Hörbuch gemacht von, ELISABETH HAICH,EINWEIHUNG. ab Seite 204 in pdf Ausgabe, online. DIE ZWÖLF ZWILLINGSEIGENSCHAFTEN Am anderen Abend stehe ich wieder vor Ptahhotep. «Die Zeit ist da», sagt Er, «daß du die zwölf Zwillingseigenschaften als nächste Übungen vornimmst. Bei der Einweihung wirst du darin geprüft werden. Höre also gut zu, und präge dir ein, was ich dir jetzt sage: So wie ,Schweigen' und ,Reden' die zwei sich ergänzenden Offenbarungsformen derselben Kraft sind, so gibt es zwölf Eigenschaftspaare, die du zu beherrschen lernen mußt. Von nun an wirst du nur vormittags im Tempel sein, dann gehst du in den Palast zurück und mußt jede Gelegenheit benützen, so viel als möglich unter Menschen zu sein, denn es ist viel leichter, dieser Eigenschaften im Tempel Herr zu sein als in der Welt. Hier begegnest du lauter dir ähnlichen, nach der göttlichen Einheit strebenden Neophyten sowie den schon in der göttlichen Einheit lebenden Priestern und Priesterinnen. In der Welt bist du aber den verschiedensten Versuchungen ausgesetzt. Du begegnest dort vielen, die körperbesessen sind und auch dich beeinflussen wollen. Die Gefahr zu fallen ist viel größer. Wenn du alle Eigenschaften im Weltgetriebe meistern kannst, dann wirst du die Einweihungsprüfungen auch bestehen. Die zwölf Zwillingseigenschaften sind: Schweigen — Reden Empfänglichkeit — Unbeeinflußbarkeit Gehorchen — Herrschen Demut — Selbstvertrauen Blitzesschnelle — Besonnenheit Alles annehmen — Unterscheiden können Vorsicht — Mut Nichts besitzen — Über alles verfügen An nichts gebunden sein — Treue Sich zeigen — Unbemerktbleiben Todesverachtung — Lebensschätzung Gleichgültigkeit — Liebe Die Erde durchläuft jetzt eine lange Periode, in der allmählich körperbesessene und selbstsüchtige Menschen die Regierung übernehmen werden. Du weißt aber schon, daß dort, wo sich negative Kräfte offenbaren, auch positive Kräfte zugegen sein müssen, jedoch im Ungeoffenbarten. Während dieser dunkeln Periode der Erde müssen die Söhne Gottes, die die göttlichen Gesetze der Selbstlosigkeit offenbaren, allmählich die irdische Ebene verlassen und sich auf die geistige Ebene, in das Ungeoffenbarte, zurückziehen. Sie werden aber im Unbewußten der Menschen weiterwirken, da sie eben das Unbewußte der Menschheit sein werden und sich in der Seele der reif werdenden Menschen als Sehnsucht nach Befreiung und Erlösung offenbaren. Auf Erden werden der Machtwahn der einzelnen und die sich steigernde Unzufriedenheit der versklavten Menschenmassen Jahrtausende hindurch in immer bitterer werdenden Kämpfen zusammenstoßen. Die Jahrtausende ständiger Kämpfe und die Herrschaft von Habgier, Eitelkeit, Neid, Rachsucht, Haß und anderen tierischen Eigenschaften würden alles Schöne, Gute und Wahre ausrotten, wenn nicht die göttliche Vorsehung dafür Sorge tragen würde, daß eine Einheit von geistig verbundenen Menschen — unter der Führung der von der geistigen Ebene wirkenden Söhne Gottes — die Fortdauer und Weiterpflanzung des Wissens vor dem Vergessenwerden retten würde. Die Erde — wie ein jeder Planet — steht unter der Führung einer hohen geistigen Kraft, und diese Kraft offenbart sich durch die Söhne Gottes in einer den Menschen angepaßten Weise. Diese Kraft wird durch eine Schar geistig eingeweihter Menschen geoffenbart, die auf dem Wege der Entwicklung den Söhnen Gottes gleichwertig geworden sind. Sie