiben, aber mit Acorcs Hilfe geht es hoffentlich! Die Torstangen hatten kein Fundament; ich war daher besorgt, ob sie feststehen bleiben würden, wenn ein Tor fiel. Eine andere Sache war nicht weniger verblüffend: Die auf dem Spielfeld verstreuten Spieler schienen von Zeit zu Zeit einen Teil des Bodens hochzuheben und ihn gleich darauf wieder hinzulegen. Schließlich gingen sie wieder weg, ohne daß sie den Platz irgendwie mit Linien versehen hätten, nur die Tore ließen sie an ihrem Platz stehen. Ich sah auch niemand mit einem Eimer voller Farbe wie beim vorhergehenden Wettkampf. Daher fragte ich Acorc: „Warum wurden keine Linien gezogen, und wie können diese Tore feststehen ohne Stützen?" „Die Tore haben am Ende der Torstangen Schrauben, die sich am Boden in Schraubenmuttern einfügen; von hier aus können Sie das nicht sehen, wie man es macht: um das zu bewerkstelligen, wird ein Schlüssel in eine Öffnung der Torstange gesteckt. Was die Linien betrifft, so han­delt es sich ja hier um einen künstlichen Rasen; sie legen einfach ein Band außen herum, das auf seiner Rückseite eine andere Farbe hat; auf diese Weise wird der Platz abgesteckt." „Aber ist denn das Band nicht schlaff an der Stelle, wo es umgedreht wird?" *) Vgl. Schlußsatz S. 193 „Nein, es ist ein sehr festes Band; wenn Sie unten auf dem Platz wären und es aus der Nähe sehen könnten, könnten Sie mit den Händen fühlen, daß an den Dreh­stellen feste Teile eingefügt sind." „Warum wird bei diesem Spiel keine Farbe benutzt?" „Nun, es gibt vielerlei Sportarten; man kann nicht für alle dasselbe System benutzen. Dieses Band wird nur für die Hauptsportarten verwendet." „Dieses Spiel ist wohl eines der beliebtesten auf Acart?" „Ja, das ist es." „Wie viele Spieler spielen dabei mit?" „Dreizehn auf jeder Seite; es können aber audi mehr oder weniger Spieler auf jeder Seite sein - wie man will." Nach dieser Antwort wandte sich Acorc an den Sohn der Sonne und sprach erst wieder nach Ende des Spiels mit mir (es dauerte ungefähr eine Erdenstunde lang). Während die beiden miteinander sprachen, sah ich dem Geschehen da unten zu. Gemäß den Erklärungen Acorcs und nach dem, was ich sah, möchte ich nun erklären, wie dieser Sport vor sich geht. Die Größe der Tore habe ich ja schon erklärt, die mitt­leren waren etwa 3 bis 4 m breit und 2 m hoch. Sie waren im Abstand von 30 m von den großen Toren aufgestellt, untereinander waren sie etwa 20 m entfernt. Die 26 Spieler liefen nun aufs Spielfeld, 13 in weißem und 13 in schwarzem Dreß. Von unserem Platz aus konnte man das Spielfeld gut übersehen, da wir genau über der Mitte saßen. Die Aufstellung der Spieler war wie folgt: 5 weiße und 4 schwarze standen zwischen dem großen Tor und dem ersten kleineren unserer Linken, neben dem und dem mittleren kleinen Tor je 2 weiße und 2 schwarze auf beiden Seiten, und zu unserer Rechten zwischen dem gro­ßen und dem kleinen Tor 4 weiße und 5 schwarze Spieler. Außer den 26 Spielern gab es noch vier Schiedsrichter. Von diesen stellten sich je zwei auf jeder Seite auf. Einer der Schiedsrichter hatte einen Ball in den Händen, der sich in nichts von unseren Fußbällen unterschied. Eine Auf­zeichnung des Spielfeldes können Sie auf einer der letzten Seiten sehen. Nun will ich beschreiben, was ich sehen konnte. Einer der Spieler ging zum mittleren kleinen Tor und schoß den Ball auf den oberen Rand dieses Tores. Darauf­hin ging er seitlich weg zu einem Spieler seiner Partei. Auf der anderen Seite des mittleren Tores stand auch je ein Spieler rechts und links der Mittellinie, die durchs mittlere Tor ging. Außer den beiden Spielern, die in den großen Toren standen, war keiner der Spieler innerhalb der kleinen Tore. Einer der Schiedsrichter hob nun die Hand; daraufhin sprang der Ball auf dem oberen Balken etwa 3 m hoch und berührte — ich weiß nicht, ob absicht­lich oder unabsichtlich — beim Herunterfallen wieder den oberen Balken und sprang dann nach rechts; sobald er den Boden berührt hatte, gab es einen erbitterten Kampf der Spieler um den Besitz des Balles. Der Kampf war auf seinem Höhepunkt, als der Ball zuerst das kleine und dann das große Tor passierte. Dies brachten die Weißen zustande, ohne daß die Schwarzen auch nur einmal den Ball berührt hatten. Der Torwart im großen Tor war die ganze Zeit über in seinem Tor geblieben, während in den kleinen Toren einmal dieser, einma' jener Spieler stand. Diese versuchten immer wieder, in den Besitz des Balles zu kommen und ihn an einen anderen Spieler ihrer Partei abzugeben, da­mit der Ball in die Nähe des großen Tores kam. Ich war sehr verblüfft über diese Spielregeln, ich erwartete nun, daß der Ball wieder für einen neuen Anstoß bereitgelegt würde, und zwar dort, von wo aus der erste Anstoß er­folgt war. Das Tor, das die weiße Partei geschossen hatte, schien nicht bewertet worden zu sein. Ein Spieler, der in den Ballbesitz kam, machte ein Dribbling zur gegnerischen Seite; auf diese Art ging der Ball von Mann zu Mann. Als der Ball die drei kleinen Tore passiert hatte, befand er sich vor dem großen Tor der weißen Partei, aber keiner versuchte, die erste Attacke vor dem großen Tor zu wie­derholen. So wurde der Ball hin- und hergespielt; er war einmal vor dem weißen, einmal vor dem schwarzen Tor; ich konnte nichts von der Erbitterung bemerken, mit der bei uns die Tore geschossen werden. Schließlich hob einer der Schiedsrichter die Hand, um das Ende des Spieles anzu­zeigen. (Zwei der Schiedsrichter waren während des Spie­les immer mitgelaufen, um in der Nähe des Balles zu sein, während die beiden anderen auf jeder Seite des Platzes mit einem Zettel in der Hand dasaßen.) Das Publikum erhob sich wieder und applaudierte. Ich wußte nicht, welche Partei gewonnen hatte, denn alle schienen gleichermaßen zufrieden zu sein. Vielleicht war es unentschieden ausgegangen. Der Sohn der Sonne begab sich wieder auf den Spiel­platz, und es begann dieselbe Zeremonie wie zuvor. Ich fragte Acorc, wer gewonnen hatte; er antwortete: „Die Schwarzen." „Wie werden denn die Punkte gemacht und gezählt?" „Ein Punkt besteht aus 5 Fünfteln; jedesmal wenn die eine oder andere Partei ein kleines Tor überspielt, gibt es Vs Punkt, das Uberspielen eines großen Tores wird mit 2/s bewertet, und wenn durch Zufall eine Mannschaft zweimal hintereinander ein großes Tor überspielt hat, gilt jede dieser Überspielungen 2V2 Fünftel." „Wenn dies aber dreimal hintereinander vorkommt?" „Das passiert nie; nach dem zweiten Überspielen wird der Ball wieder für einen neuen Anstoß bereitgelegt." „Wie groß war der Punktunterschied der beiden Par­teien — wie viele Punkte haben sie eigentlich gemacht'" „Es war nur ein kleiner Unterschied; die Sieger in diesem sportlichen Kampfspiel erreichten 104/s Punkte, die Ver­lierer lOVs Punkte." Ohne das Spiel zu verstehen, hatte ich bemerkt, daß die Angriffe wechselseitig vor sich gegangen waren. „Welche Funktion haben eigentlich die Schiedsrichter?" „Die beiden, die beim Spiel mitlaufen, sind die eigent­lichen Schiedsrichter, die beiden anderen notieren die Punkte." „Meinen Sie nicht auch, daß man eigentlich gar keine Schiedsrichter braucht, da ja nach Ihren Gesetzen niemand einem anderen etwas wegnimmt, und was gilt beim Sport schon ein Fünftel-Punkt?" „Ihre Funktion ist nicht, einen Raub zu verhindern, son­dern die beiden Parteien zu lenken und zu koordinieren, denn wenn die Spieler mitten im Kampf sind, bemerken sie vielleicht nicht, daß der Ball eine Teilungs- oder Seitenlinie überschritten hat, oder wenn vielleicht sonst ein Fehler vorkommt." „Ja, das verstehe ich!" Acorc erklärte mir noch mehrere Einzelheiten dieser Sportart, wie z. B. Fehler an den Seiten- und Innen­linien usw. Ich möchte hier aber nicht weiter in Einzelhei­ten gehen, denn bei den unzähligen Sportarten, die es auf der Erde gibt, hat sicher niemand ein Interesse, dieses Spiel zu erlernen. Nachdem der Sohn der Sonne die Zeremonien beendet hatte (ich glaube, er hatte ungefähr 10 kg Medaillen verteilt!), kehrte er wieder an seinen Platz zurück. Wie müssen die großartige Organisation und die Leistungen auf der Olympiade in München 1972 — aber auch Haß und Terror — auf diese friedvollen Völker gewirkt haben! Für Zustände (S. 158) wie auf der Erde fanden sie die Lösung. D. H. 25. Abschied Die Spiele waren nun zu Ende und die Leute gingen nach und nach weg. Wir waren schon aufgestanden, als der Sohn der Sonne wieder nach oben kam. Er sprach noch kurz mit Acorc und Tuec. Die drei gingen vor uns her zur Terrasse; ab und zu drehten sie sich um und blieben stehen. Der Sohn der Sonne trat auf mich zu, legte mir die Hände auf die Schultern und sprach ein paar Worte, die mir Acorc wie folgt übersetzte: „Ich wünsche Ihnen eine glückliche Rückkehr zur Erde!" Ich war zu verwirrt, um etwas zu sagen — ich konnte kaum lächeln. Ich dachte, ich müsse mich jetzt gebührend verabschieden, aber zu meiner Überraschung führte mich Acorc zu seinem Raum­schiff, und wir stiegen ohne weitere Abschiedszeremonien ein. Bald waren wir hoch über den Gebäuden. Ich lehnte mich in meinem Sitz zurück und gähnte so sehr, daß Acorc über mich lachte. „Wohin fliegen wir jetzt?" fragte ich. „Zuerst zu mir nach Hause und dann nach Con, von wo wir abfliegen werden." „Den Herrn, der vorhin mit uns zusammen war, werde ich wohl nicht mehr sehen?" „Doch, er wird uns dort erwarten." Wir flogen nach Acorcs Wohnung und wurden dort von seiner Frau und seinem Sohn empfangen. Acorc sagte ihnen, ich sei sehr müde und alle drei zogen sich zurück. Ich dachte, auch hier scheint nicht viel los zu sein mit dem Abschiednehmen und den Vorbereitungen zum Ab­flug! Aber kurz darauf kamen sie wieder ins Zimmer. Acorc hatte einen kleinen Koffer in der Hand, der sicher unsere Sachen enthielt, und sagte ohne viel Zeremonien: „Gehen