arbeiten alle zusammen an dem großen Werk: die Erde der Finsternis, der Herrschaft der materiellen und höllischen Kräfte — der Isolation — zu entreißen und zu erlösen. Jeder Eingeweihte nimmt an dieser Arbeit teil, und da du auch eingeweiht sein wirst — auch du. Um ein verwendbarer Mitarbeiter am großen Werk zu werden, muß man erst die ganze Skala der Eigenschaftspaare beherrschen. Also mußt auch du die Prüfungen in diesen Eigenschaften bestehen. Ihre Beherrschung bedeutet, daß du die Eigenschaften zur rechten Zeit und am richtigen Orte gebrauchst. Dieselbe Eigenschaft, die am richtigen Orte und zur richtigen Zeit göttlich ist, wird, am falschen Orte und zur unrichtigen Zeit gebraucht, satanisch. Denn Gott schafft nur Gutes, Schönes und Wahres. Es gibt keine schlechten Eigenschaften und keine schlechten Kräfte, es gibt nur schlecht angewendete Eigenschaften und schlecht angewendete Kräfte! Was das richtige Schweigen und Reden ist, hast du selber schon erfahren. ,Schweigen' ist eine göttliche Eigenschaft, sie bringt Segen, wenn man sie dort und dann gebraucht, wo und wann man schweigen muß. Wenn man aber dort und dann schweigt, wo und wann man reden sollte, wenn man zum Beispiel einen Menschen mit einem Wort vor einer großen Gefahr retten könnte und schweigt, so ist aus dem göttlichen ,Schweigen' ein satanisches ,Verschweigen' geworden. Wenn das ,Reden' am falschen Orte und zur unrichtigen Zeit erfolgt, so wird aus der göttlichen Fähigkeit des ,Redens' ein satanisches ,Schwatzen'. Die eine Hälfte der nächsten Zwillingsfähigkeiten, die ,Empfänglichkeit', ist göttlich, wenn man allem, was hochstehend ist — also dem Schönen, Guten und Wahren gegenüber —, empfänglich und offen ist, Gott auf sich einwirken läßt und Ihn in sich empfängt. Sie wird aber verhängnisvoll und satanisch, wenn daraus eine charakter- und willenlose ,Beeinflußbarkeit' wird. Ihre andere Hälfte, die ,Unbeeinflußbarkeit', bedeutet die Fähigkeit, allen niedrigen Einflüssen und Wirkungen unerschütterlichen Widerstand zu leisten. Leistet man aber auch den höheren Kräften Widerstand, wird aus der göttlichen ,Unbeeinflußbarkeit' satanische Isoliertheit'. Absolutes Gehorchen dem göttlichen Willen gegenüber ist die Pflicht eines jeden Mitarbeiters am großen Werke. Der Wille Gottes kann sich unmittelbar durch dich selbst und auch durch andere Menschen offenbaren. Gottes Willen erkennst du, wenn du alles, was von dir verlangt wird, gründlich prüfst, ob es auch mit deiner innersten Überzeugung übereinstimmt. Gott spricht zu uns durch unsere tiefste Überzeugung, da müssen wir unbedingten Gehorsam leisten. Gegen unsere eigene Überzeugung jemandem nur aus Feigheit, Angst, eventuell aus ,Artig-sein-Wollen' oder sogar materieller Vorteile wegen, also aus niedrigen, persönlichen Gründen, zu gehorchen bedeutet ,Servilität' und ist satanisch. ,Herrschen': unwissenden und schwachen Wesen soll von der eigenen Willenskraft abgegeben werden. Universelle Liebe soll, alle Kräfte des Volkes zusammenfassend, es zum allgemeinen Wohle führen, ohne das Selbstbestimmungsrecht der Menschen zu verletzen. Wer lieblos und aus selbstsüchtigen Gründen den eigenen Willen anderen aufzwingen will und ihr Selbstbestimmungsrecht verletzt, macht aus der göttlichen Eigenschaft des ,Herrschens' die satanische ,Tyrannei'. ,Demut' sollen wir dem Göttlichen, dem uns belebenden höheren Selbst, gegenüber erleben. Du mußt dir dessen bewußt sein, daß alle schönen, guten und wahren Eigenschaften IH M gehören, daß seine Person ein Offenbarungswerkzeug, ein Projektionsapparat des Göttlichen, aber an sich nur eine leere Hülle ist. Du sollst die in dem Al l sich offenbarende Gottheit — das ewige Sein — in dir erkennen und dich Ihm demütig ergeben. Nie aber sollst du dich irdischen oder unterirdischen Mächten unterwerfen und vor irdischen Formen auf die Knie fallen. In diesem Falle würde aus der göttlichen ,Demut' ein satanisches, feiges ,Sich-Demütigen', wodurch du die dich mit Ihrem eigenen ewigen Sein belebende Gottheit verletzen würdest. Wenn du ein guter Diener am großen Werke der Erlösung der Erde sein willst, darfst du nie vergessen, daß du nicht aus eigener Kraft lebst und arbeitest. Jede Kraft stammt aus Gott, und alle Kräfte, die du offenbarst, strömen dir aus deinem höheren Selbst — aus Gott — zu. Sei dir dessen bewußt, daß deine Person an sich ein Scheinwesen ist. Dein wahres Wesen — die einzige, ewige Realität in dir — ist Gott! Selbstvertrauen bedeutet also Vertrauen in den deinem Herzen innewohnenden Gott, nicht aber in dein Scheinwesen, in deine Person. Das göttliche "Selbstvertrauen" ist zu jeder schöpferischen Tätigkeit unerläßlich und bedeutet eine innere Verbindung mit Gott. Wenn aber eine Person sich einbildet, daß ihre Qualitäten und Kräfte ihr gehören und nicht Gott, so wird aus dem göttlichen Selbtsvertrauen satanisches "Sich-Überheben" Als Mitarbeiter am großen Werk mußt du dich auch blitzschnell entscheiden können. Du mußt lernen, ohne Zögern, augenblicklich, aus verschiedenen Möglichkeiten die beste zu wählen. Es können Situationen eintreten, in denen nur ein Augenblick Verspätung die Versäumnis einer einmaligen, unwiderbringlichen Gelegenheit bedeutet. Wenn du vollkommen konzentriert, mit über jedem Zeitbegriff stehender Geistesgegenwart, augenblicklich handeln kannst, so offenbarst du Gottes Willen, und in diesem Falle ist die blitzschnelle Entscheidung göttlich. Wenn man aber ohne Geistesgegenwart und Überlegung blitzschnell handelt und so die Konzentration verliert, dann wird aus der göttlichen ,Blitzesschnelle' satanische ,Übereilung'. So mußt du also lernen, dir göttliche ,Besonnenheit' anzueignen. Du mußt, bevor du handelst, dein Temperament zügeln und mit viel Geduld die Entscheidung in dir reifen lassen. Oft mußt du dir, um den Willen Gottes zu erkennen, Zeit lassen, bis du die richtige Entscheidung gefunden hast. Das bedeutet, mit ,Besonnenheit' arbeiten. Wenn man aber die Besonnenheit unendlich ausdehnt und nie zur Entscheidung gelangt, so wird aus der göttlichen ,Besonnenheit' eine satanische, zweifelnde ,Unentschlossenheit'. Als ein nützlicher Mitarbeiter am großen Werke mußt du lernen, alles anzunehmen, was dir das Schicksal bringt. Nicht die äußeren Umstände geben dir deinen Wert, sondern nur der Grad, in dem du Gott offenbarst. Deine inneren Werte können weltliche Erniedrigungen oder Demütigungen nicht verkleinern oder vernichten. Aber Verherrlichungen oder Lobgesänge können sie auch nicht vergrößern. So darf dich die Art, wie dich die unwissenden Menschen behandeln, nicht berühren. Du bleibst, was du bist, ob man dich herabsetzt oder ob man dich verherrlicht. Lerne mit allen Verhältnissen zufrieden zu sein und sie vollkommen unbewegt hinzunehmen. Wenn