wir!" Ganz benommen von dem kühlen Abschied neigte ich nur den Kopf und folgte ihm. Ich dachte über diese einfache Art des Abschiednehmens nach — es handelte sich doch immerhin um eine inter­planetarische Reise! Bei uns auf der Erde verabschieden sich die Leute umständlich, wenn sie nur von einer Stadt zur anderen reisen. Auf Acart schien man ganz sicher zu sein, daß man wieder zurückkommt; bei ihrer prak­tischen Fortbewegungsmöglichkeit gab es da wohl keiner­lei Zweifel. Unter diesen Gedanken beugte ich mich vor, um die Stadt nochmals anzusehen, die wir überflogen. Acorc unterbrach meine nachdenklichen Überlegungen als er fragte: „Sind Sie nun zufrieden?" „Und ob ich das bin! Werden wir nach unserer Ankunft in Con gleich abfliegen oder dort noch übernachten?" Er lachte über meine Frage und antwortete: „Wir fliegen sofort ab; das Schiff und seine Besatzung sind bereit. Wegen des Schlafes brauchen Sie sich keinerlei Sorgen zu machen, dazu haben Sie während der Reise genügend Zeit." Besorgt fragte ich: „Werde ich die Rückreise auch in be­wußtlosem Zustand machen, wie die Reise hierher?" „Nein, das wird dieses Mal nicht notwendig sein!" Ich war über diese Antwort sehr erleichtert. Und obgleich ich auf Acart soviel gesehen hatte, war ich doch sehr neu­gierig, die Planeten im Raum und überhaupt den ganzen Weltraum zu sehen. Acorc fuhr fort: „Als wir mit Ihnen hierher flogen, hatte man mit Ihnen, als Sie ohne Bewußtsein waren, verschie­dene Tests in bezug auf Ihre Widerstandsfähigkeit ge­ macht. Ihr Organismus hat auf alle gut reagiert; deshalb können Sie verschiedene Strecken der Reise bei vollem Bewußtsein machen, ohne Schaden zu nehmen." „Werden Sie mir ein Schlafmittel geben, damit ich gut schlafen kann?" „Ja, zu gewissen Zeiten wird man Ihnen ein Schlafmittel verabreichen." „Können Sie mir dies nicht näher erklären?" „Eine Erklärung nutzt hier nicht viel, Sie könnten sie wohl kaum verstehen." „Werde ich auf diesen gewissen Teilstrecken bewußtlos sein?" „Ja, denn es sind Strecken, die einen großen Streß ver­ursachen." „Und davon werde ich nichts spüren?" „Nein, und zwar aus zwei Gründen: Wenn Sie ohne Be­wußtsein sind, können die Ärzte Ihren Zustand besser kontrollieren. Wenn Sie nämlich zu diesen Zeitpunkten wach wären, bekämen Sie sicher einen Schock und würden dadurch die ärztliche Kontrolle erschweren und zweitens Ihren eigenen Zustand gefährden." „Hat die Besatzung nicht darunter zu leiden?" „Sie spürt diesen Streß natürlich auch, aber er macht ihr nichts aus, da wir alle ein Spezialtraining für solche Mis­sionen hinter uns haben." „Heißt das, daß man eine derartige Reise nicht ohne ein solches Training überstehen kann?" „Nein, so ist das nicht; jeder, der gesund ist, kann diese Reise überstehen, nur geht es ihm dabei in bewußtlosem Zustand sehr viel besser." „Wie viele dieser Streß-Etappen gibt es, und zu welchem Zeitpunkt durchfliegt man sie?" „Es sind drei Etappen: Die erste beginnt, wenn wir das Magnetfeld von Acart verlassen, die zweite liegt unge­fähr in der Mitte der Reise, d. h. wenn man sich im sogenannten neutralen Raum befindet, und die dritte, wenn man die magnetischen Barrieren der Erde über­winden muß. Genauso ist es, wenn man in umgekehrter Richtung fliegt, mit Ausnahme des neutralen Raumes." „Also deshalb!" „Sehen Sie, wir fliegen jetzt Con an!" Ich wollte nochmals alle meine Eindrücke überdenken, war aber dazu nicht fähig; die Gebäude sahen überall gleich aus. Acorc landete den Apparat auf einer ebenen Stelle am Boden — wahrscheinlich auf einem Flughafen. Er war noch eine Rechtskurve geflogen und setzte in der Nähe verschiedener großer Flugschiffe auf. 26. Rückreise Kaum waren wir ausgestiegen, als uns verschiedene Per­sonen entgegenkamen, unter ihnen auch Tuec. Während sie sich unterhielten, schaute ich mich rasch um; ich konnte aber nichts Bekanntes entdecken, obwohl ich hier doch angekommen war. Ich erinnerte mich dunkel an eine ebene Fläche zwischen hohen Gebäuden, nun aber sah ich, daß nur auf einer Seite Gebäude standen, ebenso an den beiden äußeren Enden. Ich hatte aber eine Erklärung da­für: Als ich damals ankam, fühlte ich mich so schlecht, daß ich die Einzelheiten gar nicht aufnehmen konnte; wir waren an einer Seite des Flugplatzes ausgestiegen und hatten uns zu Fuß an den Ort begeben, von dem ich am Anfang meiner Erzählung gesprochen hatte. Ich möchte aber doch noch etwas über diesen Flugplatz sagen: Ich glaube, daß es hier in früheren Zeiten eine Art Prunk gegeben hatte, denn die eine Hälfte der Piste lag auf der Höhe der untersten Stockwerke der letzten Reihe der Gebäude, die andere Hälfte lag auf gleicher Höhe wie die Gebäude selbst, die alle sehr hoch waren. Man konnte hier also von einer unteren und einer oberen Stadt sprechen; zwischen diesen beiden Stadtteilen lag der Flugplatz, etwa 2 km lang und 100 m breit. Nachdem Acorc mit jenen Männern ziemlich lange gesprochen hatte, sah ich, daß für mich die Stunde des Abschieds gekom­men war. Wir begaben uns alle zu einem in der Nähe liegenden Sonnenschiff. Acorc verabschiedete sich von Tuec und zwei der anderen Herren. Tuec kam zu mir und legte mir beide Hände auf die Schultern und schüt­telte mich ein bißchen. Sprechen konnten wir nicht mitein­ander, da Acorc im Augenblick nicht in der Nähe war. Nach ein paar Augenblicken kam dieser wieder, ruhig und froh, wie wenn er einen kleinen Ausflug zum Fischfang vor sich hätte, nahm mich am Arm und führte mich zum Eingang des Schiffes. Ein Mann öffnete die Tür und schaute uns nach, als wir eintraten. Ich war erstaunt, als wir sofort jene Zwischenstufen hin­aufstiegen und von dort in den halbovalen größeren Raum gingen, an den ich mich noch erinnerte. Ich erinnerte mich auch noch daran, daß ich bei der Landung hier verschie­dene offene Türen gesehen hatte, die sich zu einem Gang öffneten. Es war ja das gleiche Schiff, mit dem ich nun wieder zur Erde zurückkehrte. Acorc stellte den Koffer in einem kleinen Raum neben dem großen Zimmer ab. Wir setzten uns auf ein Bänk­chen, das in die Wand eingelassen war. Ich fragte: „Flie­gen wir sofort ab?" „Nein, es dauert noch eine Weile." Ein Mann, der nicht sehr liebenswürdig aussah, kam auf uns zu, übergab Acorc etwas und ging wieder weg. Acorc folgte ihm nach. Nach kurzer Zeit kam er wieder zurück mit einem Glas Wasser, das er mir zusammen mit einer Pille gab, die aussah wie eine Olive. Er sagte: „Nehmen Sie dies." Ich fragte erschrocken: „Was ist das — warum muß ich das einnehmen?" „Das ist die Nahrung für die Dauer der Reise." Ich dachte, dies sei ein Witz; wie könnte eine solche Pille mich satt machen? Er bemerkte mein Zögern und sagte: „Sie können das ruhig nehmen; wir alle ernähren uns auf einer solchen Reise auf diese Weise." „Was für ein Nahrungsmittel ist das?" „Es ist ein Konzentrat; alles, was der Mensch für einen Tag (23 Std.) braucht, ist darin enthalten. Außerdem hat es den Vorteil, daß der Magen nicht davon belastet wird." „Wenn das so ist, dann ist dies ein Wunder." Ich schluckte die Pille mit etwas Wasser; ich hoffte, daß es mir beim Schlucken keine Beschwerden verursachen würde, aber es rutschte leichter hinunter als ein Schluck Wasser allein. Wir sprachen noch eine Weile über dieses Ernährungs­system. Dann erkundigte ich mich: „Geht es direkt zur Erde, wenn wir hier abfliegen oder besuchen wir unter­wegs noch einen anderen Planeten?" „Wir machen noch eine kleine Zwischenlandung in der Nähe von Acart." „Wie weit ist dies von hier weg?" „Kommen Sie mit, ich will es Ihnen zeigen." Wir gingen durch einen Gang und betraten ein Zimmer, in dem sich schon verschiedene Personen befanden, die emsig arbeiteten. Acorc ging auf einen dieser Männer zu und sprach mit ihm. Er führte mich zu einer Art Balkon mit mehreren Stühlen. An den Wänden befanden sich viele Schaltkästen und eine Unmenge anderer Apparate. Acorc setzte sich und gab mir ein Zeichen, näherzutreten; ich setzte mich neben ihn. Er ließ mich durch ein Fernglas sehen und sagte: „Sehen Sie, dort werden wir zwischen­landen." Ich rief aus: „Ist das der Mond von Acart?" Er antwor­tete lachend: „Acart hat keinen Mond wie die Erde." „Dann ist es wohl ein anderer Planet?" „Nein, das ist es auch nicht; sehen Sie nicht, daß es recht­eckig oder beinahe oval ist?" „Das sehe ich schon, aber was ist es dann?" „Das ist eine Plattform, die wir selbst gebaut haben." „Dieses Ding haben die Acartianer konstruiert?" „Ja, und nicht nur dieses eine; es gibt noch mehrere ähn­liche." „Wozu dienen sie?" „Zu den verschiedensten Zwecken." „Sind diese Plattformen bewohnt?" „Ja, es sind immer Hunderte von Leuten dort, außerdem verschiedene Sonnenschiffe und auch andere Apparate." „Kann man sie bei Tag von Acart aus sehen?" „Nein, ohne Fernglas sieht man sie tagsüber nicht; bei Nacht leuchten sie wie ein kleiner Stern." Trotzdem ich schon vieles gehört hatte, auch über den Weltraum, Planeten usw., konnte ich mir nicht vorstellen, wie man so etwas im Weltraum konstruieren konnte, es glich mehr einem Mond als einer künstlichen Plattform. Ich konnte aber nicht weiterfragen, denn Acorc schien keine Zeit zu haben. Wir gingen wieder in den halbovalen Raum zurück, und ich wußte plötzlich, daß dies das Zimmer war, in dem ich auf dem Herflug aufgewacht war. Aber das Bett, auf dem ich lag, fehlte; es war an einer Seite der Wand aufgestellt gewesen, und jetzt war dieser Platz leer. Um meinen Zweifel zu beseitigen, fragte ich: „Ist das nicht der Raum, in dem ich schlief und aufwachte, als ich hierherkam?" „Warum fragen Sie?" Er schaute mich erstaunt an und sagte: „Natürlich! Warum fragen Sie?" „Ich sehe das Bett nicht, auf dem ich damals lag." „Das ist immer noch vorhanden, es ist nur in die Wand eingelassen," Er führte mich an die Rundung der Wand und ließ das Bett aus der Wand