deine Arbeit im großen Werke von dir verlangt, daß du in großer Armut lebst oder aber daß du auf einem hohen Posten stehst und über ein großes Vermögen verfügst, so mußt du das eine wie das andere als Mittel zum großen Zweck betrachten. Keines darf deine innere Einstellung ändern. So gebraucht, wird das ,Alles-Annehmen' göttlich. Du mußt aber immer erwägen — wenn dich auch in deinem Inneren nichts berührt —, wann du dich als Vertreter der höheren Führung gegen Demütigungen oder Beleidigungen verteidigen mußt — und wann du dich vor Verherrlichungen bescheiden zurückzuziehen hast. Das ,Alles-Annehmen' darf nie in apathische Teilnahmslosigkeit' oder feige ,Charakterlosigkeit' entarten. Wähle immer das Allerbeste, und gib dich nicht mit Minderwertigem zufrieden. Du mußt das ,Schöne' vom ,Häßlichen', das ,Gute' vom ,Schlechten' oder ,Bösen', das ,Wahre' vom ,Falschen' — das Göttliche vom Satanischen — unterscheiden können. Ohne vollkommenes Unterscheidungsvermögen ist man im großen Werke unbrauchbar. Wenn du aber von Nutzen sein willst, mußt du auch aus voller Kraft ,kämpfen' können. Mit dem Schwert der Wahrheit sollst du gegen den Schatten des Irrtums kämpfen, um dem Göttlichen auf Erden zum Sieg zu verhelfen. Nie darf aber aus der edlen und mutigen Kampfbereitschaft' sinnlose ,Zanksucht' werden. Du darfst nicht vergessen, wenn du auch oft mutig kämpfen mußt, daß du mit geistigen Waffen kämpfen sollst, um der Erde ,Frieden' zu bringen. Du sollst kämpfen, um das Zerrissene in eine Einheit zu verwandeln und um zwischen Kämpfende Frieden zu bringen. Nie soll aber aus deiner Friedensliebe ein feiges oder bequemes ,Nicht-kämpfen-Wollen' werden. Wenn du ein verwendbarer Mitarbeiter am großen Werke der Erlösung der Erde sein willst, mußt du auch ,Vorsicht' lernen, aber gleichzeitig entscheiden können, zu welcher Zeit und an welchem Orte du diese göttliche Eigenschaft gebrauchen sollst. Durch ,Vorsicht' kannst du dich und viele andere vor großen Gefahren, vor Schaden und sinnlosen Opfern retten. Aber aus Angst und Mangel an Selbstvertrauen sich nicht getrauen, etwas zu tun, macht aus der göttlichen Eigenschaft der ,Vorsicht' satanische ,Feigheit'. Du mußt unerschütterlichen ,Mut' besitzen. Du darfst dich vor keiner Gefahr fürchten. Du mußt allen Schwierigkeiten mutig entgegengehen und jeden Angriff gegen das Göttliche mit Mut bekämpfen, wenn es das große Ziel erfordert. Nie darf aber der göttliche ,Mut' in gottversuchende ,Waghalsigkeit' entarten. Als Mitarbeiter am großen Werke mußt du dich auch zum ,Nichts- Besitzen' bekennen. Ob deine Aufgabe von dir vollkommene Armut verlangt oder dich in den größten Reichtum versetzt: sei dir dessen bewußt, daß dir nie und nirgends etwas gehört, sondern alles Gottes Eigentum ist, aus dem du deiner Aufgabe entsprechend etwas nur zum Gebrauch bekommst. Wie es einem Wasserkanal gleichgültig ist, ob mehr oder weniger Wasser durch ihn fließt, da das Wasser nicht ihm gehört, so sollst auch du alles, was dir das Schicksal gibt, als etwas betrachten, das von Gott kommt und das du weitergeben mußt. Wovon du leben wirst, darüber brauchst du dir keine Sorge zu machen. Du bekommst genau so viel, wie du brauchst. Und wenn du noch so reich wärest, du müßtest deine Einstellung des ,Nicht-Besitzens' als Bewußtseinshaltung immer wahren. Nie darf aber diese göttlich-positive Einstellung in ein ,Sich-um-nichts-Kümmern' und auch nicht in ,Verachtung-der-Materie' entarten. Du darfst von deinen Mitmenschen nie erwarten, daß sie dich ohne Arbeit erhalten! Auch die Materie ist eine Offenbarung Gottes, du mußt also die Materie als etwas Göttliches wertschätzen, du mußt auch über sie herrschen und verfügen. Du mußt die Kunst besitzen, immer so viel Materielles herbeizuschaffen, als du zu deiner irdischen Aufgabe benötigst. . . Sei dir dessen voll bewußt: Solange du auf der irdischen Ebene weilst, mußt du mit, nicht aber ohne die Materie und auch nicht gegen die Materie handeln. Es ist nötig, daß du die Materie zusammenfassen und halten kannst, sie richtig gebrauchst und meisterst, sonst bist du den irdischen Mächten vollkommen ausgeliefert und kannst, ihnen unterworfen, deine irdische Aufgabe nicht unabhängig und frei ausführen. Gib aber acht, daß die göttliche Eigenschaft, über die Materie herrschen zu können, nie zur satanischen, selbstsüchtigen ,Besitzgier' ausarte. Als Mitarbeiter am großen Werk darfst du an keinen Menschen gebunden sein. Erkenne in allen Menschen, was in ihnen göttlich, was irdisch und was höllisch ist. Liebe nicht die Person, sondern liebe in ihr das Göttliche, dulde das Irdische und weiche dem Höllischen aus. Wenn deine Aufgabe es verlangt, mußt du ohne Zögern den geliebtesten Menschen verlassen können, weil du immer vor Augen haben mußt, daß, was in ihm der Liebe würdig, Gott ist und nicht die Person. Die Person ist nur ein Offenbarungswerkzeug Gottes. Du kannst dieselben Offenbarungen auch in anderen Personen finden und lieben. Liebe Gott in jedem Menschen, dann wirst du an keine Person gebunden sein. Nie darf aber dieses ,Nichtgebunden- Sein' sich in allgemeine ,Lieblosigkeit' gegenüber deinen Mitmenschen verkehren. Menschen aber, in denen du Offenbarungen Gottes erkannt hast, sollst du im Leben und im Tod treu bleiben. Du liebst deine Meister und deine Mitarbeiter im großen Werk, weil du in ihnen Gott erkannt hast. Du bist Gott in ihnen treu, weil du ihre Person nur als Werkzeug Gottes liebst. So wird diese Verehrung und Treue gegen deine Meister und Mitarbeiter nie zur persönlichen Anbetung, zum "Personenkult". Wenn du ein nützliches Werkzeug im großen Werk sein willst, so mußt du die Kunst besitzen, deine eigene Person, wie ein gehorsames Instrument, auch von der Öffentlichkeit zu gebrauchen. Du mußt deine Begabungen und Fähigkeiten vor Menschenmengen durch deine geistigen Kräfte beleben, zum Höhepunkt und zum Strahlen steigern, so, daß du deinen Geist durch deine Person, durch die Haltung deines Körpers, durch die Bewegungen deiner Hände, durch die Ausstrahlung deiner Augen, deines Blickes und durch deine Redekunst im höchsten Grade offenbarst und die Menschen unter deinen Einfluß bringst, sie auf eine höhere geistige Stufe mitreißest. Du mußt also deinen Geist durch deine Persönlichkeit vor der Öffentlichkeit ohne Scham, ohne Hemmungen zeigen können. Nie darf aber die Kunst des ,Sichzeigens' den Teufel der Eitelkeit in dir wecken und in eine Selbstgefälligkeit, in ein mit deinen Gottesbegabungen Auf- fallen- und Prahlenwollen entarten. Wenn Menschenmengen dich begeistert feiern und bejubeln, so mußt du ununterbrochen im Bewußtsein tragen, daß die Menschen nicht von deiner Person, — die nur eine leere Hülle ist, — sondern von Gott begeistert sind, DER sich durch