herausgleiten; es schien also gar nichts Geheimnisvolles zu sein. Er zeigte mir noch weitere 5 Liegen; 3 waren unten angebracht, die anderen 3 darüber. Dies gefiel mir gut, und ich fragte: „Ist das denn ein Schlaf räum?" „Genau; wir haben hier noch mehrere solche!" Ich schaute ihn verständnislos an. Er schob mich ein wenig zum inneren Gang hin und berührte dort auch die Wand. Ich dachte zuerst, es kämen wieder Betten aus der Wand hervor, aber diesmal kamen sie von der Decke herab, und zwar 12 an der Zahl, immer zwei übereinander. Auf diese Weise wurde dieser Raum im Nu in einen Schlaf­saal mit 18 Betten verwandelt, 6 an der Wand und 12 in der Höhe. Nachdem er dies mit zufriedener Miene gezeigt hatte, ließ er alle, mit Ausnahme eines Bettes, wieder verschwin­den. Danach ließ er noch Tische, Waschbecken usw. er­scheinen, und zum Schluß sah ich, daß auch die Bänke in die Wand zurückgezogen werden konnten. Es war nun alles wieder verstaut mit Ausnahme eines Bettes und einer Bank. Acorc ging fort, und ich setzte mich auf diese Bank. Ich staunte, wie dieses Volk sich zu helfen wußte und den Raum, der bei ihnen so knapp war, in jeder Weise ausnutzte, während wir auf der Erde dicht gedrängt zu­sammenleben, obwohl wir Platz genug haben und nur nicht wissen, wie wir ihn richtig ausnützen können. Ich fühlte mich nun gar nicht mehr so müde, obwohl ich lange Zeit nicht geschlafen hatte. Acorc kam wieder zurück mit dem Mann, der so un­freundlich aussah, und führte ein kurzes Gespräch mit ihm. Als dieser wieder weggegangen war, meinte Acorc: „Sie werden wohl sehr müde sein!" „Nicht übermäßig; wenn ich mich jedoch jetzt hinlege, werde ich sicher gleich einschlafen." „Legen Sie sich jetzt nur hin!" „Wird denn das Schiff gleich abfliegen?" „Ja, und eben deshalb sollen Sie jetzt schlafen." „Und wenn ich nicht einschlafen kann?" „Machen Sie sich keine Sorgen, Sie schlafen bestimmt gleich ein." „Braucht die Besatzung keine Spezialkleidung für eine solche Reise?" „Nein, das Schiff selbst schützt uns gegen die Einflüsse des Weltraumes. Für Spezialfälle haben wir jedoch auch eine besondere Kleidung (diese Spezialfälle erklärte er mir leider nicht). Ich ging zu meinem Bett. Bevor Acorc den Raum verließ, bat ich ihn: „Könnten Sie mich nicht vielleicht aufwek-ken, wenn das Schiff zur Landung auf der Plattform ansetzt? Ich würde dies gern miterleben!" „Doch, doch!" erwiderte er lächelnd und ging weg. Erst viel später sollte ich erfahren, warum er lachte! Von diesem Augenblick an bis zur Ankunft auf der Erde konn­ten sie mich einschlafen und aufwachen lassen, wie sie wollten! Als ich auf dem Bett lag, sah ich unwillkürlich auf einen leuchtenden Fleck an der Wand und schlief gleich darauf ein. Als ich aufwachte, hörte ich verschiedene Leute sprechen; ich hatte noch nicht einmal die Augen geöffnet. Ich brauchte eine ganze Weile, bis ich mich erinnerte, wo ich war. Ich setzte mich im Bett auf und bemerkte nun mehrere Leute, darunter auch Acorc. Als er sah, daß ich erwacht war, sagte er: „Wir kommen schon an; ich habe Sie deshalb geweckt." „Wo kommen wir an? Auf der Erde?" „Nein", lachte er, „auf der Plattform." Ich ärgerte mich und dachte: Wie hat er mich geweckt? Ich habe doch nicht gespürt, daß mich jemand geschüttelt hat. Ich hatte nicht die geringste Ahnung, wie lange ich geschlafen hatte. Vor lauter Neugier, die Plattform zu sehen, erkundigte ich mich jedoch nicht danach. Ich war nun hellwach und fragte: „Darf ich sie sehen?" „Ja, kommen Sie mit!" Ich ging hinter ihm her und dachte, wir gingen zu dem Raum mit den Apparaten, den ich zuvor mit ihm besucht hatte. Als wir die Hälfte des Ganges durchquert hatten, öffnete er jedoch eine Tür, die sich als Tür eines Aufzugs entpuppte. Wir fuhren zu einem anderen Stockwerk hin­auf. Oben angekommen, ging Acorc zu zwei Leuten, die an einem kleinen Tischchen saßen, von denen es viele in diesem Schiff gab. Er sprach mit ihnen, worauf uns die beiden ihre Plätze überließen. Ich sprach vor mich hin: Was will er mir denn von hier aus zeigen? Ohne Erfahrung über die Raumschiffahrt hoffte ich u. a., wir könnten hier mitten im Weltraum ohne jede Spezialklei-dung aussteigen. Als wir vor dem Tischchen saßen, ließ mich Acorc durch einen Apparat schauen, der vor mir stand. Als ich hinein­sah, wurde ich starr vor Staunen! Ich hatte erwartet, daß es hier ganz dunkel sei, denn ich hatte schon früher gehört, daß im Weltraum tiefste Nacht herrsche. Alles war hier jedoch in Helligkeit getaucht. Auch hatte ich mir diese Plattform viel kleiner vorgestellt. Ich konnte wegen die­ser Lichtfülle gar nicht bis an ihr Ende schauen. Die ganze Anlage bestand aus einem strahlenden, offenbar sehr fei­nen Material. Da man ja im Weltraum nicht von „oben" und „unten" sprechen kann, spreche ich von der Stelle, wo wir gelandet waren. Was ich sah, könnte man eine Stadt nennen; es gab zwar keine Häuser, nur eine Menge solcher Iglus, die man aus Schnee macht; sie sahen aus wie hutförmige Schalen. Außerdem lagen hier noch viele, viele Schiffe, sowie andere Gegenstände, die ich noch nie gesehen hatte und deren Zweck ich nicht erraten konnte. Viele Leute gingen hin und her, als ob sie sich auf festem Boden befänden. Alle trugen Spezialanzüge, die ich nicht näher erklären kann, denn Acorc hatte im Augenblick keine Zeit für mich. (Ich konnte nach allen Richtungen schauen, denn Acorc veränderte durch Knopfdruck immer wieder die Richtung des Fernrohrs.) Im gegebenen Moment sagte er: „Sehen Sie, dort liegt Acart." „Jene Kugel dort? Das ist ja phantastisch — ich hätte nie gedacht, daß man von hier aus so leicht dorthin schauen könnte!" So gern ich es möchte, es wird mir nie gelingen, meinen Eindruck wiederzugeben; ich will jedoch mein möglichstes versuchen! Der Globus, den ich sah (ich weiß nicht, ob er durch das Fernrohr vergrößert oder verkleinert wurde), schien einen Durchmesser von 20 bis 25 m zu haben; da sich die Platt­form zwischen Acart und Sonne befand, sah man die ganze uns zugekehrte Seite. Auf Acart war heller Tag, mit Ausnahme einer kleinen dunklen Zone an den beiden Polen. Ich kann ja Farben nicht gut unterscheiden, mit Sicher­heit sah ich jedoch, daß die Oberfläche von Acart nicht blau war, nicht einmal dort, wo ich deutlich ein Meer zwischen zwei Kontinenten sehen konnte. Ich bemerkte ungefähr dreierlei Farben: Die ersten beiden waren die der Sonne und des Wassers, die dritte lag rund um den Globus wie eine Art Gürtel, und in dem Gebiet, das zwischen diesem Gürtel und der Plattform lag, herrschte die Dämmerung des Weltalls. Als wir alles betrachtet hatten, fuhren wir wieder in den Schlafsaal hinunter. Acorc sagte: „Sie können jetzt Ihren unterbrochenen Schlaf fortsetzen, denn wir werden in Kürze abfliegen." „Wie lange habe ich denn geschlafen?" „Nur kurze Zeit; wir sind hier noch ganz in der Nähe von Acart." „Wie weit ist diese Entfernung?" „Etwa 50 000 km." „50 000 km sagten Sie, und das nennen Sie nah?" Ich hätte eigentlich wissen sollen, daß dies im Weltraum eine ganz unbedeutende Distanz war; er hatte mir ja auch gesagt, daß diese Schiffe bis zu 500 km in der Sekun­de (Erdenzeit) zurücklegen können. Selbst wenn unser Schiff nicht mit dieser Geschwindigkeit bis hierher ge­flogen war, so könnte man doch im Nu hierherkommen. Ich brach die Fragerei ab, legte mich hin und schlief — wie zuvor — im Augenblick ein. Als ich wieder erwachte, bemerkte ich im Schiff und auch an mir selbst etwas Merkwürdiges: Ich hörte ein seltsames Summen. Ich schaute mich um und horchte, aber niemand war in der Nähe. Ich nahm die Beine vom Bett herunter; diese wie mein ganzer Körper schienen angeschwollen zu sein. Ich wartete eine Zeitlang und hoffte, daß dies vor­überginge. Ich wollte mich eigentlich gern wieder hinlegen, tat dies jedoch nicht, da ich wissen wollte, wo wir uns jetzt befanden. Es war mein eigener Wunsch gewesen, nicht während der ganzen Reise zu schlafen. Acorc tauchte von irgendwoher auf und fragte mich: „Wie geht es Ihnen?" „Gut, nur etwas befremdet mich: es sieht so aus, als hätte ich an Umfang zugenommen; ich habe das Gefühl, als ob ich in einem sehr starken Windzug stehe, der sogar das Fleisch meines Gesichts in Wellenbewegung versetzt!" Er fühlte mir den Puls, nickte mit dem Kopf und ant­wortete: „Sie befinden sich in bestem Zustand; machen Sie sich über dieses Gefühl keine Sorgen, das geht vor­über." „Sind wir noch unterwegs oder sind wir gelandet?" „Wir sind schon viele Erdenstunden unterwegs und haben etwa ein Drittel der Reise hinter uns." „Wie viele Stunden sind wir schon geflogen?" „Eineinhalb Acart- oder 11 Erdenstunden ungefähr." „Haben Sie auch geschlafen?" „Ja, ein paar Erdenstunden lang." „Fliegt das Schiff jetzt mit Höchstgeschwindigkeit?" „Ja, deshalb haben Sie auch dieses merkwürdige Gefühl. Wir haben Sie allein gelassen, um dann nach Ihrem Er­wachen zu sehen, wie Sie reagieren. Unter Umständen hätten wir Sie die ganze Zeit über schlafen lassen, aber ich sehe jetzt, daß dies nicht nötig ist." „Wie lange kann ich nun wachbleiben?" „Nun, wenn Sie weiterschlafen wollen, legen Sie sich wieder hin, wenn nicht, dann können Sie eine Zeitlang wachbleiben." „Ich möchte aber lieber nicht schlafen." „Gut, dann werde ich Ihnen noch andere Abteilungen des Schiffes zeigen." Die zwei folgenden Stunden verbrachten wir damit, durch fast alle Abteilungen des Schiffes zu gehen. Es gab drei Stockwerke. Das erste und das dritte enthielt weniger Räume als das mittlere, was mit der Form des Schiffes zu tun hatte, das oben und unten schmäler war. Zuerst gingen wir in den ersten Stock hinunter. Alle Räume hier waren voller Zubehör mit Ausnahme von drei Räumen; zu meiner Überraschung fand ich in einem der letzteren zwei kleine Raumschiffe, in den beiden anderen gab es eine Art Schießscharten, in denen sich mächtige Sonnen­waffen befanden. Von dort kehrten wir mit dem Aufzug ins mittlere'Stock­werk zurück. Ich sah dort zwei weitere Schlafsäle, ver­schiedene Beobachtungsräume, Laboratorien, Zimmer und Gänge. Es waren eigentlich nicht einfach leere Gänge, denn an beiden Seiten waren viele Schubfächer angebracht vol­ler kleiner Gegenstände und Kleider. Zum Schluß besuchten wir das oberste Stockwerk, wo sich das ganze System für die Bewegung, Kontrolle und Ver­teidigung des Schiffes befand. Hier oben trafen wir in jedem Raum Männer, die vor sehr komplizierten Appara­ten und Schaltbrettern saßen, auf denen sich Zeiger hin-und herbewegten. Das Verantwortungsgefühl dieser Besatzung war bewun­derungswert. Offenbar durfte nur Acorc sich mit mir unterhalten; alle anderen streiften mich nicht einmal mit einem Blick. Wir kamen nun zu einem Raum, der mich fast am meisten beeindruckte; hier befanden sich nämlich Propulsatoren — oder Impulsatoren, wie man sagen will —, die die Antriebskraft für das Schiff produzieren. Es war ein quadratischer Raum, etwa 5 x 5 m. Die größere Hälfte davon war mit 6 fässerartigen Motoren bestückt, von denen je zwei übereinanderlagen. Zur Sicherheit erkun­digte ich mich bei Acorc näher darüber, obwohl ich mir ihre Funktion in etwa denken konnte. Er antwortete: „Diese Apparate fangen die Sonnenenergie auf und wan­deln diese in Antriebskraft für das Schiff um." „Alle sechs arbeiten zusammen?" „Nein, immer nur zwei sind davon in Betrieb." „Und die anderen vier?" „Wenn ein Paar ausfällt, kommt das nächste zur Funk­tion." „Gibt es denn bei Sonnenmotoren auch Pannen?" „Natürlich, sie sind doch aus einer Materie hergestellt, und alles, was aus Materie hergestellt ist oder damit zu tun hat, kann außer Kontrolle geraten." „Sind dies die gleichen Motoren, die das Schiff in der Erd­oder Acart-Atmosphäre antreiben?" „Nein, sie werden nur im Raum benutzt; ihre Funktion ist die, die magnetische Anziehung dieser Platte (er zeigte auf die Kuppel des Schiffes) zwischen dem Schiff und dem Planeten oder dem jeweils anvisierten Objekt zu erhöhen. Wenn das Schiff in einer Atmosphäre fliegt, setzen wir diese 16 Propellerschrauben ein, von denen Sie acht auf jeder Seite sehen. Zu jeder dieser Schrauben gehört ein etwas kleinerer Motor (siehe Zeichnung)." „Wird das Schiff immer von diesem Raum aus gelenkt?" „Ja, irgendwie immer." Entgegen meinem Wunsch noch länger hierzubleiben und noch mehr zu erfahren, fuhr Acorc fort: „Wir gehen jetzt wieder in den Schlafraum; in spätestens einer Stunde müs­sen Sie wieder schlafen." Verblüfft über diese Anordnung folgte ich ihm, ohne ein Wort zu entgegnen. Als wir dort waren, konnte ich es mir doch nicht verkneifen zu fragen: „Warum muß ich denn schon wieder schlafen, wo doch mein Zustand zufrieden­stellend ist und ich keineswegs müde bin?" Entweder war er verlegen oder er wollte mir nicht ant­worten, denn er bemerkte nur: „Wenn Sie wieder aufge­wacht sind, kann ich es Ihnen erklären." Ich legte mich auf den Rücken, verschränkte die Arme unter dem Kopf und dachte darüber nach, was Acorc verheimlichte, denn das tat er offenbar. Ich schaute wieder auf den leuchtenden Kreis über mir und schlief sofort ein, ohne zu bemerken, ob Acorc schon weggegangen war. Auch als ich später wieder aufwachte, hatte ich immer noch das­selbe ungute Gefühl im Körper — ob ich lag, saß oder stand, immer war es das gleiche. Ich dachte gerade, ob er wohl auch schlief, als er munter ins Zimmer kam. Ich fragte ihn: „Haben Sie in einem der anderen Schlafsäle geschlafen?" „Nein, ich schlief hier bei Ihnen!" „Nur wir beide?" „Nein, hier haben auch noch ein paar andere Männer aus­geruht." „Wie kommt es denn, daß ich jedesmal, wenn ich auf­wache, allein bin; nirgends sieht man die anderen Betten." „Wir schliefen nur dieses eine Mal hier und standen schon auf, bevor Sie erwachten. In den beiden anderen Schlafräu­men schlafen die Leute, die das Schiff lenken, immer um­schichtig." Er hatte inzwischen mein Bett weggeräumt, und wir setz­ten uns zusammen auf die Bank. „Aus wieviel Personen besteht die Besatzung?" „Da der Zweck unserer heutigen Reise fast nur der ist, Sie wieder zur Erde zurückzubringen, sind es diesmal nur 32 Personen, einschließlich uns beiden." „Warum sagten Sie ,fast nur'?" Darauf erhielt ich keine Antwort — entweder wollte oder durfte er mir nicht antworten. „Es ist ja immerhin möglich, daß das eine oder andere Besatzungsmitglied ausfällt, dafür haben wir natürlich Sorge getragen." „Sie haben mir gesagt, daß sich irgendwo auf der Erde immer Besatzungsmitglieder von Acart befinden!" „Ja, das stimmt." „Wo sind sie denn?" „Sie sind dort, wo wir unsere Schiffe stationiert haben." „Wo sind diese Stationen — auf der Erde, im Raum, in der Nähe der Erde oder auf dem Mond?" „Nein, nein, nein!" rief er aus. „Um Ihnen dies sagen zu können, müßte ich mehr Vertrauen zu Ihnen haben." „Also vertraut man mir doch nicht völlig! Ich habe doch schon so vieles gesehen und gehört, und Sie haben mir doch auch das ganze Schiff gezeigt." „Das ist etwas ganz anderes!" „Werden Sie diese Leute aufsuchen, bevor oder nachdem Sie mich auf der Erde abgesetzt haben?" „Das ist unwichtig, Sie werden sowieso nichts davon be­merken. Ich bin sicher, daß Sie nicht einmal merken, ob das Schiff in Bewegung ist oder stillsteht und ebensowenig, ob wir mit jemand Kontakt aufnehmen oder nicht." „Wie lange sind wir jetzt schon unterwegs?" (Ich wechselte das Thema, weil ich auf meine letzten Fragen keine Ant­wort bekommen hatte.) „Zwei Drittel der Reise haben wir hinter uns, also etwa 45 Millionen Kilometer." Wenn ich ihn solche Zahlen sagen hörte, wurde mir immer ganz schwach; nur einmal in meinem Leben war ich über Säo Paulo in die Landeshauptstadt gereist, und das war mir schon sehr lange vorgekommen! Und er nannte eine solche Zahl wie nebensächlich, obwohl sie tausendmal und noch mehr rund um die Erde bedeutete. „Sind wir schon durch den erwähnten neutralen Raum geflogen?" „Ja, der liegt hinter uns." „Warum spricht man von einem neutralen Raum im Welt­all?" „Ich weiß nicht, ob Sie dies verstehen werden. Das Feld der Sonne selbst liegt im Unendlichen, z. B. der Bereich unserer Sonne reicht so weit, bis er auf den Bereich der nächstlie-genden Sonne trifft. Dasselbe trifft auf die einzelnen Pla­neten zu. Wenn der Mensch auf irgendeinem Planeten an­fängt, sich mit dem Studium des Kosmos zu beschäftigen, bemerkt er zuerst, daß das Kraftfeld seines Planeten sich auf einen kleinen Bereich beschränkt; die zweite Entdek-kung ist, daß er merkt, daß es doch viel weiter reicht, bis es auf das seines nächsten Nachbarn trifft; je nach der Größe dieses Kraftfeldes wirkt dieses einmal abstoßend, einmal anziehend." „Wie das?" „Nun, nehmen Sie einmal dieses Schiff zum Vergleich: Es gerät in den Anziehungsbereich der Erde; je näher wir ihr kommen, um so mehr stößt sie es ab. Wenn diese Abstoßung beginnt, müssen wir unser ganzes System hier umstellen; wenn man das nicht täte, gäbe es bald auf den Planeten kein Leben mehr, denn schon jetzt gibt es im Weltraum unendlich viele umherirrende Fragmente aller Art, die bei einem Zusammenstoß alles zerstören würden. Wenn sie dabei selbst an Umfang gewinnen, könnten sie bald selbst ihren eigenen Umläufen nicht mehr gehorchen. Als neutraler Raum wird jenes Feld bezeichnet, in dem die Kräfte zweier Planeten aufeinandertreffen. Die Reak­tionen, die ein Wesen beim Durchfliegen eines solchen Raumes verspürt, sind darauf zurückzuführen, daß die Kraftfelder der beiden Planeten nicht gleich sind; dadurch erhält der schwächere den Stoß des stärkeren und auch umgekehrt." „Wenn man die Erde und Acart vergleicht, wer von ihnen hat das größere Kraftfeld?" „Die Erde in diesem Fall, daher liegt der neutrale Raum näher bei Acart." „Und wenn die Distanz der beiden größer wird?" „Dann werden auch ihre Kraftfelder größer, aber immer in den gleichen Proportionen. Wenn also ihre gegenseitige Distanz am größten ist, geschieht auch nichts anderes, als wenn diese am kleinsten ist." „Gilt dies auch für die Distanz zwischen der Sonne und ihren Planeten?" „Nein, denn das Kraftfeld der Sonne ist unendlich viel größer; die Planeten werden von ihr gehalten (es ist das­selbe wie das Verhältnis Planet — Mond). Ein Teil der Planeten wird von ihr auf größere Distanz abgestoßen, andere werden von ihr angezogen." „Warum verursachen jene im Weltraum umherirrenden Fragmente an den Raumschiffen keine Schäden?" „Erstens, weil sie aus einer Materie bestehen, die der Zer­störung durch Reibung unterworfen ist, und zweitens, weil die Schiffe eine Schutzschicht um ihre Außenfläche haben." „Muß ich mich jetzt wieder zum Schlafen hinlegen, oder kann ich den Rest der Reise vollends in wachem Zustand verbringen?" „Sie müssen wieder schlafen, wenn wir die stärksten Bar­rieren der Erde erreichen." „Ist es noch lange bis zu diesem Zeitpunkt?" „Ja, ziemlich lange; Sie können noch eine Acart- oder 7AU Erdenstunden wach bleiben." „Kann man die Erde jetzt schon gut sehen?" „Ja, einigermaßen." „Ich würde sie gern vom Raum aus betrachten — ist das möglich?" „Ja, ich werde sie Ihnen zeigen." „Sie sagen immer, ich werde Sie wecken oder Sie müssen jetzt schlafen. Ich kann mich aber nicht erinnern, daß Sie mich je geweckt oder mir ein Schlafmittel gegeben haben — ich habe doch nur diese Nahrungsmittelpille eingenom­men. Können Sie mir das erklären?" „Erinnern Sie sich nicht an den runden, leuchtenden Fleck über Ihrem Bett?" „Doch, natürlich! Aber ich fand nichts Unnatürliches daran. Was hat denn dieser Fleck zu bedeuten?" „Dieses Licht ist dasselbe, das die Menschen auf der Erde beim Herannahen eines Raumschiffes blendet. Es handelt sich dabei um einen sehr starken Strahl, der die Menschen sofort bewußtlos macht. Das Licht über Ihrem Bett ist natürlich sehr viel schwächer — es bewirkt nur ein sofor­tiges, fast normales Einschlafen." „Schalten Sie dies Licht ab, wenn ich eingeschlafen bin?" „Nein, erst dann, wenn wir Sie wecken wollen." „Wie ist denn die Wirkung dieses einfachen Lichts auf den menschlichen Organismus?" „Dies ist keineswegs nur ein ,einfaches' Licht! Unsere Wis­senschaftler haben jahrelang gearbeitet, bis sie dieses Mittel entdeckt haben, das auf das Gehirn und diejenigen Organe einwirkt, die den Schlaf eintreten oder aufhören lassen." „Wollen Sie damit sagen, daß ein Mensch, der im Brenn­punkt dieses Lichtstrahles ist, nicht aufwacht, bevor er ausgeschaltet ist?" „Genau!" „Was ich auch noch sehr gern wüßte, ist folgendes: Wor­über hat sich der Sohn der Sonne beim Sportfest mit Ihnen unterhalten?" „Er hat mir gesagt, wie ich mit Ihnen während der Reise vorgehen soll." Er öffnete jetzt den Wasserhahn und gab mir erneut eine Pille mit einem Schluck Wasser, die ich ohne zu zögern schluckte. 