deine irdische Hülle geoffenbart hat. Wenn du dich im Gebrauch der Kunst des "Sichzeigens" nicht dem Teufel der Eitelkeit auslieferst, dann wird dich nicht im geringsten stören, wenn du — in der Erfüllung anderer Aufgaben — unter den Menschen wiederum vollkommen unbemerkt und unbedeutend bleiben mußt. Du darfst in diesem Falle deine Fähigkeiten nicht zeigen, sondern unter den Menschen, wie einer von vielen, ohne auffallen und herausragen zu wollen, unbemerkt verschwinden. Nie darf aber dieses bescheidene ,Unbemerktbleiben' in eine persönliche Selbstunterschätzung und Selbstvernichtung entarten. Deine Menschenwürde mußt du immer in deinem Herzen tragen. Wenn du ein brauchbarer Mitarbeiter am großen Werke sein willst, mußt du die Prüfung der vollkommenen Todesverachtung bestehen. Du mußt die unerschütterliche Überzeugung haben, daß es überhaupt keinen Tod gibt. Wenn dein Körper verbraucht ist, so streift dein Selbst ihn ab. Das Selbst ist aber ein Zweig des Lebensbaums, das Leben selbst, und das Leben ist unvergänglich. Wenn du in deinem Bewußtsein mit dem Leben identisch geworden bist, wirst du auch vor dem Tode — wenn deine Aufgabe dich in Lebensgefahr bringt — nicht zurückschrecken, sondern mit unerschütterlicher Todesverachtung der größten Gefahr entgegenschauen. Laß aber die Todesverachtung' nie in eine Geringschätzung des Lebens, also in ,Lebensverachtung', ausarten. Du mußt das Leben über alles schätzen. Das Leben ist Gott selbst. In allem, was lebt, offenbart sich das ewige Sein. Du darfst dich nie sinnlos der Gefahr aussetzen. Schätze das Leben auch in deinem Körper, lebe mit Freude. Nie soll aber die Freude am Leben Selbstzweck werden und in ,Sinnlichkeit' ausarten. Und zuallerletzt mußt du die allerschwerste Prüfung bestehen: die der ,Liebe' und der ,grausamen Liebe': der "Gleichgültigkeit". Dieses letzte Eigenschaftspaar bildet schon auf der irdischen Ebene eine untrennbare Einheit. Wann immer du die eine Hälfte offenbar machst, so offenbart sich unwillkürlich auch die andere. Du mußt deine persönliche Einstellung, deine persönlichen Neigungen und Gefühle vollkommen aufgeben: so lieben können, wie Gott selbst liebt, alles lieben, ohne Unterschied lieben! Mit allem in der Einheit des ewigen Seins verbunden lieben. So wie die Sonne mit vollkommener Gleichgültigkeit auf das Schöne und das Häßliche, auf das Gute und das Böse, auf das Wahre und das Falsche scheint — sie liebt —, so mußt du das Schöne und das Häßliche, das Gute und das Böse, das Wahre und das Falsche ohne Unterschied, mit vollkommener Gleichgültigkeit lieben. Die allerhöchste, göttliche Liebe ist die vollkommen gleichgültige Liebe! Es muß dir vollkommen gleichgültig sein, ob etwas oder jemand schön oder häßlich, gut oder böse, wahr oder falsch ist, du mußt alle mit der gleichen Liebe lieben. Du mußt lernen, daß das Schöne ohne das Häßliche auch nicht da wäre. Du mußt lernen, daß das Gute ohne das Böse auch nicht da wäre. Du mußt lernen, daß das Wahre ohne das Falsche auch nicht da wäre. Und so mußt du alle gleich lieben. Du mußt erkennen, daß das Schöne und das Häßliche, das Gute und das Böse, das Wahre und das Falsche nur einander ergänzende Spiegelbilder des Unaussprechlichen sind, das wir — nur um ein Wort zu haben — ,Gott' nennen. Wenn für jedes Lebewesen vollkommen gleiche, gleichgültige Liebe aus dir strahlt, wird sich dieser