27. Blick in den Weltraum Wir standen auf und gingen ohne Eile wieder durch ver­schiedene Abteilungen des Schiffes, bis wir den Raum mit den Fernrohren erreichten. „Sie können nun die Erde betrachten, wie Sie es gewünscht haben!" „Sieht man sie gut von hier aus?" „Ja, einigermaßen gut, das habe ich Ihnen ja schon ge­sagt!" „Wie weit sind wir in diesem Augenblick von ihr ent­fernt?" „Etwa 10 Millionen Kilometer." „Noch so weit! Könnte ich sie nicht vielleicht aus 500 km Entfernung sehen?" „Nein, denn Sie müssen bald wieder schlafen und zwar bis zu dem Zeitpunkt, wo wir die Erde erreichen." „Sind Sie sicher, daß ich das letzte Stück der Reise nicht in wachem Zustand ertragen kann?" „Ja, denn wenn wir im Abstand von 4000 bis 5000 km von der Erde sind, müssen wir zwei bis drei Erdumkrei­sungen machen, bevor wir landen können. Wenn wir in diesen Kreislauf eintreten, führt das Schiff Bewegungen aus, die denen eines Steines gleichen, der flach über die Oberfläche des Wassers geworfen wird, dieser berührt das Wasser, springt wieder hoch usw. Auch uns setzen diese Bewegungen ziemlich zu — wieviel schlimmer wäre das bei Ihnen!" „Ja, das ist sehr schade!" Wir setzten uns zusammen auf eine Bank, und er ließ mich durch eines der Fernrohre schauen. Als ich von hier aus sowohl die Erde als auch Acart sah, war ich einigermaßen überrascht, und zwar erstens deshalb, weil ich dachte, ich könnte die Erde von hier aus viel größer sehen, und zwei­tens, weil ich mir eingebildet hatte, ich könnte alles klar erkennen. Beides war aber nicht der Fall." Acorc schaute an meiner Seite durch ein anderes Fernrohr und gab mir Erklärungen. Ich sah ungefähr folgendes: In dem unendlichen Dunkel des Weltraums sah ich Tausende oder Millionen von kleinen Sternen (ich selbst weiß ja viel weniger über den Weltraum und seine Sterne und Planeten als viele andere Leute!). Darunter sah man, natürlich viel größer, unsere Sonne, die Erde und ihren Mond. Von unserem Beobachtungspunkt aus schienen sie unter sich zwei gerade, v-förmige Linien zu bilden; die Sonne lag direkt vor mir, die Erde etwas rechts davon und der Mond ziem­lich nahe bei der Erde, noch mehr rechts. Wie und in wel­chen Farben erschienen mir nun diese drei Himmels­körper? Die Sonne erschien in derselben Größe wie man sie um die Mittagszeit von der Erde aus sieht, jedoch strahlte sie hier nicht diesen Glanz aus, der uns auf der Erde daran hindert, sie längere Zeit mit bloßem Auge anzusehen. Die Erde war ein Schauspiel für sich; sie erschien in einem Durch­messer von etwa einem Meter, jedoch war nur ein kleiner Teil von ihr erhellt, ungefähr dort, wo sie dem Mond gegenüberlag. Der helle Teil sah fast genauso aus, wie ich ihn von Acart aus hatte sehen können. Ich bemerkte, daß es jetzt in Südamerika gerade Nacht sein müßte, denn im hellen Teil sah ich ein Stück Meer mit Festland und Inseln, die ich nicht identifizieren konnte. Ich wagte nicht, Acorc danach zu fragen. Meine Unfähigkeit, Farben gut zu unterscheiden, hindert mich leider am meisten daran, die Schönheit der Erde näher zu beschreiben! Ich konnte unklar etwa fünf Farben er­kennen: mit Sicherheit Blau, und zwar im hellen Abschnitt. Der dunkle Teil erschien mir in einer Mischung von Schwarz und Blau; drittens sah ich einen Gürtel rund um die Erde — sowohl um den hellen, als auch um ihren dunk­len Teil herum; dieser Gürtel schien auch blau zu sein. Viertens sah ich einen zweiten, größeren Gürtel; er lag wie ein Regenbogen um den ersten Gürtel herum und sandte eine Helligkeit aus wie eine ganz schwache elektri­sche Birne. Fünftens sah ich an beiden Enden des hellen Teils zwei dunkle Striche; von meinem Standpunkt aus gesehen, lagen sie am oberen und unteren Teil der Erde und durchquerten den hellen Teil in horizontaler Richtung. Es entstand dabei derselbe Eindruck, den man hat, wenn man von einem erhöhten Standpunkt aus ein Licht sieht, das vom Boden aus über einen im Dunkeln liegenden Gra­ben projiziert wird. Der größere Teil des Mondes war in diesem Augenblick erhellt, aber auch dieser helle Teil strahlte keinen Glanz aus; er sah ungefähr ebenso aus, wie ich ihn von Acart aus gesehen hatte. 28. Landung auf unserer Erde Wir gingen nun wieder in meinen Schlafraum zurück. Acorc sagte: „Dies wird Ihr letzter Schlaf auf dieser Reise sein; wenn Sie wieder erwachen, sind wir schon auf der Erde." „Fliegen Sie direkt den Punkt an, von dem wir gestartet waren?" „Nein, wir landen zuerst an einem anderen Punkt der Erde." „Wo liegt dieser Punkt?" „Vielleicht zeige ich Ihnen den Platz, wenn wir dort an­kommen." „Zu welcher Tages- oder Nachtzeit werden wir dort sein?" „Etwa drei Stunden vor Tagesanbruch." „Wissen Sie, ob man mich in der Nähe der Stadt, in der ich wohne, absetzt oder weiter entfernt davon?" „Soviel ich weiß, ungefähr 5 km entfernt davon." „Warum nicht mehr in der Nähe?" „Weil Sie diesen kleinen Fußmarsch nötig haben werden." „Vielleicht kann ich aber trotz der nächtlichen Stunde einen Wagen finden, der mich in die Stadt bringt." „Zu den anderen Instruktionen, die ich Ihnen schon ge­geben habe, möchte ich Ihnen noch folgendes sagen: Bevor Sie nach Hause gehen, dürfen Sie nirgends anders hin­gehen und auch mit niemandem sprechen, namentlich nicht über das, was Sie erlebt haben!" „Aber es könnte doch sein, daß ich mich nach der Landung nicht wohl fühle!" „Das wird nicht passieren; Sie können ohne weiteres diesen Fußmarsch antreten, denn vor der Landung werden Sie schon mehrere Stunden lang irdischen Sauerstoff eingeat­met haben. Dies ist nämlich der Grund, warum wir zuerst an einem anderen Punkt der Erde landen." „Werden einige Leute der Besatzung zusammen mit mir aussteigen?" „Nein, keiner von uns, Sie werden nur bis zum Ausstieg begleitet werden." Ich legte mich nun wieder zum Schlafen nieder. Da ich jetzt die Funktion des Lichtpunktes kannte, gab ich mir die größte Mühe zu sehen, wie meine Reaktion darauf war. Ich legte mich auf den Rücken und schaute nach oben, sah jedoch kein Licht. Ich sah Acorc fragend an. Er berührte in diesem Moment die anscheinend glatte Wand, und der Lichtpunkt erschien. Noch nie in meinem Leben habe ich eine Narkose erhalten, sondern nur darüber sprechen hören. Mein Organismus reagierte nun in derselben Weise, wie es mir andere Leute geschildert hatten. Ich konnte die Augen nicht mehr offenhalten und fiel sofort in tiefen Schlaf, daß ich, selbst wenn ich geträumt hätte, mich beim Erwachen an nichts mehr hätte erinnern können. Beim Erwachen gab es eine große Überraschung für mich: Ich dachte zuerst, es sei etwas Besonderes passiert, denn vor meinem Bett stand nicht nur Acorc, sondern auch ein Mann, den ich nicht kannte. Das Verblüffendste war aber die Kleidung, die die beiden trugen. Anstatt ihrer üblichen Kleidung trugen sie jetzt eine Art Umhang und auf dem Kopf hatten sie eine durchsichtige Kapuze, die bis zum Hals herunterreichte, wo sie durch eine Art Gummi abge­schlossen war. Der Kopf war also ganz eingehüllt, und vor dem Mund war ein viereckiges Kästchen wie ein Laut­sprecher angebracht. Auch ihre Hände waren bedeckt. Ich setzte mich auf und fragte: „Warum sind Sie denn so merkwürdig angezogen?" Acorc antwortete (es hörte sich an, wie wenn er in eine Blechbüchse hineinsprechen würde): „Es kommt schon nach und nach irdischer Sauer­stoff herein, damit wir uns nicht auch diesem Zeitraum der Angleichung unterwerfen müssen, tragen wir diese Schutz­anzüge." Ich sah mich um und bemerkte, daß auch der Schlafraum überall abgeschirmt war. Ich erhob mich, und in diesem Augenblick verspürte ich etwas sehr Merkwür­diges an mir selbst: Jener Riesenumfang, an den ich mich schon fast gewöhnt hatte, war nicht mehr zu spüren; ich fühlte mich jetzt sehr schlank. Meine Glieder schienen aus Eisen zu sein, zwar schlank, aber hart und schwer; ich hatte große Mühe, einen Fuß zu bewegen. Acorc schien dieses Gefühl zu kennen; er lächelte, reichte mir meine Erdenkleidung und sagte: „Ziehen Sie sich an." Ich wechselte die Kleider und betastete meine Taschen — alle meine Habseligkeiten waren noch drin, Als ich meine Schuhe anzog, hatte ich den Eindruck, als ob Eisen­barren auf meine Füße drückten. Als Acorc sah, daß ich mich bewegte, ging er zur Wand, öffnete dort ein Guckloch und fragte lachend: „Wollen Sie sehen, wo wir sind?" Mit einiger Schwierigkeit bewegte ich mich dorthin und schaute durch ein Fernrohr, in der Hoffnung, die Felder und Wälder meiner Heimat zu sehen; ich sah aber nur Eis und Schnee bis zum fernen Horizont. „Wo sind wir denn?" „Nun, irgendwo auf der Erde." Weiter sagte er nichts mehr, denn er wollte mich sicher nicht necken. Ich konnte ja selbst feststellen, daß es sich um eines der beiden Polargebiete handeln mußte, wahrschein­lich um die Antarktis, denn sie waren sicher nicht zum Nordpol geflogen, um mich nachher im Süden abzusetzen. Acorc schloß das Guckloch und hieß mich wieder Platz zu nehmen; er selbst und der andere Herr standen noch. Ich bemerkte, daß das Schiff sich bewegte und fragte: „Fliegen wir schon meiner Heimat zu?" „Ja, das tun wir." „Wird's noch lange dauern, bis wir dort sind?" „Nein, in wenigen Augenblicken werden wir dort landen." Nach kurzer Zeit bemerkte ich, daß das Geräusch, das man hören konnte, wenn das Schiff in Bewegung war, nach­gelassen hatte. 29. Wieder auf dem Festland Acorc näherte sich mir mit der Bemerkung: „Wir setzen jetzt zur Landung an. Wir werden Sie ein paar Meter von der Straße entfernt absetzen, die zu Ihrem Heimatort führt." Ich war so bewegt, daß ich nicht antworten konnte. Er fuhr fort: „Wir werden Sie bis zum Ausgang des Schiffes bringen. Wenn Sie den Boden betreten haben, gehen Sie bitte 10 Schritte vorwärts, ohne sich umzudrehen." „Warum darf ich mich nicht umdrehen?" „Weil es so sein muß." Wir gingen also zu dritt — ich in der Mitte — die Treppe hinunter. Bei jedem Schritt, den ich machte, fühlte ich mich steifer; ich dachte schon, ich könnte niemals wieder richtig gehen. Acorc sagte: „Sie fühlen sich sicher nicht sehr wohl, aber seien Sie unbesorgt, das vergeht bald." Endlich erreichten wir die äußere Tür. Acorc legte mir beide Hände auf die Schultern, gab mir noch ein paar An­weisungen, und wir verabschiedeten uns ohne größere Zeremonie. Wie immer zuvor öffnete sich irgendwo in der Wand eine Tür, durch die ich langsam hinausging. Vor mir lag meine geliebte Erde, die darauf wartete, daß ich meinen ersten Schritt auf ihr machte. Die Nacht war dunkel, der Mond nicht zu sehen. Einer meiner Füße stand schon auf Grasboden — offensichtlich haben sie mich auf einer Wiese abgesetzt —, mit dem nächsten Schritt hatte ich das Schiff verlassen. Nach fünf Schritten spürte ich die große Helligkeit, die vom Schiff ausging, danach herrschte wieder völlige Dunkelheit. Als ich die befohlenen 10 Schritte hinter mir hatte, drehte ich mich um und hoffte, den Abflug des Schiffes zu sehen, aber da war nichts mehr zu sehen! Ich schaute zum Himmel empor — ich sah nichts! Alles war ganz still. Ich schaute zum Horizont in der Hoff­nung, etwas zu entdecken — nichts — gar nichts! Schließlich sah ich die Nutzlosigkeit meines Tuns ein; das Schiff schien sich in nichts aufgelöst zu haben! Ich mußte mich nun an die Dunkelheit gewöhnen, um weiterzu­kommen. Nach kurzer Zeit sah ich wenige Schritte vor mir einen Drahtzaun. Meine Glieder waren wie aus Blei; ich ver­suchte, den Zaun zu erreichen. Als ich dort war, legte ich die Hände auf den Zaun und blieb so einige Minuten stehen. Nun sah ich wenige Meter vom Zaun entfernt die Straße. Ich erkannte auch die Gegend — es mußten etwa 5 km bis zu meiner Stadt sein. Langsam hob ich nun ein Bein, um durch den Zaun zu kriechen. Als ich auf der anderen Seite angekommen war, konnte ich einen Sturz nicht vermeiden. Ich lag auf dem Boden mit jagendem Puls und war in Todesangst. Instink­tiv wollte ich um Hilfe rufen, erinnerte mich aber an Acorcs Anweisungen und beherrschte mich. Es hätte wohl auch nichts genützt, denn hier in der Gegend wohnte ja niemand und zu dieser Stunde würde wohl auch kaum jemand vorbeikommen. Beinahe rollend erreichte ich den Straßenrand. Ich streckte meine Beine aus und legte mich mit dem Rücken ins feuchte Gras, spürte jedoch bald, daß dies nicht gut für mich war. Nach langen Überlegungen — ich war schon beinahe soweit, sie zu verfluchen, weil sie mich nicht näher bei der Stadt abgesetzt hatten — konnte ich mich mit großer Mühe und Vorsicht auf die Füße stellen — mit den Händen hatte ich mich am Straßenrand hochgezogen. Müh­sam stolperte ich ein Stück vorwärts. Mit Hilfe eines Stocks, über den ich gestrauchelt war, ging es nun etwas besser. Nach kurzer Zeit traf ich wieder auf ein Hinder­ nis. Ich blieb stehen, weil mein ganzer Kopf sich drehte und ich die verrücktesten Gedanken hatte. Dann ging ich langsam wieder weiter — es ging nun schon viel besser. Als ich den halben Weg zur Stadt zurückgelegt hatte, hörte ich das Geräusch eines Autos; ich sah seine Scheinwerfer etwa einen Kilometer hinter mir. Mein erster Gedanke war, es anzuhalten und zu bitten, daß man mich mitnähme. Aber wieder erinnerte ich mich an Acorcs Anweisungen, ich solle mit niemandem Kontakt aufnehmen, bevor ich zu Hause wäre. Als das Auto schon ganz nah war, warf ich mich seitlich in den Graben, aus Angst, ich könnte ent­deckt werden. 30. Rückkehr zu meiner Familie Von jetzt an traf ich niemand mehr, bis ich in der Stadt angekommen war. Trotzdem ich einen Marsch von unge­fähr drei Stunden hinter mir hatte, fühlte ich mich jetzt wieder ganz normal und marschierte noch eine Stunde weiter. Bei Tagesanbruch erreichte ich die Straße, in der mein Haus liegt. Nun begegnete ich auch den ersten Leuten. Sie kamen aus Igreja, das in der Nähe meines Heimatortes liegt. Dort werden Frühmessen abgehalten, die im Winter noch in der Dunkelheit beginnen und bei Tagesanbruch beendet sind. Einige Leute grüßten mich. Ich gab ihren Gruß ganz leise zurück, da ich fürchtete, ich könne nicht mehr richtig portugiesisch sprechen, nachdem ich so viele Tage lang nur deutsch hatte reden müssen. Dieser Vormittag war Freitag, der 23. Mai 1958. Endlich erreichte ich mein Haus nach acht Tagen wieder, von dem ich zu einem 18 km langen Fußmarsch aufge­brochen war, von denen ich nur hatte 8 km zurücklegen können. In ihrer fröhlichen Art empfing mich meine Frau: „Nun, endlich wieder zurück? — Ist alles gutgegangen?" Instinktiv verspürte ich, daß irgend etwas „Befremdliches" aus meinem Wesen ihr gegenüber da sein mußte, und sie drang in mich mit der Frage: „Artur, bedrückt dich etwas?" Ich versuchte sie zu beruhigen und konnte meiner eigenen tatsächlichen Unruhe jedoch selbst nicht vollständig Herr werden. Als dann etwas später auch noch unsere älteste Tochter in ihrem Ungestüm wissen wollte, wo ich so lange gewesen war und ob ich ihr und dem Schwesterchen vom Groß­vater etwas mitgebracht hätte, sagte ich zögernd: „Sehr viele seltsame Dinge habe ich erlebt, die ich euch gar nicht allesamt zu dieser Stunde erzählen kann. Ich bin so glücklich, wieder bei euch zu sein. Aber ich benötige etwas Ruhe und Zeit, nein sogar sehr viel Zeit, um das, was ich erlebt habe, aufzuschreiben. Dann werde ich es euch vorlesen und sämtliche Einzelheiten meiner sehr wei­ten Reise erklären. Erst muß ich mich aber wieder ganz in dieser Wohnung zurechtfinden; das werdet ihr später bes­ser begreifen." Wegen dieser geheimnisvoll klingenden Rede blickten mir drei erstaunte Gesichter entgegen. Seitdem verbrachte ich viele Tage zu Hause, ohne auszu­gehen, da mein Kopf voller verworrener Gedanken war. Schließlich faßte ich Mut, griff zu Papier und Stift und begann mein Erlebnis niederzuschreiben, das ich hiermit beende. Artur Berlet Ausschnitte aus dem Briefwechsel mit Artur Berlet und dem portugiesischen Herausgeber Dr. med. Walter Bühler, Thorax-Chirurg, Rio Im Verlauf des Briefwechsels mit Dr. Bühler und Artur Berlet 1971/72 reifte der Entschluß zur Herausgabe seines Erlebnisberichts in deutscher Sprache und der Gedanke, beide zum Jubiläumskonvent der DUIST 1972 einzuladen. Die näheren Umstände sind in unseren zwei DUIST-Mit-teilungen v. 15. Juni und Ende August 1972, erläutert so­wie in den Ausgaben der ,UFO-Nachrichten' Nr. 194 und 195 v. Oktober und November 1972 nachzulesen. In sei­nem Brief v. 4. 4. 1972 schrieb A. Berlet an K. u. A. Veit u. a.: „. . . Nun darf ich Ihnen noch berichten, daß hier in unserer Stadt Sarandi — wenn wir auch nur wenige von Deutschen abstammende Familien hier haben — sich doch ein Indu­strie-Gymnasium befindet, das vollkommen von deut­schem Geld unterhalten wird. Wir haben einen Sohn, der in diesem Gymnasium studiert. Auch möchte ich daran erinnern, daß ich niemals finanziell Hilfe in Anspruch nehmen wollte, soweit dies die fliegen­den Scheiben' betrifft, damit man nicht sagen kann, daß ich damit bequem Geld verdiene. Aber diese Flugreise nach Deutschland oder die Schiffsreise nach Europa und Weiter­fahrt nach Wiesbaden ist keine Kleinigkeit für uns. . . . Es ist nicht zu begreifen, daß sich der Großteil der Erd­völker so taub stellt, da doch der Kontakt mit den Pla­neten so unendlich wichtig ist. Die irdische Menschheit ist noch nicht vorbereitet, um bestimmte Nachrichten und ent­sprechende Tatsachen über außerirdische Intelligenzen zu erhalten. Die Erdenbewohner müssen viel von ihrem Hoch­mut ablegen, wenn sie ins Universum vorstoßen wollen, sonst werden sie Enttäuschungen erleben ... Ihr Artur Berlet" Lieber Herr und Frau Veit! Rio d. /., 5. Mai 1972 . .. Übrigens möchte ich noch darauf hinweisen, daß Sen. Berlet nicht die einzige Person in Sarandi war, die schon in einem UFO gewesen ist. Im SBEDV-Bulletin Nr. 74—79 (S. 36—38) ist noch von einem Herrn Dirceu Goes die Rede, der acht Stunden in einem fliegenden UFO zu­brachte. Ferner erwähne ich noch die Kontaktler Prof. Gui-mares und Sen. Antonio Rossi, die ebenfalls in unseren Bul­letins erwähnt sind. Wir müssen sehr wohl berücksichtigen, daß seitens der Schweigegruppe durch geheime Feldzüge die Taktik be- steht, echtes Material und Tatsachen mit Unwahrem zu durchsetzen oder durch falsche Kontaktler zu vermischen, um so das UFO-Thema lächerlich zu machen. Ich sage das jetzt schon einige Jahre lang und glaube zu wissen, daß es in Nordamerika Akademien gibt, in denen die „Spezia- listen" dieser Gerüchtemacherei für ihr zweideutiges Ge- werbe eingeübt werden. Daher unsere Nachforschungen mit dem Resultat: A. Berlet ist ein echter Kontaktler. Wie uns Sen. Jorge Geisel in seiner Abhandlung (S. 9) bestätigt, versuchte Berlet nie, Geld aus seinem Erlebnis zu schlagen. Finanzielle Angebote, die