Liebe in keinem Falle mehr persönliche Neigung beimischen. Du wirst alles vom Standpunkt des großen Ganzen betrachten, und wenn der Standpunkt des Allgemeinen gegen den Standpunkt der einzelnen Personen verstößt, wirst du ohne Zögern den Standpunkt des Ganzen vertreten und die Interessen der einzelnen rücksichtslos übergehen. Diese Rücksichtslosigkeit muß aber immer in der universellen, göttlichen Liebe wurzeln und darf nie aus einer persönlichen ,Abneigung' stammen. Du mußt aber deine unpersönlich gewordene, gleichgültig-grausame Liebe deinen Mitmenschen gegenüber auch in solchen Fällen offenbaren, in denen ihre Seele eventuell nur um den Preis ihres irdischen Wohles zu retten ist, auch dann, wenn sie dir persönlich am nächsten stehen. Du mußt eventuell auch gleichgültig zuschauen können, wie deine Geliebtesten in die größten Gefahren hineingeraten und darfst sie, wenn sie auf gewöhn liche Mittel nicht reagieren, weder mit geistiger Gewalt, mit Hypnose, noch mit magischen Mitteln zurückhalten, wenn ihr Seelenheil es so verlangt. Lieber soll ein Mensch materiell oder körperlich zugrunde gehen, sogar sterben, als daß seine Seele verlorengeht. Du mußt unbedingt die Rettung seiner Seele unterstützen. Ebenso wie Gott sich in keine Angelegenheiten der Menschen mischt, sondern ihnen ihren freien Willen läßt, so mußt auch du deinen Mitmenschen ihren freien Willen lassen und sie niemals mit Gewalt zu etwas zwingen. Deine Hilfsbereitschaft soll alles vom Standpunkt des seelischen Heils und nicht vom irdischen und körperlichen Wohl aus betrachten. Nie darf aber diese göttlich-grausame Liebe in »Lieblosigkeit' entarten, und nie darfst du einem Menschen aus persönlicher Abneigung nicht helfen wollen, wenn du ihn mit irdischen Mitteln retten kannst. Das sind die allerschwersten Prüfungen, weil du deine persönlichen Gefühle aufgeben und ausschalten mußt. Nur wenn du die vorhergehenden elf Eigenschaftspaare vollkommen beherrschest, kannst du die Stimme Gottes so klar vernehmen, daß du mit Sicherheit fühlst, was du auch in den schwersten Fällen aus wahrer Liebe tun — und was du nicht tun sollst! Dann aber wirst du nicht mehr fehlen können, denn du wirst die Liebe selbst sein! Und die Liebe kann alles nur aus Liebe tun. Du brauchst nichts anderes zu tun, als dein Selbst auszustrahlen, zu sein, und das ganze All wird aus deiner Wärme, aus deinem Licht und aus deiner Kraft schöpfen können. Dann bist du selbst göttlich geworden, dein Bewußtsein wurde mit Gott selbst identisch! Du bist aus der Welt des Baumes der Erkenntnis des Guten und Bösen, also aus dem Reich des Todesbaumes, wo alles in Trennung und Spaltung erscheint, ins Reich des Lebensbaumes, ins Reich der göttlichen Einheit, zurückgekehrt. Du issest wieder von den Früchten des Lebensbaumes, und von diesen Früchten gibst du auch den nach dir Kommenden zu essen, damit alle in die Einheit des unsterblichen, ewigen Lebens, in das ewige Sein — in Gott — heimkehren.» O Du Gottesvertreter! Nie werde ich deine Worte vergessen. Sie haben sich so tief in meine Seele eingeprägt, daß ich mit dem Sinn dieser Worte identisch geworden bin. Sie sind mir ins Blut, ins Knochenmark übergegangen, und nach dieser Belehrung bin ich nicht mehr dieselbe, die ich vorher war. http://galactic.no/rune/spesBoker/elisabeth_haich_einweihung.pdf Meine Aufgabe aber ist: all dies zu verwirklichen.