ihm mehrmals gemacht wurden, seine Geschichte nie h t zu veröffentlichen, lehnte er stets ab, da er die Wahrheit bekennen wollte. . . . Ihr Entschluß zur Herausgabe von Berlets Buch in Deutsch hat mich wieder ganz in die Zeit versetzt, da sein Erlebnis hier in Brasilien zum ersten Mal gedruckt und von mir im Offset-Verfahren finanziert wurde. Durch die damalige rasche Herausgabe sollte der „Schweigegruppe" keine Zeit zu einer eventuellen Sabotage übrigbleiben. Zur Zeit habe ich das Buch nochmals durchgelesen und strich mir mehrere in psychologischer Hinsicht interessante Stellen an, zur Ergänzung und Analyse für die europä- ischen Leser ... Ihr Walter Bühler Nachwort des bekannten brasilianischen UFO-Forschers und Chirurgen Dr. Walter Bühler zur deutschen Ausgabe Es ist uns ein erfreulicher Anlaß, der Bitte Herrn Karl L. Veits, des deutschen Pioniers der UFO-IFO-Forschung, nachzukommen und ein Begleitwort zu Artur Berlets Buch beizusteuern. Wir haben Artur Berlet persönlich zum erstenmal im August 1965 auf einer unserer Forschungsreisen getroffen, die uns damals nach dem südlichsten Staat Brasiliens, nach Rio Grande do Sul, geführt hatte. Seit 1957 gehören wir einer brasilianischen UFO-For­schungsgesellschaft an, deren Mitbegründer wir waren. Es ist die Sociedade Brasileira de Estudos sobre Discos Voadores, die abgekürzt als „SBEDV" durch ihre Berichte über einige der in diesem Zeitraum gelandeten UFO-Be­satzungen bekanntgeworden ist. Die meisten der etwa 20 Beobachtungen wurden durch eine von uns gelesene Zeitungsnachricht ausgelöst, die sich in diesem Fall auf eine Nachtlandung von zwei hell erleuch­teten UFOs in der Stadt Carazinho, im Staat Rio Grande do Sul, bezog, wobei eine fünfköpfige Besatzung gesichtet worden sein sollte. Wir überbrückten also die Entfernung von ungefähr 1100 Kilometer Luftlinie Rio/Carazinho und holten unsere Er­kundungen bei einem Augenzeugen ein, einem Jungen, der abends auf dem Weg zum Kino eine Landung auf einem Platz nahe seinem Heim an der Peripherie von Carazinho beobachtet hatte. Da wir bei dieser Gelegenheit von einer UFO-Forschungs­gruppe im nahen Sarandi hörten, fuhren wir daraufhin in diese Nachbarstadt und lernten dort u. a. den Bankdirek­tor Carlos de Oliveira Gomes und den Druckereibesitzer Rudi Schmidt kennen, die uns über die UFO-Tätigkeit bei Sarandi berichteten, wobei die Sprache auch auf einen UFO-Nachtflug einer leuchtenden Scheibe kam, wahrend die Lichter Sarandis vorübergehend ausgegangen waren. In bezug auf UFO-Besatzungen waren der Gruppe drei Fälle bekannt, bei denen es sich um mindestens zwei ver­schiedene Gruppen von Außerirdischen handelte. Zwei der Zeugen waren damals noch am Leben, einer von ihnen Artur Berlet. Die Arbeit der Ortsgruppe konzentrierte sich nun ganz auf den Fall Berlet, da er ihr der weitaus wich­tigere zu sein schien. Berlet war bezüglich seines mehrtägi­gen Aufenthaltes auf einem anderen Planeten mehreren Kreuzverhören unterworfen worden, bei denen sich der wortkarge und ruhige Mann nie in Widersprüche verwik-kelte. Auch sein Leumund war stets einwandfrei gewesen, Geschichten von Jägerlatein hatte er vorher nie erzählt, zudem war seine Schulbildung eine denkbar einfache ge­wesen. Deshalb, so schien es uns, hätte dieser Zeuge auch niemals plötzlich solche Berichte einer unbekannten Zivili­sation (soziales Verhalten, Ackerbau, Technik und Astro­nomie) erfinden oder dieselben als Phantasie aus seinen Fingern saugen können. Auch war Sarandi, eine Stadt im Innern des Landes, bis dahin von aller Science-Fiction-Literatur verschont geblieben. Herr Berlet machte damals beim ersten flüchtigen Kennen­lernen auf uns den Eindruck eines wortkargen Mannes, auch den eines mißtrauischen Menschen, was der Leser durch die folgenden Ausführungen noch besser verstehen wird. In erster Linie haben wir Berlets Buch der UFO-Gruppe von Sarandi zu verdanken, die ihn auch zur Niederschrift des Manuskripts für den Druck ermunterte, denn sein Originalbericht war nur für ihn selbst gedacht und für Außenstehende nicht sehr verständlich. Diese Gruppe gab ihm auch neuen Mut, als er niedergeschlagen von der Lan­deshauptstadt Porto Alegre zurückkam, wohin ihn eine politische Gruppe gelockt hatte, die ihm dort übel mit­gespielt und ihn zur NichtVeröffentlichung seines Erlebnis­ses veranlaßt hatte. In Deutschland, wo bis jetzt nur relativ wenige UFO-Landungen stattfanden, weiß man von dieser international verzweigten Gruppe politischer „Forscher" noch nicht soviel wie in Brasilien, das an erster Stelle der UFO-Tätigkeit und -Forschung steht. Aber jedermann kann sich hier in Brasilien leicht über diese Machenschaften orientieren, da ungefähr ein Viertel der UFO-Literatur über diese politischen Gruppen Auskunft gibt. Am besten vermögen das noch das Ehepaar Coral und Jim Lorenzen, die durch die APRO von Nordamerika aus ein internatio­nales Informationsnetz bezüglich UFO-Tätigkeit über die Erde gespannt haben und die im Kapitel CIA ihres Buches „UFOs over the Americans" darüber berichten, wie UFO-Zeugen durch Agenten bedroht und Informationen über UFOs zurückgehalten werden, so lange, bis eines Tages durch genügende Aufklärung (Beherrschung dieser Materie durch die Großmächte) eine endgültige politische Aktion eingeleitet werden kann. Ferner berichten sie, daß das Komitee „Condon" Kontaktfälle mit UFO-Besatzungen als äußerst geheim klassifiziert hat, und daß zivile For­schungsgruppen unter Beobachtung bleiben müßten, um zu verhindern, daß sie eines Tages möglicherweise zu großen Einfluß gewinnen könnten. Aus all dem kann der aufmerksame Leser aber schließen, daß es bei dieser politischen „Einkreisung" des UFO-Pro­blems auch zur Verbreitung von gefälschten Kontakten — mit der Absicht zur Verwirrung und Erschwerung der UFO-Forschung — kommen mußte, was leider auch hin und wieder der Fall war. Unseres Erachtens beginnt hier aber die große Verantwortung der bis jetzt noch relativ kleinen Gruppen „unpolitischer Forscher", die durch ihre ortsgebundene Arbeit die Spreu vom Weizen trennen müssen, was wir auch im Fall Artur Berlet nach bestem Wissen und Gewissen zugunsten des letzteren getan haben. Der berühmte französische Mathematiker und UFO-For­scher Alme Michel nennt die Vertreter der UFO-For­schung, die im Sold der Politik stehen, „Savants Clan­destins" (= Verschwörung der Wissenschaftler) und schiebt — vielleicht übertriebenerweise — dieser Gruppe alle möglichen düsteren Ereignisse der UFO-Forschung in die Schuhe. Alme Michel hat aber recht betreffs des Geheim-Befehls 200/2 der US AIR FORCE, der zur Einschüch­terung der Piloten und der Zeugen von UFO-Sichtungen dient, und auch betreffs des „Blau-Buches" (Project Blue Book), das zur Tarnung der UFO-Phänomene während langer Jahre diente. All diese Geheimniskrämerei mag dem unwissenden und unorientierten Leser sonderbar dünken, aber der politisch Geschulte wird zugeben müssen, daß Kontakte mit einer höheren Zivilisation hier auf Erden zur Nachahmung tech­nischer, sozialer und philosophischer Aspekte führen müs­sen, was wiederum die irdischen politischen und geistigen Führungsstellen gefährden würde. Auch würde der Dünkel so manch eines Wissenschaftlers sich empfindlich getroffen fühlen, wenn im Vergleich mit einer außerirdischen höheren Wissenschaft sein eigener guter Ruf leiden würde:') Die jetzige politische „Bremsaktion" gegen die Wahrheit über die Außerirdischen und gegen einen möglichen globa­len Umbruch kann man gut mit der mittelalterlicloen An­maßung der Inquisition vergleichen, die vom Macht­anspruch her — sogar im Namen Gottes — ungezählte ungerechte Urteile fällte (wobei man nur an die „Jungfrau von Orleans" zu denken braucht). Unseres Erachtens sollte heute jedes Volk Gelegenheit haben, in das wichtige Problem der Außerirdischen einge­führt zu werden, was ja zum großen Teil in Südamerika geschehen ist und noch geschieht. Darin sehen wir auch den Sinn von Berlets Bericht. Es dürften Stolz und Ehrgeiz der Großmächte doch nicht größer sein als das interplane­tarische Problem. So oder so wird auf Erden ein Umbruch beginnen, mit dem Ziel, den noch immer dominierenden kriegerischen Geist endlich abzulegen. Leider haben bis jetzt viele handfeste Beweise von UFO-Tatsachen und UFO-Fotos den ursprünglichen Besitzer zugunsten „politischer" Forscher gewechselt, wodurch solche Unterlagen verlorengingen. Und leider haben Berlets Planetarier ihm weder ein Raumschiff fürs „wissenschaft­liche" Experiment im Pentagon, noch einen toten, ge­schweige denn einen lebenden Planetarier mitgegeben, da­mit dieser seziert, bzw. einem hochnotpeinlichen Verhör unterworfen werden konnte (wovon jene „politischen" Forscher ja dauernd träumen). So muß der Leser anhand seines eigenen Urteils selbst entscheiden, ob er Berlets Be­richt Glauben schenken will oder nicht. Psychologisch ge­sehen, scheint Berlet zumindest sehr ehrlich zu sein, wie er in seinem Bericht über einige seiner tolpatschigen Fragen an die Außerirdischen selbst offen zugibt. Logisch erscheint uns in diesem Zusammenhang auch Berlets Erstaunen be­treffs des unterbliebenen Tischgebetes vor den Mahlzeiten in den öffentlichen Gaststätten, da er ein solches Gebet in seines Gastgebers Privatwohnung bis dahin ja bereits gewohnt war. Glaubhaft erscheint uns auch die Episode bei Berlets erstem Verhör durch die Planetarier, wenn er, getrieben von Angst und der Unmöglichkeit einer sprachlichen Verstän­ digung, plötzlich aufsteht und sie mit den ihm bekannten Sprachen anredet. Als er zuletzt auch deutsch erwähnt hatte, sagt er wörtlich: „Dann klappt es. Einer von ihnen stand zwar noch mit der Miene des Zweifels auf, aber mit dem Ausdruck der Freude auf mich deutend, fragte er einfach: ,Deutschf'a An der Art des eben angeführten Beispiels kann der Leser erkennen, daß Berlets schlichte Sprache im Interesse der Glaubwürdigkeit möglichst beibehalten wurde. Die Satz­stellung der im Innern des Landes üblichen Sprache wurde von Fräulein Vera de Almeida, Rio de Janeiro, nur dann verbessert, wenn es für das Verständnis des Städters unbe­dingt notwendig war. Zur Auflockerung des von Berlet in einem Zuge verfaßten Berichts wurden von uns nach­träglich einige Zwischentitel der besseren Übersicht halber eingeschoben. Als wir Berlet 1960 zum zweitenmal besuchten und mit ihm ein paar Tage zusammen waren, schien er noch immer derselbe bescheidene, wortkarge Mann, obwohl er inzwi­schen mehr Vertrauen zu uns gefaßt hatte. Unglücklicher­weise war ihm aber in der Zwischenzeit ein Bein amputiert worden, das durch eine verspätet ausgelöste Explosion bei einer Sprengung in einem Steinbruch schwer verletzt wor­den war. Abschließend bitten wir den Leser, uns drei Wünsche zu gestatten: Als erstes hoffen wir, das Interesse des Lesers an der UFO-Forschung geweckt beziehungsweise vertieft zu haben. Zweitens wünschen wir, daß wir Berlets Planetarier, wie von ihm erwähnt, nicht erst in unserem letzten Stündlein nach einer irdischen Katastrophe zu Gesicht bekommen, sondern daß es uns gelänge, durch eigene menschliche Ent­wicklung uns von Gedanken der Feindseligkeit und des Krieges abzuwenden und uns dem planetarischen Vorbild moralisch zu nähern, wenn wir hier auf Erden zu Selbst­losigkeit und universeller Hilfsbereitschaft gelangen. Da­durch könnte sich später auch ein persönlicher Kontakt mit Raummenschen leichter vollziehen. Als drittes hoffen wir, daß es unseren Astronomen eines Tages gelänge, Berlets Planeten zu identifizieren und viel­leicht die Entdeckung neuer Planeten außer den bisherigen neun -(inzwischen sind es [mit den Asteroiden = ehemali­ger Stern Mallona; d. H.J zwölf) - und damit das Ende der politischen Geheimniskrämerei, auch in der Astronautik, zu erreichen! Dr. Walter Buhler Rio de Janeiro, Juni 1972 Chefredakteur Karl L. Veit: Zur deutschen Her ausgäbe Bei regem Austausch der „Deutschen UFO-IFO-Studien-geSeilschaft (DUIST) e. V." mit vielen Forschungsgruppen anderer Länder und Kontinente, so auch mit dem Heraus­geber des SBEDV'/Brasilien, Dr. Walter Bühler (und dem „Boletim Informativo"/CIPOVNI v. J. Victor Soaresl Porto Alegre), konnte es nicht ausbleiben, daß unter ande­rem auch das Kontaktlerthema zur Erörterung kam. Im Verlauf der fünfziger und sechziger Jahre (Vergl. das einzige deutschsprachige Organ der DU IST „UFO-Nach­richten" Nr. 83 und 84, Juli und August 1963 sowie das Buch „Erforschung außerirdischer Weltraumschiffe — ein wissenschaftliches Anliegen des 20. Jahrhunderts" von Karl. L. Veit) bekundeten manche Wissenschaftler ihre Zu­rückhaltung gegenüber damaligen Berichten von „Kontakt­lern". Etliche vertraten dabei etwa die frühere Meinung vom NICAP und der Einstellung Major Keyhoe's: „Sichtungen — Ja! Landungen — Fraglich. Kontaktler — Nein!" Das hat sich inzwischen geändert! Die allgemein verbreitete Skepsis ist angesichts des Außer­gewöhnlichen solcher Berichte — wie von Dr. Ing. Dan Fry, George Adamski, Orfeo Angelucci, H. Menger, S. Villanueva, Prof. F. Guimaraes und anderen — durchaus verständlich. Aber die Tatsache vielfach wiederholter UFO-Erscheinungen und das Bekanntwerden von Landun­gen und Begegnungen mit Außerirdischen, ja sogar die Tatsache von Einladungen seitens der Planetarier an Erd­menschen zu Mitflügen in ihren Raumschiffen, mußten die UFO-Forscher zu gründlicheren Untersuchungen geradezu herausfordern. Durch intensivierte Untersuchungen, Vergleiche und Ana­lysen wurden viele Forscher und Anhänger der IFOlogie veranlaßt, aus einstigen Skeptikern zu Befürwortern der betreffenden Kontakterlebnisse zu werden. In der Reihenfolge: Sichtungen, Landungen, Konfrontie­rungen mit aus ihren Flugkörpern ausgestiegenen IFO-Pi-loten, Besichtigungen ihrer „Wunderschiffe" und Mitflüge in denselben zeigt sich eine konsequente Steigerung des gesamten IFO-Komplexes; und man kann nun unschwer feststellen, daß eine jetzt bereits über zwanzig Jahre andauernde Konfrontierung mit jenen grandiosen Welt­raumphänomenen stets Hand in Hand mit der fortschrei­tenden technischen Entwicklung und mit einer geradezu er­staunlichen Bewußtseinserweiterung von uns Erdenmen­schen vor sich gegangen ist. Auch Dr. Bühler machte diese bemerkenswerte Wandlung selbst durch und schilderte einiges davon in seinem Vor-und Nachwort zu diesem Buch, nachdem er den „Fall Berlet" zum Objekt persönlicher und sehr eingehender Untersuchungen gemacht hatte. In einem seiner Briefe an die DU IST, mit der Über­sendung der portugiesischen Ausgabe des Berlet-Buches, empfahl Dr. Bühler dessen Übersetzung ins Deutsche und zur Herausgabe im VENTLA-Verlag. Seine und seines Mitarbeiterstabes Überzeugung: Sie hätten Berlet's Bericht nicht nur für echt befunden, sondern hielten die Drucklegung desselben für die Buchsensation schlechthin. An dieser Stelle gebührt besonderer Dank Frau Irene Buch­bauer, der Übersetzerin aus dem Portugiesischen (und Cousine von Dr. Bühler) für ihre hervorragende Mitarbeit, die 1971/72 erfolgte. Der Entschluß, das Buch in deutscher Übersetzung heraus­zugeben, verband sich mit der Einladung an seinen Autor Artur Berlet, bei dem „10. DU IST-Kongreß der UFO-Forscher in Wiesbaden 1972" — als Internationalem Internem Jubiläumskonvent — persönlich anwesend zu sein, um über seine so ungewöhnlichen Erlebnisse selbst zu berichten. In diesem Zusammenhang seien noch einige wichtige Hin­weise gestattet: 1) Die Aufforderung der Acartianer an Berlet, seine Erlebnisse niederzuschreiben und wahrheitsgetreu über alles zu berichten, lehnte Berlet zunächst ab mit der (verständlichen) Begründung, er halte sich für eine solche Aufgabe für unbefähigt aufgrund mangelnder Bildung. 2) Die Beharrlichkeit der Aufforderung seitens der Acar­tianer, Berlet sollte dafür sorgen, daß sein Erlebnisbericht möglichst auf der ganzen Erde gelesen werde .. ., daß man nach Ablauf von zwanzig Erdenjahren (oder auch schon früher) seinem Bericht nicht mehr mit Skepsis und Ablehnung begegnen werde..., und daß ihnen — den Acartianern — an dessen Veröffentlichung sehr gelegen sei! 3) Auch Berlets Mittellosigkeit wurde seinerzeit erörtert, bei welcher Gelegenheit man ihn ermuntert hatte, er solle sich darüber keine Sorgen machen, denn die erforderlichen Mittel würden zur rechten Zeit vorhanden sein .. . Eine weltweite Veröffentlichung seines Erlebnisberichtes in Buchform werde nicht nur ihm und den Erdenmenschen, sondern auch den Acartianern selbst von großem Nutzen sein . . . ! Und die Acartianer sollten recht behalten mit ihrer weisen Vorausschau! Denn Artur Berlet brachte seine atem­beraubenden Erlebnisse tatsächlich ab 1958 zu Papier! Neun Jahre danach (1967) erschien sein Buch „DISCOS VOADORES — Da Utopia ä Realidade" in portugie­sischer Sprache, und nach weiteren fünf Jahren (1972) wurde es in Deutsch herausgegeben, so daß 14 Jahre seit seinem Erlebnis vergangen waren. Somit war Acorcs Vorausschau in erstaunlich exakte Erfüllung gegangen, was sich Artur Berlet als bescheidener und einfacher Mensch, vom großen Weltgeschehen völlig isoliert lebend, niemals hätte träumen lassen! Tatsache ist fernerhin, daß sein Buch „IM RAUMSCHIFF VON PLANET ZU PLANET" nun zu den Tausenden unserer deutschsprachigen Leser der „UFO-Nachrichten" in 76 Länder aller Erdteile hinausgeht und damit für die Verbreitung des großen kosmischen Gedankens wirbt. Somit wurde von Deutschland und dem VENTLA-Verlag (Wiesbaden) aus ein Beitrag im Sinne der §§ 2, 3 und 4 der DU IST-Satzungen erbracht! Und damit zugleich ein wesentlicher Schritt in Übereinstimmung mit der galak-tischen Zielsetzung: Die Erdenmenschheit der interplanetarischen Konfö­deration näherzubringen! Karl L. Veit, Präsident der DUIST, Chefredakteur der „UFO-Nachrichten" Der Jubiläumskonvent „10. INTERKONTINENTALER INTERNER KONGRESS DER UFO-FORSCHER 1972 IN WIESBADEN" stand unter dem Generalthema „INTERGALAKTISCHE RAUMFAHRT" Bildtafeln Aus Gründen der Originalitätswahrung sind die einfachen Handzeich­nungen von A. Berlet fast alle im Faksimile-Druck reproduziert. SISTEMA SOLAR _Voi_UME im RtLACÄO AO BaTeHBA _ROTACAo(duR acao do D1 ö) EM DIAS daterra(d), horas(m)e minutos _Translac.ÄO (du« ac,ao do ano) e»a dias (p) E an os (a) T>A TePRA _NluME.ro 3>E SATELITES Im Programm desselben stand u. a. für Samstag, 30. September 1972: 16.45 Uhr: Artur Berlet/Brasilien „ACHTTÄGIGE PLANETENREISE 1958" Buchautor der Neuerscheinung des VENTLA-Verl ags „IM RAUMSCHIFF VON PLANET ZU PLANET" In Verbindung mit der Buchherausgabe im Septem­ber 1972 sei diese Tatsache festgehalten. A LETTES PC RTRR- ^•»C«-BI>" i '(((Ilc.To»«' -V£,v'°" * r/""*'" PBkB V»S /VP RCMOS ^ , pn>p«",,,F'"'E''1! ^ SP/fOKl *t /Kate»""' "*""*" ' 5 Ml e vb<, pe -, ppnAucn* V6J 6 C PM fl OB -VC UTR R £jJ»>-»*,»J C O/V J Abb. 2 Zeichnungen des „Fliegenden Diskus" Aeartianisches Weltraumschiff Abb. 2: Originalskizzc von Artur Berlet Abb. 3: Nachzeichnung von A. Bekenn Abb. 3 © Kanzel mit Kontrollraum und Vordersichtscheibc, © 16 durch Sonnenenergie angetriebene Motoren (8 auf jeder Seite) mit gekrümm­ten Antriebsschrauben für Flüge in der Atmosphäre, © Bullaugen, © Ein- und Ausgang, © Sende- und Empfangsantennen, © Neutrale Isolierschicht gegen Reibung Abb. 5: Einige Details am oberen Kontrollraum Abb. 7: Haus und Ackergelände am Gebirgshang; © Ackerland auf der Hochebene, © Ackerland auf aufgeführten Erhöhungen, © dto., © Stützmauer für das Gelände, © Ackerland in der Ebene, © Haus: I) Treppe, II) Schilderhäuschen, III) Aufzüge, IV) Bürgersteig Abb. 11: Kartenausschnitt vom brasilianischen Staat Rio Grande do Sul. Links oben Sarandi, in dessen Nähe Abflug und Rückkunft des IFOs erfolgte.